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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1901
- Sprache
- Deutsch
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6634 Nichtamtlicher Teil. 198, 26. August 1901. geistreichen Besprechung der Helinoltschen nicht völlig gedient, sondern ich möchte einen Aufsatz über alle wichtigen Werke lesen, die in Frage kommen, möchte erfahren, ob sie umfangreich sind oder nicht, teuer oder billig, illustriert oder nicht, leicht oder schwer lesbar, ob sie auf der Höhe der heutigen Forschung stehen oder veraltet sind und von welchen Weltanschauungen und politischen Grundsätzen die Verfasser ansgehcn. Ebenso bin ich vor Weihnachten in Verlegen heit. Ich möchte einem Knaben einen »Robinson» schenken, aber welche von den vielen Ausgaben nehme ich? Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie verdrießlich es ist, wenn man vielleicht die Bearbei tung eines Schuldirektors gewählt hat und sich nachher über dessen Gelehrtendeutsch bei jedem Kapitel fünfmal ärgert; noch viel ver drießlicher ist cs, wenn man eine Weltgeschichte kauft und wenige Tage danach bemerkt, daß eine andere, ältere uns viel mehr be friedigt hätte. Zur Zeit haben wir die Kämpfe um die Weltmacht politik, die Kanalvorlage und die Handelsverträge. Wenn über diese Themata neue Bücher oder Broschüren erscheinen, werden sie vermutlich in den Zeitungen geradeso, d. h. freundlich oder feindlich, besprochen, wie Aeußerungen oder Offenbarungen einer offiziösen Korrespondenz. Aber es giebt doch wohl auch Leute, die solche Fragen ruhig studieren möchten, vielleicht auch an Schriften, die zehn oder zwanzig Jahre alt sind. Finden wir jetzt in der ganzen deutschen Presse einen Aufsatz, der nur die wichtigste Litteratur über solche Fragen und über die ihnen zu Grunde liegenden großen Prinzipien bekannt giebt? Oder sollte cs richtig sein, daß wir uns allein aus Leitartikeln, Parlaments reden und Tagesschriften belehren? Auf ein paar Gebieten haben wir Anfänge der litterarischen Beratung, wie wir sie hier meinen, aber auch erst Anfänge. So giebt es Zusammenstellungen der Litteratur, die sich für Volksbibliothekcn eignen Der Verfasser nennt dann mit einem Seitenhieb auf die »gratis zugesandtcn Reklame-Unternehmungen der Buchhändler- noch einige solche Zusammenstellungen, wie die Liste der besten Jugendschriften der Hamburger Lehrer, die ja in diesem Blatte in früheren Jahren oft zur Debatte stand. Aber seine Auf führung ist keineswegs vollständig und neuerdings hat sich hierin im Buchhandel viel geändert. Nun sollten auch die Buchhändler, fährt er fort, litte- rarische Ratgeber sein. Manchmal sind sie es, aber gewöhn lich fehlt ihnen entweder die hierzu nötige große Bildung, oder es fehlt ihnen die ethische Neigung für solche Beratung. Wenn ich in eine fremde Buchhandlung trete, erwarte ich von dem jungen Manne, der mir entgegenkommt, von vornherein keinen Rat, aber auch der ältere Buchhändler ist gewöhnt, seine Meinung zurückzuhaltcn. Das könnte und sollte anders sein. Viele Buch händler fürchten heute, daß auch ihnen das große Waren haus sehr bald schwere Konkurrenz machen werde. Da muß der Buchhändler den Vorzug ausnutzen, den er vor dem Verkäufer des Warenhauses hat: die bessere Kenntnis seiner Kunden, das freundschaftlichere Verhältnis zu ihnen und die bessere Kenntnis der Litteratur. Wenn uns ein Buchhändler ein paarmal vor Mißgriffen behütet hat, bleiben wir ihm eher treu. Wir wollen z. B. einige Bücher Tolstois kaufen und wissen nur von den Uebersetzungen, die bei T. erschienen sind. Der gute Buchhändler wird uns belehren, daß der Verlag von I. viel mehr Zutrauen verdient, daß wir folglich auch die von ihm herausgegebene Ueber- setzung zuerst ansehen sollten. Der dritte litterarische Berater ist der Bibliothekar. Früher war er es sehr selten; früher war er in der Regel ein bärbeißiger Herr, den man lieber in Ruhe ließ; es war ein Hund, der einen Bücherkirchhof bewachte. Jetzt haben wir eine Menge der liebens würdigsten Menschen in diesem Fache, aber wir Entleiher sind das Gefühl noch nicht ganz los geworden, daß die Herren eigentlich keine Zeit für uns haben, daß wir sie höchstens zwei, drei Minuten bemühen dürfen. Die Beratung in den Biblio theken ist noch nicht organisiert. Nun könnte man sich aber in den öffentlichen Bücherhallen recht wohl einen Ratgeber tisch denken, an dem zu bestimmten Stunden der Biblio thekar oder ein anderer Fachmann den bildungslustigen oder sonst auskunftsbedürftigen Gästen die nötigen Winke giebt, Titel ausschrcibt, Titel sucht u. s. w. Am Montag-Abend könnte ein Naturforscher da sein, am Dienstag-Abend ein Religions kenner, ani Mittwoch ein Historiker u. s. w. Diese zwanglose, gemütliche Art des Unterrichtens ist eine so schöne Aufgabe, daß sich gewiß Liebhaber dafür finden. In Amerika, das in diesen Dingen uns ja leider immer voraus ist, hat man eine ähnliche Einrichtung oft. So lesen wir in der neuen Zeitschrift »Düs IVorici's IVoi-Ie-, daß die Bibliothek zu Providence, die eben ein neues Gebäude für 2 Millionen Mark bezogen hat, ein »Be lehrungs-Pult- habe. Hinter dem Jnformationstisch sitzt -ein Beamter von ivcitem Wissen, vieljähriger Erfahrung und der Geduld Hiobs-; er bemüht sich, jede Frage zu beantworten. Der Direktor dieser Bibliothek, Mr. Förster, hat ferner seit mehreren Jahren jeden Morgen nach den Zeitungen festgestellt, welches neue Thema gerade die Bürger seiner Stadt beschäftigen könne. Er hat dann eine Liste der wichtigen Werke, die dieses Thema be leuchten, entworfen und diese Liste sowohl im Lesezimmer auf gehängt, als auch in den Zeitungen der Stadt veröffentlicht. Providence ist eine Industriestadt; wie überaus wichtig kann es da zuweilen werden, wenn die Einwohner über die neuesten tech nischen Verbesserungen, d. h. über die betreffenden Bücher und Aufsätze schnell belehrt werden! vr. Ernst Schultze berichtet in seinem vortrefflichen Buche -Freie öffentliche Bibliotheken-, daß die Bibliothek in Boston ein Beamtenpersonal von 250 Köpfen habe, »eine Zahl, die von den sämtlichen preußischen Universitätsbibliotheken nicht erreicht wird-. — -Gewiß kosten diese Beamten viel Geld, aber sie machen die Benutzung der Bibliothek erst recht möglich.- Und indem er ein gehend schildert, wie drüben gewisse Beamte nichts anderes sein sollen, als gelehrte Freunde der Leser, wirft er einen Seitenblick auf große deutsche Bibliotheken, die vor einem halben Jahrhundert in erster Reihe standen und jetzt so heruntergekommen sind, daß von einer wirklichen Benutzung kaum noch gesprochen werden kann. Buch händlerische Vignetten als Warenzeichen. — Zur Ergänzung der im Börsenblatt Nr. 158 vom 10. Juli, Seite 5570 und 5571, veröffentlichten Liste von üuchhändlerischen Verlagszeichen, die als Warenzeichen eingetragen sind, teilen wir ferner mit, daß das Warenzeichen der Firma Mey L Widmayer Verlag in München unter Nr. 35378 patentamtlich eingetragen ist. Dasselbe enthält in einem auf die Spitze gestellten Quadrat einen ornamentierten Merkurstab, über den sich Laubsägebogen und Hammer (Andeutung auf die Richtung des Verlags) kreuzen. Die Kreuzungsstelle deckt ein Wappenschild mit dem Münchener Kindl (das Münchener Wappen). In Oesterreich verboten. — Das k. k. Landesgericht Wien als Preßgericht hat am 19. August auf Antrag der k. k. Staats anwaltschaft erkannt, daß der Inhalt des Druckwerkes: -Laura von Skublics und Erzherzog . . .- aus dem Kommissionsverlage von O. Gracklauer in Leipzig, zur Gänze das Verbrechen nach H 6-1 St.-G. begründe. Es hat daher nach ß 493 St.-P.-O. das Verbot der Weiterverbreitung dieser Druckschrift ausgesprochen und nach Z 37 Pr.-G. auf die Vernichtung der vorfindlichen Exeniplare erkannt. (Wien. Ztg.) Deutscher Vuchdruckertari f. — Zur bevorstehenden Revision des am 1. Juli 1896 eingeführten Allgemeinen Deut schen Buchdrucker-Tarifs ist eine große Anzahl Abänderungs anträge eingegangen, die in der übergroßen Mehrheit von den Gehilfen gestellt worden sind. Es liegen nicht weniger als 341 Gehilfen- und 29 Prinzipals-Anträge und außerdem 22 redak tionelle Anträge des Tarif-Amtes vor. Die meisten Gehilsen- Anträge (93) sind von Stuttgarter Buchdruckern gestellt worden. Dann folgt Leipzig mit 56 Anträgen. 29 Orte beantragen eine Erhöhung des Tausendpreises um 15 Prozent, 66 Orte und ein Kreis eine solche um 10 Prozent. Von 15 Orten ist der Antrag auf Verkürzung der Arbeitszeit um täglich eine halbe Stunde gestellt worden. Die Erhöhung des gewissen Geldes und des Minimums um 15 Prozent beantragen 31 Orte, um 10 Prozent 60 Orte und ein Kreis. Leipzig und ein Kreis wollen das Minimum des gewissen Geldes (Wochenlohnes) auf 23 ^ (aus schließlich des Lokalzuschlags) festgesetzt wissen. Bon 169 Orten werden Lokalzuschläge im Betrage von 5 bis 33'/, Prozent ge fordert. Für Leipzig soll der Lokalzuschlag 25 Prozent betragen. Durch die Anträge der Prinzipale sollen der Tausendpceis für den Satz, die Arbeitszeit, das Minimum für das gewisse Geld und die Lehrlingsskala geändert, bezw. geregelt werden, während die Anträge des Tarifamtes mehr redaktioneller Natur sind. Undurchsichtiges dünnes Druckpapier. (Vergl. Borsenbl. 1901, Nr. 148,171 u. 188.) — Auch von der Papierfabrik Gebrüder Müller in Mochenwan gen (Württemberg) ist der Redaktion jetzt eine Bibel zugegangen, die dieselben Vorzüge, wie die in Nr. 171 geschilderte, aufweist. Der ziemlich enge Druck ist gut lesbar und schlägt keineswegs durch. Das Papier wiegt 30 A pro qw, die ganze Bibel mit Ledereinband ca. 370 A. Sie umfaßt 38 Doppel bogen a, 32 Seiten, insgesamt also 1216 Seiten in Format von 16'/y zu 10 ow und ist, die Deckel abgerechnet, nur 21 mm dick. Sie kann also bequem in der Brusttasche getragen werden. Ausstellungspreise. — Dem k. u. k. Hofbuchhändler Hans Feiler in Karlsbad wurde von der Jury der -Allgemeinen Aus stellung für die gesammte Hygiene- in Karlsbad die goldene Medaille und außerdem die silberne Medaille der Egerer Handcls- und Gewerbekammer verliehen.
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