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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1906
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 1731 Nichtamtlicher Teil Von alten Kalendern. Van I. H. Eckardk. Es ist eine sehr interessante, aber ebenso schwierige Aufgabe, eine Geschichte des Kalenderwesens von alten Zeiten zu schreiben. Die deutsche Kalenderkunde von ihren Ur anfängen an, von den Runenkalendern, den ältesten ge schriebenen Kalendern und den ersten gedruckten Kalendern an hat erst kürzlich in einem Aufsatz von Hölscher über Einblattkalender st die gebührende Würdigung auf Grund der Arbeit von Häblerst gefunden. Von diesen seltenen, für das kulturelle Leben unsers Volks so bedeutungsvollen Blättern will ich hier nicht reden, sondern von den Zeiten, von denen Harnack in einem Rückblick bei dem 200 jährigen Bestehen des Trowitzschschen Verbesserten Kalenders 1903 sagt: »Bibel, Gesangbuch und Kalender bilden die Biblio thek des Volkes; das gilt auch heute noch für weite Kreise in unseren Vaterland, galt im 17. und 18. Jahrhundert aber für den gesamten Bürger- und Bauernstand. In der Kalender-Geschichte steckt daher ein gutes Stück der all gemeinen Kulturgeschichte, denn die Kalender enthielten in der Regel reiche Beigaben der verschiedensten Art, die den Bedürfnissen und dem Geschmack ihrer Leser angepaßt waren. Jede selbständige Landschaft, jede größere Stadt hatte ihren besonder» Kalender; denn die Markttage, die Festtage, Preise der Genußmittel usw. mußten in dem selben verzeichnet sein.« Soweit Harnack. Schon bei den alten handschriftlich vorhandenen Kalendern und den Einblattdrucken des frühen Mittelalters waren die medizinischen und astrologischen Bei gaben schließlich das Wichtigste für das Volk geworden, die Verzeichnisse der verworfenen oder üblen Tage und Stunden, wovon meist auf jeden Monat zwei fielen, an denen nichts Wichtiges irgend welcher Art vorgenommen werden durfte, die Gesundheitsregeln und Aderlaßtabellen, die den Aber glauben fördernden Angaben über Haarschneiden, Nägel schneiden, Baden, Schröpfen u. a. m., die auf den Einfluß der Planeten zurückgeführt wurden, usw. Später wurden dann den Kalendern außer diesen Ratschlägen und Anpreisungen von Mitteln noch Rezepte zu gebrannten Wassern, zu Rosenzucker und überhaupt Koch rezepte beigegeben, so daß der Kalender vielfach zum Koch buch wurde und oft in gereimter Form Mitteilungen ent hielt über das, was in den betreffenden Monaten für die Küche brauchbar ist. Praktische Ratschläge für Haus, Küche und Garten haben die Kalender dann noch bis auf unsre Zeit gegeben und sind dadurch vielfach im Haushalt un entbehrlich geworden. Seit 1455 kennen wir deutsche Kalenderdrucke. In jenem Jahre erschien der »Münchener Türkenkalender«, aus sechs Quartblättern bestehend st, der im Hinblick auf die dem Deutschen Reiche drohende Türkengefahr verfaßt ist und in seinen Versen Fürsten und Volk zur Abwehr gegen die Heiden anruft. Seit dieser Zeit war es vielfach üblich, den Kalendern einen Türkenkopf als Titelvignette zu geben, und manche auf dem Lande viel verbreitete Kalender tragen diese Bezeichnung. Dieser Türkenkalender bestand aus sechs Quartblättern. Die meisten bekannten gedruckten Kalender des fünfzehnten Jahrhunderts sind nur Eiublattdrucke. Als ältester gedruckter Kalender gilt bis jetzt noch — trotz der gegenteiligen Meinung st Börsenblatt 1905, Nr. 196. st Häbler, Hundert Kalender-Inkunabeln. Straßburg 1905. st Uhl, Unser Kalender. S. 46. von Schreiber st — der Kalender des Johannes de Gamundia, Johannes Npder aus Schwäbisch-Gmünd, dessen Druck in das Jahr 1439 verlegt wird. In dem vortrefflichen Werk von Häblerst wird er auch als erster gedruckter Einblatt kalender aufgeführt und reproduziert. Es ist eine große Reihe Einblattkalender bekannt und vorhanden, die vor zugsweise in Süddeutschland entstanden sind; über 200 sind nachweisbar, deren Ursprungsland vorwiegend Deutschland ist. Häbler bemerkt dazu: »Das ist natürlich kein Zufall, sondern es ist vielmehr unverkennbar Deutsch land dasjenige Land gewesen, in dem die Mode, Kalenderblätter und — um das gleich hier anzuschließen — Prognostik« für das kommende Jahr herzustellen und als Neujahrsgruß in die Welt zu schicken, die weiteste Verbreitung gefunden hat.« Es würde zu weit führen, hier näher auf die Einblattkalender einzugehen; die Werke von Heitz und Häbler und das Büchelchen von Uhl bieten darüber ein wertvolles Material. Nürnberg, Ulm und Augsburg scheinen die bedeutenderen Verlagsorte für die Kalender des 15. Jahrhunderts gewesen zu sein; aber auch andre süddeutsche Städte, sodann Wien, Basel, Leipzig, Lübeck sind als Entstehungs- und Druckorte dieser Kalender zu nennen. Einer der am meisten vorkommenden Verleger und Drucker von Kalendern ist Günther Zainer in Augsburg, der nach Hölschers Vermutung st vielleicht die Kalender als eine Art Reklamemittel benutzte und sie seinen Kunden zum Geschenk machte. Die meisten dieser ältesten gedruckten Einblattkalender sind einjährige, unterscheiden sich aber von unfern heutigen Wandkalendern dadurch, daß sie keine rubrizierten Tag tafeln bilden, sondern am häufigsten in fortlaufender Prosa geschrieben sind. Die Anordnung ist meistens nicht tabel larisch, sondern es handelt sich um einen zweispaltigen Text, der in Absätzen für jeden Monat gesetzt ist. st Das Blatt beginnt mit der Tafel der Voll- und Neumonde in dem betreffenden Jahr. Dann folgt die Angabe, welche Ziffer dem Jahr im Sonnenzirkel zukommt; die goldne Zahl und der Sonnlagsbuchstabe werden vermerkt und das Inter vallum angegeben. Dieses ist gewöhnlich die Zahl der Wochen, die zwischen Weihnachten, mit welchem Fest das Jahr meist begann, und Ostern liegen. Ferner werden be stimmt der Beginn der siebzig Tage vor Ostern, das Oster fest selbst, die Kreuzwoche, der Pfingsttag, Fronleichnam und der Beginn des Advents. Dann folgen zwölf Absätze in denen für jeden Monat der Eintritt des Vollmonds und des »Bruchs«, d. h. des Neumonds, nach Stunden und Minuten festgesetzt wird. Dieser eigentliche Hauptinhalt des Kalenders nimmt aber nur etwa zwei Fünftel des Kalender drucks in Anspruch; die andern drei Fünftel waren fast stets von Aderlaßregeln ausgefüllt. Sie sind verschieden für jeden Tag, für jedes Geschlecht, für jedes Alter, ja selbst für jedes Glied des menschlichen Körpers. Diese Beigabe zu den Kalendern hatte für die damalige Zeit eine so große Bedeutung, daß die Benennung der Kalender im fünfzehnten Jahrhundert vielfach Laßzettel oder Laßtafeln, seltener Almanache, am seltensten Kalender warst. Der Aderlaßteil war überschrieben st: »Die Aderlässe durch dies Jahr nach st Schreiber, Nanusl äs 1'amatsur äs >:r Ai-avurs sur kois st 8ur rostal Lu XV« sisols. Bd. III. Leipzig 1902. S. 403. st Hundert Kalender-Inkunabeln, Hrsg. v. Paul Heitz, mit begleitendem Text von Konrad Häbler. Straßburg 1905. 37 S. und 100 Blatt Reproduktionen in plano. st Hölscher, Einblattkalender. Börsenbl.f.d.Buchh. 1905, Nr. 196. st Ebendaselbst. st Uhl, Unser Kalender. S. 50. st Hölscher, Einblattkalender. Börsenblatt 1905. Nr. 196. 229'
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