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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1906
- Sprache
- Deutsch
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1732 Nichtamtlicher Teil. ^ 38, 15 Februar 1906. Lauf des Monds von den Gesunden auszuwählen, sie in Gesundheit zu halten. Wem aber Not ist zu lassen, dem setzt die Notdurft allezeit zu lassen, so er dessen bedarf und nicht eigner Tag als den Gesunden.« Mit dem Aderlässen wurde im fünfzehnten Jahrhundert ein schlimmerer Kultus getrieben als mit dem Besehen des Harns. Der Aderlaß stand in einem gewissen Zusammen hang mit der alten deutschen Unmäßigkeit. In einem Aderlaß buch vom Jahre 1599 heißt es*"): »Es pflegte der hoch erleuchtete Mann Philippus Melanchthon oft und vielmal seinen Zuhörern ... zu sagen: Wir Teutschen fressen und saufen uns arm und krank und in die Helle Wenn man nun also toll und voll mit seltzamer Speise durcheinander vermischt den Leib biß oben angefüllt, und auf den Morgen der Kopf schwer wird, Drllckung umb die Brust und andere Zufälle sich zutragen, alßdann lasset man zur Ader und säufst wieder, daß's kracht.« An den Tagen des Aderlassens pflegten die Wundärzte vor ihren Wohnungen eine Aderlaßbinde und auch eine Aderlaßtafel, auf der die richtige Zeit des Aderlassens zu ersehen war, auszuhängen; oft auch ein sogenanntes Laß männlein, das dann anzeigte, wann die Entziehung des Bluts nach der Autorität arabischer Astrologen geraten schien Ein solches Männlein findet sich auch häufig^) auf alten Kalenderdrucken; es ist eine nackte Figur, umgeben von den zwölf Zeichen des Tierkreises. Durch schnurgerade Striche sind die einzelnen Bilder mit denjenigen Körperteilen verbunden, auf die sie ungünstigen Einfluß haben sollten. Später werden die Zeichen des Zodiacus gleich in farbigem Druck auf den Gliedmaßen des Männleins selbst abgebildet. Aber auch der Widerspruch regte sich. Schon 1478 wird in einem Kalender der gute Rat erteilt") »keine Aderlässe ohne Zuziehung der weisen Ärzte« zu unternehmen; ein Nürnberger Kalender von 1492 warnt bereits ernsthaft vor dem Unfug, und ein Kalender, der gleichfalls in Nürnberg entstanden ist, ein sogenannter immerwährender Kalender, behandelt den Aderlaß bereits in satirischer Weise.") Gegen Ende des Jahrhunderts wurde auch die Aus stattung der Kalender eine reichere; verzierte Initialen, Schluß vignetten, Wappen und andres Bilderwerk findet sich. Buch- oder Heftform zeigen auch die deutschen Kalender des Regiomontanus (Johannes Müller). Man kennt von ihm achtzehn, teils deutsche, teils lateinische Kalender, die allerdings zum Teil nur in unbedeutenden Einzelheiten von einander abweichen. Der Kalender von 1474 ist doppel sprachig, deutsch und lateinisch; die deutsche Ausgabe wird durch ein Gedicht eingeleitel, das folgendermaßen schließt: »Das hat gemacht meister Hanns von Cünigsperg genannt, In teutschen und welschen Landen wohl erkant.« Der In halt des Büchelchens ist ein äußerst reichhaltiger, wie aus der Aufzählung der einzelnen Bestandteile hervorgeht: 1) Tafel der Land und fiat. (Polhöhen und Längen mit Zugrundelegung des Nürnberger Meridians), 2) der eigent liche Kalender, worin jedem Monat zwei Quartseilen eingeräumt sind, 3) Eklipsenverzeichniß für das Intervall 1475 bis 1530, 4) Berechnung der goldenen Zahl, 5) »von dem suntagbuchstaben«, 6) »von den beweglichen Festen«, 7) »wie man den newen mon und vol mon finden sol«, 8) »von der Sonnen und des mons finsternuß«, 9) »von dem waren lauff der Sunnen«, 10) »von dem waren lauff des Mones«, 11) »von dem waren lauff des trocken haubt«, 12) Tafel der Tageslänge für Breiten zwischen 36° und i°) Peters, der Arzt in der deutschen Vergangenheit. S. 40. ") Uhl, Kalender. S. 51. Hölscher, Börsenblatt 1905, Nr. 196. ") Hölscher, Börsenblatt. Heitz u. Häbler, Kalender-Inkunabeln. 55^, 13) Anleitung zur Gnomik, 14) Anleitung zur gegen seitigen Umwandlung der Stunden. Der Kalender wurde zuerst auf Holzplatten hergestellt und dann in Nürnberg mit beweglichen Lettern gedruckt. Der Druck ist schwarz und rot, der astrologische Teil fehlt fast gänzlich, nur zum Schluß werden kurz der Einfluß der Gestirne und die Aderlaßregeln besprochen. Für die nächste Zeit blieb Regiomontans Kalender durchaus maßgebend, wenn auch leider, dem Bedürfnis der Käufer und Leser entsprechend, der astrologische Teil, die Regeln für den Aderlaß usw. umfangreicher werden und wieder den Hauptinhalt der Kalender ausmachen. Auch die Ausstattung der Bücher wurde eine immer reichere, Siun- sprüche, oft auch Bildnisse weiser Männer, vor allem grie chischer und jüdischer Philosophen und Ärzte, schmücken das Buch; beim Januar heißt es u. a.: »Es spricht der Meister Almansor dz. man sölle in dem Genner guten wein nüchter trincken«. Auch Monatbilder finden sich, die Beschäftigungen des Landvolks zum Gegenstand haben und oft auch mit Versen versehen sind. So heißt es im Januar: »Genner der bin ich genant, Trinken und eßen ist mir wol bekant; In dysem monat ist nit gut Von dem Menschen laßen das blut.« Beim Februar heißt es zum Bilde eines sich am Ofen wärmenden Mannes: »Dein fuß mit salb noch enwisch Wenn der mon scheinet in die fisch! Gut tranck solt du ncmen Die straß mag dich nit gelemen; Wer frawen dan mynnet Des kind die fallend sucht gewinnet!« Der Dezember macht den Schluß mit dem Vers: »Mit Würsten und mit braten Will ich mein hauß wol beraten. Also hat das jar ein ende Got uns in sein ewigs Reich sende.- Um 1500 finden sich dann auch Wetterregeln verzeich net, der Einfluß der Planeten auf das Leben des Menschen wird erörtert, und auch Prophezeiungen finden sich. Da heißt es z. B. in einem Kalender des Pamphilum Gengen bach aus dem Jahre 1517, bzw. 1521"-: »Wurd dan ein kind geboren jn der stund Saturni, das wurd ein unge- rpmpter mensch, grob, träg, npdig, gytzig, lämig, erstochen, erhängen, unglück hafftig in allen Dingen. Der mensch wirt bald kranck, und hat vyl unreiner hytz an jmm und wütet gern yn der erden, und ist ein arbeitsälig mensch.« An andrer Stelle heißt es dann: ? : " »Die wirckung deß Jenners jn den Menschen, der yu deni Jenner geboren wirt, der wirt bald zornig und ist doch züchtig und gütig. Er ist geneigt zu hüpschen fremden künsten. Er hört gern frembde Märe. Jn wasser wirt er große not lpden. Er gwint wenig kind. Was im sol werden das wirt im sur, sein erstes kind verlürt er. So er XXIII jar alt wirt, so kumpt jm glück mit rychtumb. Uberkumpt er XXXV jar, so wird er XO jar alt. Er hat glück jn schwartzer färb. Jn dem Herbstmonat oder winter- monat sol er sterben « Solcherlei Inhalt erhöhte die Absatzfähigkeit und Be liebtheit eines Kalenders. Das Volk, nicht nur die Un gebildeten, auch die Gebildeten, war empfänglich für der artige Prophezeiungen und glaubte daran Es würde zu weit führen, noch länger bei diesen alten, immer reicher ausgestatteten und umfangreichen Kalendern zu verweilen. Erwähnenswert ist vor allem noch der zu Oppenheim durch Köbel gedruckte umfangreiche Kalender des Johannes Stöffler, ") Uhl, Unser Kalender. S. 7t.
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