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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1906
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- Erscheinungsdatum
- 13.02.1906
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- Deutsch
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1622 Nichtamtlicher Teil. ^36, 13. Februar 1906. Der künstlerische Verlegereinband in Deutschland und im Nusland. Vortrag, gehalten von Herrn vr. Iran Loubier am 6. Februar 1906 im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. (Vergl. Nr. 23 und 30 d. Bl.) Im Eingang seines Vortrags wies Herr vr. Loubier zunächst auf ein ihm vor etwa fünf Jahren erwachsenes Erlebnis hin gelegentlich eines Vortrags, dem sich eine Besprechung anschloß. Redner äußerte bereits damals, daß der fabrikmäßig hergestellte Verlegereinband, sobald in ihm ein der Technik angepaßter Stil zum Ausdruck komme, ebenso wie der Handeinband den Charakter eines Kunstwerks annehmen könne. Darauf entgegnele ein Buchbindermeister dem Redner, daß diese Einbände Schundware seien, die man nicht als kunstgewerbliche Leistungen ansehen könne, daß es mithin ein Unrecht wäre, für solche Arbeiten Propaganda zu machen. An der Entwicklung, die der moderne Einband genommen habe, könne man jetzt ersehen, daß die Aus führungen des Vortragenden berechtigt gewesen seien. Die heutige Bllcherproduktion stehe doch in einem wesentlichen Gegensatz zur mittelalterlichen; man müsse bedenken, wie bedeutend sie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wachse. Die wertvollen, zum Teil kostbaren Materialien, die man früher zu Einbänden verwendete, könnten heute doch nur ausnahms weise zur Anwendung gelangen, denn kaum irgend ein Bücherkäufer würde Lust haben sich ein Reclam- oder Engelhornbändchen für einige Mark einbinden zu lassen, wenn das Buch selbst nur einige Groschen koste. Naturgemäß mußten Verleger und Buchbinder darauf sinnen, eine Technik zu schaffen, die die Ausführung billiger Ein bände zuließ. Der praktische Engländer habe die Verwirk lichung dieser Forderung zuerst angestrebt; er sei gewisser maßen als der Erfinder des Leineneinbandes anzusehen, der sich im letzten Jahrzehnt so außerordentlich entwickelt habe. Der hierbei leitende Gedanke, daß der Verleger auch fertig gebundene Bücher auf den Markt bringe, sei ja nicht neu; es sei bekannt, daß bereits der alte Nürnberger Verleger Anton Koberger fertig gebundene Bücher geliefert habe. Ob er diese in seinem Hause selbst habe Herstellen lassen oder sie einem Buchbinder zur Fertigstellung übergeben habe, wisse man freilich nicht. Auch von englischen, italienischen und französischen Verlegern wisse man, daß sie gebundene Bücher in den Handel brachten. Nachdem der Herr Vortragende die Herstellung des Ein bandes kurz beschrieben hatte, wies er darauf hin, daß ver möge der heutigen ausgebildeten technischen Hilfsmittel die kunstgewerbliche Arbeit sich bei dem mit Maschinen herge stellten Einband freier entfalten könne als bei dem mit der Hand ausgeführten. Wiewohl es jetzt häufig üblich sei, daß der Verleger den künstlerischen Entwurf zum Einband liefere, sei es anderseits doch nicht ausgeschlossen, daß ein tüchtiger Buchbinder den Geschmack des Verlegers beeinflussen könne. Erfreulich sei es, die Wahrnehmung machen zu können, daß das Bestreben neuerdings dahin ginge, im Einband mit den einfachsten Mitteln zu wirken. In der Ausführung gut und schön gebundener Bücher sei in den letzten Jahren in Deutsch land ein merklicher Fortschritt zu verzeichnen. Daß das Interesse an schön gebundenen Büchern bei uns imnier mehr zunehme, gehe auch daraus hervor, daß in letzter Zeit mehrere Vereinigungen von Bücherfreunden gegründet worden seien. Wir könnten daher heute schon auf eine ganze Reihe vorzüglicher Einbände Hinblicken. Vor zwölf Jahren sei dies noch nicht der Fall gewesen. Obgleich der Verlegereinband in England die weiteste Verbreitung gefunden habe, sei trotzdem der rein künstlerische Einband nicht zurückgegangen. Beachtenswert sei es, daß durch die vermehrte Aufnahme geschmackvoller einfacher Leinen- Einbande die mit zehn bis fünfzehn Platten hergestellten und mit figürlichen Darstellungen oder landschaftlichen Szene rien geschmückten Einbände fast ganz verdrängt worden seien. Im Hinblick auf letzterwähnte könne man sagen, daß wohl üie Technik Triumphe gefeiert, aber der gute Geschmack in die Brüche gegangen sei. Dank der Mitarbeit tüchtiger, ja zum Teil hervorragender Künstler habe sich ein unverkenn barer Wandel zum Bessern vollzogen. Ein wirklich material gerechter Stil habe sich entwickelt und die Imitationen von Leder, Seide usw. aus minderwertigem Stoff seien ver schwunden. Von England sei die Bewegung auf dem Gebiet der Buchausstattung zunächst nach Amerika übergegangen, wo sich zwar nicht ein so eigenartiger Stil entwickelt habe wie in England, jedoch recht tüchtige dekorative Talente sich ent faltet hätten. Merkwürdigerweise habe sich Frankreich dieser Bewegung nicht angeschlossen; nur in der Ausgestaltung der Buchumschläge zeige es einen bemerkenswerten Fortschritt. Sehr geschmackvolle Bucheinbände habe das kleine Dänemark aufzuweisen, dem sich Belgien und die Niederlande an geschlossen hätten. Nach Deutschland sei der Verlegereinband als Jndustrie- erzeugnis eingeführt worden, um sich danach zum künstleri schen Einband zu entwickeln. Durch Einfachheit der Kom position und diskrete Farbengebung zeichne sich der jetzige Verlegereinband aus. Bemerkenswert seien die Einbände, die Max Klinger zu seinen Werken »Amor und Pjyche«, »Brahmsphantasie« und »Klingerwerk« entworfen habe; ferner seien hervorzuheben Thvma's Buchdecke zu seiner bei Breitkopf L Härtel erschienenen Blättersammlung, Ludwig von Hoffmanns Entwurf zur Pau-Zeitschrift, sowie die Ent würfe von Otto Eckmann, Behrens, Paul Bürck, Melchior Lechter, Cissarz, Tiemann, Axel Juncker, Kleukens u. a. Von deutschen Buchhändlern, die der Buchausstattung besondres Interesse gewidmet haben, seien zu nennen: Volckmar, K. F. Koehler, Teubner, Voigtländer, Fontane, Fischer L Franke. Sehr schöne Einbände seien namentlich aus Eugen Diederichs' und dem Insel-Verlag hervorgegangen. Zum Schlüsse seines lehrreichen und mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrags gab Redner der Hoffnung Aus druck, daß die seitens der künstlerischen Kräfte wie auch der Verleger und des Publikums init solcher Freudigkeit auf genommene Bewegung auf dem Gebiete der Buchausstattung der deutschen Kunst zum Segen gereichen möge. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Stempelsteuer auf Frachtbriefe, Paketadressen, Quittungen. — Die Handelskammer zu Leipzig hat am 9. d. M. eine Resolution angenommen, die dem größeren Teil der von der Reichsregierung dem Reichstag oorgelegten Steuer- Gesetzentwürfe zustimmt, wenn auch zum Teil nicht ohne Be denken. Entschieden aber wendet sich die Resolution gegen die geplante Steuerbelastung der Frachturkunden und der Quittungen. In dieser Hinsicht schließt die Resolution wie folgt: -Die Handelskammer muß sich aber gegen die unwirtschaftliche Belästigung und Hemmung unsers gesamten Verkehrslebens durch die in Aussicht genommenen Steuern auf Frachturkunden und Quittungen aussprechen, zumal diese in ihrer jetzt vorgeschlagenen Gestalt eine mit dem Grundsatz gerechter Steueroerteilung nicht zu vereinbarende Sonderbelastung der kleinen Industrie und einzelner Handelszweige, besonders der Detailgeschäfte mit sich bringen.» Auch die Reichstagskommission beschäftigte sich am 9. d. M. mit der Vorlage. Das Ergebnis der langen Beratung war die
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