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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1902
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- 31.01.1902
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- Deutsch
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956 Nichtamtlicher Teil. 25, 31. Januar 1902. keine große Verbreitung gefunden habe. Diese in Aquatinta manier ausgeführten Drucke hätten ferner eine nachträgliche Retouche mittels des Pinsels nötig gemacht, wozu eine weitere, durchaus malerisch gebildete Kraft erforderlich gewesen sei. Die neuerdings für Kupferdruck verwendete Ton-Heliogravüre sei zweifellos die vollendetste Technik dieser Art, die das male rische Bild am treuesten wiedergebe. Sie erfordere jedoch eine äußerst feinfühlige Behandlung durch den Drucker, da jede Farbe auf die Platte einzeln, mit Hilfe von Tupfern und Pinsel, aufgetragen werden müsse, wozu dann noch die schwierige Entfernung der überschüssigen Farbe hinzukomme. Es sei daher nicht möglich, von größeren Platten an einem Tage mehr als einen Abzug, von kleinereil Platten mehr als zwei bis drei Abzüge zu erhalten. Bei alledem seien auch hier noch Retouchen erforderlich. Sehr gute Resultate im Farbendruck seien auch erreicht worden mit photographisch ausgeführten Aufnahmen in Halbtonmanier, die sich durch großen Tonreichtum auszeichneten. Als günstiger Umstand komme hierbei in Betracht, daß die Farben von den zarten bis zu den liefen Tönen ihren Charakter scheinbar völlig veränderten, so daß z. B. Blau in zarten Nuancen ganz durchsichtig und feurig erscheine, während es in den Tiefen fast wie Schwarz wirke. Anderseits mache sich jedoch ein anderer Uebelstand bemerkbar, und das sei die Ungeeignetheit der Mehrzahl der heutigen Farbenpräparate, denen meistens die lasierende Eigenschaft, sowie die Lichtechtheit fehle. Der Farbenfabrikation eröffne sich hier ein noch sehr ent wickelungsfähiges Feld der Thätigkeit. Zu der Technik des Naturselbstdrucks übergehend, betonte der Herr Vortragende, daß diese Technik gegenwärtig als eine untergegangene, von anderen, besonders den photo mechanischen Techniken, überholte Methode anzusehen sei. Als besonders charakteristisches Zeichen des Naturselbstdrucks sei die große plastische Wirkung, die hierin zu erreichen sei, hervorzuheben. Der von dem Faktor Worring in der k. k. Staatsdruckerei in Wien erfundene Naturselbstdruck habe immerhin drei Jahrzehnte ausgiebige Verwendung ge funden. Er eigne sich namentlich für die Wiedergabe nicht allzu stark plastischer Gegenstände und werde auf folgende Weise ausgeführt. Ein Baumblatt oder eine Blüte werde gepreßt und getrocknet, so daß das wiederzugebende Objekt eine gewisse Härte erhalte; es werde sodann auf eine weiche Bleiplatte gelegt, mit einer harten Stahlplatte bedruckt und durch die Presse gezogen Auf diese Weise erhalte man auf der Bleiplatte einen alle Feinheiten des Objektes enthaltenden Tiefdruck, von dem auf galvanischem Wege die eigentliche Druckplatte hergestellt werde, die zum besseren Schutze oer stählt werde. Die Ausführung des Drucks finde wie beim Kupferdruckverfahren statt. Die Langwierigkeit in der Her stellung der Platten, sowie der kostspielige Druck seien die Haupthindernisse geworden für eine weitere Verwendung dieser Technik. Jedoch sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß diese Technik mit einigen Modifikationen erneut zur Anwendung gelange, da der Fall nicht vereinzelt dastehe, daß man auf alte Techniken zurückgreife. Bei der Betrachtung des Dreifarbendrucks mache sich bei der photomechanischen Herstellung desselben vornehmlich das wissenschaftliche Prinzip der Zerlegung des farbigen Bildes in die drei Grundfarben: Gelb, Blau, Rot, geltend. Wie das Ergebnis des Farbendrucks darthue, sei dieses Prinzip keineswegs neu, es habe aber durch das photo mechanische Verfahren eine Ausbildung, Erweiterung und Vervollkommnung erlangt, die bislang noch nicht erreicht worden sei. Die Arbeiten Le Blons, die Farbenholzschnitte Knöflers und seiner Schüler ließen alle die Entwickelungs fähigkeit deS modernen Dreifarbendrucks vermissen. Die Auf lösung aller Farbennuancen eines Bildes in die richtigen Wertverhältnisse sei eben durch eine rein manuelle Teilung der Platten nicht in gleicher Weise wie mit Zuhilfenahme des photographischen Apparates erreicht worden. Beachtens wert bleibe im Gegensatz zu diesen Bestrebungen des Farben drucks die Thatsache, daß der lithographische Farbendruck im Laufe der Zeit bis zu einer Anwendung von einigen zwanzig Farbenplatten gelangt sei Zwei Hauptfaktoren machten sich also im Dreifarbendruck geltend: einmal die dreiteilige Analysierung des Bildes und zweitens die Wiedervereinigung der drei Teilplatten mit Hilfe dreier Farbstoffe zu einem entsprechenden Gesamtbilde. Redner besprach sodann noch die von verschiedenen Forschern auf diesem Gebiete angewcndeten Verfahren, die Verschiedenartigkeit der Stellung der Rasterwinkel u. a. m. Hierbei streifte er auch das Verfahren Nisters in Nürnberg, das darauf basiere, ein eventuell in zwölf Farben aus geführtes Bild durch Herstellung sogenannter Kompositions platten, also durch Vereinigung verschiedener Farbenplatten auf einer Platte und deren Ausführung in lithographischer Technik wiederzugeben. Dieses Verfahren sei sehr beachtens wert. Sein Schwerpunkt liege jedoch zweifellos mehr in der Erziehung der Chromolithographie, als in der Erreichung praktischer Erfolge. Weiter erwähnte der Herr Vortragende die neuerdings von Oe. Albert in München erfundene Citochromie, die noch nicht Allgemeinheit geworden sei, da ihr Erfinder sie unter Musterschutz gestellt habe und für das Patent eine erhebliche Summe fordere. Wenn der photographische Dreifarbendruck trotz seiner Vervollkommnung noch immer nicht die Verbreitung gefunden habe, die er verdiene, so liege das auch besonders an der schon bereits erwähnten Unzulänglichkeit des Farbenmaterials. Hierbei mache sich auch eine Veränderung der Farben be merkbar, indem das Chromgelb nachdunkle, das Rot ver bleiche und das gewöhnlich zur Verwendung kommende Pariserblau einen Stich ins Grünliche annehme. Von allen Farben erweise sich das Schwarz als die dauerhafteste. Außer der Mangelhaftigkeit der Farbstoffe trage auch die nicht immer zweckentsprechende Beschaffenheit des Papiers dazu bei, daß man die Resultate im Dreifarbendruck noch mehr vervoll kommnet zu sehen wünsche. Die Aufgabe, die der Dreifarbendruck zu erfüllen habe, solle vor allem darin bestehen, ein möglichst treues Bild des Originals zu bieten. Daß er berufen sei, hierin Außerordent liches zu leisten, unterliege keinem Zweifel. Mögen auch die schon erwähnten Uebelstände erschwerend auftreten, und das Verlangen der Auftraggeber nach einer möglichst schnellen Her stellung der guten Ausführung des Verfahrens ebenfalls nicht gerade förderlich sein, so sei doch der große Wert dieser Technik außer allem Zweifel, und die Möglichkeit der Ausführung der Drucke auf der Buchdruckpresse lasse den Dreifarbendruck für die moderne graphische Kunst als eine Errungenschaft von weittragender Bedeutung erscheinen. Nach der Ansicht des Herrn Vortragenden solle man bei der Herstellung derartiger Platten nicht engherzig zu Werke gehen, und wenn eine bessere malerische Wirkung zu erreichen sei, solle man vorläufig lieber eine, oder, wenn es sein müsse, auch zwei Platten hinzu fügen. Der ganze Prozeß sei noch zu jung, als daß er nicht noch verbesserungsfähig sei. Mit der Charakterisierung der Photolithographie und der Kombinationsverfahren mit gemilchten Methoden, bei denen u. a. durch die Verbindung der Heliogravüre mit Lichtdruck sehr schöne Resultate in farbigen Reproduktionen erzielt worden seien, schloß der Herr Vortragende seine ein gehenden, hochinteressanten und mit vielem Beifall auf genommenen Darlegungen. Im Namen des Vorstandes des Deutschen Buchgewerbe-
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