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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1882
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- Deutsch
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tuelle Cultur, welche der Zweck des Unterrichts ist; die Lectüre ist es auch, welche eine ganz besondere Berücksichtigung verdient, wenn es sich um den Schutz des Sehorgans handelt. Denn, ab gesehen von der langen Dauer ihrer Einwirkung, müssen in ihr noch besondere Schädlichkeiten liegen, welche anderen langdauernden Beschäftigungen mit kleinen Gegenständen nicht eigen sind. Dies geht ans der Thatsache hervor, daß die Kurzsichtigkeit bei Nähe rinnen eine seltene Erscheinung ist, auch bei Uhrmachern, Juwe lieren, Graveuren viel weniger häufig ist, als bei Menschen, deren Hauptthätigkeit im Lesen besteht. Zieht man nun noch in Be tracht, ein wie großer Theil der Zeit außerhalb der Unterrichts stunden mit Lectüre verschiedener Art ausgefüllt wird, so ist klar, daß es von größter Wichtigkeit sein muß, gerade das Lesen von den ihm anhaftenden Schädlichkeiten möglichst zu befreien. „Was das Lesen bezüglich der Wirkung auf das Auge von allen anderen Thätigkeiten unterscheidet, ist die ungeheuer rasche Perception der einzelnen Buchstabenformen und die constante gleich mäßige Bewegung der längs der Zeilen hingleitenden Setzlinien. Es handelt sich hierbei nicht um ein scharfes Fixiren der ein zelnen Buchstaben, sondern mehr um ein Errathen aus gewissen charakteristischen Kennzeichen; denn beim fließenden Lesen hat jeder Buchstabe nur wenige Hundertstel einer Secunde Zeit, um die Netz haut zu erregen. Hierzu kommen die nicht znm Bewußtsein ge langenden, aber dennoch aus die Netzhaut wirkenden Bilder der in einem gegebenen Augenblicke nicht fixirten Buchstaben, und die zum Verständniß des Gelesenen erforderliche Anspannung der Aufmerk samkeit, welche jede längere Lectüre geistig ermüdend macht. „Damit die Buchstabenbilder mit einer so ungeheuren Schnellig keit erkannt werden, müssen sie eine Größe besitzen, die weit über das zur Wahrnehmung erforderliche kleinste Maß hinausgeht. Auch die kräftigsten Angen ermüden bald, wenn sie eine feine Diamant schrift entziffern sollen; zum geläufigen Lesen müssen die Buchstaben eben so groß sein, daß auf das Erkennen derselben nur die denkbar kleinste Aufmerksamkeit verwendet zu werden braucht. Dies allein genügt aber nicht: auch die Striche, aus denen die Buchstaben sich zusammensetzen, müssen hinreichend dick sein und scharf gegen die Umgebung abstechen. Ferner müssen die Buchstaben in der Richtung von links nach rechts und von oben nach unten so Iveit von einander abstehen, daß ihre Netzhautbilder, selbst bei leichten Zerstreuungs kreisen, nicht ineinander übergreisen und sich gegenseitig verwirren können. Endlich darf der weiße Zwischenraum zwischen den Buch staben, Wörtern und Zeilen nicht durch fremde Zeichen, z. B. Durch- scheincn des Drucks von der andern Seite, verunreinigt sein. „Hieraus ergeben sich die Forderungen, welche wir bezüglich eines guten Bücherdrucks zu stellen verpflichtet sind Zunächst das Papier. Dasselbe soll rein, weiß, von glatter Oberfläche, aber nicht glänzend und so dick sein, daß ein Durchschimmcrn des Drucks der andern Seite unmöglich ist. Dem Vorschläge, statt Weißen Papiers graues zu wählen, können wir nicht beipflichten, weil bei letzterem der Gegensatz des schwarzen Buchstaben gegen den Grund vermindert wird, wenn wir auch zugeben, daß sehr empfindliche Augen ein leicht graues Papier aus die Dauer angenehmer finden; es handelt sich hier aber um die als gesund vorausgesetzten Augen der Schuljugend. „Hinsichtlich der Buchstabengröße hat die Erfahrung gelehrt, daß ein Druck mit Buchstaben, deren Höhe kleiner ist als 1,z nun (es sind die kleinen, die Zeile weder nach oben noch nach unten überragenden gemeint), ans die Dauer nicht bequem gelesen werden kann. Für Schulbücher ist aber diese Höhe noch nicht ausreichend; hier möchten wir auf einer durchschnittlichen Höhe von nun bestehen, welche für die Bücher der unteren Elasten sogar als die untere Grenze der Buchstabengröße angesehen werden muß. Für die oberen Elasten darf sich die Buchstabengröße in den Schul büchern zwischen 1,75 und 1,z„ nun bewegen. Dabei muß der Druck hinreichend sett (dick) sein, d. h. die Strichelemeute des Buchstaben müssen eine Dicke von wenigstens 0,zz nun besitzen. Es soll dem nach das kleine n eine Höhe von nun und eine Breite von etwas über t mm haben; von letzterem soll wenigstens !4 nun auf jeden der beiden senkrechten Striche und ist nun aus de» freien Zwischen raum zwischen ihnen kommen. — Zum leichten und bequemen Lesen gehört aber auch noch eine reichlich zugemessene Approche und ein genügend breiter Durchschuß. Die Approche, d. h. der Zwischenraum zweier benachbarten Buchstaben eines Worts, darf nicht unter 0,,, nun herabsinken; sonst verwirren sich die Buchstaben bilder auf die Dauer; wie viel er zur größeren Deutlichkeit beiträgt, sieht man am besten am gesperrten Druck, bei welchem die nämlichen Buchstaben wie sonst, nur mit breiterer Approche, ver wendet werden; man glaubt es kaum, daß hier nicht größere Buch staben vor uns stehen, so viel lesbarer erscheint die gesperrte Schrift. — Dasselbe gilt vom Durchschuß, d. h. von dem zwischen den einzelnen Zeilen unter allen Umständen, also auch zwischen den überragenden Buchstaben frei bleibenden Zwischenraum. Ist er zu klein, so heben' sich die Zeilen nicht mehr gut von einander ab, und es wird insbesondere das Ueberspringen vom Ende der einen Zeile zum Anfang der nächstfolgenden erheblich erschwert Als geringste Größe des in Schulbüchern zulässigen Durchschusses gibt H. Cohn 2,z ININ (zwischen den nicht überragenden Buchstaben) an, ein Werth, den wir ebenfalls billigen. — Endlich kommt auch noch die Länge der Zeilen in Betracht. Eine Druckschrift wird um so schwerer lesbar sein, je länger die Zeilen sind; denn um von einer Zeile zur andern überzugehen, muß der Blick schnell die eben ge lesene Zeile zurückgleiten und findet auf diese Weise die richtige nächstfolgende. Das Auffinden wird aber unsicherer, wenn die Ausdehnung der Blicklinie eine sehr große ist. Als Normallänge der Zeilen in Schulbüchern möchten wir 80—90 mm empfehlen, als größte Länge 100 mm, welche nie überschritten werden sollte. Der breite, Weiße Rand zu beiden Seiten des Drucks ist keineswegs bloß, wie ein neuerer Schriftsteller über diesen Gegenstand meint, zur Anlage von Carricatnren zwecks Ausfüllung der Langenweile und hiermit zur Gewöhnung an Unreinlichkeit da, sondern hat seinen guten Physiologischen Grund; er schafft eine breite gegen den Druck wirksam abstechende Fläche und erleichtert das Ueberspringen aus die folgende Zeile sehr wesentlich. Ihn beseitigen und aus seine Kosten die Zeilen bis auf ISO mm verlängern zu wollen, wie A. Weber will, heißt die Schwierigkeiten des Lesens künstlich ver mehren. Ein anderer Grund, welcher gegen die Verlängerung der Zeilen über 100 mm spricht, ist folgender, auf welchen E. Javal zuerst aufmerksam gemacht hat. Bei Kurzsichtigen mittleren und höheren Grades ist der Unterschied in der Entfernung der Zeilen mitte einerseits und der Zeilenenden anderseits vom Auge eine nicht zu vernachlässigende Größe; er erfordert einen steten Wechsel der Accommodation, den wir bei Kurzsichtigen sorgfältig vermeiden müssen. Er wird bei sehr langen Zeilen beträchtlicher ausfallen, als bei solchen von mittlerer Länge. „Sehen wir uns nun die Bücher, welche unseren Schülern in die Hände gegeben werden, aus die erwähnten Bedingungen hin an, so ergibt sich, daß kaum eines derselben vor einer strengen Prüfung bestehen kann. Besonders die Wörterbücher, welche im Studium der Sprachen eine große Rolle spielen, sind meist als geradezu augenverderbend zu bezeichnen. Das Papier ist fast in allen Schul büchern, die wir zu Gesicht bekommen haben, nicht dick genug; es ist durchscheinend und läßt den Druck der Rückseite durchschimmern. Die Größe der Buchstaben und die Dicke ihrer Striche bleiben in vielen Schulbüchern selbst im Texte, bei allen in den Anmerkungen
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