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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1902
- Sprache
- Deutsch
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1728 Nichtamtlicher Teil. ^ 46, 25. Februar 1902. seine Mitwirkung, so ist er als guter Hausvater verpflichtet, sich nach einem Ersatz umzusehen, und bei diesem Punkte der Entwicklung sind wir jetzt angelangt. Es geht nicht an, nur Rechte in Anspruch zu nehmen, ohne auch die ent sprechenden Pflichten anzuerkennen. Bezüglich des Herrn Kollegen aus Mitteldeutschland, der seinen Bestellzetteln den Passus aufdruckt, daß vor der Ostermesse nichts zurückverlangt werden darf, wird wohl der Umstand obwalten, daß er die Verkehrsordnung überhaupt nicht anerkennt. Im andern Falle würde ihm sein Vorbehalt bei einer rechtlichen Entscheidung gar nichts nützen. Solche Sachen nehmen sich ganz hübsch aus, sind bei einer Probe vor dem Richter aber leeres Papier und bewirken im übrigen nur einen verärgerten Geschäftsverkehr. Der Verleger, der eine so bedingte Bestellung nicht ausführt, aber auch nicht beantwortet, ist in seinem guten Recht und der Geschädigte ist der Sortimenter, der einen Gegenstand nicht erhält, den er braucht. Solche Reibungeu vervielfältigen und verschärfen sich im Geschäftsverkehr sehr schnell. Sie wirken nach der Regel, daß Druck Gegendruck erzeugt, und wer zu einem allgemeinem Vorgehen auf diesem Wege auffordert, wird er reichen, daß man sich nach gefügigeren Geschäftsfreunden um sieht und zwar, dem Zuge der Zeit folgend, gesellschaftlich. Jeder Geschäftsmann macht seine Erfahrungen für sich und kann das Ergebnis nach eigenem Willen verwenden, aber natürlich auch nur für seinen Kreis Anerkennung beanspruchen. Die Absicht, Gültigkeit für eine weitere Organisation zu er streben, braucht eine Drohung nicht einzuschließen. Die Aus sprache wird vielleicht ergeben, mit welchem System der All gemeinheit besser gedient ist, auch wenn zunächst die Inter essen einzelner verletzt werden sollten. Selbstverständlich liegt es mir sehr fern, der Arbeit des Sortimenters die Achtung zu versagen, die ihr unbedingt zukommt, wenn sie geleistet wird; Herr Knorrn vermutet in seinem Artikel, Börsenblatt Nr. 36, irrtümlich, daß mir dies Gefühl abgeht. Meine Einwendungen richten sich aber nur gegen diejenigen Herren Kollegen, die die Vorteile ihrer Berufszugehörigkeit zur Geltung bringen, ohne sich mit Gegenleistungen irgendwie zu beschweren. Wenn man dies außer acht läßt, entschlüpft im Eifer der Beweis führung sehr leicht eine Behauptung, die näherer Prüfung nicht standhält Beispielsweise ist auch hier der Novitäten vertrieb Gegenstand der Klage von seiten einer Firma, die sich dieser Thätigkeit nicht entzieht. Selbst Herr Knorrn meint, es gehöre mehr Optimismus und Idealismus dazu, als geschäftlich zu rechtfertigen wäre Nach meiner Erfahrung ist das gerade Gegenteil der Fall. Neuigkeiten vertrieb ist eine Notwendigkeit für ein Sortiment, das sich lebensfrisch erhalten will; die Ansichtssendung ist die stets wieder abgegebene Besuchskarte des Buchhändlers Denn auch der Empfänger, der etwas Unverwendbares zurückbringt, wird zu einer Gelegenheitsbestellung er muntert, die er bei dem Gange zum Buchhändler über weisen kann. Persönliche und geschäftliche Beziehungen zwischen beiden werden hierdurch befestigt oder neu begründet. Hierin steckt daher auch eine viel größere Bedeutung als der Niederschlag von 10 Prozent des Absatzes, der als Erfolg der in Umtrieb gekommenen Neuigkeiten herausgerechnet wird. Die Herren Sortimenter, die auf diese Verkehrs förderung verzichten, tragen zur Verödung ihrer Geschäfts lokalitäten sehr wesentlich bei. Sie fristen sich vielleicht mit Artikeln, zu deren gewinnbringendem Verkauf ihnen Er fahrung und Beweglichkeit abgeht, hier und da noch ein wenig hin, um schließlich zu verschwinden, ohne Spuren im Gedenken ihrer Mitbürger zu hinterlassen. Herr Knorrn möchte das Anwachsen der Konkurrenz wilder Sortimenter der Vertrauenslust sich aufdrängender Ver leger zuschieben, die mit Bereitwilligkeit diesen Ueberflüssigen die Wege ebnen. Der Vorwurf trifft insofern etwas am Ziel vorbei, als viel mehr Verleger vorhanden sind, die an den meisten Orten unvertreten sind, als solche, die sich dieses unschätzbaren Vorzuges erfreuen. Sollen nun diese auf eine angetragene Geschäftsverbindung verzichten und nur deshalb, weil bereits eine sonst angesehene und thätige Sortimentsstrma am Platze vorhanden ist, die aber leider für sie nie etwas übrig hatte? Das wird man nicht er warten dürfen und wird auch nicht Vorkommen. Denn für einen »mittleren« oder »kleinen« Verleger ist es gewiß auch kränkend, wenn ihm ein Herr Sortimentskollege aus seine freundlichen Einladungen etwa kurzer Hand Mitteilen wollte: »Bedauere, ich vertrete bereits große Verlagsfirmen und werde warten, bis diese mit einer ähnlichen Sache heraus kommen«. So würde es doch ungefähr verlaufen, wenn die Herren, die so denken, die Konkurrenzverleger hinaussanieren. Die Entscheidung darüber, ob ein Sortimentskollege an irgend einem Platze überflüssig ist oder nicht, wird von Ver legerseite selten so leichten Herzens ausgesprochen werden, wie das Urteil der Gegenpartei über Bücher mit gleichartigen Titeln und über Verleger mit kurzen Remittenden- fakturen gefällt wird. Die von Herrn Knorrn prophezeiten Riesenlager würden schon durch das Fehlen der jetzt für die Manipulation im Ueberfluß gedruckten, aber notwendigen Exemplare stark an Umfangsmöglichkeit verlieren. Die durch genaue Absatzbemessung bei der Herstellung ersparten Beträge würden in dem Preise des Buches zum Ausdruck kommen und die Verkaufsfähigkeit erhöhen. Die »Agentur« - Niederlagen würden die Spesen des Transportes verringern; es würde nicht erforderlich sein, vom Barsortimenter in Fünfkilo- Paketen zu beziehen, da man am Platze einholen lassen kann oder es in nächster Nähe hat. Die glücklichen Verleger von »Brotartikeln« würden mit Schmunzeln wahrnehmen, wie der um den Neuigkeitenballast gekränkte Sortimenter, schonungslos und bis zur körperlichen Erschöpfung Davidis' Kochbuch und dergleichen gegen bar verkauft, was Herr Knorrn ja als Folgeerscheinung in Aussicht stellt. Alle könnten zufrieden sein. An irgend einer Stelle wird sich natürlich ein Restbestand deutscher Verlagserzeugnisse zeigen müssen und wird durch eine andere als die heutige Ordnung diese Notwendigkeit ja nicht etwa neu geschaffen. Bücher nun, die weder als Neuigkeit befriedigende Aufnahme gefunden haben, noch als sogenannte Brotartikel vom Lager verschwinden wollen, werden vielleicht am besten eingestampft. Oder falls man dies nicht will, so bringt man sie in das buchhändlerische Warenhaus, das moderne Antiquariat und durch diese Vermittlung um jeden Preis an das Publikum. Die modernen Antiquariate müßten sich den Entzug eines kleinen Reklamemittels gefallen lassen, das die Käufer mit falschen Voraussetzungen dauernd erfüllt. Es dürfte nicht mehr in öffentlichen Anpreisungen heißen: »Nur 1 ^ 70 -H, statt früher 12 sondern einfach und schlicht 1 ^ 70 H, ohne weiteren Zusatz. Das Publikum für das Trinkgeld beim Bücherkauf zu erziehen, halte ich für einen Fehler, welchen man in allen Erscheinungs formen beseitigen sollte. Zwischen den modernen Antiquariats- Verkaufsstellen und dem Verlag steht heute das Groß antiquariat, eine Einrichtung, der an vielen Stellen wenige Zuneigung entgegengebracht wird und die man mit dem System genossenschaftlich eingerichteter Niederlagen vielleicht am erfolgreichsten beseitigen könnte. Am erheblichsten von allen Einwendungen des Herrn Knorrn ist jedenfalls der Trost oder die Befürchtung: Die »Verlags-Fürsten« machen nicht mit und holen dem Ge- wimmle der Kleinen und Mittleren nicht die Kastanien aus dem Feuer. Das ist möglich, vorläufig sogar sehr wahr-
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