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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1902
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- Deutsch
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3318 Nichtamtlicher Lei.. ^ 90, 21. April 1902. Berlin nicht nur die Metropole des Deutschen Reiches geworden, als Residenz seines Kaisers, durch seine Million Einwohner, durch die Weltbedeutung seines Handels und seiner Industrie, sondern auch der geistige Brennpunkt des Kontinents. Der Zusammen fluß der bedeutendsten Gelehrten, Künstler und Schriftsteller, unsere Universität, unsere Akademien, unsere Museen, die zahlreichen wissenschaftlichen und kunstpflegenden Institute und Gesellschaften — alles das berechtigt Berlin zu dieser Stellung. Diese hohe Bedeutung stellt daher an das vermittelnde Glied zwischen der geistigen Arbeit und allen Gebildeten, zwischen den Lehrern und dem nach Wissen durstigen deutschen Volke, an den Buchhandel mit seinen verwandten Zweigen gerade in Berlin die berechtigte Anforderung, sich emporzuschwingen, um seiner Mission nicht untreu zu werden. Aber nur in der Association ist dieses zu erreichen. Was dem einzelnen Buch-, Kunst- oder Musikalienhändler nur in sel tenen Fällen gegeben ist: Kredit im weitesten Sinne oder das Kapital, um nach kaufmännischen Prinzipien sein Geschäft zu be treiben, ein Zusammenwirken tüchtiger Kräfte, das zu einem schnellen und großen Umsatz bedingte Absatzfeld, endlich die zu einem ausgedehnten, allen Ansprüchen genügenden Lager nötigen Räumlichkeiten —alles dies kann nur durch eine Association von erfahrenen Fachmännern in Verbindung mit Autoritäten der Wissenschaften und der Künste, unterstützt durch genügendes Ka pital, ermöglicht werden. Das kaufmännische Grundprinzip des Instituts wird in Fol gendem bestehen: Durch Massenankäufe die günstigsten Bezugsvorteile zu be nutzen, welche ihm von den größten Verlagshandiungen zugesichert sind, und andererseits teils durch zahlreiche eigene Detailgeschäfte in allen bedeutenden Städten des Deutschen Reiches, teils durch Engrosverkauf an kleinere Provinzialbuchhandlungen, sowie durch seine Korrespondenten im Auslande einen schnellen und massen haften Absatz zu erreichen. Dies setzt es in die Lage, dem Publikum außerordentliche Vorteile ohne jedes Opfer bieten zu können. Um ihre Aufgabe zu erleichtern, hat die Gesellschaft folgende blühende Geschäfte angekauft, welche ihr von Anfang an eine sehr beträchtliche Kundenzahl und wertvolle Absatzquellen zuführen: (folgt die Angabe von fünf Firmen.) Die bisherigen Besitzer dieser Geschäfte: die Herren werden von jetzt ab ihre Thätigkeit der Gesellschaft widmen. Für diese in den besten Teilen der Stadt gelegenen Geschäfte — deren Firmen erlöschen, um die der Gesellschaft gemeinsam zu führen —, sowie für alle später zu errichtenden Filialen wird die Gesellschaft ein Centralgeschäft im weitesten Umfange mit den Verwaltungsbureaux im Mittelpunkte von Berlin etablieren. Zu diesem Zweck wird sie ein in Vorschlag gebrachtes Grundstück in der Friedrichstraße, zwischen Unter den Linden und Tauben straße, für 300000 Thaler ankausen, dessen ansehnliche Gebäude auch für jede zukünftige Entfaltung des Instituts hinreichende Räumlichkeiten bieten. Hier wird ein Bücher-Bazar eröffnet werden, welcher vom einfachsten Schulbuche bis zu den seltensten wissenschaftlichen Pracht werken eine noch nie gesehene Auswahl in allen Fächern der deut schen Litteratur darbieten wird; in getrennten, übersichtlich geord neten Abteilungen wird der Mediziner sowohl wie der Theo loge, der Landwirt wie der Techniker, der Kaufmann wie der Gelehrte alle neuen und älteren gediegenen Werke der ihn speziell interessierenden Wissenschaft aufs reichste vorfinden. Ein eleganter und geräumiger Lesesalon wird die größte Auswahl von poli tischen, unterhaltenden und wissenschaftlichen Journalen und Re vuen zur Lektüre an Ort und Stelle selbst bieten. Ein wissen schaftlicher wie unterhaltender Lesezirkel wird alle bedeutenden Erscheinungen in deutscher, französischer, englischer und italieni scher Litteratur umfassen. Außer auf die Entfaltung dieser mannigfachen Richtungen wird die Gesellschaft auf die des Antiquariats ihr Augenmerk richten, welches u. a. in seinem modernen Teile die durchlesenen Werke des Lesezirkels, das Unverkäufliche und die Restbestände in sich aufnimmt, um es durch Kataloge und Auktionen energisch zu vertreiben. Für das wissenschaftliche Antiquariat ist ein höchst wertvoller Fonds im Ankauf der Antiquariatshandlung von . . . .... gefunden, deren bisheriger Besitzer die Leitung der Anti quariats-Abteilung des Instituts übernimmt. Seine langjährigen Erfahrungen und gediegenen Kenntnisse in dieser Wissenschaft bieten somit eine Bürgschaft für den Erfolg dieses Zweiges. Nicht minder wird sich die Gesellschaft zur Aufgabe stellen, den internationalen litterarischen Verkehr nach Kräften zu fördern. Sie wird sich nicht allein auf die Einfuhr aller bedeutenden Erscheinungen Frankreichs, Englands, Italiens, Rußlands und Amerikas beschränken, nicht nur auf den vom deutschen Buchhandel bisher vernachlässigten Import dänischer, schwedischer, holländischer, spanischer und portugiesischer Litteratur, sondern sie wird auch eine ganz besondere Thätigkeit auf den Engros-Export der deutschen Litteratur nach dem Auslande ausdehnen, dessen gebildete Kreise immer mehr und mehr begehren, die Schätze des deutschen Wissens und Geistes im Original kennen zu lernen. Dieses Feld allein verspricht außer ordentliche Erfolge, denn die Gesellschaft wird ihre Verbindungen weit über den Ozean anknüpfen, -soweit die deutsche Zunge klingt!- Während der Gesellschaft nach allen diesen Richtungen des Buchhandels ein großer und lohnender Wirkungskreis offen steht, wird sie ihre ferneren Aufgaben: die Pflege der Kunst und der Musik in gleicher Anschauung der hohen Bedeutung Berlins auffassen, wo unter dem Protektorate des Kronprinzen den Künsten eine glänzende Entfaltung bevorsteht. Neben einem reichhaltigen Lager der vorzüglichsten Leistungen des In- und Auslandes auf dem Gebiete der bildenden Kunst, sowie in Musikalien, wird ein Salon eine permanente Kunstausstellung in Original-Gemälden, Photographien und Stichen und ein anderer eine permanente Ausstellung der besten in- und ausländischen Fabrikate in Flügeln, Pianos und Harmoniums aufweisen. Den zum Studium der Kunst erforderlichen Werken, sowie Zeichen-Modellen, wie auch der Verbindung der Kunst mit Industrie und Gewerbe (wie sie das Gewerbemuseum in Berlin repräsentiert) wird ein besonderes Interesse gewidmet werden. Ein Musikalien-Leihinstitut wird allen Wünschen ge recht werden. Für das geographische und naturwissenschaftliche Studium werden Globen und Tellurien, sowie die mannigfal tigsten Apparate zum Verkauf ausgestellt sein. Eine eigene Buchbinderei soll in Hinblick auf den Vor sprung Frankreichs und Englands energische Reformen sowohl in Geschmack als in Ausführung anstreben. Auf dem Gebiete der Presse wird die Gesellschaft ein »Kritisches Organ für Litteratur und Kunst wöchentlich erscheinen lassen, welches zu einem sehr niedrigen Abonnementspreis franco nach allen Gegenden versandt wird. Die bedeutendsten Schriftsteller und Gelehrten werden ihre Mitwirkung gern diesem widmen, welches ein Resums der neuesten und her vorragenden Erscheinungen des In- und Auslandes geben soll und somit entschieden zur Förderung des allgemeinen Interesses für Litteratur, Kunst und Wissenschaft beitragen wird. So wird das Athenäum, unterstützt durch Rat und That von allen Freunden der Litteratur und Kunst, von allen, denen das Emporblühen Berlins und die Verbreitung des deutschen Geistes und Wissens von hier aus am Herzen liegt, sein hohes Ziel erreichen und der Sammelpunkt des geistigen Lebens in Berlin werden. Alle gebildeten Fremden werden sich in seinen Salons vereinen, in welchen auch die litterarischen und wissenschaftlichen Gesellschaften ihre Sitzungen halten werden. Aber auch die Rentabilität des Unternehmens ist von vorne- herein gesichert. Indem wir die auf Anlage gegebene Aufstellung ins Auge fassen, ist es unzweifelhaft, daß dem Institut eine gesunde Grundlage in den erworbenen Buch-, Kunst-, Musik- und Anti quariatshandlungen (zu welchen noch eine bedeutende Buchbinderei hinzukommen wird) geboten ist. Der langjährig bestehende treue Kundenkreis dieser Geschäfte, ihre vortreffliche Lage, verteilt in den besten Stadtteilen, verspricht dem Institut durch gemeinschaft liche Leitung und einheitliche Organisation schon an sich einen be deutenden Ertrag. Das geistige Zusammenwirken der dem Institut jetzt ungehörigen Chefs jener Geschäfte, in Uebereinstimmung mit dem Grundprinzip des Unternehmens wird dem letzteren in allen seinen Zweigen die größten Vorteile zuführen. Ein bisher im Buchhandel verabsäumter kaufmännischer Betrieb wird dem Institut nicht nur neue Absatzquellen im Detail unter dem Publi kum, sondern auch sn gros an Provinzial - Buchhandlungen und im Export eröffnen. Durch den steten Verkehr mit wissenschaft lichen und Künstlervereinen, durch die Hinzufügung eines großen Journalsalons, eines Bücher-Lesezirkels, des modernen Antiquariats mit seinen Auktionen, durch den Vertrieb von Flügeln, Pianinos und Harmoniums, durch die permanente Kunstausstellung und den Verkauf von Originalgemälden bedeutender Meister werden die Einkünfte des Instituts eine beträchtliche Höhe erreichen. Zu den Einnahmen sind noch zu zählen: die Ueberlassung der Vereins- und Bibliotheksräume an die verschiedenen Gesellschaften, die Verpachtung der Restauration, endlich die Ueberschüsse, die die erworbenen Grundstücke geben werden.- -t- -l- * Vs nwrtuis nil nisi ffsns. Jedenfalls steht dieser Koa litionsversuch im deutschen Sortimentsbuchhandel einzig da! Richard Lesser-Einbeck.
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