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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.11.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.11.1901
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. deutschen BuchhanüÄ Nichtamtlicher Teil. 8899 den Verlag Baedekers über und wurde als zweite Auflage in dessen eigener verbesserter Bearbeitung, die 1836 erschien, der Grundstock zu dem heute weltbekannten Verlag. Schon 1839 erschien die ebenfalls von ihm selbst nach eigener Anschauung verfaßte Beschreibung von Belgien und Holland, dann folgten rasch aufeinander 1841 seine Reise bücher für Mittel- und Norddeutschland, Süddeutschland, Südbaiern und Oesterreich. Drei Jahre später kam die Schweiz, 1855 Paris und Umgebung, 1860 Oberitalien, 1862 London, 1866 Mittel- und Unteritalien, 1875 folgte Palästina und Syrien, 1877 Aegypren u. s. w. Hand in Hand mit den deutschen gingen die englischen und französischen Ausgaben. Die erste war die 1846 er schienene Uebersetzung: Iss boräs äu Rbiv, dann folgte 1852 1a Lrüsss und I'^llsmagus st l'-tuiricibe und Lslgigas st Ulollauäs, die 1858 erschienen, u. s. w. Die erste englische Ausgabe »tbs Rbivs« kam 1861 heraus, und seitdem hat Baedeker die Murrayschen Reisebücher auch bei dessen Lands leuten geschlagen. Es war indes Karl Baedeker nicht vergönnt, alle die vorgenannten Ausgaben zu erleben. Das 1855 erschienene Buch über Paris sollte seine letzte eigene Arbeit sein. Am 4. Oktober 1859 setzte der Tod dem Unermüdlichen ein Ziel; nur zwanzig Jahre lang hatte er seinen, sich immer größere Anerkennung erringenden Verlag zu dem erstrebten Ziel führen können. Viele Jahrzehnte hindurch wird in den Bänden als ihre »erste Aufgabe« bezeichnet, »die Unab hängigkeit des Reisenden so viel als möglich sicher zu stellen und ihn von der ebenso lästigen als kostspieligen Begleitung der Lohnbedienten zu befreien, deren handwerksmäßiges Führen jede eigene Bewegung, vorzugsweise die geistige, hemmt«. Diese Aufgabe stellten sich dann in der Folge auch andere Handbücher; aber sie haben den »Baedeker« nicht er reichen können. Wenn wir die Frage zu beantworten suchen, worin der Vorzug dieser Bücher besteht, so läßt sie sich wohl im wesent lichen mit zwei Worten erledigen: in ihrer prägnanten Kürze. Bis in seine Zeit hinein krankten die Reisebücher an viel zu großer Ausführlichkeit der Beschreibungen, und es ist in der That viel leichter, mit vielen Worten wenig zu sagen, als umgekehrt. Er erkannte zuerst, daß es dem Reisenden, zumal dem »Schnellreisenden« weniger darauf an kommen kann, die Eindrücke, die ein anderer vor ihm auf einer Reise erhalten hat, vordeklamiert zu bekommen, als darauf, daß der praktische Reisende nur die notwendige, aber auch vollständige Auskunft über Verhältnisse und Sehens würdigkeiten in einer übersichtlichen Anordnung erhält. Dieses Bedürfnis hatte er auf seinen Reisen am eigenen Leibe er fahren und konnte ihm deshalb auch am besten Genüge leisten. Und so begab er sich denn alljährlich in der Sommer zeit auf Reisen, unermüdlich Notizen sammelnd für die Neu auflagen seiner Bücher, worin ihn seine ältesten Söhne Ernst und Karl unterstützten. Bei der Genauigkeit Baedekers in seinen Angaben und der Vollständigkeit seiner Ratschläge in praktischen Dingen können seine Bücher dem Freund der Kulturgeschichte eine Quelle interessanter Kenntnisse sein. So erhält man aus der ersten, eben schon erwähnten Ausgabe seines »Hand buches für Reisende durch Deutschland und den Oester- reichischen Kaiserstaat« Kunde von den Scherereien, die man an der österreichischen Grenze zu gewärtigen hatte. Niemand durfte diese überschreiten, der nicht die Unterschrift eines österreichischen Gesandten, Ministers oder Konsuls vor zuweisen hatte. Auch wurde geraten, sich die verschiedenen Provinzen genau bezeichnen zu lassen, die man zu bereisen gedachte. Bei der Ankunft in einer österreichischen Stadt mußte man den Paß visieren lassen und bei der Abfahrt einen besonderen Passierschein einlösen. Doch konnte man »am Thore mit einem Zwanziger vielleicht« auch durch kommen. In der Ausgabe von 1860 lesen wir dann die Notiz, daß »die kaiserliche Regierung seit dem 1. Januar 1860 für den ganzen Umfang des Reiches der deutschen Paßkartenkonvention beigetreten ist. Man kann also mit einer Paßkarte durch die ganze österreichische Monarchie reisen«. Solche Ratschläge fanden und finden sich noch heute, natürlich den veränderten Zeitoerhältnissen angepaßt, in Baedekers Büchern. Die Fassung des Textes ist aber mit den Jahren noch ganz erheblich kürzer geworden, und da es kein noch so gutes Bestreben giebt, das dem Schicksal entgeht, verkannt zu werden, so ist den »Baedekern« auch dieser größte Vorzug gegenüber den früheren ähnlichen Büchern als Fehler angerechnet worden. Einmal ist ein Reisehand buch kein Lesebuch; aber abgesehen davon muß ich für meine Person gestehen, daß es mir schon ein Genuß ist, in diesen Büchern mit so straffer Diktion auch zu Hause hinter dem Ofen zu lesen. Trotz der Kürze erhält man infolge der Hervorhebung des Charakteristischen und Wesentlichen ein lebendiges Bild des Geschilderten. Dann aber sind diese Bücher längst über die Bedeutung bloßer Reiseführer hinausgcwachsen. Sie enthalten eine schier unübersehbare Masse von wissenschaftlich bedeutenden Mitteilungen, ihre Einleitungen, von hervor ragenden Fachschriftstellern verfaßt, sind wissenschaftliche Glanzleistungen, und mit dem Studium des trefflichen Karten materials kann man sich stundenlang anregend beschäftigen. Weit entfernt davon, einen Baedeker an sich trocken und lang weilig zu finden, kann man im Gegenteil von einem solchen Buche in Wirklichkeit sagen: wo ihr's packt, da ist's inter essant. Freilich, die Bildchen, die noch manche früheren Auflagen zierten, sind fortgefallen; aber das wird im Interesse der Raum ersparnis niemand bedauern. Raumersparnis aber muß die Parole für jeden Reise schriftsteller sein. Wohl sucht Baedeker das zur praktischen Unbrauchbarkeit führende Anschwellen der Bände durch ein ganz dünnes Papier zu verhindern; aber bei der Reich haltigkeit seiner Mitteilungen kann er trotzdem nur durch eine ausstudierte Prägnanz der Fassung zu seinem Ziele kommen. Fritz Baedeker, der jüngste Sohn des Begründers und der heutige Inhaber der Firma, giebt ein Beispiel dieser Bestrebungen, indem er über die Bearbeitung des Handbuchs für Spanien und Portugal folgende interessante Mitteilungen macht: »Das erste Manuskript lieferte der durch seine nor wegischen und schwedischen Reiseschilderungen, auch durch eine spanische Reisebeschreibung bekannte Ludwig Passarge. Dieses Manuskript wurde nach einer redaktionellen Durch sicht meinerseits, zum Teil auch ohne Aenderungen gesetzt. Mit diesem gedruckten Manuskript bereiste ein langjähriger kunsthistorischer Mitarbeiter, vr. Propping, das Land aber mals und berichtigte es nach seinen Erfahrungen, in kunst historischer Hinsicht auf Grund der ebenfalls in Korrektur abzügen vorliegenden Uebersicht der spanischen Kunst, die der Verlag von Professor Justi erhalten hatte. Den Artikel »Madrid« bearbeitete A. Dressel, der langjährige Sekretär der deutschen Botschaft in Madrid, zweimal im Laufe der Jahre ebenfalls zuerst auf Grund des Passargeschen Manuskripts neu. Die Beschreibung und Würdigung der Gemäldegalerie im Prado hatte den bekannten Kunst kenner vr. W. Bode zum Verfasser (von ihm sind auch die Be schreibungen der Galerien in Stockholm, Kopenhagen, Peters- vurg u. s. w in den ersten Auflagen der betreffenden Bände), doch mußte der Text infolge wiederholter Neuordnung der Sammlung mehrmals umgearbeitet werden. Dann gingen die Korrekturabzüge an eine Anzahl in Spanien und Por tugal ansässiger Deutscher zur Durchsicht. Da mir die Darstellung immer noch zu breit war, ich auch bei der 1170»
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