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                    Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1901
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19011024
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190110244
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                              8570 Nichtamtlicher Teil. 249, 24. Oktober 1901. gelangen, daß diejenigen, die dem Setzer die -Regeln des Accidenz- satzcs" formuliert haben, zum größten Teil an der Geschmacks- vcrwilderung unserer Druckarbeiten schuld sind. Die Befolgung dieser -Regeln- mußte gute Arbeit in den meisten Buchdruckereien unmöglich machen, denn sie schließen das Schönheitsgefühl und die vernünftige Ueberlegung von der Teilnahme an der Arbeit aus. Eines der ausführlichsten Werke über die Buchdruckerkunst am Ende des 19. Jahrhunderts lehrt folgendes: 1. Jede Zeile eines Titels soll in ihrer Breite möglichst von jeder andern abweichen. 2. Es muß möglichst Licht und Schatten abwechseln, d. h. in der Zeichnung kräftig gehaltene Schriften mit mageren. 3. Man verteilt die Zeilen auf dem Titel so, daß zwischen ihnen überall ein gleichmäßiger Zwischenraum ist. Diese drei Regeln haben nicht nur den Geschmack fast aller unserer Buchdrucker und unserer Schriftgießereien aufs gründlichste ruiniert, sie haben auch schon Hunderte von Buchdruckerexistenzen auf dem Gewissen und, was noch schlimmer ist, sie haben die Achtung der Konsumenten vor dem künstlerischen Können unseres ganzen Gewerbes schwer erschüttert. Aus ihnen sind die Ungeheuer- aus ihnen stammen die beschatteten, skelettierten, musterten Schriften, deren jede in allen Graden und jeder Grad von der magersten, schmälsten bis zur fettesten, breitesten vorhanden sein mußte, um den wahnwitzigen Konsequenzen dieser Grundregelnzu entsprechen.» Folgt eine ausgezeichnete Auseinandersetzung über das Unsinnige der Satzkünsteleien, die wir hier übergehen können. Dann: -Wir können bei unseren räumlich beschränkten Auseinander setzungen hier nur allgemeine Gesichtspunkte geben, die für die wir auch den Setzer, der bisher schon im alten oder im modernen Stil erfahren zu sein glaubt, beim Lesen dieses Abschnittes sich nicht an die Materialbestände oder den Materialmangel gerade seiner Druckerei zu erinnern, sondern alle seine bisherigen Regeln einstweilen beiseite zu legen und mit uns den neuzeitlichen Titel- und Kunstsatz aufbauen zu helfen, den wir den logischen nennen wollen. Wir wollen keiner Richtung, möge sie neu oder alt sein, wir wollen keinem Geschmacke folgen und keines Stiles Sklaven werden, wir wollen den Stil des Buchdrucks finden, der sich aus der Geschichte und der Technik unserer Kunst entwickelt hat und aus dem einzig und allein alle Meisterwerke der Vergangenheit und der Neuzeit entstanden sind. Titelsatz. Die Arbeit des Setzers am Titel beginnt nicht im Winkel haken, sondern, wenn's nötig ist, schon im Manuskript. Denn es ist zumeist die Buchdruckerei, d. h. der Setzer, der den endgiltigen Wortlaut des Titels feststem, und nur in Ausnahmefällen dürfte der Wunsch, im Wortlaut des Titels auch auf die typographische Schönheit Rücksicht zu nehmen, Ablehnung finden. Der Buchtitel soll ebenso im Geiste der deutschen Sprache abgefaßt sein wie der Text eines Werkes, nicht im Stile eines Schlagwortregisters, sondern als ein abgekürzter deutscher Satz, denn unsere Buchtitel sind aus Sätzen mit Subjekt, Prädikat und Objekt entstanden, in denen man früher den Inhalt des folgenden Werkes anzugeben pflegte. Heute läßt man das Zeitwort meistens weg, denn es würde immer ähnlich lauten: -Im nachfolgenden ist beschrieben-: die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges von Friedrich von Schiller oder: -Es berichtet- Professor Hans Meyer über die Pflanzen- und Tierwelt am Kilimandscharo. Vor dem Setzen wird sich nun der Setzer überlegen, wie die einzelnen abgekürzten Angaben eines Titels in vollen Hauptsätzen ausgedrückt lauten würden, und danach unterscheiden, was als Hauptsache, was als Beifügung, als Erläuterung, Untertitel u. s. w. zu betrachten ist. Er soll dann die Angaben des Hauptitels hervortreten lassen und je nach größerem oder geringerem Wert der Nebenangaben Sätze oder Gruppen in kleineren Schriftgraden bilden.- -Ein bewährter Brauch stellt nun die Hauptzeilen ganz oben, die Verlagsangabe ganz unten an das Kolumnenmaß und markiert durch diese vollen Zeilen die Satzfläche des folgenden Werkes, den Titel gewissermaßen als erste Textseite charakterisierend. Geht ein Sammeltitel oder der Verfassername notwendig den Hauptzeilen voran, so kommt er an den Kopf des Kolumnenmaßes, wenn möglich auch durchlaufend, aber aus kleinerer Schrift als die Hauptzeilen; diese stehen dann im oberen Drittel der Kolumne, ^ etwa so, daß der Schwerpunkt der Hauptzeilen die Kolumnenhöhe im Goldenen Schnitt teilt. Für die Gruppen der anderen Zeilen wählt man eine geringere Satzbreite und zwar, wenn angängig und man nicht etwas Besseres weiß, so, daß die Zeilenbreiten untereinander auch etwa in dem Verhältnisse des Goldenen Schnittes stehen, d. h. wenn die Haupt zeile und die Verlagsangabe 8 Konkordanzen breit sind, bildet man die Gruppen etwa ö und 3 Konkordanzen breit und die Gruppenrechtecke in sich ebenfalls etwa in den Verhältnissen der quer- oder hochgestellten Kolumnengröße, deren Stellung innerhalb des übrigen Raumes durch das Schönheitsgefühl bestimmt wird. Daß sich in zwei Gruppen die gleiche Satzbreite wiederfinden kann, ist dem Aussehen eher förderlich als schädlich. Die ganze Seite trägt also Rechtecke als Flachornamente, die in ihren Größen verhältnissen und in ihrer Stellung zu einander passen und sich zu einem einheitlichen Ganzen fügen.- Beispiele vom Zeilenfall beim gruppenweisen Titelsatz. Ich schalte hier ein, daß gewiß auch nach der Meinung des Herrn Weber die mehrzeiligen Gruppen nicht notwendig immer strenge Rechtecke darstellen müssen. Es kommt nur darauf an, daß sie geschlossen erscheinen und nach Größe, Flächen form und Farbe gegeneinander gut abgewogen, zu einander und zur Seite in ein gutes Verhältnis gesetzt sind. Ich citiere weiter: -Wesentlich anders verhält sich der Setzer bei einem orna mentierten oder von einer Umrahmung umgebenen Titel, wobei schon das Ornament die Kolumnengröße angiebt. Dort hat der Zeilenfall nur noch den Zweck der mehr oder weniger freien Deko ration, die sich der Umrahmung rc. anschließen muß. Auch da ist's wiederum vor allem nötig, die Schrift mit der Schwere oder Farbe des Ornaments in Einklang zu bringen.« Und so weiter. Ich hoffe, diese Ausführungen werden den Herren Verlegern und Buchhändlern, an die sich das Börsen blatt doch in erster Linie wendet, die Ueberzeugung geben, daß man die »moderne Richtung« nicht mit verallgemeinernden Verdammungsurteilen abthun darf, sondern daß man sie zu nächst vorurteilslos zu würdigen hat. Dann wird sich wohl ergeben, daß man ihre Auswüchse am besten und wirksamsten
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