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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1901
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1901-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1901
- Sprache
- Deutsch
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Börsenblatt >. d. deutschen Buchhandel, Nichtamtlicher Teil, 85KS Nichtamtlicher Teil Ein fachmännisches Gegenurteil über die moderne Satztechnik. (Bergt, Börsenblatt Nr, 24g, S, 83lg.) Ganz ahne Zweifel läßt sich heute in den geistig frischen Kreisen der Buchdruckerwelt eine gewisse Klärung und Be ruhigung in Fragen der sogenannten modernen Richtung wahrnehmen. Da müssen wir es denn doch beklagen, wenn von autoritativer Seite Urteile von solcher verallgemeinernden Einseitigkeit fallen, wie die, die Herr Goebel in dem oben citierten Referat »Ein fachmännisches Urteil über moderne Satz technik» anführt. Und doppelt bedauere ich, wenn solche Einseitigkeiten dem Kreise der Auftraggeber der Buchdrucker vorgetragen werden. Denn es ist wenigstens meines Er achtens die Ausgabe des Berichterstatters nicht, diesem Kreise, der zur Frage Stellung nehmen, ja sie mit entscheiden muß, durch Einseitigkeit die Bildung eines richtigen, eigenen Urteils zu erschweren, sondern vielmehr ihm eine ruhige, unbefangene, gerechte Würdigung der neuen Forderungen (ja, wenn sie auch nur neu wären!) erst zu ermöglichen. Ich halte es daher für meine Pflicht, jenen Verall gemeinerungen zu widersprechen Ich weiß so gut wie wir nun allmählich alle, daß die neuen Forderungen vielfach Ver wirrung angerichtet haben. Aber es wäre noch zu untersuchen, ob diese Verwirrungen wirklich schlimmer sind, als der Durchschnitt der Arbeiten in der einst so gepriesenen freien Richtung, Und so viel ist unter allen Umständen sicher: der Kern der sogenannten modernen Richtung ist nichts anderes als dies eine: wir wollen im Buchdruck keinen anderswoher, z, B, von der Lithographie geholten Stil mehr, sondern unseren eigenen, den durch Material und Arbeitsweise an gegebenen, den wirklich typographischen. Wer dies nicht ergriffen hat, der wird freilich immer nur an Einzelheiten haften, wird nie etnsehen wollen, daß neben den Auswüchsen so viel Vortreffliches steht, wie es die Zeit vor der sogenannten modernen Richtung entfernt nicht hervorbrachte. Der wird auch nie verstehen, warum die »moderne« Richtung an die Alten anknüpsen konnte (die eben schon einen typographischen Stil besaßen), der wird nie begreifen, warum die ganz modernen Staaten England, Amerika, Dänemark in derselben Richtung vorgegangen sind, warum dort, je nach der Nationalität auf verschiedene Weise, aber im Kern gleichmäßig ein einheitlicher neuer Stil, ein wirklich typographischer Stil entwickelt werden konnte. Man kann heute ganz getrost sagen: an den Aus wüchsen der modernen Richtung sind zum größten Teile nicht die Modernen, sondern die noch nicht ganz über wundenen Lehrmeister der freien Richtung schuld. Aber ich will lieber andere für mich sprechen lassen. Gegen Behauptungen, wie die: »Eine moderne Satztechnik giebt es genau genommen nicht, denn jeder macht, was er will», möchte ich doch auf zwei etwas anders lautende Stimmen der allerletzten Zeit aufmerksam machen. Erstlich auf die Ausführungen Milchsacks, der schon seit vielen Jahren einen guten Teil der »neuen» Forderungen vertreten hat. Ich verweise nur aus seine letzte Zusammenfassung im Archiv für Buchgewerbe 38, 8 und S, S, 291 ff. Und sodann auf ein modernes Buch, das eben erscheinen soll: den Katechismus der Buchdruckerkunst von Johann Weber, Der Herr Ver fasser hatte die Freundlichkeit, mir Aushängebogen zur Ver fügung zu stellen, denen ich die untenstehenden Sätze ent nehme, Ich denke, sie werden beweisen, daß es erstlich eine »moderne» Satztechnik giebt (sie ist freilich sehr alt), und daß zweitens diese Satztechnik logisch, d, h, den Gegeben- Achtunds-chzigsier Jahrgang, heilen des Zwecks, des Materials und der Arbeitsart ent sprechend aufgebaut ist. Ja, ich denke, man wird unschwer erkennen, daß sie logischer ist als die ältere, die nur deshalb so heftig verfochten und als schöner gepriesen wird, weil sie uns eben vertraut ist. Also zur Sache, Aus dem Abschnitt über die Einteilung der Abschnitte eines Buches, das Seitenbilden, Satzformat und Papierformat citiere ich: »Aus der Anfangsseite von Kapiteln läßt man gewöhnlich das obere Viertel oder das obere Drittel frei und setzt in diesen sreien Raum die Ueberschrist ohne Kolumnentitel. Die Ueber- schrift ist eine um etwa zwei Grad größere Schrift als die Text schrist und am besten derselbe Schriftcharakter. Wer eine andere passende Schrift auszumählen gelernt hat, darf es thun, doch ist wiederum Vorsicht am Platze. Das Freilassen des oberen Teils ist ein eingewurzelter Gebrauch, der heute keinen Sinn mehr hat; er stammt aus der Zeit der Deootionalien, in der man Schrift stücke an einen Höhergestellten zum Zeichen der Unterwürfigkeit tief unten auf der Seite begann. Diesen Gebrauch ahmte der Buchdrucker gedankenlos nach. Heute sagt man entschuldigend: es sieht schöner aus, wenn freier Raum bleibt, ohne zu bedenken, daß man gar keine Begründung sür diese Behauptung beibringen kann.» Orientieren wir uns bei den Alten, so kommen wir zum geraden Gegenteil dieser Kolumnenbildung, »Die Handschriften und alten Meisterdrucke kennen nur einen Schriftgrad und zeichnen ihre lleberschristen, sofern solche oor- Abschnitte beginnen oben auf der Seite oder laufen einfach am Schluß des vorhergehenden fort, und auch die Anfangszeile wird nicht eingezogen. ^ Und dies alles geschah mtt gutem Recht, derm Litteratur, Bücher, die zum langsamen Genießen oder zum Vor lesen bestimmt sind, die ihrer ganzen Natur nach nicht durch geblättert und nachgeschlagen werden können. In richtiger Er kenntnis der eigentlichen Satzsorm für diese Bücher setzt der heutige Kunstsatz die Seiten voll aus; er beginnt den Ansang oben, macht keine Einzüge, die als Löcher wirken, sondern bildet seine Seite einheitlich ruhig, so daß des Lesers Auge unbewußt zur Beruhigung des Innern schon beiträgt und der volle geistige Genuß des Gelesenen ermöglicht wird.» Es folgt die Beschreibung einer Seite aus einem Druck von William Morris, -An Stelle des weißen Raumes ist die Ueberschrist in Rot druck getreten, die Abschnitte sind nicht eingezogen, sondern durch kleine Schmuckstückchen getrennt, die vom Leser als ein Haltepunkt empfunden werden sollen und empfunden werden. Ebenso wie die Anfangszeilen nicht eingezogen sind, können natürlich auch die Ausgangszeilen nicht mit Quadraten vollgeschlagcn und leer ge lassen werden. Cs schließt sich eben an diese unterbrechenden Schmuckstücke der neue Abschnitt wiederum an. Die Geschichte hat einen fortlausenden gleichmäßigen Fluß, und dies wird in der Form des Satzes angedeutet. Man hat vielfach, weil in neuerer Zeit dichterische Kunstwerke mit schön geschnittenen Schriften in ähnlicher Weise gesetzt wurden, geglaubt, diese Form der Jeitenbildung sei die wahrhaft künstlerische, und hat sie über- gepfropst auf alle anderen Arten von Druckwerken, ohne zu be denken, daß auch die Einteilung in Abschnitte mit eingezogener Zeile ihre volle Berechtigung haben kann, wenn es sich um Ein führung neuer Gedankenreihen, um die Möglichkeit des Nach schlagens u. s, w, handelt. Nun gar beim Satz von Katalogen oder äbnlicher Werke würde es vielleicht nicht einmal richtig sein, nur die größeren Grade der Textschrist zur Herstellung der ileber- schristen zu benutzen; dort nimmt man berechtigterweise Aus zeichnungsschriften fetteren Schnittes, die darum nicht gerade häßlich zu sein brauchen und recht wohl im Schnitt zur Textschrist passen können.» Ferner aus dem Abschnitt 18: -Der Titelsatz und die Entwickelung des Kunstsatzes (Accidenzsatzes) aus dem Titel- und Werksatz, Logik und Winkelhaken, Wenn man die Geschichte der Satzherstellung in großen Zügen beobachtet, so wird man zu dem betrübenden Ergebnis 1128
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