264, 12. November 1908. Fertige Bücher Börsenblatt s, d Dlschn. Buchhandel. 12929 Wir versandten soeben Prospekt über: Emil Lucka: Isolde Oeißhand Ein Roman aus alter Zeit Mit 10 Vollbildern, Titel- und Einbandzeichnung von Emil Preetorius Sehr geschmackvoll ausgestatteter Geschenkband Gel). M. 3.—, geb. M. 4. Ein junger Wiener Dichter, Emil Lucka, hat den Versuch unternommen, nach so vielen Vorgängern, noch einmal Tristans und Isoldes LiebeStod zu erzählen; ein Versuch, der aufs schönste gelungen ist. Gleich den meisten Fortsetzern unseres großen Torso, gebliebenen EpoS knüpft Lucka die Katastrophe an die Gestalt der zweiten Isolde, Isolde Weißhand, an, mit deren Einführung Gottfrieds Gedicht bekanntlich abbricht. An ihrer Schönheit mißt sich die der blinden Isolde und zeigt nun erst ihren alles besiegenden Glanz; und das Äberweltliche der Liebe zwischen „Tristan und Isolde", ihre urdämonische Gewalt und Glut kann sich nicht herrlicher offenbaren, als im Kontrast gegen die zarte, ehrlich-eheliche Empfindung der Weißhand. Lucka behandelt die Fabel, bei geschickter Verwendung der überlieferten Motive, vielfach und mit großem Glück selbständig. Bei ihm stirbt Isolde zuerst an Tristans Antrene, und ihr Tod erst reißt Tristan unwiderstehlich in die Strudel der Vergangenheit und des Todes. Der junge Dichter hat in seinem Stil Oie beiden drohenden Klippen des Archaisierens und der schlaffen Modernität mit sicherm Takt vermieden und eS vermocht, aus seiner Prosaerzählung )en betäubend süßen Duft der unsterblichen Sage aufsteigen zu lasten. Das Werk eignet sich in hervorragender Weise zu Geschenk zwecken, wir bitten, eS zu Weihnachten auf Lager nicht fehlen zu lassen. S. Fischer, Verlag, Berlin Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang.