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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1896
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1896
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- Deutsch
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wir Cheret verdanken, möchte ich sein Meisterwerk hervor heben, »lls8 OouI>88S8 äs I'Opsw«, das er für den bekannten Zeichner Grüvin oder vielmehr für sein Museum schuf. Um Cheret scharten sich die Schüler. Da kam Grassct und brachte uns seine Schöpfungen voll dekorativer Wirkung. Sein Plakat für die , llibrairis komantigus« des Verlegers Monnier ist für mich eins der schönsten Plakate. Eine junge Frau im Kostüm der Restaurationszeit ist in die Lektine eines Buches vertieft, das auf ihren Knieen liegt. Sie dreht dein Beschauer den Rücken zu. Im Hintergründe liegt Notrc-Damc mit seinen ragenden Türmen, umflutet von dem Gold der niedersinkcndcn Sonne und über den Türmen ein Himmel, der Sturm verkündet. An die Vergänglichkeit des Irdischen mahnt ein Totenkopf, auf dem der fein beschuhte Fuß der jungen Frau achtlos ruht. Stimmung, Zeichnung und Ausführung stehen sich hier in nichts nach. — Da kam ferner Wilctte, dieser echt französische Künstler mit feinem Pariser Esprit und brachte mit seinem »bllst-wt proäigus« ein Mcisterblatt, Toulouse Lautrcc, der Impressionist des Plakates, dessen »Rsiuo äs 3ois« verdient hervorgchobcn zu werden, Jbels, Carloz Schwabe, ein wenig Symbolist, Steilsten, der Schweizer, dessen »ll>mt 8tsrili8ö« vortrefflich ist, F-orain, den man mit dem Namen »Nachfolger Gavaruis« geehrt hat. Guillaume, Choubrac Pal, Hugo d'Alesi, Meunier und Metivct dürfen hier nicht vergessen werden. Viele von ihnen haben als Künstler einen Namen, wie: Wilctte, der geniale Zeichner des »Oourri»r teanyai8«, Grasset, an dessen schölle Illustrationen zu den »Huatrs 6 8 ^mon« ich erinnere, Steilsten, Jbels, Caran d'Achc u. a. Selbst Künstler, wie Puvis de Chavanne, wie der Schlachtenmaler Dctaillc, haben die populäre Kunst des Plakates ihres Stiftes nicht für unwürdig erachtet. Populäre Kunst I Haben doch erste Schriftsteller nicht nngestandcn, die Straßen in Paris mit den mannigfachen bunten Maucranschlägcn ein Volksmuscum zu nennen. Dieses Wort hat Anklang gesunden, und das Volk betrachtet sein Museum, dessen glitzernde Farben Leben und Sonne in die grauen Straßenzüge bringen, gern und mit kritischem Auge. Aller Anfang ist schwer und es brauchte immerhin einige Jahrzehnte, bis das Plakat diesen Aufschwung nahm. In gleicher Zeit wird man bei uns in Deutschland ebenso weit vorgeschritten sein. Angcfangcn haben ivir ja schon. Da ist z V. das Plakat der Berliner Gewerbe - Ausstellung, das in einem Preisausschreiben siegte. Ein französischer Kenner bemerkte mir jüngst: »0'e8t dien uns -stkobs slls- manäs, slls 68t pbito8opbigue«. Es liegt ein Körnchen Wahr heit in den Worten, das Plakat sei philosophisch. Für mein Teil allerdings muß ich sagen, daß ich den Gedanken des Sütterlinschen Plakates köstlich finde. Ob ein Plakat zu denken geben soll, ist eine andere Sache; cs soll sich vielmehr von selbst aufdrängen und im Augenblick verstanden werden. Aus frisch aufgeworfenem Erdreich heraus ragt ein Arm, den stählernen Hammer in der markigen Faust. Im Hintergründe liegt Berlin mit seinem Rathaus, mit seiner Siegessäule in zwergenhafter Kleine, wie ein Nebensächliches. Die Arbeit überragt alles. Die Zeichnung ist vortrefflich und die Farben stimmung steht in nichts hinter der Zeichnung zurück. Nur eines scheint mir minder gut: der Rahmen, der drückend auf das Ganze wirkt. Da bin ich denn auf ein deutsches Plakat zu sprechen gekommen, und es sei mir erlaubt, noch einige andere zu er wähnen. Vor mehreren Jahren schon hat der »Berliner Lokal- Anzeiger« ein gefälliges Plakat in der Troitzsch'schcn Kunst anstalt Herstellen lassen: Anstreicher auf einem Gerüst malen die allen Berlinern nur zu bekannten blauen Reklamcschildcr mit den Riesenlettern: »Berliner Lokal-Anzeiger« an die Wand. Dann das Malat won Stucks jgenialcr Hand für die Secession, das Röchlingsche und das trefflich gezeichnete Zicksche Plakat für die Berliner Kunstausstellung 1895/96. Ferner das Plakat der Zeitschrift »Jugend« (Hirth in Mün chen): zwei jungfrische Mädchen einen alten Misanthropen mit sich fortziehcnd, die Vergrößerung eines Titelblattes dieser Zeitschrift, und die beiden der Zeitschrift »Simplicissimus« (Langen in München), beide von T. T. Heine gezeichnet. Die eine stellt ein sehr holdes weibliches Wesen dar, das mit dem Schwänze des Teufels neben ihm »Simplicissimus« an die Wand malt. Warum dieses Plakat in Oesterreich von polizei licher Macht von den Mauern gerissen und verboten wurde, ist mir unklar. In Deutschland ist man doch auch nicht gerade fühllos für sittcnschädlichc Darstellungen. Die zweite zeigt wirkungsvoll zwei infernalisch rote Köter auf schwarzem Grunde. Ich sah sie übrigens an den Berliner -Litfaß- Säulcn«. Erwähnt mögen noch werden: Otto Sattlers Plakat für den »Pan«, eines der besten deutschen Blätter nach meiner Meinung, und Laskowskis Plakat für die Straßburger Aus stellung, eine mißglückte Nachahmung Grassets. Die meisten deutschen Plakate haben einen Fehler: sie sind glasiert und erinnern dadurch allzusehr an eine Chromo lithographie. Deshalb nimmt mancher französische Sammler diese (glasierten) Blätter nicht in seine Sammlung auf, abge sehen davon, daß ihre Aufbewahrung unpraktisch ist, da selbst ohne sic zu falten die Glasur leicht abspringt. Zum Schluß noch einige Worte über den Handelswert des Plakates. Da mag es manchen erstaunen zu hören, daß für viele Plakate 10 und 20 Frcs gezahlt werden, für manche mehr, gar bis 50 und 100 Frcs. Obwohl der Plakathandel noch jung ist, so giebt es doch, ganz wie im Buchhandel, hier schon einen »Resthandel«. Der Händler kauft von dem Eigen tümer des Conccrthauses, vom Industriellen oder sonstigen Reklamctreibcnden den Rest seiner Plakate auf, die er dann zu sehr billigen Preisen vereinzelt. Oesters auch arbeitet er nach berühmten Ring-Mustern. Er ist Alleinbesitzer und kann den Preis bestimmen. Zwei Drittel seines Besitzes stampft er ein; aber das Drittel, das ihm bleibt, bringt ihm die bei den andern reichlich wieder ein. Denn eines Tages ist das Plakat, das man eben noch mit 3 Frcs. bezahlte, unauffind bar geworden und die Sammler bezahlen nun nolso8 vo>so8 das drei- und vierfache dieses Preises, bis sie eines Tages vielleicht 20 und mehr Frcs. erlegen müssen, um den seltenen Vogel zu haben, der in so und so vielen Exemplaren noch gemächlich im Laden des Händlers ruht. Man mühte nicht Sammler sein, wollte einen ein derartiges Verfahren nicht arg verdrießen. Ebenso daß einzelne erfinderische Köpfe Pla kate nur zu dem Zwecke Herstellen, um sie an Sammler zu verkaufen. Es giebt eine ganze Reihe von Plakaten, die nie mals öffentlich angeschlagen waren. Hier in Paris giebt es mehrere große Häuser, die sich mit nichts anderem als mit dem Verkauf der Plakate an die Sammler befassen, während bei uns der »marobancl ck'atüobsZ«, Plakathändler, ein noch unbekannter Begriff ist. Hoffen wir, daß auch bei uns dieses Gewerbe einst seinen Vertreter finden und daß damit ein Sammelgebict volkstümlich werde, das sicherlich berechtigt ist ein gleiches Interesse zu beanspruchen wie das Sammeln von Briefmarken oder gar von Liebig- bildern. Künstlern und dem Kunstgewerbe wäre es nur zu wünschen. Paris. M. Breslauer. Kleine Mitteilungen. Kaufmännische Mangelanzeige. — Der Breslauer Zeitung entnehmen wir folgenden Bericht über einen Rechtsstreit, dessen Gegenstand die in letzter Zeit auch im Börsenblatt erörterten Artikel 347 und 348 des Handelsgesetzbuches bildeten. Nach Handelsrecht muß bekanntlich der Empfänger einer von auswärts übersandten diese ohne Verzug nach der Ablieferung untersuchen und, 65b'
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