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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1871
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1871
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- Deutsch
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^ 131, 12. Juni. Nichtamtlicher Theil. 1711 Sie mir meine Bitte nicht abschlagen, und wenn Sie mir sie aütigst ae- l wären, ich vollkommen belehrt seyn werde Mein Vater der Hofbuchdrucker Cotta von hier besitzt, wie Ihnen bekannt seyn wird, die I. G. Cottaische Buchhandlung in Tübingen. Ich babe Lust sic zu kauften und wünschte Ihre Gedanken hierüber zu wissen. Sie werden mir daher erlauben, Ihnen einiges von meiner Person, so viel zur Sache gehört, zu sagen. Seit 1782 habe ich mich in Tübingen ausgehaltcn und die Rechte und Mathemathik studirt, daneben erwarb ich mir durch den Umgang mit Hrn. Schulz, ! Koerbcr und Deichmann so viele praktische Kentnisse vom Buchhandel, daß ^ ich glauben sollte, ich könte in dieser Rücksicht eine Buchhandlung füren. Mein Studieren gab mir Gelegenheit, die für einen Buchhändler notwendige litterarische Kentnisse zu erlangen, Bekantschaft mit merercn Gelehrten und Bücherliebbabern zu machen, und mich von dem Localen meines Vaterlandes in so weit zu unterrichten, als «s dem Buchhändler nüzlich ist. Dabei hatte ich das Glück mich in einen ziemlich guten Credit zu setzen, so daß ich auf die Nnterstüzung von mcrcreu Personen zäleu darf. Dieß wäre aber nun alles, was ich bei Antrettung der Buchhandlung hätte; das Geld, das mir dazu nötig wäre, müßte ich entlehnen, hätte aber schon die gewisse Versicherung eö zu erhalten. Nun wünschte ich zu wissen, wie ich den Wert der Handlung bestimmen soll? Hr. Deichmann, der gegenwärtige Factor, hat die Bücher nach Ballen auSgemessen, ich könnte sie also hieraus einigermaßen schäzeu. wenn ich wüßte, wie man ungefähr den Ballen an schlagt, gute und schlechte Ware untereinander? Natürlich wird auch hier bei) ein Unterschied zwischen Sortiment und Verlag gemacht werden müssen. Den Verlag der Cottaischcn Buchhandlung kennen Sie. Die^ besten Artikel sind 'I'iisin^er, .Im? e.in>6l'.il<'. l^iuteriiaeli, OoIleA.. l'-erliariii l^oei llieolocriei, 8t6iv-,i-t StatSwirthschaft und einige kleine, mcr in unfern als auswärtigen Gegenden gangbaren Artikeln. DaS Sortiment wird freilich ziemlich mit schlechten Büchern vermischt seyn. Wie man die ausstehende Schulden anschlagt? wünschte ich auch zu wissen? Gute und schlechte er halten natürlich vcrschicdne Anschläge. Wenn Sie mich hierüber gütigst belehren wollten, so könnte ich danach den Kaufschilling der Handlung be stimmen. Nun erlauben Sie mir auch. Ihnen zu melden, wie ich meinen Handel anznfangcn gedenke. Da der Credit der Cottaischcn Buchhandlung seit einiger Zeit ziemlich gefallen ist, so müßte ich diesen zuvörderst herzu stellen suchen. Ich wurde dahcro denen Hrn. Buchhändlern dasjenige, was man ihnen die letzte Messe schuldig blieb, sogleich senden. Alsdann würde ich aus die nächste Ostermesse so viel Geld mitncmen, daß ich nicht nur alle Rechnungen tilgen, sondern auch von den neuen Büchern die vorzüglichste sogleich baar bezalen könte. Hr. Schulz u. merere haben mich versichert, daß die Herren Buchhändler als dann äußerst billige Preise machen. Sie werden mir sagen können, ob dieses gegründet ist? Ob überhaupt die Herrn Buchhändler einen Anfänger, der sich Mühe zu geben scheint, empor zu kommen, untcrstüzen und ihm seinen Anfang zu erleichtern suchen? Ich würde keine andern als gute Bücher in Verlag ncmen und immer auf schönen Druck und Papier sehen. Meine HandlungS Grundsäze wären die Garvische. Ob ich nun, wenn ich allen möglichen Fleis und Mühe anwende, wenn ich mich stets als ein ehrlicher Mann betrage, wenn ich nur auf guten Verlag sehe, durch meine Auffürung meine guten Freunde und Credit er halte, ob ich nach und nach ein großes Capital werde abtragcn und mich Schulden frei machen tonnen? ist ein Zweifel, der mich schon oft wankend in meinem Entschluß, die Handlung zu übernemen, gemacht hat. Besonders da cs mir an andern Aussichten, durch meine wissenschaftliche Kenntnisse eine Versorgung zu erhalten, nicht fest. Betrachte ich aber die meiste Buchhändler meiner Gegend, so muß ich Ihnen frei gestehen, fällt dieser Zweifel weg und er würde mir ganz gehoben, wenn ich mir schmeicheln dürfte, daß Sie mir es gütigst erlauben würden, mich in jeder Angelegen heit an Sic zu wendein Freilich eine große Bitte! Ihre Antwort auf dieses Schreiben, der ich sehnlichst entgegensetze, wird mich belehren, ob sie auch so unbescheiden ist, als ich fürchte. Sie werden so gütig seyn und nichts davon erwänen, daß ich vielleicht Käufer der Cottaischcn Buchhand lung werde. Die Umstände treffen oft so sonderbar zusammen, daß man wünscht, man hätte von Sachen geschwiegen, die eigentlich kein Geheim- niß sind. Ich hoffe von Ihrer Güte, Sie werden mir meine zudrängliche Frei heit gütigst verzeihen und verharre mit wahrer Hochachtung Ihr gh. Diener Joh. Fr. Cotta. Stuttgart), den 11. Jul. 1787. Advokat. Es wäre vom höchsten Interesse gewesen zu wissen, was Reich auf dieses Schreiben geantwortet hat. Aber eine bezügige Anfrage bei der I. G. Cotta'schen Buchhandlung hat leider ergeben, daß der Brief des würdigen Philipp Erasmus verloren ist. So bleibt nichts als die Gewißheit, daß Reich liebenswürdig und ausführlich geant wortet hat und daß Cotta sich daraufhin im Winter 1787 entschloß, den Leipziger Geschäftsgenosscn nochmals um seinen Rath anzu- sprechcn. Der Brief Cotta's lautet: Tübingen den 18. Dec. 1787. Hochedelgcborner, Hochzuverehrender Herr! ES ist mir ein wahres Vergnügen, daß ich Ihnen nun melden kan, daß ich Bcsizer der I. G. Cottaischcn Buchhandlung bin. Für Ihr gütiges Schreiben vom 7. Äug. sage ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank und empfehle mich besonders Ihrer Güte und Gewogenheit. Hr. Deichmann wird Ihnen «sie Ursache geschrieben haben, warun^ ich so spät Ihr Geehrtes nötigt sogleich zu benuzen. Ich wünschte von Ihnen die Norm zu wissen, nach welcher Sie den Preis Ihrer Verlagsartikel bestimmen. Sollte diese Bitte indiscret seyn, so erwarte ich, daß Sie sie mir geradezu abschlagen. Nur in dieser Erwartung kann ^ch Ihnen jeden meiner Wunsche dreiste vor- Da die Oster Messe so nahe ist, so hat man mir geraten, ich sollte dasjenige, was die Cottaische Handlung noch an alten Resten schuldig ist, nicht jezo gleich bezalen, sondern bis dahin anstchcn lassen. Die Gründe, zalung zu leisten. Wahrscheinl. wird eö für mich notwendig und gut seyn, wenn ich einige Wochen, ehe die Messe in Leipzig anaeht. daselbst bin, um soviel^möyl. diejenigen Geschalte, die ich voraus besorgen ^ kan, aus dem Euer Hochedelgeboren ^ ^ I. F. Cotta. Diesesmal blieb die Antwort Neich's aus. Dieser war schon 15 Tage, bevor Cotta sich zum Schreiben entschloß, gestorben. „Ohne Aktiva und Passiva". Unter dieser Überschrift wurde im vorigen Jahrgange dieses Blattes ein Aufsatz mitgetheilt, welcher bezweckte, vor der Ueber- nahme einer Handelsfirma ohne Activa und Passiva zu warnen, weil in Preußen die rechtliche Wirkung eines derartigen Abkommens, den Handelsgläubigern gegenüber, abgesprochen wurde. Das Ober tribunal hatte in den Entscheidungen vom 1. November 1866, 2. Juli u. 19. November 1868 erkannt: daß der Uebernehmer einer Handelsfirma für d ie von dem früheren Inhaber dieser Firma eingegangenen Handelsschulden und Wechselverbindlichkeiten als Selbstschuldner zu haften habe. Diese feste Praxis des königl. Obertribunals war für die altpreuß. Provinzen bis zum 21. Februar d. I. maßgebend. An letzterem Tage jedoch hat das Oberhaudelsgericht zu Leipzig, als oberste Spruchbehörde in Handels- und Wechselsachen für Nord deutschland — vom 1. Juli d. I. ab für ganz Deutschland — fol genden Nechtsspruch gefällt: „Wer dasHandelsgeschäft eines Einzelkaufmanns übernimmt und unter der bisherigen Firma fortführt, wird hierdurch den Gläubigern der Firma nicht persönlich verhaftet."*) Hiernach kann der Uebernehmer einer Handelsfirma zur Zah- *) Ueber den Rechtssall selbst und die Formulirung dieses NechtS- grundsatzeS siehe: Die Rechtsprechung des Deutschen Oberhcmdelsgcrichtö zu Leipzig, herausgeg. v. Stegemann, Anwalt am genannten Gerichtshöfe. 1. Bd. S. 284. 251*
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