Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.09.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820918
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188209180
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820918
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-18
- Monat1882-09
- Jahr1882
-
3949
-
3950
-
3951
-
3952
-
3953
-
3954
-
3955
-
3956
-
3957
-
3958
-
3959
-
3960
-
3961
-
3962
-
3963
-
3964
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nichtamtlicher Theil. Glossen zu dem Artikel: „Zur Misere im heutigen deutschen Buchhandel". Unter dieser Uebcrschrist bringt der Eigcnthümer einer ange sehenen alten Leipziger Firma in Nr. 204 d. Bl. einige Bemerkungen („Thesen?"), „um die Kehrseite derMedaillc zu zeigen", d. h. den Be weis zusühren, daßauch derBerlegerzuklagen berechtigtsci! Nun — das hat ja wohl noch Niemand bezweifelt, und die als Veranlassung dieser Klagen genannten „Grundübel" sind schon wiederholt als solche auch in diesen Blättern bezeichnet worden. „Erstes Grund übel" ist nach Hrn. Barth: „Ueberfüllung an Sortiments firmen" und „Zweites Grundübel": „Ueberproduction im Verlage selbst". Wie man beide beseitigen kann oder soll, sagt er leider nicht, er verkündet nur: „Es fehlt an besonnener und ge regelter Arbeit", wir brauchen „Rückkehr zu den soliden An schauungen unsrer Vorfahren, zu dem richtigen Erfassen der Sorti- menteraufgabe, wie unsere Väter sie lösten und dabei prosperirten". Wie man besonnen und geregelt arbeitet, wie die soliden Anschauungen unserer Vorfahren lauteten, wie die Väter die Sor timenteraufgabe erfaßten, lösten und dabei prosperirten, wird leider verschwiegen, und würde doch so werthvoll sein, von einem objectiv dastehenden College» zu vernehmen, der cs uns vielleicht aus seinen eigenen Erfahrungen, gewiß aber aus den Ueberlieferungen seines Hauses mittheilen könnte, obschon dasselbe unseres Wissens nicht durch Sortimentsbetrieb seine Bedeutung erlangt hat. Hrn. Barth erscheint es eine Thorheit, gegen die Fortschritte des hochentwickelten Verkehres ankämpsen zu wollen ; in offenbarem Znsammenhange mit der Entwicklung des Verkehrs steht aber doch wohl auch das von Hrn. Barth erwähnte erste „Grundübel"; das zweite soll nach Hrn. Barth lediglich Folge des ersten sein, mithin wären vielleicht nach ihm auch beide „Grundllbel" Fortschritte des Verkehres, aber solche, gegen die er, wenn wir ihn richtig verstehen, doch anzu- kämpsen geneigt ist. Nun, sehen wir einmal, wie unsere Vorfahren, die er als Muster hinstellt, sich gegenüber auch der von ihnen schon beklagten„Uebcr- süllung anSortimentshandlungen"zuhelsen suchten:siegaben ihren Verlag nicht an jede beliebige Firma, sondern arbeiteten mit ihren bewährte» Geschäftsfreunden und waren sehr, sehr vorsichtig gegenüber neuen Etablissements; selbst die bcstangebrachten unter letzter» mußten erst jahrelang ihre Leistungsfähigkeit zeigen, bevor sie nach und nach allseitig Credit erhielten. Kam an den Ver leger, der zumeist auch Sortimenter war, ein Bcrlangzettcl von einer Firma, mit der er nicht in Rechnung stand, so lieferte er das bestellte Buch nicht etwa baar an den Auf traggeber, sondern in Rechnung an dessen Commissionär mit der nöthigen Bemerkung. Zu dieser gesunden Praxis der Vorfahren zurückzukehren, würde Hr. Barth vielleicht bereit sein; auch wir wären unbedenklich bereit und wohl noch manch anderer Verleger, aber wir zweifeln, ob die Commissionäre dafür sein würden, und wissen nicht, ob Hr. Barth deren Widerstand überwinden zu helfen gewillt wäre; obschon nicht zu verkennen ist, daß auf diese Weise auch sie, die Commissionäre, den Anschauungen der Väter wieder näher kommen würden, bei denen es z. B. selbst verständlich war, daß sie in einer Stadt, wo sie bereits einen Com- mittenten hatten, ohne dessen Zustimmung keinen neuen annahmen. Es lag ja auch in der Natur der Dinge, daß der Commissionär, der damals jedem einzelnen Committenten einen verhältnißmäßig weit höher» Credit einräumen mußte, dessen Creditsähigkeit nicht ge fährden Helsen, daß der Vertreter einer soliden Firma nicht ohne Weiteres deren directen Concurrenten zu vertreten übernehmen durste, und im Prinzip ist das auch heute noch richtig, zumal wenn der von einem namhaften Berliner Verleger kürzlich vor aller Welt gethane Ausspruch: „Ich will und muß meinen Concur renten schädigen" als Dogma zu gelten hat, was wir persönlich nicht wünschen. Wie die Vorfahren das zweite „Grundübel": „Ueberpro- ductiou im Verlage selbst" zu verhüten suchten, ist nicht gerade aus einem bestandenen Geschäftsbräuche nachweisbar; daß auch sie schon eine Ueberproduction empfanden, obwohl sie viel weniger druckten, als die heutige Generation, ist bekannt. Also wie halsen sie sich? Wir rufen alle unsere Erinnerungen an theils noch selbst Er lebtes, theils in Quellenwerken Gelesenes wach, und finden nur, daß cs die Väter machten, wie auch wir noch: Jeder handelte bei An nahme von Manuscripten mit möglichster Vorsicht, oder glaubte wenigstens das zu thun, hatte demnach die volle Ueberzeugung, daß seine eigenen Verlagsartikel durchweg Bedürfniß seien und nur die leichtsinnigen oder bösen Collegen die Ueberproduction verschulden. Gerade so machen es auch heute noch die Nachkommen unserer Ahnen, wir persönlich keineswegs ausgenommen, gewiß auch Hr. Barth, der Verfasser des uns iuspirirenden Artikels nicht, der unter seinen Verlagswerken ohne Zweifel ebenfalls mehr als eines haben wird, weiches besser ungedruckt geblieben wäre, obwohl er es viel leicht der Collegenschaft mit recht beweglichen Worten anempfohlen hat und noch anempfiehlt. Wundern müssen wir uns, wenn er sich darüber aufhält, daß ihm auf eine gekrönte Preisschrift (also mnth- maßlich eine wissenschaftliche Specialuntersuchung) nur von 120 Firmen Bestellungen zugegangen sind! Das würde Wohl auch zu der Väter Zeiten kaum viel anders gewesen sein, wenn damals „Nichts unverlangt" schon als Brauch gegolten hätte, und es wird auch künftig nicht so rasch anders werden; Hr. Barth beruhige sich aber, denn ist das Buch wirklich eine tüchtige Arbeit, so wird es den Er folg, den es überhaupt haben kann, ganz sicherlich erringen; bekannt lich aber kommt er bei solchen Werken nicht immer sofort, und be zahlt macht sich ja überhaupt nicht jede Monographie, sei sie auch noch so vortrefflich oder „von allgemeinerem Interesse" — das ist doch Wohl keine Ueberraschung mehr sür Hrn. Barth; wenn aber merkwürdigerweise dennoch, dann freilich „bino iltno laorirnns"! Es soll übrigens nicht bestritten werden, daß seit längerer Zeit schon bei vielen Sortimentern eine gewisse Unlust besteht, Neuigkeiten zu verschreiben, die nur ein beschränktes Publicum haben; es hat wenigstens von uns aus öfters einer specicllen An regung bedurft, um die angesehenern Firmen in denjenigen Städten, aus denen wir aus einzelne Neuigkeiten unseres Berlages keine Bestellungen erhielten, zu denselben zu veranlassen, und in unserem Sortimente machen wir die Beobachtung, daß manche Verleger ihre Neuigkeits-Circulare zweimal zu versenden Pflegen, was offen bar seine Veranlassung in der erwähnten Unlust hat, deren Grund nahe liegt: Die nicht zahlreichen Käufer für solche Bücher sind in der Regel Bibliotheken oder bekannte Männer der Wissenschaft, die nicht nur von sämmtlichen Firmen ihres Platzes mit Neuigkeiten bedacht, sondern auch von den sattsam bekannten Leipziger und Berliner Herren mit Offerten, zum Theil sogar mit unverlangten Zusendungen versorgt werden, so daß es ein glücklicher Zufall sür den Sortimenter des Platzes ist, welcher an den nicht selten ein zigen Interessenten, der im ganzen Orte zu finden ist, sein Exem plar absetzt. Kann es da so sehr überraschen (billigen wollen wir es freilich nicht), wenn viele sonst als thätig und vertrauenswürdig bekannte Handlungen die Fracht sür solche Werke und die Zeit wie die Spesen, welche die Versendung sonst noch kostet, lieber sparen? Ist es uns doch in unserem Sortiment vor nicht langer Zeit erst vorgekommen, daß ein befreundeter Verleger uns vorhielt, es sei S54*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht