^ 30, 6. Februar 1906. Fertige Bücher. 1367 In unserm Verlage ist soeben erschienen: Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel Novellistische Studien. Siebente Auflage. Geh. M. 2.—, geb. M. 3 — Hermann Stehr: Dev begrabene Gott Roman. Zweite Auflage. Geh. M. 4.—, geb. M. 5. Wieder hat der einsame Lehrer im unbekannten schlesischen Dorfe ein Werk geschaffen, düster, tiefaufwühlend, von gewaltiger Tragik; wieder zeugt dieser neue Roman von dem Seherblick des Psychologen, der mit unheimlicher Notwendigkeit Charakter und Schicksale seiner Personen ineinanderslicht, unerbittlich bis zur letzten erschütternden Katastrophe . . . Die Personen sind mit erstaunlicher Kraft und Lebenswahrheit gezeichnet. Mehr als einmal während der Lektüre überkommt uns ein Grauen vor der schrecklichen Anerbittlichkeit gewisser Vorgänge, die alle doch nur psychologische Notwendigkeiten sind. Die Sprache ist von einer seltsamen Glut; es klingt zwischen den Zeilen wie verhaltenes Schluchzen, und man fühlt von Anfang bis Ende die starke und grenzenlose Liebe und Achtung, mit der der Dichter allem Lohen und Tiefen der Menschenseele nachspürt. (Bremer Bürgerzeitung.) Wenn es heute noch eine Volksdichtung gäbe, wenn es überhaupt jemals eine gegeben hat, dann muß sie wie Stehrs „Begrabener Gott" gewesen sein. Im Leben eines Bauers und einer Bäuerin, in einem kleinen Dorfe Schlesiens erfüllt sich Liebe und Leid der ganzen Menschheit. And erzählt wird die Geschichte in einer kernigen, kraftvollen Sprache, die überreich ist an neuen, heimaterdigen Bildern und Vergleichen und von mächtigst geeinter Poesie und Plastik. (Tagesbote aus Mähren und Schlesien, Brünn.) Es ist ein erschütterndes Seelengemälde voll der gewaltigsten Tragik, das uns hier, in dem Ringen dieser einfach, aber hart und leidenschaftlich empfindenden Bauernnaturen, vor Augen geführt wird. (St. Petersburger Zeitung.) Der Gesamteindruck des bedeutenden Werkes ist zunächst kein ganz reiner, kein unbedingt sympathischer Aber man hat nach dem Lesen ein Gefühl, als habe man Kräfte und Quellen der Erde am Werk gesehen und Schöpfungsakte belauscht. (Münchener Zeitung.) Mit genialem Blick erfaßt Stehr den Kern des Menschen und der Naturvorgänge. Seine Beobachtungs gabe ist mitunter hellseherisch, phänomenal. Anter den Erzählern der Gegenwart, die den sogenannten „Naturalismus" pflegen, kommt ihm an Größe uni^Tiefe kaum ein zweiter gleich... Er ist unserer Besten und Größten einer! (Breslauer Zeitung.) . . . Aber seit langen Jahren ist auch kein Roman geschrieben worden, der in jedem Wort so klar von einem Dichter redet. Ein Seelenkundiger, vor dem sich alle scheu verschlossenen Tiefen auftun, ist Lermann Stehr. And ein neuprägender Meister des Wortes ist er, für dessen kraftschwere und seltsam schmückende Sprachgewalt es kein Ansag bares, nichts Anaussprechliches gibt. So schildert er uns die Geschichte eines mißgestalteten Bauernriesen, den Trotz und Jammer gegen das tückische Schicksal zum harten Gewaltmenschen machen, und die Geschichte seines Weibes, einer feinen Seele voll heimlicher Köstlichkeiten, die alle in Schmutz und Verzweiflung verderben müssen. Oft wächst der Roman hinaus über die tragische Geschichte dieser beiden Einzelmenschen. Dunkle und lichte Mächte ringen in Niesen- kämpfen, der enge Lorizont dieser schlesischen Bauernwelt weitet sich zum allumfassenden Lebenskreis, und unser eigenes Schicksal spüren wir hier von einem Seher gezeichnet und gedeutet. Ein reiches, kaum auszuschöpfendes Buch für diejenigen, denen Lesen mehr als Zeitvergessen ist. (Wiesbadener Tageblatt.) Wir versenden nur auf Verlangen. Bestellzettel liegen bei. Verlag, Berlin