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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.02.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.02.1906
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- Deutsch
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Händler und ein fester, ehrenwerter Charakter tritt uns in dieser wahrheitsgetreuen Schilderung des Sohnes entgegen. Die Verlagstätigkeit der Firma in der Administrations- Periode beschränkte sich zunächst auf die Fortführung der eingeführten Verlagsunternehmungen, dann auf Veröffent lichung und Vollendung von Werken, die der Verstorbene begonnen oder aus anderm Verlag übernommen hatte. Im ganzen wurden in den sechs Jahren doch ungefähr 80 neue Werke verlegt, darunter mehrere größern Umfangs. Mehr als die Erwähnung bekannter und wissenschaftlich hervorragender Verlagswerke dürfte die Mitteilung inter essieren, daß sich die beiden jungen Brüder im Mai 1825 (25 und 21 Jahre alt) um den Verlag der Gesamtausgabe von Goethes Werken bemüht haben. Sie suchten Goethe selbst wiederholt auf, und die Verhandlungen, schließlich mit Goethes Sohn, dem Geheimen Kammerrat August von Goethe (damals 36 Jahre alt) geführt, gediehen bis zur Punktation eines Vertrags, nach dem die Buchhandlung Brockhaus das Verlagsrecht gegen ein Honorar von 50 000 Talern auf 12 Jahre erhalten sollte. Goethe zögerte mit seiner Zustim mung, und schließlich erhielt die Cotta'sche Buchhandlung den Verlag für 60000 Taler, obwohl die Firma Brockhaus später ihr Gebot auf 70 000 Taler erhöht hatte. An der Schilderung dieser Angelegenheit, der eine ähnliche Episode mit Schillers Sohn wegen Schillers Werke angeschlossen ist, muß jeder Buchhändler seine Freude haben, nicht allein wegen Goethes Persönlichkeit, die hereinspielt, sondern auch wegen des Wagemuts der jungen Brüder, mit dem sie an das große Unternehmen herangingen, und der geschickten Art ihrer Verhandlungen. Ebenso interessant ist es, den Verkehr der Firma mit einem andern deutschen Geistesheroen, Arthur Schopenhauer, durch die verschiedenen Perioden hindurch zu verfolgen. Nach einem gereizten Briefwechsel zwischen Friedrich Arnold Brockhaus und dem seiner Bedeutung sehr bewußten Philosophen schien es, daß keine dauernde Ver bindung mit diesem Autor möglich wäre, besonders da auch der Absatz seines Hauptwerks »Die Welt als Wille und Vorstellung« (1819), das später eine epochemachende Bedeutung erlangen sollte, zunächst ein wider Erwarten ge ringer war. Auch schon aus dieser Erwägung konnte eigent lich an einer weitern Verbindung nicht viel gelegen sein. Trotz verschiedener Ablehnungen, die er erfuhr, hielt Schopen hauer doch den Verkehr mit der Firma Brockhaus aufrecht; allerdings bestand lange ein gespanntes Verhältnis, das sich erst freundlicher gestaltete, nachdem Ur. Eduard Brockhaus 1859 Gelegenheit genommen hatte, Schopenhauer in Frank furt a/M zu besuchen. Dieser Besuch hatte zur Folge, daß sich die weitern Verhandlungen mit ihm immer freundlicher gestalteten, ganz anders als früher. Erleichtert wurden sie ferner durch den geschäftlichen Erfolg der Schopenhauerschen Schriften, der endlich allmählich einsetzte. Wie bekannt, ist Schopenhauer, wenn auch hauptsächlich erst nach seinem Tode, einer der hervorragendsten Autoren der Firma Brockhaus geworden, eine Wandlung, die nach der ersten Geschäfts verbindung am allerwenigsten zu erwarten war. In der dritten Geschäftsperiode der Firma (gemeinsame zwanzigjährige Jnhaberschaft der Brüder Friedrich und Heinrich Brockhaus) nahm die Verlagstätigkeit, begünstigt durch meist friedliche Zeitverhältnisse, einen großartigen Umfang an. »Sie erstreckte sich über alle Gebiete der Literatur, wenn auch mit Vorwiegen der bisher vorzugs weise gepflegten. Der Verlag nahm immer mehr einen universellen Charakter an, wie er in jener Zeit noch möglich war, während sich die Firma in späterer Zeit ebenso wie die Mehrzahl der deutschen Verlagsbuchhandlungen mehr oder weniger auf einzelne Gebiete beschränkte.« Wurde es dem Verfasser der Geschichte, wie er bekennt, schon schwer, diese umfangreiche Produktion in kurzen Zügen darzustellen, so ist es nahezu unmöglich, in einigen wenigen Zeilen die unter der Leitung von Heinrich Brockhaus der Allgemeinheit zugänglich gemachte Literatur in ihrer Bedeutung zu schildern. Es muß hier und für die folgenden, der Neuzeit angehörenden Perioden noch mehr als bisher auf das Buch selbst ver wiesen werden. Sehr anschaulich und oft von intimem Reiz sind die zeitgeschichtlichen Betrachtungen und kleinen politischen Exkursionen, die der Verfasser den biographischen Schilderungen zum bessern Verständnis einflechten mußte und die auch öfters nötig waren, um die Beweg gründe für den Verlag einzelner Unternehmungen und ihr Geschick klarzustellen Mit wenigen Worten oft nur ist man vollständig in die Situation eingeführt, liegt der Sachverhalt klar vor Augen. Besonders angenehm wird der Leser diese Anschaulichkeit empfinden in Mitteilungen aus der Zeit von ungefähr 1848 an, in der der Verfasser als lebhaft empfindender Jüngling an den Kämpfen der Zeit teilzu nehmen begann, denen er später, wie überhaupt dem Allge meinwohl, ja einen großen Teil seiner Zeit und Arbeit in aufopfernder Weise und in meist führenden Stellungen ge widmet hat. An solchen Stellen erweitert sich seine Ge schichte des Hauses zu einer Zeitgeschichte; in andern Teilen wieder bietet sie wertvolle Beiträge zur Literaturgeschichte. Darin spiegelt sich auch die große Bedeutung des Hauses Brockhaus wieder, daß der Kulturhistoriker und Literarhisto riker bei Studien über das vergangene Jahrhundert immer auf den Namen Brockhaus stoßen wird; jeder Gelehrte wird es daher dankbar empfinden, daß er in der vorliegenden Ge schichte des Hauses wertvolles authentisches Material, mit treffendem Urteil gesichtet, benutzen kann, ohne einseitige Darstellung befürchten zu müssen. Man lese z. B. die Ge schichte der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« (früher »Leip ziger Allgemeine Zeitung«), ihre Konflikte mit Preußen und allen möglichen Behörden; welches farbenreiche Bild tritt da in frischer Klarheit vor uns Die großen Verdienste von vr. Eduard Brockhaus, dem Verfasser dieser Geschichte, als deutschem Politiker und eifrigem Förderer des Gemeinwohls find schon angedeutet worden. Es würde dem Sinn des verdienten Mannes nicht entsprechen, würde man hier an der Hand seines Buches seine segens reiche gemeinnützige Tätigkeit für den deutschen Buchhandel und das Buchdruckgewerbe ins Gedächtnis zurückrufen. Der Jetztzeit des Buchgewerbes sind sie bekannt. In bescheidener Zurückhaltung hat er sich und seine geschäftliche Tätigkeit in der vierten und fünften Geschäftsperiode geschildert, — in der objektivsten Weise, wie jeder Kenner der buchhänd lerischen Zeitgeschichte zugeben wird. Ein Verdienst, das ihm. wie er selbst sagt, große Genugtuung gewährte, sei aber doch hervorgehoben. Als großer Freund geschichtlicher Studien hat er im Jahre 1875 als würdige Aufgabe für den Börsen verein die Abfassung einer Geschichte des deutschen Buch handels vorgeschlagen, deren Vollendung, allerdings durch mannigfaches Mißgeschick verzögert, jetzt in naher Zeit zu hoffen ist. Um die Vorarbeiten dazu zu fördern, hat er ferner als Sammelwerk wichtigen Materials das »Archiv für Ge schichte des deutschen Buchhandels« angeregt, von dem in den Jahren 1878—99 20 Bände mit Register unter Ober leitung des Herrn vr. Kirchhofs und mit zahlreichen Beiträgen von ihm erschienen sind. Jetzt fehlt ein solches Organ für eingehendere Spezialstudien zur Geschichte des Buch handels. Nach Vollendung der erwähnten Geschichte des Buch handels dürfte manchem Buchhändler eine in ungezwungener Weise erscheinende »Neue Folge« des Archivs vielleicht er wünscht sein. Das Charakterbild, das der Verfasser von seinem Bruder
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