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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1887
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1887-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1887
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 140? 61, 16. März 188?. in seinem jetzigen im Laufe der Jahrhunderte etwas abgenutzten Zustande den fleißigen Händen seiner Verfertiger alle Ehre. Es ist das eben erwähnte Stuttgarter Exemplar des Emserscheu Neuen Testaments und zeigt auf den mit reich verziertem Leder überzogenen Holzdcckeln den auch auf den Druckcrzeichen vor- kouimeudcn Erzengel Michael mit dem Schwerte in erhabener Pressung. Von den in Paris gedruckten, aber im Verlage der Michaelisbrüder erschienenen Brevier wissen wir, daß es ge bunden zum Verkauf kam, und kennen auch die Summe, die für den Einbaud berechnet wurde, nämlich eine halbe Mark*); doch sind die beiden mir zugänglich gewesenen Exemplare uicht mehr im Originalbande. Daß die Brüder ihren Verlag selbst vertrieben, bedürfte, auch wenn es uicht auf dem Titelblatte des schon öfter er wähnten Breviers von 1529 deutlich ausgesprochen wäre (Vsmin- ckatur Rorstoollii per lratrs8 ckornns viridis llorti spnd sanoturn Uielmelsm) Wohl kaum des Beweises, und die gelehrten Heraus geber des »Etwas« haben sicher nicht unrecht, wenn sie von einem Buchladen im Frater-Kloster sprechen.**). Waren zuerst in der Regel die Drucker zugleich Verleger, so kamen sie doch bald dahin, ihren Verlag untereinander auszutauschen, die fremden Werke mit den eigenen in offenen Läden feilzuhalten und auch auswärts Niederlagen ihrer Vorräte zu errichte». Es war das bei den großen Entfernungen, welche die frühesten Druckstätteu häufig von einander trennten, eine durch die Notwendigkeit gebotene Geschäftsmaßregel. So gab es im fünfzehnten Jahrhundert in ganz Norddeutschland, abgesehen von den Niederlanden, Druckereien nur in Lübeck (seit 1175), Rostock (seit 1476), Magdeburg (seit 1483), Münster (i486), Schleswig (seit I486), Hamburg 1491), Kloster Zinna (seit 1492) und Lüneburg (seit 1493), von denen Münster und Schleswig nur ein Eintagsdasein führten. Ständige Niederlagen konnten indes nur an bedeutenderen Orten und Verkehrsmittelpunkten Gewinn bringen, und daneben fand in sehr ausgedehntem Maße ein Ver trieb im Umhecziehen von Ort zu Ort, von Markt zu Markt statt. Von mehreren solcher wandernden Buchführer, welche im fünfzehnten Jahrhundert Rostock berührten, sind uns noch im Buche der Rostocker Laudfahrer-Brüderschaft (so benannt im Gegensatz zu den Seehandel treibenden Schoneufahrern, Bergen- fahreru und anderen), welche Kausleute aus aller Herren Län dern zu ihren Mitgliedern zählte und alljährlich zu Pfingsten ihre Zusammenkunft in Rostock abhielt, die Namen aufbewahrt. Es sind dies***) Thomas Smyt, welcher sich 1492, und Matthias, welcher sich mit seiner Hausfrau Christine 1499 in die Gesell schaft aufnchmeu ließ. Beide sind als Buchdrucker bezeichnet; offenbar waren sie also Gehilfen eines Druckerverlegers, in dessen Aufträge sie reisten, zumal ihre Namen sich unter den selb ständigen Druckern des fünfzehnten Jahrhunderts nicht Nachweisen lassen. Mit dem zuletzt genannten Ehepaar ist noch ein Gylgcs (Aegidius) »de breffdrucker van Köllen« eingetragen, dessen Be zeichnung darauf schließen läßt, daß er ziemlich regelmäßig die Pfingstmesse zu besuchen Pflegte und hier bekannt war. Könnte er vielleicht der Verfertiger der ziemlich kunstlosen Holzschnitte sein, deren sich die Brüder vom gemeinsamen Leben in ihren ältesten Drucken bedient haben? Ferner ist nicht unmöglich, daß von Thomas Smyt die merkwürdige Bücheranzeige herrührt, die etwa 1490 von den Michaelisbrüdern gedruckt wurde. Dieses wertvolle Dokument lautet nach Weglassung eines hochtönenden und seiner Form wegen bemerkenswerten Einganges in deutscher Übersetzung wie folgt: ff) »Was giebt es nun wohl Vorzüglicheres als die Pflege *) Jahrbb. IV, S. 257. **) Weitere Nachrichten, 2. Stück (1744), S. 121. "*) Jahrbb. IV, S. 40. - VII, S. 188 ff. ff) Vollständig im Urtext abgedruckt Centralblatt für Bibliotheks wesen 3 (1886), S. 35 ff. der Wissenschaften? Und deren Bücher werden jetzt für billiges, ja richtiger gesagt, für gar kein Geld feilgeboten und zu sehr mäßigem Kaufpreise angesctzt. Deshalb habe ich, damit keinem der Verkaufsort und die Titel der Werke verborgen bleiben, gegenwärtigen Zettel an diesem öffentlichen Orte anschlageu lassen, damit jeder, der ihn sieht, sowohl den Stand des Verkäufers als auch die Titel der Bände leicht erfahren kann. Es sind also an untengcnauntem Orte gedruckte Bücher zu haben aus beiden Rechten mit den Auslegungen fast aller Gelehrten, ferner aus der Gottesgelahrtheit, ferner aus den humanistischen Wissenschaften, sowohl aus der Poesie wie aus der Beredsamkeit ferner aus der Grammatik zum Schulgebrauch, ferner aus der Logik, kurz, aus allen Fakultäten, aus der Theologie, beiden Rechten und der vortrefflichen Wissenschaft der Medizin und ebenso aus den sieben freien Künsten. Diese Bücher sind, wie schon ge meldet, in Ausgaben von verschiedenen Orten und verschiedener Schrift vorrätig, nämlich in venctianischei» Druck, welcher für den besten von allen gilt und sowohl angenehmer zu lesen als auch korrekter ist als die übrigen, ferner in Mainzer, Nürn berger, Kölner und Baseler Druck und noch mehreren anderen. Die Titel der Werke liegen ebendaselbst aus und der Verkäufer wird sich möglichst zuvorkommend erweisen.« Dieses eine Blatt giebt uns ziemlich genaue Aufschlüsse über den Geschäftsbetrieb unseres Thomas Smyt und seiner Kollegen. Wir scheu, daß der wandernde Buchhändler große Vorräte mit sich führt, und können ferner schließen, daß er sein Lager auf der Reise, sei es durch Austausch, sei cs durch An kauf, in den genannten großen Centren der Bücherproduktiou und des Buchhandels ergänzt, und daß es ihm bei dem wechselnden Bestände und bei dem bedeutenden Umfange seines Sortiments nicht lohnte, ein genaues Verzeichnis der einzelnen Werke drucken zn lassen, wie es andere zu thun pflegte», die sich nur auf eine begrenzte Anzahl von Büchern eines Verlags oder einer Richtung beschränkten. Daher zieht er es vor, nur im allgemeinen (und fügen wir hinzu, in Wendungen, die der heutigen Reklame nicht viel nachgeben) sein Lager zu empfehlen und im übrigen auf einen Spezialkatalog zu verweisen, der in seiner nach dem jeweiligen Aufenthaltsort schriftlich beigefügten Herberge ausliegt. Er betreibt also sein Geschäft schon ziemlich im großen und wendet sich, wie die Wahl der lateinischen Sprache (welche diese Anzeige mit 19 von den 23 überhaupt bekannten gemeinsam hat)*), die Auswahl der angebotenen Werke und nicht zum wenigsten der in engem, hier auffälliger als sonst hervortreteudem Anschlüsse au die kanzleimäßige Urkuudenform mit salutatio, arenZa, proosiniurn und sxpositio gehaltene Eingang zeigt, aus schließlich an Leute mit gelehrter Bildung. Einen anderen, beträchtlich weiter gezogenen Kreis von Käufern hat der Verfasser einer zweiten uns erhaltenen Bücheranzeige im Auge, die ich ebenfalls für Rostock in Anspruch nehmen möchte. Sie befindet sich in der königl. Bibliothek zu Kopenhagen und lautet**) so: »Witlik sy allen lüden dat hir sind to kope desse nag- beschreveue boke in düdesch. Js dat jeuigen behegelik is, desse nachbeschrevene boke alle edder etlike to kopen de mach kamen in de siede edder Herberge hir na geschreven, he schal vinden enen milden Verkoper.« Hierauf folgen die Titel von 16 Werken aus den Gebieten der schon früher als bevorzugtes Arbeitsfeld der Brüder vom gemeinsamen Leben hervorgehobeneu Litteratur der Erbauungs und Volksbücher, nämlich: 1) »De Biblie mit den figuren des olden unde nien Testa mentes.« *) Centralblatt für Bibliothekswesen 2 (1885), S. 437 ff. (abgedr. im Börsenblatt 1885, Nr. 259, 261, 265, 267, 270, 272.) **) Nach Nyerups Abdruck in Meusels Magazin III (1791), S. 61 ff, 192*
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