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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1884
- Sprache
- Deutsch
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der Sammlung stiften. — Hiermit liegt also die Möglichkeit vor, den schwierigsten Theil der Aufgabe in überraschend leichter und voll ständiger Weise zu lösen. Ist dies geschehen, so ist es wohl nicht zweifelhaft, daß der weitere Ausbau ebenso glücklich weiter gelingen wird, und auch hier wird die Opferwilligkeit und das Handels interesse der über die ganze weite Erde zerstreuten Angehörigen des Buchhandels sich bald in erfreulichster Weise bethätigen. Was endlich die dem Museum zur Vervollständigung noth- wendige Fachbibliothek anbetrifft, so denkt sich der Verfasser eine Einigung mit dem Börsenverein möglich, so daß die eigent lichen Museumsgegenstände aus der jetzt schon bestehenden Bibliothek des Börsenvereins auszuscheiden und dem Museum zu übergeben wären, während die Bibliothek selber bedeutend erweitert und aus gebaut werden müßte. Das letztere nicht bloß im figürlichen, sondern auch im buchstäblichen Sinne des Worts. Denn wenn eine Bibliothek den von ihr zu erwartenden Nutzen stiften soll, so muß sie Raum haben; es muß ein Lesezimmer vorhanden sein, damit die Interessenten an Ort und Stelle arbeiten können; es muß mit einem Worte die Benutzung erleichtert und bequem gemacht werden. Wenn nun die vorliegende Denkschrift auch nicht vom Börsenverein ausgeht, so ist doch durchaus nicht zweifelhaft, daß derselbe den in ihr vertretenen Anschauungen und Bestrebungen auf's Freundlichste gegenübersteht, wie sich durch die einstimmige Annahme des An trags auf die Erbauung einer neuen Börse in der letzten Cantate versammlung in erfreulichster Weise gezeigt hat. Wenn in der betreffenden Vorlage bereits größere Räume für die Bibliothek in's Auge gefaßt sind, wenn darin schon von der Gründung des graphischen Museums gesprochen wurde, so ist die Hoffnung gewiß nicht trügerisch, daß der Börscnverein alle Bestrebungen zur Hebung seines Vorortes sympathisch begrüßen und thatkräftig unter stützen wird. Eine Fachschule für Buchdruckerlehrlinge hat in Leip zig bereits bestanden. Sie war im Jahre 1869 errichtet und bis 1873 in gutem Gange, in welchem Jahre sie infolge des Zusammen treffens einer Anzahl widriger Umstände — Abgang des höchst verdienstlichen Directors, Schwierigkeiten wegen des Locals und des großen Buchdruckerstrikes, bei welchem die Lehrlinge unentbehrlich in den Druckereien waren, — geschlossen wurde. Das sächsische Mini sterium des Innern hatte in neuerer Zeit sein Interesse an der Wiedererrichtung einer solchen Anstalt dadurch bethätigt, daß es den Director der Kunstakademie zu Leipzig beauftragte, im Süden von Deutschland die hauptsächlichsten Druckstädte zu bereisen und sich über die dortigen Verhältnisse der graphischen Künste zu orien- tiren. Als Frucht dieser Reise liegt auch eine Schrift: „Die Fach schule der Buchdrucker in Leipzig" vor. Dieselbe erschien den Leipziger Fachmännern jedoch heute nicht als genügende Grundlage zur Entscheidung der Frage; denn die Vorschläge sind ganz dem Normativ der Wiener Fachschule nachgebildet, welche ihrerseits im Jahre 1874 nach dem Vorbilde der oben erwähnten Leipziger Schule gegründet wurde. Außerdem verhehlen sich die betreffenden Kreise durchaus nicht, daß Lehrlingsfachschulen im Allgemeinen nicht den hohen Erwartungen entsprechen, welche vielfach von ihnen gehegt werden. Die große Schwierigkeit, tüchtige Lehrkräfte auf die Dauer zu erhalten, und der dadurch hervorgerufene oftmalige Wechsel, der Umstand, daß eine Menge von jungen Menschen aus den verschiedensten Elasten und mit den verschiedenartigsten — zum Theil auch gar keinenVorkenntnissen — zusammengewürfelt werden, die Unmöglichkeit, die Stunden entweder auf günstige Tageszeiten zu verlegen, oder sie nicht mit dem Interesse der Prinzipale collidiren zu lassen, — diese und andere aus den Localverhältnisscn hervorgehcnde Uebelstände, die zum großen Theil gar nicht zu beseitigen sind, warnen zur Genüge vor Illusionen in dieser Beziehung. Doch ist mit diesen allgemeinen sowie mit einigen speciellcn Ausstellungen, welche die Denkschrift an dem vorgelegten Plane macht, durchaus nicht gemeint, sich gegen die Errichtung einer Lehrlingsschule überhaupt ablehnend verhalten zu sollen; dieselbe soll nur in dem allgemeinen Plane auf ihr richtiges Niveau zurückgeführt und darauf hingewiesen werden, daß eine eigentliche Abhilfe nur von der zu errichtenden Akademie der graphischen Künste erwartet werden darf. Zur Begründung der Forderung einer solchen weist der Verfasser zunächst ans den gewaltigen Umschwung hin, den die druckenden Künste durch die großen Erfindungen der Neuzeit er fahren haben, eine Revolution, die zum großen Theil noch bei ihren Anfängen steht. Während früher bei dem Druckgewerbe nur die Typographie und etwa bei größeren Anstalten noch Schriftgießerei und Stereotypie in Frage kam, während der Holzschnitt noch sehr wenig cultivirt war, der Buntdruck sich auf einige rothe Linien und Initiale beschränkte, Lithographie und Kupferstich aber, wenn auch zum Theil der Buchillustrirung dienend, selbständige, für sich betriebene Gewerbe waren, so hat sich dieses Alles jetzt gewaltig geändert. Durch die großartige Ausdehnung der Buch illustration und den Aufschwung aller der neueren auf der Photographie beruhenden Druckverfahren ist es nöthig geworden, große Druckereien mehr und mehr mit einer Menge von Neben zweigen auszustatten, deren geschäftliche Wichtigkeit in raschem Steigen begriffen ist. Außerdem tritt auch auf diesem Gebiete der Zug der Zeit nach dem Betrieb im Großen, mit bedeutenden Capitalien und in großindustrieller Weise, zu Tage. Die Zeiten, wo einige Centner Schrift und persönliche Tüchtigkeit genügten, um als Buchdrucker ein gemachter und bürgerlich wohl angesehener Mann zu werden, sind vorüber, — überall sind große Capitalien, ein großes Personal, ein Jneinandergreifen der verschiedenen getrennten und doch in jedem Augenblick auf einander angewiesenen Geschäftszweige nöthig geworden. Es ist natürlich, daß nur in den seltensten Fällen an der Spitze derartiger Etablissements eine Persönlichkeit stehen kann, die in allen Sätteln gleich gerecht ist; und selbst wo es der Fall ist, kann ein einzelner Dirigent nicht Alles übersehen und nicht jede Zweiganstalt mit der nöthigen Sorgfalt überwachen, sondern er muß sich auf die Vorsteher der einzelnen Departements unbedingt ver lassen können. Diese Vorsteher müssen also gründlich durchgebildete, ihre Specialität vollständig beherrschende Persönlichkeiten sein; es ist aber ferner höchst wünschenswerth, daß sie auch außerdem eine allgemeine geschäftliche Bildung und Vertrautheit mit den übrigen Zweigen der graphischen Gewerbe besitzen. Und um diese zu ge währen, soll die Akademie in's Leben gerufen werden. Die Denk schrift wählt mit Absicht den Manchen vielleicht zu anspruchsvoll klingenden Namen; denn sie ist der Meinung, daß die Organisation der Anstalt etwa nach dem Muster unserer altbewährten Hochschulen zu erfolgen hätte. Sie soll den in der Lehre oder auf einem anderen Wege genügend Vorgebildeten die Möglichkeit gewähren, jene oben angedeutete höhere und allgemeine Fachbildung zu erwerben; sie soll die Aufnahme deshalb von einer Vorprüfung zur Feststellung der vorhandenen Kenntnisse abhängig machen, sie soll beim Abgang den Besuchern auf Wunsch Zeugnisse ertheilen, welche zur Er langung höherer Stellungen gewiß von großer Wichtigkeit sein würden. 448*
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