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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1884
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1884
- Sprache
- Deutsch
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3138 Nichtamtlicher Theil. 156, 7. Juli, Württemberg aus, beide die Fürsten als Beschützer und Förderer des Friedens und der aus ihm erwachsenden geistigen Güter in warmen Worten feiernd. Nachdem auf Antrag des Herrn Detlo ff-Basel von den Tischgenossen an Herrn AdolfKröner ein Telegramm nach Leipzig abgesandt worden war, in welchem ihm ihr Gruß und Dank für sein mannhaftes Auftreten gegen die Schleuderer über mittelt wurde (Herr Carl Engelhorn las bald darauf eine fingirte hübsche Rückantwort vor: „Ich stritt aus Haß der Schleuderer und nicht um Euern Dank! Kröner"; die wirkliche Ant wort kam Tags darauf zur Vorlesung), begrüßte Herr Koch (Cotta > als Mitglied des Vergnügungsausschusses die Gäste. Nach kurzer Pause wurde nach der Melodie des Wirths- hauses an der Lahn ein beifällig aufgenommenes Tafellied eines pseudonymen Rudolf von Belzig gesungen. Den Schluß der Toaste bildete ein solcher des Herrn Witter (Neustadt) auf den Vorsitzenden des süddeutschen Buchhändlervereins, Herrn De. I, Ho ff mann, dessen rastlos treues Wirken um die Interessen dieses Vereins gebührend anerkannt wurde. Vor diesem Toast glossirte einer der geladenen Gäste, Herr Helfer Paul Lang von Ludwigsburg, ein speciell im Süden Deutschlands viel gelesener kulturhistorischer Schriftsteller, die Speisekarte in poetischer Umschreibung: Buchführern sind Krebse sonst mißlich, Wenn sie kommen von Ost und West; Sie wünschen: O führe doch einmal Unter diese Krebse die Pest! u. s. w. Nicht folg' ich dem Speisezettel Mehr aus allegorischer Spur, Sonst dächt' ich bei jüngeren Gänsen An Jugendliteratur, Der Kuchen von Brot und mit Brühe, Das wäre am End der Roman: Der eine Autor thut wen'ger, Der andre mehr Brühe daran, u. s. w. Endlich brachte Herr Carl Engelhorn noch in launiger Rede die in den Nischen des Saales aufgestellten mythologischen Figuren mit dem Buchhandel in Verbindung, und an dieser Stelle mag bemerkt werden, daß, wie er reichen Beifall davon trug, auch sämmtliche Vorredner sich lebhafter Anerkennung zu erfreuen Hutten, Das Gefühl herzlichsten Wohlbehagens machte sich in Jedem und in Allem geltend; sonnige Zufriedenheit, aus dem Drang des Tages sich zu ungestörtem Genuß der Tafelfreudcn zusammengefunden zu haben und weiterer Freuden warten zu dürfen, lag auf allen Gesichtern, Diesem Gefühl gab unser verehrter Senior Detloff-Basel Ansdruck, als er nach aufgehobener Tafel Körner's Schwertlied zum Clavier sang (wer konnte sich hier leiser Rührung erwehren?), als ein Gast Adolf Grimminger, der schwäbische Dichter, sein vielbewundertes Nachtigallcnlied von Hornstein sang und noch eins seiner schönsten schwäbischen Gedichte, „das herzige Wörtle Du" sprach. Nun aber leerte sich der Saal schnell, und nur einige „dauerhafte" Zecher blieben bei belebter Unterhaltung und perlendem Naß sitzen, bis auch sie die schwindende Stunde mahnte, daß es die höchste Zeit sei, sich der „Großen musikalisch- theatralisch - pantomimisch - deklamatorischen Abcnd- unterhaltung" zu widmen. Wer gegen 7 Uhr in den Concertsaal der Liederhalle trat, dem bot sich ein glänzendes Bild. In dem strahlend er leuchteten schönen Raume harrte der Buchhandel mit seinen Angehörigen und vielen Gästen — bei 700 Personen — der Abwickelung des Programms. Ein reicher Damenflor gab dem Saal ein besonders festliches Ansehen, Das Orchester begann niit einer Concertouvertüre von Kahnt, der sich sofort ein von „Rudolf von Belzig" gedichteter und von Herrn Alfred Bonz gesprochener humoristischer Prolog anschloß, welcher mit dem bekannten Wort Goethe's die harrenden Künstler apostrophirte: „Laßt Phantasie mit allen ihren Chören, Doch, merkt Euch wohl! — nicht ohne Narrheit hören." Der Vorhang rauschte zurück, und das hübsche Lustspiel „Papa hat's erlaubt" gelangte zur Darstellung, Alle Mitwirkenden, bis auf eine Dame, gehörten dem Buch handel an, alle Darsteller, die Damen A, Bonz, Cl, Pfeiffer, L, Schmidt und E, Lemppenan, die Herren Kobel (F, Enke), Hoffmann (H, Lindemann, — Sohn unseres vr, Julius Hoff- mann), Wiest (O. Gerschel) gewannen sich den jubelnden Beifall der Zuschauer. Und wenn wir hier nur der Damen mit einigen Worten weiter gedenken, so geschieht dies, weil das Ewigweibliche vor Allem nach bangen Zweifeln und Sorgen um das Zustande kommen den glanzvollen Abend ermöglichte, auch unser Börsenblatt nicht liest, während die mitwirkenden Herren ja wohl sämmtlich Leser sind und durch Einzellob nicht stolz gemacht werden sollen. Die Rolle der Liebhaberin befand sich in den Händen des Fräulein Clara Pfeiffer, die sich mit vollendeter Anmuth und liebens würdigster Grazie, unterstützt durch ein gewinnendes jugendliches Aeußere, als poetisch veranlagte Kunstjüngerin gab; Frau Antonie Bonz entzückte als die Gattin des Schriftstellers Liebrecht durch die unnachahmliche Natürlichkeit ihres beredten Spieles, während Frau Louise Schmidt und Fräulein Elisabeth Lemppenan, jene als Dichterin Aurora Nebelkops durch glänzenden Humor, diese als Liebrecht's sen, Dienstmädchen Jette durch prächtige schnippische Laune sich mit den erstgenannten in die Ehren und den Beifall des Abends theilte. Dem Lustspiel folgten zwei von Herrn Hofsänger P, Hart mann mit großem Beifall gesungene Lieder: „Alt Heidelberg, du feine!" und „Zwei Aeuglein braun", und gleich darauf sang das be rühmte Tyroler Quintett des hiesigen Gutenbergvereins den „Tyroler Schützenmarsch". Der Erfolg dieses Quintetts kann durch nichts besser als durch die Thatsache illustrirt werden, daß viele Anwesende diese Pseudotyroler für echte hielten. Während so das Behagen der Anwesenden sich von Minute zu Minute steigerte (es gab treffliches Münchener Bier, gute Weine und lobenswerthe Küche), bereitete sich das zweite Lustspiel „Hohe Gäste" vor, das in den Damen E. Schlee und Cl, Bonz, den Herren Gutzkow, A. Bonz, Chelius (P, Neff), Schnura (W, Nitzschke) und Krüger (I, G, Cotta) seine Darsteller fand. Die tolle Laune dieses Stückes verfehlte die beabsichtigte Wirkung nicht, und mit den Herren Gutzkow und Bonz als dessen Trägern fanden die beiden Damen, die unglaublich redefertige Dörthe des Fräulein Elise Schlee, einer trefflich begabten Dilet tantin, und die schüchterne Life des Fräulein Clara Bonz für ihre, in schwäbischer Mundart gesprochenen Partien reichen und wohlver dienten Beifall, Daß aber dessen, welcher sich um die Jnscenirung der Stücke und das Einstudiren der Rollen den allgemeinsten Dank erwarb, unseres Collegen, des Herrn Emil Gutzkow, auch an dieser Stelle gedacht werde, erscheint dem Referenten als eine besondere Pflicht. Er hat Großes gethan! Es folgten zwei Lieder, mit warmer Empfindung und schöner Stimme von Fräulein Luise Göz gesungen: Schumann's „Wid mung" und Abt's „Kuckuck, wie alt?"; ihnen schlossen sich ein Duett der Geschwister Ost, in Costüm vorgetragen, an: Schäffer's
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