Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820828
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188208284
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820828
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-28
- Monat1882-08
- Jahr1882
-
3597
-
3598
-
3599
-
3600
-
3601
-
3602
-
3603
-
3604
-
3605
-
3606
-
3607
-
3608
-
3609
-
3610
-
3611
-
3612
-
3613
-
3614
-
3615
-
3616
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3600 Nichtamtlicher Theil. öv 199, 28. August. durch das aus, was sie nicht sagt, was sie „übergeht". Wenn das die Lichtpunkte in dem „Protest" sind, von denen Hr. L. nicht spricht, so kann ich wohl zufrieden sein. — lieber „ungesundes Kreditwesen", „blind Disponiren", „Baarbezug" u. s. w., da spricht man auch nicht gern. Ich gehe nun zur Beleuchtung der „tiefen Schatten" über, welche Hr.ä. in dem Gemälde, das der „Protest" entwirft, gesunden hat. Es sind das meine Ansichten über die Inserate, Prospecte und das Novapacket. Hier setzt Hr. L. den Hebel ein. Hr. ä. bestreitet die Wirksamkeit der buchhändlerischen Inserate und Prospecte und erklärt deren Erfolg beim „modernen Antiquar" durch die denselben beigefügten Wörtlein „statt — nur". Die Wirk samkeit dieser Worte bescheinigen wir hiermit gern; aber daß die übrigen Bücherinserate deshalb nicht den gewünschten Erfolg haben, weil ihnen diese zwei Wörtlein fehlen, ist ein Jrrthum. Das Gute liegt so nah: es sind Ihre liebwerthen Novapackete, Hr. ä., welche das Publicum gegen die Bücherinserate gleichgültig machen; wozu sich um literarische Anzeigen kümmern, wenn das Haus der neuesten Literatur voll liegt! Dasselbe gilt auch mit von den Prospecten, wenn deren Verbreitung so vor sich geht, wie dies Hr. L. besorgt. Nehmen Sie mir's nicht übel, Hr. ä.., jeder Kolporteur weiß das richtiger anzugreifen. Prospecte, wird der Ihnen sagen, verthcilt man nur dann wirksam, wenn man sie wieder einholen läßt und dabei das betreffende Buch gleichzeitig mit zur Vorlage bringt. Ich komme zu den Ansichtspacketen, von welchen Hr. L. sagt, daß ich sie in dem „Protest" als ein „nicht genug zu tadelndes llebel" dargestellt habe. Das sind sie auch, besonders in den Augen des Publikums; mir ist es persönlich ganz egal, ob sich der Sor timentsbuchhandel mit Remittenden und Disponenden plagt, oder nicht. Sie übertreiben aber meine Darstellungen, Hr. ä.., und darüber werde ich Sie jetzt verständigen. In der Hitze der Lectüre scheint Hr. L. folgenden Satz in dem „Protest" ganz übersehen zu haben; — oder paßte er ihm nicht in seinen Artikel? Es heißt dort: „Der »moderne Antiquar« manipulirt in erster Linie mit Katalogen und kommt ja eine Novität, welche für den Massenabsatz geeignet erscheint, so ist er in der Lage, sich nachdrücklicher und erfolgreicher dafür verwenden zu können, wie das ganze »solide« Sortiment." Hr. L. erzählt uns nun, daß er ausschließlich durch Ansichtsversenden mit einem einzigen Werk einen Umsatz von über 15,000 M. erzielt habe. Nun Hr. L., sollte dieses Werk, das Sie mir gewiß gern nennen werden, nicht unter denjenigen rangiren, welche wir oben als für den Betrieb des „modernen Antiquariats" besonders ge eignet bezeichneten? In diesem Falle waren Sie, Hr. L.., ja der „Moderne" vom reinsten Wasser. Aber auch zur Ehrenrettung des Novapackets hat Hr. L. ein vernichtendes Beispiel für meine Ansichten aus seiner Praxis bereit. Er hat einen erfreulichen Bücherwurm zum Kunden, der für 600 M. jährlich bezieht, ohne seinen Laden zu betreten, orxo ist die Methode, wonach der Sortimenter jede neue Erscheinung in seine Pathenarme nimmt, sich für sie „verwendet", kurz das kaleidoskopisch-kosmo politische Novapacket ein nicht genug zu schätzendes gewinn bringendes Vertriebsmittel. Nun, ich lasse Jedermann gern seines Glaubens leben; es sei mir aber doch im Interesse der Sache von Hrn. L. «erstattet, auch meine diesbezüglichen Erfahrungen zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Während meiner säst zwölf jährigen Lehr- und Wanderjahre war ich lange Zeit einer der eifrigsten Anhänger des Novaballots. Ich habe in den verschiedenen Geschäften die alten Ansichtsconten herausgesucht, die alten Haupt bücher ausgeschlagen und mit wirklichem Interesse mich in deren Inhalt vertieft, um aus dem, was behalten und gekauft war, ein Bild von den literarischen Neigungen und Liebhabereien des be treffenden Conten-Jnhabers zu gewinnen; habe mir hiernach meine Notizen gemacht, welche ich dann den Ansichtssendungen zu Grunde legte. Gewiß ist diese Mühe nicht unbelohnt geblieben, es ist manches Buch auf diese Weise an seine richtige Adresse gekommen und verkauft worden, und zwar ohne daß ich mir, Hr. L., deshalb eingebildet hätte, ein „intelligenter Sortimenter" zu sein; aber in Bezug auf den materiellen Erfolg bleibt ebenso fest stehen, was ich im „Protest" behauptet habe: Kosten, Zeit und Arbeitsaufwand standen in gar keinem Verhältniß zum Gewinn. Nur die Special- sortimente, welche ein bestimmtes literarisches Gebiet cultiviren, machen auch meiner Erfahrung nach eine Ausnahme; dort verlohnt sich das Ansichtssenden, weil cs beim einzelnen Buch en gros ge schieht, in der Weise des „modernen Antiquariats". Und in diesem einen Punkt stimme ich mit Hrn. L. überein, daß die Sortimente, welche eine oder mehrere Disciplinen cultiviren, kurz, Fachsortimente eine Zukunft haben. Hinsichtlich der „kritischen Plaudereien" Hrn. L.'s über das „moderne Antiquariat" selbst erlaube ich mir ihn auf die im „?ro- ckoiuo -" und „Protest-Circular" enthaltenen Sätze zu verweisen. Einer derselben möge aber hier seine Stelle finden. Es heißt in dem kro-ckomo-Circular: „Wir halten ein Geschäft so lange für solide und den Vorwurf der Schleuderei für unbegründet, so lange es im Stande ist, mit seinem Verdienst allen gerechten Geschästs- anforderungen zu genügen, oder mit anderen Worten, so lange der aus den Maaren gezogene Gewinn ausreichend ist, die Forderungen, welche die Geschäftscreditoren und die Existenzfrage stellen, als ge sichert erscheinen zu lassen." Wie Sie sehen, Hr. L., stehe ich mit diesen Geschäftsgrund sätzen aus rein kaufmännischem Boden, oder, wenn Sie so lieber wollen, aus dem der Schleuderei. Gerade deshalb aber habe ich Ihnen ein Geständniß zu machen, über das sic sich wahrscheinlich baß verwundern werden: — persönlich bin auch ich ein Gegner der Schleudereil Lassen Sie mich Ihnen dies näher motivircn. Der Kampf ums Dasein, die „moderne Phrase" hat bekanntlich im Buch handel seit der Konkurrenz, welche mit der Gewerbefrciheit entstan den ist, ein ziemlich lebhaftes Tempo angenommen. Seit 1861 ist nach unserem „Schulz" die Zahl der buchhändlerischen Detail geschäfte von ca. 1500 auf ca. 4000 gestiegen; die ungezählten Buchbinder rc. nicht eingerechnet. Will cs Ihnen, Hr. L., da nicht einleuchten, daß diese Concurrenz zum größeren Theil gezwungen war, sich neue Betriebsarten zu schaffen, weil sie auch von Seilen des Verlagsbuchhandels nicht in die alte Form cingesügt werden konnten? Denn Sie finden cs wohl mit mir ganz in der Ordnung, daß die Verleger den Jahrescredit und das Commissionswesen aus möglichst wenig Handlungen beschränken. Schön; wo bleiben aber die Firmen ohne offenes Conto? Diese sind gar nicht im Stande, den Bücherverkauf so zu betreiben, wie es die mit Credit aus gestatteten Firmen thun. Ich wäre Ihnen und Allen, die aus dem modernen Antiquariat herumhacken, sehr dankbar, wenn Sic sich über diesen Punkt doch auch des Näheren verbreiten würden. Diese Firmen und die „nicht wirklichen Buchhändler" sind geradezu auf den kaufmännischen Betrieb des Buchhandels angewiesen, und dieser Umstand ist es, der zumeist zu einer Unterbietung des Ladenpreises führte. Nicht vom kausmännischen, aber vom rein humanen Gesichts punkte aus bedaure ich, daß diese Concurrenz das Verlausen unterm Ladenpreise in ihr Programm ausnehmen mußte. Wie ein rechtschaffener Soldat es bedauern wird, daß er gezwungen ist, seinen Gegner zu schädigen, ja im gegebenen Falle umzubringen, so wird auch der „nicht wirkliche Buchhändler" und der „moderne Antiquar" den Kamps ums Dasein, in den ihn die Verhältnisse ge bracht, bedauern, aber ihm nicht ausweichen. Nach meinem Dafürhalten gibt es nur ein einziges Mittel, um die Schleuderei im heutigen Sinne aus der Welt zu schaffen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht