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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.03.1903
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- Erscheinungsdatum
- 04.03.1903
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- Deutsch
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1808 Nichtamtlicher Teil. .->5' 52, 4. März 1905. fehlen dürfen«. — Auf einer Ecke des Ladentisches wühlt der zärtliche Vater eines Sohns von vier Jahren, »der aber geistig weit über sein Alter entwickelt ist« (selbstver ständlich!), in mehrern Bilderbücherhaufen, indem er zum Mißvergnügen des bedienenden Gehilfen die mühsam auf gerichtete Ordnung und Einteilung in alte und neue Stil- gattungen veruichtet. Hier das Bilderbuch für das erste Kindesalter enthält — nach der Versicherung des Verlegers — die in der Umgebung des Kindes in der Stube vor kommenden Gegenstände, als da sind Tische, Sessel, Telephone, Automobile, Löwen, Leoparden, Tiger u. s. w. Kopfschüttelnd bettachtet der Käufer die Bemühungen strebsamer Verleger, die Kunst Manets, Klimts und Klingers der Kinderstube zugänglich zu machen, und glückliche Erinnerungen an die eigne, ach so lange verflossene Kinderzeit tauchen in seinem Gedächtnis auf, wenn er die unverwüstliche Lebensgeschichte des Gassenbubenpaars Max und Moritz oder das Buch vom ungekämmten, ungewaschnen, aber auch unsterblichen Struwwel peter in die Hand bekommt. In der andern Ecke stellt ein aufgeschossner, kurz sichtiger Gymnasiast seiner Mutter die Notwendigkeit dar, ihm eine Klassikerbibliothek einzurichten. »Der Professor wünscht, daß wir die klassischen Werke zu Hause lesen, die Schule kann dafür keine Zeit einräumen.« — »Aber wir haben doch alle Klassiker, sogar den Lessing«, repliziert die Mama, nach deren etwas rigorosen literarischen Anschauungen blos die beiden Weimarer Dichterfürsten den Ehrentitel »Klassiker« verdienen. »Ich will aber nieine Bücher für mich haben«, wendet löblicherweise der zukünftige Germanist ein, dessen rühmliche Standhaftigkeit den Absatz einiger Gesamtausgaben — sei es auch nur Reclam — verbürgt. Die Türe öffnet sich und ein Sonnenstrahl huscht herein. Schlankes Mädchen mit sanften Zügen. Alter — ohne Galanterie, svvset sixtken. Was wird ihr Begehr sein? Alte Schule: Buch der Lieder, Bezauberte Rose, Ekkehard, — oder neue Schule: Dehmel, Liliencron, Salus? — »Bitte, haben Sie etwas Neuestes über deu Anarchismus?« Aber nichts von Plechanow, Dubois, Kropotkin! (Es fällt ihr nicht ein, Krapotkin, wie allgemein üblich, doch unrichtig, zu sagen.) »Die Sachen besitze ich alle. Ich möchte Neuestes, es kann auch englisch oder französisch sein. Vielleicht können Sie in Brüssel oder in Zürich etwas Verbotenes für mich anftreiben?« Ob das wissensdurstige Fräulein wohl bedenkt, daß mit der heutigen, sehr reformbedürftigen Gesellschaftsordnung ver- schiedne höchst wichtige Institutionen, wie der Flirt auf der Eisbahn, das Lawn Tennis-Turnier, das Picknick des Radfahr klubs re. in Gefahr wären? * * -t- Wie leicht vorauszusehen war, ist der Ablauf der Schutz frist für die Werke Grillparzers von den Verlegern, die den Klassikerverlag pflegen, prompt ausgenützt worden. Man kann wohl nicht von einer Hochflut von Grillparzer-Ausgaben sprechen, aber es sind mehrere, sorgfältig vorbereitete, ent sprechend ausgestattete und namentlich sehr wohlfeile Aus gaben erschienen, die jetzt ihren Weg ins Publikum suchen. Eine vergleichende Tabelle dürfte, obwohl sie die unzweifel haft bestehenden Unterschiede in Papier und Druck unberück sichtigt lassen muß, nicht ohne Interesse sein: Deutsche Verlags-Anstalt Ausgabe Minor 1 Lnbd. ^ 3.— PH. Reclam jun. „ Zipper 3 „ „ 5.50 Th. Knaur Nachf. „ Klar 4 „ „ 6.— Max Hesse „ Necker 4 „ „ 6.— Den Rekord der Billigkeit hat somit die Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart mit ihrem 856 Seiten starken Groß-Oktavband erreicht; Minor leitet ihn mit einer Skizze des Lebens und der Persönlichkeit Grillparzers ein. Professor Zipper in Lemberg ist dem großen Publikum durch seine Erläuterungen zu den dramatischen Meisterwerken (Universal bibliothek) vorteilhaft bekannt. Klar hat schon vor Jahr zehnten wertvolle Grillparzer-Studien veröffentlicht, und Necker hat das von der französischen Akademie preisgekrönte Ehrhardtsche Buch über Grillparzer nicht nur ins Deutsche übersetzt, sondern vervollständigt und bearbeitet. Bei Neckers Ausgabe sind die Einleitungen zu den einzelnen Dramen sehr lesenswert und die Aufnahme der Grillparzerschen Tage buchblätter mit Dank anzuerkennen. - Der österreichische Verlag, der bei diesen Gesamtausgaben gar nicht vertreten ist, spielt bei den Einzelausgaben eine nicht unbedeutende Rolle; die Dramen Grillparzers sind mit Erläuterungen für den Schulgebrauch bei Tempsky und Gräser, ferner in den vier billigen Kollektionen: Universal bibliothek, Bibliothek der Gesamt-Literatur (Hendel), Meyers Volksbücher, Daberkows Bibliothek der National - Literatur erschienen. — Eine historische Reminiszenz mag hier am Platz sein. Nach Grillparzers Ableben im Jahr 1872 wnrde (von Rosner) festgestellt, daß der Gesamtabsatz der Liebes- tragödie »Des Meeres und der Liebe Wellen« 750 Exem plare, des dramatischen Märchenspiels »Der Traum ein Leben« 900 Exemplare, des Lustspiels »Weh dem, der lügt«, 600 Exenrplare betrug. Dies alles zweiunddreißig Jahre nach dem Erscheinen! Die jetzigen Absatzziffern, das läßt sich mit Sicherheit annehmen, werden imposante sein! Wien, Ende Februar 1903. Friedrich Schiller. Verein der Reisebuchhändler. Bericht über das Geschäftsjahr 1902. Wie zu erwarten war, sind im Berichtsjahr dem Verein nicht so viele neue Mitglieder beigetreten als im ersten Vereinsjahr 1901. Immerhin wurde die Mitgliedschaft wieder vou 7 Mitgliedern und 3 fördernden Mitgliedern erworben, wogegen allerdings eine größere Anzahl der frühem Mitglieder teils ausgetreten ist, teils satzungsgemäß die Mitgliedschaft verloren hat. Die Firma G. Senf Nach folger in Leipzig erklärte ihren Austritt wegen Einstellung des Reisevertriebs, die Firma Schubert L Co. in Dresden, weil sic in Liquidation getreten ist. In Folge davon mußten satzungsgemäß die Herren Bielefeld-Leipzig und Kulicke-Dresden ihre Ämter als Vorsteher bez. Stellvertreter des Vorstehers niederlegen. Sechs weitere Firmen traten ohne Grundangabe aus, sechs Firmen verloren gemäß Z 6 Ziffer 3 und vier Firmen gemäß Z 6, Ziffer 4 die Mitglied schaft. Eine Firma bestritt, dem Verein beigetreten zu sein, obschon die Anmeldung vorlag und ihr auch während eines lungern Zeitraums die »Vertraulichen Mitteilungen« zu gesandt und von ihr angenommen worden waren; sic wurde in der Mitgliederliste gelöscht. Am 31. Dezember 1902 zählte der Verein 26 Mitglieder und 9 fördernde Mitglieder. Im Berichtsjahr erschienen 9 Nummern der »Vertrau lichen Mitteilungen« und wurden darin die Namen be kannt gegeben von 50 Reisenden gemäß H 4 Ziffer 5 und 51 Reisenden gemäß Z 5 Ziffer 7. Gewarnt wurde vor 9 Reisenden, welche schwindelhafte Manipulationen gemacht hatten, es wurden die Namen von 67 Reisenden gemäß dem Beschluß der Hauptversammlung vom 23. Februar 1902 veröffentlicht und wurden ferner 11 Reisende als sogenannte Mustersammler gekennzeichnet; 4 weiteren Reisenden wurde nachgewiesen, daß sie die Auf träge durch Gewährung von Darlehen und Prämien erlangten. Außerdem wurden die Namen von 3 Reisenden genannt, gegen welche von Mitgliedsfirmen Strafantrag gestellt war, und ferner wurde von der Verhaftung eines Reisenden und Bestrafung desselben mit einem Jahr Gefängnis wegen Ur kundenfälschung und Betrug Kenntnis gegeben.
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