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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1903
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- 1903-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1903
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832 Nichtamtlicher Teil. 24, 30. Januar 1905 Vom Buchhandel im sechzehnten Jahrhundert. Die Entwicklung des Sortimentsbuchhandels hat bisher meines Wissens noch keine eingehende geschichtliche Darstellung erfahren. In allgemeinen Zügen ist sie ja bekannt. Man weiß, daß diese Entwicklung ziemlich bald nach der Erfindung der Buchdruckerkunst ausetzte und den Umständen nach auch sich vollziehen mußte. Wenn man bedenkt, daß die Anzahl der Inkunabeln, also der Werke, die noch dem fünfzehnten Jahrhundert angehören, mindestens 25 000 beträgt, so ist es naheliegend, daß diese Massen gedruckter Bücher schon einen Vertrieb erforderten, und ein solcher setzt das Vorhandensein einer Institution voraus, wie es der Sortimentsbuchhandel ist. Zu Anfang war der Drucker auch sein eigner Verleger und Sortimenter. Wir wissen, daß er mit seinen Familien angehörigen hinauszvg, belastet mit seinen mehr oder weniger schweren und umfangreichen Folianten, um Käufer zu suchen. Daß diese nur unter den Gebildeten gesucht werden konnten, ist von vornherein einleuchtend; denn abgesehen davon, daß die große Masse des Volks weder schreiben noch lesen konnte, waren die Bücher fast ausschließlich in lateinischer Sprache abgefaßt. Volksliteratur waren im wesentlichen Bilder, die auch zu den Ungelehrten in ihrer internationalen Sprache redeten. Aus Dürers Tagebuch über seine nieder ländische Reise ist zu ersehen, daß er von seinen Bildern ganze Ballen mit sich geführt hat und daß er nicht allein seine eignen, sondern auch fremde Blätter, z. B. solche von Schäuffelein verkauft hat. Dieser Hausierhandel, der die Jahrmärkte und Kirch- feste, aber auch die Klöster und die Gelehrtenschulen auf suchte, beschränkte sich allerdings schon zu Ende des fünf zehnten Jahrhunderts auf die Klein-, die Volksliteratar, die sich in Form von sogenannten Volksbüchern wie die von der schönen Melusine u. a. mehr und mehr Boden erkämpfte. Die ersten Erzeugnisse dieser populären Literatur kamen aus Augsburg, wo Johann Bämler und Anton Sorg schon im achten Jahrzehnt des fünfzehnten Jahrhunderts ausschließlich deutsche Literatur druckten. Als der Handel aber infolge der wachsenden Erzeugung immer ausgedehnter wurde, machte sich ein Teil dieser fliegender Händler seßhaft und bildeten die ersten Sortimentsbuchhändler, die ebenfalls in Augsburg 1483 zum erstenmal nachweisbar sind. Wenngleich diese allgemeinen Umrisse in der Entwicklung des Sortiments bekannt sind, so fehlt es doch auf diesem Gebiet an Spezialstudien, die zweifellos noch manchen inter essanten Einzelzug in das Bild bringen könnten. Um so freudiger ist unter diesen Umständen eine fleißig gearbeitete Monographie über Samuel Selfisch zu be grüßen, die vr. Hans Leonhard in den volkswirtschaftlichen und wirtschaftsgeschichtlichen Abhandlungen von Professor vr. W. Stieda über die interessanten buchhändlerischen Verhält nisse des sechzehnten Jahrhunderts in Wittenberg veröffent licht hat.*) Zur Zeit Selfischs stand sowohl der Verlags- wie auch der Sortimentsbuchhandel noch unter der Herrschaft des Meßverkehrs. In demselben Jahr (1564), als Selfisch die Wittenberger Sortiments- und Verlagsbuchhandlung des ver storbnen Buchführers Christofs Schramm käuflich erwarb, hatte der Augsburger Buchhändler Georg Willer zum ersten mal ein Verzeichnis seiner auf der Frankfurter Messe an gekauften Bücher gedruckt au seine Kunden verteilt und damit den Anstoß zur Herausgabe der für die Geschichte des Buch st Samuel Selfisch ein deutscher Buchhändler am Ausgang des 16. Jahrhunderts. Mit Bildnis Selfischs und 10 Faksimilebeilagen. Von vr. Hans Leonhard. Leipzig 1902, Jäh L Schunke. VI, 129 S. ^ 4.—. Handels so wichtigen Meßkataloge gegeben, die den Anfang der deutschen Bibliographie bilden. Von 1595 an erschienen sie auch in Frankfurt und Leipzig, und in der erstgenannten Stadt gab sie sogar seit 1598 der städtische Rat heraus. Hieraus ist schon zu ersehen, eine wie große Wichtigkeit den Messen beigelegt wurde. Auf ihnen wurden die Bücher weniger gekauft als getauscht, und deshalb war also eine Sortimentsbuchhandlung ohne eignen Verlag gegen ihre Kollegen, die gleichzeitig Verlag führten, im Hintertreffen. Erst als auch hier die Naturalien- in die Geldwirtschnft über geführt wurde, war eine strenge Scheidung von Verlag und Sortiment möglich. Deshalb kamen im sechzehnten Jahr hundert reine Sortimentshandlungen höchst selten vor, und noch viel weniger war von einer Kommissionslieferung etwas bekannt. Leonhard führt nun für die Entstehung des Sortiments- Handels auch folgenden Grund an: der Bllcherbezug war in folge der schlechten Verkehrsmittel sehr erschwert. Deshalb wandte man sich, in der sichern Voraussetzung, das Ge wünschte zu erhalten, in den meisten Fällen an die Zentral stellen des ganzen buchhändlerischeu Betriebs: die Messen. Die Buchhändler waren daher gezwungen, sich mit so großen Vorräten zu versehen, daß sie solchen Anforderungen genügen konnten. Diese Vorräte setzten sich nun nicht nur aus eignen, sondern auch aus von andern verlegten Büchern zusammen. Wenn man auch annehmen darf, daß vielleicht der weitaus größte Teil der Novitäten auf den Messen feilgeboten wurde, so geschah das doch in vielen Fällen nicht von ihren eignen Verlegern, denn der Prozentsatz der zur Messe anwesenden Verlagsbuchhändler war ja immerhin gering. Der Vertrieb dieser Werke wurde eben mit von andern Firmen besorgt. Auf diese Weise sowohl, als auch dadurch, daß die Händler von Messe zu Messe einen Teil ihrer Waren lagern ließen, ent standen in diesen Verlagsniederlagen notwendigerweise Sor timentslager von in fremdem Verlag erschienenen Werken. Aber schon das aus diesen Büchern zusammengesetzte Meßgut, nieint Leonhard, könnte man schließlich als Sortiment be zeichnen. Und da es im Anfang Kaufleute waren, die Bücher des verschiedensten Inhalts zur Messe mit sich führten (Buchführer!), so müssen wir die Buchführer als die ersten Sortimenter ansprechen, und die ersten Sortimenter befanden sich also auf den Meßplätzen. Ob sich diese Darstellung auf konkrete Fälle stützt oder nur das Ergebnis einer theoretischen Betrachtung ist, läßt sich nicht feststellen; jedenfalls fehlt der Behauptung, daß auf die geschilderte Weise die ersten Sortimente entstanden, die Angabe einer Jahreszahl, die früher wäre als die oben an geführte von 1483. Unter einer Sortimentsbuchhandlung kann man auch nicht etwa ein einfaches Lager verstehen, das nur den Zweck hatte, den Transport von einem zum andern Jahre zu vermeiden, es sei denn, daß man aus diesem Lager das ganze Jahr hindurch etwaigen Bedarf decken konnte. Eine wie große Bedeutung der Buchhandel in Witten berg zur Zeit Selfischs hatte, geht aus der Mitteilung Leonhards hervor, daß sich im Jahr 1580 unter 481 steuer zahlenden Bürgern allein 94 befanden, die dem Buchgewerbe angehörten. Daß das Auftreten Luthers für das Aufblühen des Buchgewerbes in Wittenberg, der »Wiege der Reformation«, in erster Linie maßgebend gewesen ist, bedarf keiner weiteren Ausführung. Sollen doch allein aus den Pressen Hans LufftS, »des Bibeldruckers«, »fast in die 100000« Exemplare von Luthers Bibelübersetzung hervorgegangen sein, die zum erstenmale 1534 erschien. So wenigstens berichtet 1574 Crellius, der Lufft noch als einen Mann von 80 Jahren gekannt hat. Auch aus den von Selfisch benutzten Pressen gingen die meisten Schriften Luthers und Melanchthons
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