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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1878
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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92 Nichtamtlicher Theil. 7, 9. Januar. Aus einem magazinartigen Raum verbringen Arbeiter Ballen Papier in den Zählraum, hier öffnen Arbeiter die Ballen und zählen die Bogen buchweise ab, jedes Buch durch eine Verschiebung markircnd; sie haben ein Heft neben sich liegen und schreiben die Zahl der Ballen und etwaiges Manco oder fehlerhafte Bogen, die sie aussondern, ein. Ein Verschlag öffnet sich in diesem Raume und hineingreifcn eine An zahl Arme, welche gewaltige Stöße dieses gezählten Papiers in eine tiefer gelegene Localität herausholen und auf einen Wagen, der auf Schienengeleisen geht, packen und zum Feuchten hinschieben. Ein Arbeiter ist hier beschäftigt, einen merkwürdigen Mechanismus zu leiten: ein mit Löchern versehenes Rohr fährt nämlich tactmäßig über ein Blech bassin hin und zurück, aus den Löchern sprüht ein feiner Regen und benetzt die Stöße gezählten Papiers, welche der Arbeiter darunter legt, das abfließende Wasser saugt eine Pumpe auf und strömt es durch das Rohr wieder auf die Bogen; den ganzen Tag geht die Röhre hin und her, den ganzen Tag geht der Wagen vom Zählraum zur Feuchterei und dann das Papier von der Feuchtere! zum Raum, wo das durch das Feuchten sich erhitzende Papier Umschlägen, die zu trockenen Stellen mit einem Schwamm nachgefeuchtet werden, und darauf, um eine ganz gleichmäßige Feuchtigkeit zu erzielen, große Massen durch Gewichte be schwert eine Zeit lang stehen müssen; das erfordert eine erkleckliche Anzahl von arbeitenden Händen. Ein auf Schienen laufender Wagen befördert das jetzt genügend durchgefeuchtete Papier zu den Satinirern. Da sehen wir eine Anzahl Männer und Frauen eifrig beschäftigt, die einzelnen Bogen zwischen Zinktafeln zu legen und dann Lagen solcher in eine Presse mit zwei Walzen zu schieben. Andere stehen wieder an kunstvoll construirten Satinirmaschinen, lassen zwischen den Walzen Bogen für Bogen durchgleiten und nehmen die geglätteten in Empfang. Elf solcher Maschinen arbeiten in rastloser Thätigkeit. Wir wandern durch schmale, kasemattenartige Gänge, wo über uns die Transmissions werke sausen, und sehen jetzt das satinirte Papier mittelst Aufzug in den Druckersaal steigen. Hier revidirt der Maschinenmeister das Papier für den Druck und heißt er es gut, ist dieser Theil des Druckmaterials zur Verwendung fertig. Vorerst jedoch wollen wir sehen, was in der Maschine geschehen. Die stereotypsten Seiten sind jede doppelt in eine eiserne Rahme gekommen, welche in die Druckmaschine auf eine eiserne Platte (Fundament), die unter den Druckcylindern hin- und zurück läuft, gelegt worden. Der Druckcylinder aber muß immer wieder be sonders zugerichtet werden und das besorgt nun jeder der fünfund zwanzig Maschinenmeister an seiner Maschine — das heißt er macht zwei Probeabdrücke und dann klebt er den einen Abzug genau über die Platte um den Cylinder, sieht auf seinen Probeabzug, wo irgend ein Buchstabe, ein Wort zu scharf oder zu schwach herauskommt und über legt nun an dem Probedruck am Cylinder oben dies Wort mit Seiden papier verschiedene Male, je nachdem der schwache oder starke Druck an dieser Stelle gerade nöthig ist; ebenso verfährt er bei den Illustrationen. Man glaubt, wenn man sein Pult ansieht, bei einem Fabrikanten der feinsten Schattenbilder zu sein — denn der Maschinenmeister arbeitet hier mit feiner Schere; Stellen der Bilder, die zu stark oder zu schwach beim Probedruck hervorgetreten auf seinem Probeabzug, schneidet er aus oder überklebt sic. Fünf bis sechs Abzüge desselben Bildes hat er vor sich liegen und schneidet hieran bald diese bald jene Stelle aus, mit sicherem Blick, mit sicherster Handhabung der spitzen Schere — schneidet hier aus oder überklebt hier ein paar Augenlieder, dort eine Linie am Stiefel, dort einen weißen Fleck an der Nase, einen Schattenstrich, der einen Grashalm vorstellt, einen Sonnenlichtschein auf Wasser, und klebt endlich diese mehrfachen Ausschnitte aufeinander und befestigt sie auf den Cylinder haarscharf genau über dem unter ihm fortlaufenden Clichö; die jetzt am Cylinder erhabenen, das heißt mehrfach überklebten Stellen drücken natürlich stärker auf das Clichö und werden so dunkler, die ausgeschnittenen schwächer, denn sie erfahren einen schwächeren Druck. Jetzt endlich ist die Maschine zugerichtet und das feuchte Papier gelangt zwischen Cylinder und Stereotypplatte, um den Druck aufzunehmen.! Zu allererst wird ein Probeabzug hergestellt für die Correctoren und zur letzten Revision für die Redaction. Ist diese durchgesehen und etwaige typographische Unebenheiten bemerkt und durchgeschlüpfte Fehler angezeichnet und dies verbessert, so beginnt der Druck. Da laufen denn von Mädchen und Männern bedient drei gewaltige Maschinen mit doppeltem Apparat, wovon jede zwei Bogen auf einmal vollkommen auf beiden Seiten bedruckt liefern und welche je zehntausend Bogen per Tag aus ihrem eisernen Mund speien, da laufen eine gewaltige Reihe einfacher Maschinen, deren jeder pro Tag 6 — 7000 abgedruckte Bogen entfließen, jeder einzelne in Empfang genommen von einem Mädchen. Kleine Wagen fahren den ganzen Tag hin und her, den papierver schluckenden Druckmaschinen gewaltige Stöße ihres Weißen Materials zuzuführen, während diese nahezu 300 Centner Druckerschwärze (Farbe) pro Jahr verbrauchen. Es arbeiten in diesem Drucksaal 25 Maschinenmeister an 29 Maschinen mit einem Hilfspersonal von über 100 männlichen und weiblichen Arbeitern. Das gesummte Satz- und Buchdruckpersonal, bestehend aus ca. 250 Personen, ist in acht Abtheilungen geordnet, welche von drei Factoren geleitet werden. An Papier erfordert lieber Land und Meer zu einer Nummer von 2^/g Bogen ca. 750 Ries, bei theilweisen Dreibogennummern sind mit dem Heftumschlag zu einem Heft 1650 Ries, im Jahr ca. 4700 Ballen oder 23,500,000 Bogen nöthig. Zwei Papierfabriken, der Firma gehörig, liefern diese Masse von Papier für die Druckerei von Ueber Land und Meer. Nach dieser für die Anschaulichkeit des Treibens in der Druckerei nöthigen statistischen Abschweifung kehren wir zu der arbeitenden Druck maschine zurück. Riesige Ballen dieser eben noch feucht aus der Maschine hervorgegangenen bedruckten Bogen werden zum Aufzug gefahren und vermittelst dieses hoch in das vierte Stockwerk des Hauses auf den Trockenboden gezogen. Dort herrscht eine seltsam warme Atmosphäre; geschäftig wandern Arbeiter hin und her, die Bogen zum Trocknen auf zuhängen ; Rohre, durch heißen Dampf erhitzt, laufen am Boden entlang und 15,000 hölzerne Trockenstangen sind bereit, bis aus 300,000 Bogen aufzunehmen. Neue nasse Bogen kommen herauf und die trockenen gleiten mit dem Aufzug die vier Stockwerke wieder hinab in den Raum der Glättpressen. Viele hastig arbeitende Hände nehmen hier Bogen auf Bogen, bis zu sechs zusammen, um sie zwischen Glanzcartondeckel zu legen, worauf hohe Lagen solcher in hydraulische Pressen gelangen, welche die durch den Druck hervorgerufene Rauhheit des Papiers wieder ausgleichen und den Bogen so glatt machen, wie er nach dem Satiniren gewesen. Von neuem werden die Bogen auf die kleinen Schienen wagen gelegt i!nd zum Aufzug gebracht; dieser befördert die Ballen be druckten Papiers in die drei Stock hoch gelegene Buchbinderei. Wir steigen gleichfalls hinauf und sehen vor uns zwei große Säle, wo gegen 90 Personen beschäftigt und 21 Maschinen im Betrieb sind, diese aller dings nicht allein für Ueber Land und Meer; in dieser Abtheilung werden auch die feinsten Prachtbände des Verlages hergestellt — wir wollen uns jedoch hier nur auf unsere Zeitschrift beschränken. In dem einen Saal erblicken wir, wie von ca. 30 Mädchen die Bogen von Ueber Land und Meer gefalzt werden, auch sind zwei große doppelte Falzmaschinen mit dieser Arbeit beschäftigt und jede von zwei Mädchen bedient. Jede Maschine falzt im Tag 30,000 Bogen. Ferner sehen wir Reihen von Arbeitern und Mädchen, denen nun obliegt, die ge falzten Bogen einer Nummer ineinander zu stecken, für die Hefte zusammenzulegen und in den Umschlag zu thun; hier bewundern wir eine Schneidemaschine, deren Messer fünfhundert Bogen mit einem so sanften Zuge durchschneidet, als wäre es Brodteig. Dort sehen wir lange Tische, an welchen Mädchen aus Stößen einzelner Nummern den Band zusammenstellen, der dann von Männern collationirt, von Buchbindern gepreßt, eingesägt, geheftet, geleimt, rundgeklopft, am Schnitt vergoldet, marmorirt oder gesprenkelt wird. In dieser Abtheilung sind auch die i Pappdeckelschneidemaschinen, werden die Deckel mit Leinwand überzogen,
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