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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1878
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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7, 9. Januar. Nichtamtlicher Theil. 91 Ernst, gemüthvoll beschauliche Stimmung bei der Hand haben, und nun gar die vielerlei Anfragen, die sich jede Woche für die Brief mappe anhäusen — sie bieten Stoff zu einem besonder» Artikel, den wir uns längst zu schreiben vorgenommen. Das ist ein Stündchen auf der Redaction. Von dem Redactionsbureau kommen die Manuscripte in die Setzerei, in die Hand des Noilour sn pnZss, um womöglich lange voraus gesetzt zu werden, oft jedoch drängt die Zeit so, daß keine Minute zu verlieren ist; der Illstckour vertheilt das Manuscript an seine Setzer. Treten wir in die Setzerei. Da stehen in dem großen Saale Männer jeden Alters mit ihrem „Winkelhaken" an dem Setzkasten und greifen mit unglaublicher Geschwindigkeit Buchstaben um Buchstaben; diese wachsen in dem „Winkelhaken" zu Worten, die durch „Zwischenräume" getrennt werden. Aus Wörtern werden Zeilen, bis der „Winkelhaken" voll ist, dann werden dieselben her ausgehoben und auf ein „Schiff" (umrahmtes Brett) gestellt und so fort, bis die Spalte voll ist. Diese wird mit einer Schnur fest um- bunden („ausgebunden"), und jetzt bekommt der Drucker an der Handpresse den „Satz", um Abzüge davon zu machen. Fünf Hand pressen sind in diesem Setzersaal in ununterbrochener Thätigkeit. Von diesen Satzabzügen auf länglichen Papierstreifen — „Fahnen" ist der technische Ausdruck — erhält eine der Redacteur zur Correc- tur, eine gelangt zu dem Druckereicorrector, dem ein Anderer das Manuscript vorliest, wonach jener auf dem Rand der Fahne die etwaigen Fehler berichtigt, endlich eine dritte an den Autor. Die Correctur aus der Hand des Redacteurs und die des Druckerei- correctors treffen später zusammen bei einem dritten Corrector, der alle Correcturfahnen vergleicht und das Corrigirte, „Gezeichnete" in der Officinssprache, aus die Druckereicorrectur überträgt. Der Nsttsur so paZe8 erhält diese vielfach „gezeichneten" Fahnen und macht darnach die Correctur im Satz, indem er mit einer „Ahle" die falschen Buchstaben, Wörter rc. heraussticht und durch die richtigen ersetzt. Ist das geschehen, so werden drei solcher Spalten nebcneinandergestellt, zur Seite von lieber Land und Meer „um brochen", mit der Handpresse neue Abzüge gemacht und von diesen Columnen sieht der Redacteur eine als erste Revision durch, wäh rend der Corrector die Obliegenheit hat, alles Unklare, Ungewöhn liche, ihm Auffallende auf seinem Seitenabzug mit Rothstift zu unterstreichen und diesen dem Redacteur zur Begutachtung, respec- tive Berichtigung zu senden. Dann werden die Correcturen der Redaction aus den Druckereiabzug übertragen uud im Satz berichtigt. Ist diese Seite, „Columne", so weit fertig, wird sie, da man die Zeitung der kolossalen Auflage wegen nicht von der Schrift drucken kann, in die der Setzerei benachbarte Stereotypie verbracht; dort fällt uns eine mächtige Presse und ein großer Kessel ins Auge: Leute sind beschäftigt, vermittelst Kleister, als Bindestoff, einen Bogen Seiden- papicr nach dem andern auf die Columne zu legen und jeden mit der Bürste einzuklopfcn. Columne mit Papierplatte kommen nun unter die heiße Presse, um zu trocknen. Ist das geschehen, so wird die Papier platte abgenommen, sie zeigt das vertiefte Bild der Buchstabenreihen und heißt die Mater, eine Papierform für die Thätigkeit des Kessels, aus welchem ein Mann Schriftmetall in diese, in einen eisernen Rahmen eingelegte, Papierform eingießt. Dadurch erhalten wir eine Schrift gußplatte, die mit der Columne genau übereinstimmt. Von jeder Seite müssen zwei Stereotypplatten hergestellt werden und für die Umrahmung der Bilder durch Schrift gleichfalls doppelt eine solche, die den Raum freiläßt, in welchen dann für den Druck das Clichb der Illustration eingelöthct wird. Diese Herstellung der zweifachen Stereo- typirung des gesammtcu Satzes der Zeitung ist nöthig, weil der großen Auflage wegen jeder Bogen gleichzeitig auf zwei Maschinen gedruckt werden muß. Hat die Columne als Prägeform für die Stereotyp platten ausgedient, so wandert sie in die Setzerei zurück, wo sie aus- l einandergenommcn und die Buchstaben zum sofortigen Wiedergebrauch in die Kästen vertheilt werden. Wir begeben uns in einen andern Theil des Hauses und stehen in einer Schreinerei, wo aus Stücken Buchsbaum Platten der ver schiedenartigen Größen für die Holzschnitte zusammengefügt und atlaß- glatt polirt werden, und treten dann in das Zimmer der Zeichner. Dort liegen dergleichen Buchsbaumplatten mit Zinkweiß und Gummi grundirt, worauf die Zeichner vermittelst Pausen die Umrisse der Zeichnungen übertragen, oder die auf Holz photographirten Bilder mit Bleistift, Tusche, Feder und Pinsel überzeichnen. Wir treten in den Ncbenraum und befinden uns in einem großen, auffallend Hellen, vielfensterigen Saal, dessen grelles Licht vielfach durch blaue Papier vorhänge gedämpft ist, das ist die rylographische Abtheilung für lieber Land und Meer. Dort sitzen an jedem Fenster mehrere Holzschneider, die Augen mit grünem Schirm beschützt und häufig noch eine Lupe im Auge, und diese lange Reihe lautlos und emsig arbeitender Männer ziehen mit Stift und Stichel Linie für Linie, Strichelchen für Strichel chen auf den Zeichnungen der Holzplatten nach; was hell bleiben soll, wird vertieft ausgeschnitten, das Schwarze der späteren Bilder bleibt stehen. Hierbei sind Holzplatten, welche die Größe zweier Seiten von lieber Land und Meer haben, gewöhnlich in acht Theile zerlegt und schneiden somit z.B. bei Zeitbildern, die schnell fertig zu stellen sind, acht Xylographen an diesem einen Bild. Ein Vorstand vertheilt die Arbeit und leitet den technischen Theil dieser Anstalt. Er ist auch Corrector, indem er hie und da nachhilft und mit dem Stichel nachbessert. Es arbeiten in ihr über zwanzig Xylographen, jedoch reicht diese Zahl nicht ans, um die Bilder für lieber Land und Meer zu liefern, es werden außer dem Hause noch zahlreiche Xylographen beschäftigt, und verschie dene andere Anstalten in München, Düsseldorf und Leipzig sind fort laufend mit Herstellung von Holzschnitten beauftragt. Ist der Schnitt beendet, so setzt der Schreiner die Theile wieder zusammen, und wir begleiten diese Holzplatten in die galvanoplastische Abtheilung. In einem Kessel brodelt hier Wachs. Arbeiter sind be schäftigt, dieses aus flachen Pfannen auszugießen, sie pressen den Holz schnitt hinein und erhalten ein ähnlich vertieftes Bild in Wachs, wie bei der Schriftstereotypie ein solches in Papier; diese Wachsmatrize wird mit Graphit überstrichen und dann in das Bad gehängt, wo Elektricität und Chemie Zusammenwirken, einen ganz dünnen Ueber- zug von Kupfer auf dem Wachs niederzuschlagen, der genau dem durch die Pressung des Holzstockes entstandenen Bild entspricht. Nun wird das Wachs aus diesem Kupferüberzug losgelöst, der papierdünne Ueber- zug in ein besonderes Gefäß befestigt und seine Rückseite mit Blei voll gegossen, was man „Hintergießen" heißt. Auf diese Weise ist das Clichö hergestellt — von jedem Bild sind, gleichwie bei jeder Columne zwei Stereotypplatten, zwei Clichos nöthig. Weshalb druckt man nicht von deni Holz? — werden die Leser fragen, — die beste Buchsbaum platte würde in gleicher Güte und Schärfe kaum den sechsten Theil der Auflage von lieber Land und Meer liefern, auch würde eine immer hin mögliche Beschädigung während des drei Wochen dauernden Druckes nicht wieder gut zu machen sein. Der Holzstock wandert des halb in das Magazin der Druckerei, wo er schon über vierzehntausend Kollegen findet. Der Nstcksnr en pg,Ass nimmt die so weit fertigen Columnen in Empfang und setzt sie in den Aufzug, durch welchen sie in den Parterreraum des mächtigen Gebäudes, in den Drucksaal, gelangen. — Wir folgen und stehen in den großen Räumen, unter denen es braust und rauscht durch die Räder und Transmissionen, welche die Maschine von fünfunddreißig Pferdekraft dem Auge unsichtbar in Bewegung seht; wir sehen nur aus den Druckmaschinen mit großer Geschwindig keit bedruckte Bogen hervorrollen. Bis aber der Bogen in die Maschine kommt, bis die Stereotypplatte auf ihn druckt, hat er noch gar vielerlei Manipulationen durchzumachen. 13
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