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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1878
- Sprache
- Deutsch
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90 Nichtamtlicher Theil. 7, 9. Januar. worsen, das in allen seinen wesentlichen Theilen und Punkten noch heute maßgebend ist. Der Roman, die Novelle sollte den größten Raum einnehmen, die Illustrationen namentlich den Titel Ueber Land und Meer repräsentiren, das Zeitereigniß vornehmlich in seiner maleri schen Seite vertreten sein. Der Holzschnitt, der in den letzten Jahr zehenden so große Fortschritte gemacht, stand damals in Deutschland noch nicht auf der Höhe, wie in den Nachbarländern Frankreich und England. Von diesen wurden daher in den ersten Jahren vornehm lich die Bilder entlehnt, doch auch Eigenes gesucht und geschaffen. Bonden Fesseln der Fremde mehr und mehr frei zu werden, war das energische Bestreben des Hauses, dem es gelungen, nach und nach die tüchtigsten Kräfte nm sich zu sammeln und namentlich im Druck des Holzschnitts mit dem Besten in Concurrenz zu treten. Blieb für die literarische Seite des Blattes auch das ursprüngliche Programm maßgebend, so erweiterten sich doch im Laufe der Jahre die Kreise, die in die Beachtung und Besprechung gezogen wurden, immer aber mit dem ausgesprochenen Gepräge der Unterhaltung, und wenn fast kein erster Name der zeitgenössichen belletristischen Literatur in un seren Bänden fehlt, so darf sich andererseits Ueber Land und Meer rühmen, eine ganze Reihe von neuen Namen in die Literatur ein geführt, ihren Ruf geschaffen und begründet zu haben. Wir haben oben gesagt, jede Nummer von Ueber Land und Meer sei für uns ein schwerwiegendes Werk. Der Leser, welcher das Blatt so sauber und schmuck in die Hand nimmt, ahnt nicht, welche Mühen, welche Plagen, welch' Sinnen und Kopfzerbrechen, welchen Aufwand von geistiger Kraft, Kenntnissen, Talenten, Fertigkeiten es fordert, wie viel Köpfe, Hände, Maschinen thätig sein müssen vom ersten Gedanken bis zur Vollendung, von der Idee des Herausgebers, der Redaction, bis zur Verkörperung in Wort und Bild für unsere Lesewelt. Einen Begriff davon kann nur ein Rundgang« durch das Etablissement geben, in dem Ueber Land und Meer gemacht wird, und wir glauben unseren Lesern einen Wunsch zu erfüllen, eine interessante Stunde zu bereiten, wenn wir sie einladen, unter unserer Führung in diese Riesenwerkstatt einzutreten. Ein mächtig großes Haus mit stylvoller, heiter und doch ge wichtig gegliederter Front, dem sich drei hohe vielfenstrige Hinter gebäude anfügen, empfängt uns. Hier walten in rastloser Thätigkeit zwei Arten bewegender Kräfte. Im Vorderhaus die geistigen, die Redaction mit Secretariat, den Künstlern und der Buchhandlung, im Hinterhaus, durch einen Riesenschornstein, über welchem stets eine gewaltige Rauchwolke schwebt, angekündigt, die Kraft des Dampfes, welche an hundert großer und kleiner Maschinen in Be wegung setzt, die dahin zielen, das Wort, das Bild für den Leser- sauber und schön auf dem Papier zu fixiren. Dazu sind die Köpfe und Hände vieler hundert Personen zwischen Redaction und Ma schine thätig. Begeben wir uns in die Zimmer der Redaction. Der Chef des Hauses, in dessen Händen das ganze große Ge triebe zusammenläuft, und von dessen Bureau alle Weisungen aus gehen, empfängt die Briefe und Pallete, nimmt Kenntniß von ihrem Inhalt und vertheilt sie durch seinen Redactionssecretär an die ver schiedenen Abtheilungen der Redaction. Die eingelaufenen Manu skripte sendet er den Redacteuren zur Kritik. Nachdem das Manu skript wieder in die Hände des Secretärs gelangt ist, legt dieser es mit den Urtheilen dem Chef des Hauses vor, welcher über die An nahme entscheidet. Wir möchten das Mitleid unserer Leser nicht wach rufen, dennoch ist es nöthig, um eine Idee von diesem Theil der redactionellen Thätigkeit zu geben, daß wir verrathen: gegen 1500 Manuscripte sind Pro Jahr zu lesen, worunter die Mehrzahl Romane und Novellen, viele von mehr als tausend enggeschriebenen Seiten. Hiermit kann aber die Redaction sozusagen nur ihre Muße stunden ausfüllen, ihr liegt ob, die Arbeiten der regelmäßigen Mit arbeiter für stehende Rubriken durchzusehen, anderen regelmäßigen Mitarbeitern Anregung zu zeitgemäßen Artikeln zu geben, aus neu auftauchende Werke aufmerksam zu machen, einen Berg Tageszeitun gen täglich zu durchgehen, nm über neue Erscheinungen in Kunst, Wissenschaft, Gewerbe, Politik sich zu unterrichten, Actualitäten wie Feste, Jubiläen und andere größere Zeitereignisse etwa für Illustra tion oder Beschreibung ins Auge zu fassen, Aufträge zu Bildern und Aufsätzen zu geben, Correspondenten bei Festen, Ausstellungen, Kriegsfällen aufzustellen, berühmte Zeitgenossen für Porträtillustra tion vorzuschlagen und die competentesten Biographen hierfür namhaft zn machen u. s. w. Ist das Material, wobei das Secretariat eine wesentliche Thätigkeit entfalten muß, herbeigeschafft, so wird die Nummer mit Text und Bildern aus dem Dispositionsbogen zusammen- gcstellt — das geschieht in der Redactionssitzung, zu welcher die beiden Chefs des Hauses, die Redacteure und die Vorstände des Zeichner- und Holzschneidecabinets zusammentreten. Hier werden die Bilder in die ungedrnckte Nummer geklebt und nun ihre Stellung, ihre Wirkung, der Charakter zum Ganzen und dergleichen erwogen. Sorgsamst werden in dieser Sitzung auch die Einsendungen der Künstler, Zeichnungen, Skizzen zur Repro- duction in Ueber Land und Meer geprüft, vom redactionellen, künst lerischen und technischen Standpunkt beleuchtet und angenommen oder abgelehnt — dann bei den angenommenen das Format, in welchem der Einsender selbst oder unsere Zeichner die Bilder auf Holz zu übertragen haben, sestgestellt und bei Zeitbildern für eine schnelle Ausführung Sorge getragen. Die Ausführung der Repro- duction vermittelst Holzschnitt übernimmt der Vorstand des Holz schneidecabinets, in das wir uns später begeben werden, und der Redacteur eilt in sein Bureau. Dort liegt eine dicke Lage Correctur- streifen, dort harrt der Corrector und will einen ungebräuchlichen Ausdruck, eine fehlerhafte Satzbildung, eine unklare Wendung be gutachtet haben, dorthin laufen die Boten mit Manuscripten, Briefen, kommen Erfinder mit ihren verhängnißvollen Brieftaschen, schüch terne Novellistinnen mit einem Manuscript, Poeten mit Recensions- büchern, Schauspieler, deren Erfolg die Welt kennen lernen soll, Maler, die ein Bild durch Ueber Land und Meer bekannt gemacht haben wollen, Väter hoffnungsvoller Söhne, die Talent für irgend etwas zeigen. Die Correctur drängt, es ist ein Bildtext eiligst zu schrei ben, ein Manuscript schnell zu lesen, und jeder Besucher sitzt doch An stands halber ein halbes Stündchen. Links geht die Thür auf, denn der Secretär wünscht ein Urtheil über die Bedeutung dieses oder jenes Autors, rechts eine andere Thür, der Vorstand des Holzschneide- cabiuets bringt den ersten Abzug eines Bildes, er gibt die Thür einem jungen Mann in die Hand, der mit der Mahnung eines Ver legers erscheint, welcher über versäumte Buchbesprechung klagt — da kommt das Mädchen aus der Setzerei mit einem vollgedruckten Blatt, das gemustert werden soll, ob es sich hübsch von außen präsentirt, ob kein Fehler darin, ob nicht die Unterschrift anders sein soll, ob sie besser oben oder unten aussieht, ob vielleicht gar zu viel Buchstaben (Schrift) das Bild umrahmen; cksr Nsitsur sn pugs» folgt: es fehlen noch 10, 20 Zeilen auf diese Seite, damit sie voll wird, sollen wir oben mit diesem Artikel anfangen —? der Kopf, das kleine Bildchen für diesen Artikel wirkt mehr oben — der Vor stand der Buchhandlung kommt zu einer kleinen geschäftlichen Be sprechung. — Einen Haufen Tagesblätter bringt der Bote, neueCor- recturen das Setzermädchen, eine Anzahl fremdsprachiger illustrirter Zeitschriften, die durchgesehen werden sollen, bringt ein Angestellter des Secretariats. — So geht es Stunde für Stunde und dazwischen muß der Redacteur ein Gedichtchen machen zu diesem Bild, jenes kul turhistorisch beleuchten, eine häusliche Scene idyllisch, eineLiebesscene mit zartem, tiefem Gefühl schildern, Humor, scharfe Kritik, tragischen
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