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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1906
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- Deutsch
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29, 5. Februar 1906. Nichtamtlicher Teil. 1825 (1893: »Du oboix äs vivxt livrss») und das »NaZasin pitto- rssqus« (1887). Cim teilt uns die geistreichen Antworten von Bardoux, Jules Lemaitre, Henry Fouquier auf diese Umfragen mit. Weitere derartige Musterbibliotheken haben aufgestellt: Le Gallois (17. Jahrh.) in seinem »Msitö äs^ plv8 bsllss bibliotböq>rs8 äs l'Larops«, Deleuze (1753—1835) in seinen »8vtrstisv8 8vr i'stuäs äs8 8eisnes8 sto.«, Sylvestre Boulard (1750 —1809) im »Mails slswsntairs äs bibüo- §rspbis«, N. L. M. Desessarts (1744—1810) in den »Oovsvüs paar korwör uns bibliotbtzgas«, Auguste Comte in der »Uibiiotbbgus P08itivi8ts« (150 Bände), die Franklin-Gesell schaft für Volksbibliotheken (43 Bände), Albert Collignon, Guicciardi und F de Carlo, Aims Martin (1781 - 1844): »Ulan ä'uns bibliotbtzqus nvivsresUs, euivi än OatalvAns äss otlsk8-ä'osnvrs8 äs tonts8 lss lall^as8 ...« Der Verfasser hält Martins Auswahl mit Peignvts bereits erwähnter Liste für das Richtigste und Praktischste, was man in dieser Hinsicht bisher geleistet habe, und gibt als Beispiel diese letztere io sxtsoeo wieder. Ich kann Cims Urteil um so weniger billigen, als gerade die Peignotsche Auswahl beträchtliche Lücken auf weist. Unter den dramatischen Dichtern fehlt z. B. Shakespeare, unter den epischen Dante (der von vielen als das hervor ragendste Genie der Weltliteratur angesehen wird), und von deutschen Autoren ist auch nicht ein einziger Name genannt, obgleich zur Zeit der Veröffentlichung dieser Liste (1817) Goethe schon auf der Höhe seines Ruhms stand. Und wenn der Autor die notgedrungeue Willkürlichkeit einer jeden solchen Bücherliste mit den von Charles Corel (17. Jahrh.) her rührenden Worten »Uss livrss ovt lsur- tsraps r (aus dessen rOoonsiseLnes äs8 bon.8 Uvi-ss-, 1672) entschuldigt, so dürfte gerade diese Entschuldigung mit Bezug auf den zeitgenössischen deutschen Dichterfürsten für Peignot nicht angebracht sein. In welchem Ruf der Barbarei müssen wir demnach noch im An fänge des vorigen Jahrhunderts und trotz der glänzenden Zeit der damaligen klassischen Periode bei den Franzosen, und sogar bei den gebildeten und belesenen gestanden haben! Cim schließt diesen interessanten Abschnitt, der bei der Fülle des Stoffs leicht zu einem großen, kritischen Spezialwerk ausgearbeitet werden könnte, mit der Wieder gabe eines schönen, berühmt gewordenen Briefes von Thomas Carlyle ran einen jungen Mann über die Wahl seiner Lektüre«. Das ziemlich ausführliche Schriftstück enthält ohne Zweifel eine ganze Reihe guter, praktischer Ratschläge in Carlyles meisterhaftem, blendenden Stil. Der Verfasser untersucht schließlich die Frage des wiederholten Lesens und zitiert die Ansichten für und gegen von bekannten literarischen Größen. Mit den meisten von ihnen plädiert er selbst für das mehrfache Lesen guter Bücher, das einen un gleich größern Genuß gewähre als die mit einer gewissen unruhigen Neugierde verbundene Lektüre jedes neuen Buches. »Prachtwerke und Schmöker« ist das nächste, fünfte Kapitel überschrieben Ich muß gestehen, daß es von dem Vielen, was ich darin vermutet und gesucht habe, leider recht wenig bietet. Welch reiches Material würde sich dem Autor dargeboten haben, den Liebhaber reich ausgestatteter, kostbar eingebundener Werke dem unbemittelten, aber wissens durstigen Gelehrten oder Studenten gegenüberzustellen, der aus einigen bescheidenen Schmökern meist unvergleichbar mehr Genuß und Belehrung schöpft als der Bibliophile, dem der alleinige Besitz des schön eingebundenen, teuer erworbenen Buches so oft genügt; oder aber den wirklichen Wert der in kleiner Auflage hergestellten Publikationen der Bibliophilen- gesellschaften im Gegensatz zu der hohen Bedeutung der demokratischen, weil wohlfeilen, auf Massenabsatz berechneten Klassikersammlungen, populärwissenschaftlichen Volksausgaben und Lehrbüchern, Pennybooks und Universalbibliotheken Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. darzustellen, deren kulturelle Aufgabe eine ungleich größere ist, da sie sich an die großen, der Aufklärung, Belehrung, Fortbildung bedürftigen Massen des dritten und vierten Standes wendet, denen die Zukunft gehört. Und hier wäre vielleicht auch der Platz gewesen, gerade die Franzosen darauf aufmerksam zu machen, wie sehr sie in dieser Hinsicht den Deutschen und Engländern gegenüber im Nachteil sind, deren verlegerischer Unternehmungsgeist und Wettbewerb dem Volk Dutzende von außerordentlich billigen und trotzdem typographisch unanfechtbaren Sammelbibliotheken aus allen Gebieten der Literatur und Wissenschaft verschafft haben, von denen man in Frankreich meist kaum eine Ahnung hat. Cim beschränkt sich vielmehr darauf, die Vorzüge des mit aller Sorgfalt und Liebe hergestellten typographischen Werkes zu preisen, d. h. eine Anzahl weiterer Aussprüche von Bibliophilen und Bibliographen anzuführen, die dieser Vorliebe besonders beredten Ausdruck verliehen haben. Er zitiert insbesondre aus Camille Flammarions »LtsUa« dessen Beschreibung »Us bovllsur äs ls. öiblioplüiis«, die ohne Übertreibung das ruhige, glückliche Genießen des Bibliophilen in recht anschaulicher Weise schildert: »Ein schönes Buch in die Hand zu nehmen, mit ausgesuchter typographischer Ausstattung, schönem Druck, breitem Rand, gutem Papier, elegantem Einband, Illustrationen von Meisterhand, nicht zu schwer für die Hand; und dieses Buch nun betrachten vor der Lektüre, in einem bequemen Lehnstuhl ruhend, die Lampe hinter sich; es durchblättern, davon Besitz nehmen und es schließlich mit aller Muße lesen, die Fein heiten des Stils und des Inhalts mit Behagen genießend . . . das ist so recht ein vornehmes Vergnügen des Geistes, das die im Bibliothekzimmer verbrachten Stunden stets zu kurz und zu flüchtig erscheinen läßt.« »Bouqnin«, altes Buch, Schmöker, bekanntlich vom deutschen »Buch« abgeleitet (es gibt auch andre Ableitungen!), ursprünglich in verächtlichem Sinn gebraucht, bedeutet heute jedes unansehnliche neue oder alte Buch. Auch dieses hat zu allen Zeiten seine Verteidiger gehabt, die den Inhalt über das Äußerliche stellten und, wie Grsgoire (i. I 1794), die Bücherwelt mit der menschlichen Gesellschaft vergleichen, in der das Wort gilt »Kleider machen Leute«. Einen originellen, warm empfundenen »Gruß an die alten Bücher« der Seinebouquinisten verdanken wir mit so vielem andern dem fruchtbaren, belesenen und gelehrten »Bibliophilen Jacob«. Außer diesem Gruß gibt Cim noch mehrere poetische Be handlungen des Themas wieder Die Fabel »Ü,s8 äsvx Iüvre8« von Lamotte-Houdard, zwei Gedichte von Fertiault, der der Bibliophilie zwei ganze Sonnettsammlungen: »ll,es> ^.rnoursux äu Invrs« und »ll>s8 llisgsväss äu Illvrs« ge widmet hat (llis livrs. ^.n äsbors — äsäaoe) und je ein Gedicht von Alexandre Piedagnel und Jacques Normand. Im sechsten Kapitel spricht Cim über alte und neue Literatur. »So lange ein Mensch nicht alle alten Bücher gelesen hat, liegt durchaus kein Grund vor, ihnen die neuen vorzuziehen.« In dieser treffenden, wenn auch kategorischen Form gibt uns Montesquieu in den »Persischen Briefen« seinen von vielen Bibliophilen geteilten Standpunkt in aller Kürze an, während Montaigne der Meinung war, die alten Bücher seien für die Autoren, die neuen für die Leser. Dem gewöhnlichen Leser, zumal der Jugend, steht der zeitgenössische Autor bedeutend näher. »Die Bücher unsrer Zeitgenossen stehen in besserm Einklang mit unserm Seelcnzustand . . . Keine Stimme schmeichelt sich dem Herzen mehr ein als die der Romanciers und Dichter, die mit uns gelebt und gelitten, die gleiche Tage gesehen haben wie wir. . .« (Collignon). Sainte-Beuve teilt uns einen interessanten Brief Jouberts an Fontanes mit, in dem dieser die alten Bücher und »die von alten Leuten gemachten Bücher« preist, und sagt hierzu 176
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