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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060119
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^ 15, 19. Januar 1906. Nichtamtlicher Teil. 708 Beginn der Bewegung Hilfslos zugrunde; eine kleine An zahl, die sich durch den Strudel in die neue Zeit hinüber- rettete, siechte noch einige Jahre dahin, wie z. B. der »Charivari« und die »Zeitung für die elegante Welt«; nur wenige, die ihre Richtung änderten, wie die »Grenzbolen«, traten in eine neue Phase ihrer Entwicklung. Von den neuen Zeitschriften, die von den Märztagen des Jahres 1848 ab aufzuflattern begannen, erlangte nur eine eine gewisse Be deutung, das humoristisch-satirische Wochenblatt »Kladde radatsch«. Die übrigen, denen fast allen ein humoristischer Zug, eine gewisse satirische Gereiztheit eigen war, schwanden bald wieder rühmlos dahin. Mit der Bewegung von 1848 schließt eine große Ent wickelungsperiode der deutschen Presse ab Leider schließt damit auch Ludwig Salomon sein Werk; denn er bringt nur noch einen kurzen Ausblick in die fünfziger und sechziger Jahre. Über diesen Beginn der neuen Periode sei kurz folgendes bemerkt: Bis zum Jahre 1848 waren die deutschen Zeitungen vorwiegend Berichterstatterinnen gewesen, da die Zensur den Ausdruck der freien Meinung zumeist nicht gestattete. Erst seit 1848 erhob sich die Presse zur Vertreterin der öffent lichen Meinung, und seither wurde zumeist jede Zeitung das Organ einer bestimmten politischen Partei. Neue Blätter ent standen, besonders in Berlin und Wien, darunter auch Klatsch blätter und Revolverblätter. Der bunten Menge politischer Zeitungen stand eine reiche Fülle von Zeitschriften gegenüber. Allerdings tragen die Journale der zweiten Hälfte des neun zehnten Jahrhunderts einen wesentlich andern Charakter als die vormärzlichen. Das große Publikum hatte den gespreizten Ton, den Tumult und das Kampfgeschrei des »jungen Deutschland« und der Freiheitskämpen satt. Man wünschte jetzt eine positivere Lektüre, und deshalb ent standen, zumal infolge des Aufschwungs von Industrie und Handel, zahlreiche Fachblätter, technische Zeitschriften usw. Auch die Blätter für allgemeine Bildung erhielten einen reichen und vielseitigen Inhalt. Nach dem Muster englischer Monatschriften rief der Verleger George Wester mann in Brauuschweig 1856 die »Monatshefte« ins Leben, die noch jetzt zu den vornehmsten und wertvollsten deutschen Zeitschriften gehören. Die von Rudolf Gottschall geleitete Revue »Unsere Zeit« vermochte dagegen einen größern Leserkreis nicht zu gewinnen. Sie ging 1891 ein Unter den volkstümlichen Unterhaltungsblättern nahm die 1853 von Ernst Keil gegründete »Gartenlaube« jahr zehntelang den ersten Platz ein. Ihr stellte sich 1858 »Über Land und Meer« und 1864 als christlich-konservative Zeit schrift das »Daheim« zur Seite Heute weist die Inlands-Preisliste der Reichspost rund 13 300 Zeitungen und Zeitschriften auf, von denen rund 9700 in deutscher, rund 3600 in fremden Sprachen erscheinen. Schon aus diesen Zahlen kann man ersehen, wie sehr die Zeituugs- und Zeitschriftenliteratur in den letzten Jahr zehnten gewachsen ist. Diese Periode wird von Ludwig Sa lomon leider nicht mehr behandelt, obschon gerade die wirt schaftliche Entwicklung und der technische Ausbau des Zei tungswesens, die Geschichte der politischen Presse in den letzten Jahrzehnten, das Aufkommen der Generalanzeiger- Presse und die weitere Entwicklung des Zeitschriftenweseus für einen weiten Leserkreis vielleicht noch von größerm Interesse wären als die Geschichte des Zeitungswesens in den ersten Jahrhunderten und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es läßt sich nicht verkennen, daß die Behandlung des Gegenstands noch nicht zum Abschluß gelangt ist, sondern geradezu noch einen vierten Band verlangt. Der dritte Band geht eigentlich nur bis 1849, denn das Schlußkapitel' »Ausblick in die fünfziger und sechziger Jahre« umfaßt nur 9 Seiten. Dieses Kapitel müßte durch eine umfangreichere Darstellung ersetzt, und außerdem müßte, wie bemerkt, auch das Zeitungswesen des neuen Deutschen Reichs behandelt werden. Diese Arbeit wäre gewiß sehr mühe voll und würde eine besonders taktvolle Hand erfordern; aber gerade der Umstand, daß es dem Verfasser gelungen ist, die Geschichte des deutschen Zeitungswesens bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts so gründlich darzustellen, läßt ihn auch für die Fortführung bis auf unsere Zeit ge eignet erscheinen. Dieser Teil müßte noch mehr als die frühem von einem völlig objektiven Standpunkt bearbeitet werden. Der vorliegende dritte Band behandelt eigentlich nur den Kampf zwischen Presse und Zensur. Daß der Verfasser sich stets sehr scharf gegen die Zensur wendet, wird man wohl als selbstverständlich betrachten, gerade wie man es für selbstverständlich hält, daß wir veraltete Einrichtungen aus früherer Zeit verwerfen. Und doch sind diese Ein richtungen zu ihrer Zeit vielleicht zweckmäßig gewesen. So hat die Zensur auch immerhin einiges Gute gewirkt; sie hat gerade in einer aufgeregten Zeit manche Geister vor einer- schlimmen Überspanntheit bewahrt und das deutsche Volk allmählich auf die Preßfreiheit vorbereitet. Vielleicht hätte es der Billigkeit entsprochen, auch dieses festzustellen, zumal da der Verfasser von den Torheiten des Zensurregimes, das deren recht viele aufzuweisen hatte, einen guten Teil erzählt. Der Verfasser hat ein reichhaltiges Quellenmaterial benutzt. Dabei kamen ihm besonders die von einzelnen großen Zeitungen herausgegebenen Festschriften zu statten; doch hat er dem daraus geschöpften Stoff keinen breitem Raum zugewiesen, als dies durch die Bedeutung des be treffenden Blattes gerechtfertigt ist. Natürlich hat der Ver fasser auch die Zeitungen und Zeitschriften selbst eingesehen, soweit sie für ihn erreichbar waren. Er gibt die benutzten Quellen durchweg genau an. Auch verzeichnet er bei wich tigeren Blättern den Verlag, die Zahl der erschienenen Jahrgänge, Bände oder Hefte und vielfach auch die Bezugs preise. Von diesen Angaben wird man besonders in Kreisen der Buchhändler und der Sammler dankend Notiz nehmen. Die Brauchbarkeit des Werks wird auch durch das jedem Band beigefügte alphabetische Verzeichnis der Zeitungen und durch das Namenregister wesentlich erhöht. Wenn das Werk schon für jeden Gebildeten eine hoch interessante Lektüre bietet, so darf es um so mehr auf die Beachtung seitens der Angehörigen des Buchhandels rechnen, da die Beziehungen zwischen Presse und Buchhandel noch jetzt sehr enge sind. Es bildet aber auch für den Antiquar eiu schätzenswertes Nachschlagewerk über die ältere Journal literatur. Im ganzen stellt das Werk eine mühevolle und sehr dankenswerte Arbeit dar. Der Verfasser hat geleistet, was man von einem Schriftsteller verlangen kann, der ein solches Werk ohne öffentliche und ohne körperschaftliche Unter stützung unternimmt. Eigentlich wäre es die Aufgabe des Vereins deutscher Zeitungsverleger, ein solches Werk aus- arbeiten zu lassen, etwa wie dies für die Geschichte des deutschen Buchhandels seitens des Buchhändler-Börsenvereins geschieht. Der Verein der deutschen Zeitungsverleger ist allerdings erst nach Inangriffnahme des Werks gegründet worden; aber vielleicht wird er sich später, wenn einmal eine neue Auflage notwendig wird, entschließen, die nötigen Mittel zu bewilligen, damit das Werk vervollständigt und verbessert und auch bis auf die neueste Zeit fortgeführt, sowie in einer schönen vornehmen Ausstattung mit Illustra tionen (Reproduktionen älterer Zeitungsblätter, Porträts, 'Bildern aus dem Zeitungsbetrieb) ausgegeben werden kann. 93*
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