^ 10, 13. Januar 1906. Fertige Bücher Am IZ. November versandten wir: Los vom Materialismus! Bekenntnisse eines alten Naturwissenschaftlers von Professor L>> . Ad. Mäher. Gr. 8«. Kart. 5 M. In Nummer 52 (1905) schreibt die Wartburg: „Dieses Buch wird Aufsehen erregen. Zwar hat es gar nichts Sensationelles an sich. Aber der so schlicht vorgetragene Inhalt verdient höchste Beachtung. Ein anerkannter Universitätslehrer und Naturwissenschaftler, der, wie er selbst von sich sagt, „in seinen jungen Jahren mit vollen Segeln hinausfuhr aus die See der materialistischen Weltanschauung", legt in diesem Buche klar, ruhig und sachlich das Unrecht des Materialismus dar. Und zwar versteht er darunter nicht bloß den krassen theoretischen Materialismus aus den Zeiten eines Moleschott u. a., sondern auch seine etwas vornehmer ausstaffierten Brüder: den „historischen" und den monistischen Laeckelscher Färbung. Der Gedankengang des Buches — natürlich nur in ganz großen Zügen — ist der: Ausgegangen wird vom allgemeinen Streben nach Glück. Das Glück besteht in der rechte» Berbindung von Genuß und Arbeit, und diese wird nur erreicht durch rechte Sittlichkeit. Darin, daß die Religion für sehr viele Menschen die Begründung dieser Sittlichkeit leistet, liegt ihre ungeheure praktische Bedeutung. Aber das ist nicht die einzige Bedeutung der Religion; ihre Dogmen lehren die Welt verstehe» und haben daher denselben Wahrheitsgehalt wie wissenschaftliche Theorien. Der Kern der Religion — „Bestehen eines allliebenden Weltengeistes, Freiheit des menschlichen Willens, Linausragen unserer Persönlichkeit über das Zeitliche" — hat auch Wahrheit im höchste» Sinn: zwar könne kein Mensch den Zweifel ganz überwinden, aber auf Grund religiösen Erlebens könne ein hoher Grad von beruhigender Gewißheit erreicht werden. Allen Widerspruch gegen Einzelnes unterdrücke ich und erwähne nur ganz im Vorbeigehen, daß die große Leidenschaftslosigkeit, mit der das Buch geschrieben ist, zuweilen wie allzu große Nüchternheit wirkt, — um nunmehr um so lauter und deutlicher zu betonen, daß es viel Gutes erreichen kann, wenn es in die rechten Hände kommt. Interessant ist es von Anfang bis zu Ende. Es schlägt die rechten Töne an für solche, die im Bann einseitig natur wissenschaftlicher Auffassung stehen. Ruhig und sachlich werden die Grenzen der Naturwissenschaft aufgezeigt, wird dem Geheimnis in der Welt sein Recht gewahrt, wird betont, daß die Religion ein Recht auf vorurteilslose Beachtung, ja auf Ehrfurcht habe auch für den, der bisher noch keine innere Stellung dazu habe gewinnen können, und daß es notwendig sei, sich die Empfänglichkeit für religiöse Eindrücke zu wahren. Ich kann nur wünsche», daß dieses Buch in de» Kreisen, an die es sich wendet, die Beachtung findet, die es verdient." Wir haben seinerzeit reichlich in Kommission versandt, durch feste Nachbestellungen sind unsere Vorräte ziemlich erschöpft, so daß wir einstweilen nur noch fest liefern. Suchen Sic aber bitte aus dem Lager ein unverkauftes Exemplar heraus und stellen Sie es mit obiger Besprechung in die Auslage. Es gewährleistet Ihnen einen guten Absatz. Heidelberg, I I. Januar 1906. Carl Winter s Aniversitätsbuchhandlung. Börsenblatt siir den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. 67