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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1906
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- Deutsch
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10, 13. Januar 1906. Nichtamtlicher Teil. 469 von denen veräußerten Büchern die Rechnung und die Bezahlung verleget werden. Das Geld sodann wird pro asrario einoassirst und die Niederlage mit anderen Büchern verleget. Hat nun der Verleger die Bücher, so gibt er sie dem Handels mann, der solche außer Landes bringen will, der sie dann im voraus bezahlen muß und bei seiner Rückkunft sich nur seiner er folgten Ankunfft halber bey dem Lomwissario zu melden hat, ohne daß er gcfraget wurde, wie und wo er sie verkauffct habe. 13. September 1770.- Die saisierten Bücher waren nach Wien transportiert worden, um geistlich und weltlich zensuriert zu werden. Mit dieser Auf gabe betraute die tzofkammer den reitzischen Dolmetscher Sabba Lazarovics, der sich die Sache sehr leicht machte: er verfertigte einfach ein Verzeichnis der Bücher, deren einige tausend waren. Dieses genaue Verzeichnis existiert noch jetzt im Budapest«! Staatsarchiv. Nun wurden die Bücher verteilt; die größere Hälfte erhielt auf Wunsch van Swietens die Hofbibliothek, die kleinere die damals wie jetzt griechisch-katholische Barbarakirche in Wien, die keinen Vorrat an Nitualbüchern besaß. Kurz vor der besprochenen Bücherscquestrierung, im Jahre 1769, hatte der niederösterreichische Regierungsrat Philippides de Ghaya an die Kaiserin Maria Theresia ein Memorandum gerichtet, in dem er das oben erwähnte Bedürfnis des griechisch-katholischen Klerus nach slavischen Kirchenbüchern ausführlich klarlegte und die Gründung einer mit cyrillischen Lettern arbeitenden Buch druckerei in den Erbländern als notwendig hinstellte. Unabhängig von diesem Memorandum machte im selben Jahre der Universitäts buchdrucker Josef Kurzböck eine Eingabe an die Hofkammer, worin er sich bereit erklärte, auf eigne Kosten eine Buchdruckerei für die illyrische, wallachische, thrazische, russische, griechische und orien talische Sprache einzurichten, wenn ihm zwei Bedingungen zu gestanden würden: 1. daß ihm auf zwanzig Jahre ein krivilegium privativum verliehen werde, 2. daß, so lange seine Druckerei bestände, aus dem Auslande keine mit cyrillischen Lettern gedruckten Bücher eingeführt werden dürften. Seinem Ansuchen wurdeFolge gegeben, und am 14.Februar 1770 erhielt Kurzböck als illyrisch-orientalischer Hofbuchdrucker das ver langte Privilegium von der niederösterreichischen Regierung. Es dürfte von Interesse sein, hier einige Daten über diesen bedeutenden Wiener Hof- und Universitätsbuchdrucker einzufügen. Joses Lorenz Edler von Kurzböck wurde am 21. November 1736 in Wien als Sohn des aus Klosterneuburg stammenden Univer sitätsbuchdruckers Gregor Kurzböck und dessen Gattin Barbara geb. Gerold geboren und erlernte, nachdem er in seinem Eltern haus eine vortreffliche Erziehung genossen hatte, die Buchdrucker kunst in der Offizin seines Vaters, die er 1755, nach dem Rücktritt des bereits achtzigjährigen Gregor Kurzböck, selbständig übernahm. Als feingebildeter Mann und reger Geist ergriff er jede Gelegen heit, seine Druckerei zu erweitern und in den Dienst der Literatur zu stellen, so daß seine Offizin bald statt der anfänglichen zwei Pressen mit fünfzehn arbeiten mußte. Kurzböck sorgte mit Eifer und Rührigkeit für den Absatz seiner Buchdruckereierzeugnisse und zeichnete sich auf seinem Gebiet in jeder Hinsicht so aus, daß Maria Theresia ihm mit Rücksicht auf seine Verdienste um die Typographie in Wien, namentlich aber um den Druck in fremden Sprachen, und auf die Selbstlosigkeit, mit der er alles ins Werk setzte, 1774 eine goldne Gnadenkette und zwei Jahre darauf den erblichen Adel verlieh. Im Jahre 1786 wurde ihm auf seine Bitte auch noch der Reichsritterstand verliehen. Josef Edler von Kurzböck, -Reichsritter und Herr von Ober und Unterliesing-, wie es auf dem Grabsteine der Familiengruft in Liesing heißt, starb am 19. Dezember 1792 mit Hinterlassung eines bedeutenden Vermögens. Die cyrillische Druckerei nahm Kurzböcks ganzes Interesse in Anspruch. Zuerst handelte cs sich darum, die für eine Druckerei von so spezieller Richtung notwendigen Typen in genügender Menge anzuschaffen. Die Regierung schlug ihm vor, seinen Vorrat an griechischen und orientalischen Lettern aus der Trattnerschen »kost spielig eingerichteten- Schriftgießerei zu beziehen; allein Kurzböck war damit nicht einverstanden. Er erklärte, daß die Trattnerschen Typen seinen Anforderungen nicht entsprächen und daß Trattner, Börsenblatt für den Dentschen Buchhandel. 73. Jahrgang. seit der geschickte Schriftgießer Magatsch aus seinen Diensten ge treten, -dermalen keinen Schriftgicßer und überhaupt allzu seichte Schriften habe, womit man niemals mit Nuzen arbeiten oder wohlfeile Bücher schaffen könnte, dieser Magatsch auch wirklich selbst in balde von Allerhöchsten Orten vermög seiner unentbehr lichen Brauchbarkeit unterstützet werden würde, und dermalen schon mit Verfertigung neuer griechischer und illyrischer Schriften für ihn — Kurzböck — beschäftiget sei, welche noch schöner aus- fallen, als die von Venedig und Halle, -ihme Kurzböck auch aus drücklich aller Vorschub zu seiner Unternemung auf die zwanzig Jahre versprochen worden, so könne er ganz und gar nicht zur Ilebernemung einiger Buchstaben sich mit dem von Trattner ein lassen und wollte lieber keine Hand an das Werk mit anlegen, als zu seinem Schaden einen Zwang zu leiden, der ihn an seinen Verbindlichkeiten hinderte und wozu er niemahls eine Allerhöchste Unterstützung verlangt und bekommen hätte, sondern Alles auf eigene große Unkosten und Gefahr unternemen müsse-.*) Der niederösterreichische Kommerzien - Konzeß riet daher, -Ihre Majestät möge Kurzböck freie Hand lassen-. Nachdem die Druckerei instandgesetzt war, erlangte Kurzböck die Erlaubnis, daß die Hofbibliothek ihm die saisierten russischen Bücher als Muster abtrete, so daß jetzt keines dieser Bücher in der Hofbibliothek vorhanden ist; auch in der Barbarakirche existiert kein einziges Exemplar mehr, da alle ihr seinerzeit zugeteilten Bücher im Laufe der Jahre aufgebraucht wurden. Der Kurzböckschen Offizin wurde von der Regierung zur Auf gabe gemacht, sowohl den Unierten als den Nichtunierten die nötigen Ritualbücher zu liefern, und zwar sollten vor allem für die Unierten drei der allernotwendigsten Bücher gedruckt werden. Diese drei Gattungen wurden aus dem Vorrat der sequestrierten Bücher herausgesucht und dem gerade in Wien weilenden Munkaczer Bischof Bradacs zur Zensurierung vorgelegt. Dieser schcint's nun mit der Prüfung nicht sehr genau genommen zu haben: nachdem die ersten tausend Exemplare auf Maria Theresias Privatkosten gedruckt und an die unierten Diözesen als Geschenk der Kaiserin verteilt worden waren, stellte es sich heraus, daß die Bücher viel Ketzerisches, d. h. nur für die Nichtunierten Geltendes, enthielten und sofort wieder eingezogen werden mußten, und Bischof Bradacs starb bald darauf aus Kränkung und Verdruß über den durch seine Nachlässigkeit verursachten Skandal. Mit den übrigen Büchern machte Kurzböck mit Bewilligung der Behörden folgendes: Das erste Blatt, das, wie bekannt, die Admittitur der heiligen Synode und das Lob der Zarin Katharina enthielt, wurde herausgerissen, und statt seiner wurde ein neues Titelblatt mit dem Lobe der Kaiserin Maria Theresia gedruckt — und die Bücher für die Nichtunierten waren fertig. Das einzige noch existierende Exemplar mit dem alten Titelblatt befindet sich heute in der k. u. k. Familien-Fideikommißbibliothek in Wien. Dieses Exemplar zeigt auch auf der letzten Seite die eigenhändige Unterschrift der beiden russischen Kaufleute, denen die Bücher damals abgenommen worden waren. Als das zwanzigjährige Privilegium, das Kurzböck verliehen worden war, ablief, bemühten sich mehrere Buchdrucker um das Recht, Bücher mit cyrillischen Lettern drucken zu dürfen, und schließlich erwarb es am 18. April 1793 der Hofagent Stephan von Novacovich, der es bald darauf an die ungarische Universitäts druckerei nach Pesth verkaufte, so daß in Österreich nun wieder keine einzige slawische Druckerei bestand. Im Jahre 1815 suchte Johann Schnierer um die Bewilligung nach, in seiner Offizin mit cyrillischen Typen arbeiten zu dürfen, da er sie schon mit vielen Kosten für den Druck serbischer, griechischer und wallachischer Bücher eingerichtet habe. Er wies darauf hin, daß Kurzböck seinerzeit das Privilegium nur deshalb erhalten habe, damit keine in orientalischen Sprachen gedruckten Schul- und Kirchenbücher aus Rußland hereingeführt würden und dadurch Geld ins Ausland hinausgehe. Nur auf diese Art von Büchern beschränkte sich das Privilegium der Pesther Univer sität. Über einen von der ungarischen Hofkanzlei erstatteten Vor trag entschied der Kaiser denn auch zugunsten Schmierers. Im Jahre 1817 zeigte Schnierer der Regierung den Druck eines serbisch-dcutsch-lateinischen Lexikons an, und im Jahre darauf verkaufte er seine Druckerei an Friedrich Christian Schade. Aus den Archiven ist ferner nur noch zu ersehen, daß sich späterhin *) Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte. S. 44. 63
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