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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1906
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- Ausgabe
- Band
- 1906-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1906
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- Deutsch
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^ 4, 5. Januar 1906. Nichtamtlicher Teil. 161 Die neue Veröffentlichung der Gutenberggefellschaft. Mit unverkennbarem Glück ist im letzten Jahrzehnt an der Aufhellung des Dunkels gearbeitet worden, das die Tat der Erfindung der Buchdruckerkunst umgibt. Im besonderen hat Mainz sein früheres schuldbares Verhalten in mehr als einer Beziehung jetzt wettzumachen gesucht. Die im Jahre l900 dort erfolgte Gründung der Gutenberggesellschaft ist mit ihren zahlreichen Veröffentlichungen anscheinend ein mächtiger Ansporn für die Erforschung der ältesten Geschichte der Druckkunst geworden. Die vierte dieser Veröffentlichungen behandelt das Mainzer Catholicon, das von dem Wies badener Bibliothekar vr. Gottfried Zedler zum Gegen stand einer subtilen Studie gemacht wird.*) Das Werk ist eine in fünf Abschnitte und 134 Kapitel geteilte lateinische Sprachlehre, verfaßt und 1286 vollendet von dem Dominikaner Johannes Balbus von Genua, be stehend aus 373 zweispaltigen, enggedruckten Blättern von 66 Zeilen. Besonderer Berühmtheit erfreut sich die Schluß schrift mit dem Jahre und Ort des Druckes, die aber trotz ihrer sonstigen Weitläufigkeit leider den Namen des Druckers verschweigt. Sie lautet in deutscher Übersetzung wie folgt: »Unter dem Beistände des Allerhöchsten, auf dessen Wink die Zungen der Kinder beredt werden und der oft den Kleinen offenbart, was er den Weisen verbirgt, ist dieses vortreffliche Buch Catholicon im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1460 in der guten Stadt Mainz, angehörig dem ruhmreichen deutschen Volke, das die Gnade Gottes mit so hohem Geisteslicht und freiem Gnadengeschenk den übrigen Nationen vorzuziehen und berühmt zu machen für würdig gehalten hat, nicht vermittels des Rohres, Griffels oder der Feder, sondern durch der Formen wundervolles Zusammenpassen, Verhältnis und Ebenmaß der Patronen gedruckt und vollendet worden. Darum sei dir, heili ger Vater, dem Sohne samt dem heiligen Geist, als dem dreifachen und einigen Gott, Lob und Ehre gezollt. In den frommen Lobgesang der Gemeinde stimme auch durch dieses Buch mit ein, der es nimmer unterlasse, die fromme Maria zu loben, Gott sei Dank!« Die vorwiegende Ansicht der Gutenbergforscher war zwar schon bisher, daß der Erfinder selbst der Drucker dieses gewaltigen Werks gewesen sei. Im wesentlichen gründet sich aber diese Annahme auf die Erwägung, daß um das Jahr 1460 in Mainz außer der Fust und Schöfferschen Druckerei keine andere bekannt sei. Daß dieser Grund indes bei der außerordentlich geringen Kenntnis, die wir über die bezüg lichen Mainzer Verhältnisse haben, recht schwankend ist, leuchtet ohne weiteres ein, und so hat auch noch der Ab teilungsdirektor der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Schwenke, Beifall gefunden, als er in der Festschrift zur Gutenbergfeier 1900 auf Grund der gegenüber der 42 zeitigen Bibel im Catholicon geringer entwickelten Technik — Fehlen der Zeilengleichheit und der Trennungsstriche, Regellosigkeit der Interpunktionen am Ende der Zeilen bald innerhalb, bald außerhalb der Kolumne gegenüber der Bibel — die Annahme Gutenbergs als Drucker verwarf. Gegen ihn wandte sich Zedler schon 1901 in seinen »Gutenberg forschungen«, die bereits eine ziemlich eingehende Studie über das Catholicon brachten. Entschieden trat er schon hier für die Urheberschaft des Erfinders ein, und zwar hauptsächlich auf Grund des Anfangs der oben mitgeteilten Schlußschrift (bis: »was er den Weisen verbirgt«). »Nur er, der Er ft 75 S. gr. 4° m. 11 Tafeln in Lichtdruck, einer Typen tafel im Text und 22 weiteren Textabbildgn. Mainz 1905, Verlag der Gutenberggesellschaft. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. sinder, konnte bekennen«, meint Zedler, »daß Gott ihm, dem ungelehrten Manne, offenbart habe, was er den Weisen dieser Welt, d. h. den Männern der Wissenschaft, verborgen gehalten ... Es ist doch ganz unmöglich, daß sie (die Worte) mit Bezug auf einen andern als den Erfinder gesagt sind . . . Fraglich kann nur sein, ob sie von Gutenberg selbst herrühren oder ob ein anderer sie mit Beziehung auf sie geschrieben hat«. Er kommt zu dem Schluß, daß die im Nachlaß Gutenbergs befindlich gewesenen Typen, die an seinen Gläubiger Humery übergingen, nicht identisch ge wesen seien mit dem Druckapparat des Catholicon; wohl aber sei richtig, daß Gutenberg mit Humeryschem Gelde dieses Werk hergestellt habe. Diese Ergebnisse seiner früheren Forschung, die natürlich für die Lebensgeschichte des Erfinders von größter Wichtig keit sind, hält Zedler auch in dieser neuen Untersuchung im wesentlichen aufrecht. In sechs Abschnitten behandelt er die typographische Einteilung, die Schrift, den Satz und Druck des Catholicons, die mit derselben Type auf uns gekommenen kleineren undatierten und da tierten Drucke und die Frage nach dem Drucker. Aus ökonomischen Gründen ist die Arbeit abgekürzt worden, und der Verfasser hat die fallen gelassenen Teile zu besonderen Arbeiten über die Verschiedenartigkeit der ältesten Mainzer Druckschriften in technischer Beziehung, über die Elt- viller Frühdrucke in textlicher Beziehung und über den ver meintlichen Aufenthalt Gutenbergs in Eltville ausgearbeitet, die als besondere Schrift, im Zentralblatt für Bibliothek wesen und in den nassauischen Annalen veröffentlicht werden sollen. Für die Erkenntnis der Technik des ältesten Buchdrucks bietet die Type, in der ein solches Riesenwerk, wie das Catholicon es ist, sich präsentiert, natürlich ein weit dank bareres Untersuchungsfeld als die Type der kleineren Drucke der bekannten Ablaßbriefe. Wie schon gesagt, ist das Catholicon in fünf Abschnitte eingeteilt, und Zedler hat sehr einleuchtend festgestellt, daß zwei Setzer an der Herstellung beteiligt waren, von denen der erste die vier ersten Abschnitte oder 189 Blätter, der zweite das den fünften Abschnitt bildende Wörterbuch oder 184 Blätter gesetzt hat. Eine bedeutsame Rolle spielt in der Untersuchung das unterschiedliche Vorkommen einer Type, die durch einen Punkt über dem ersten Grundstrich eines m in eine Ligatur für In verwandelt worden ist. Auffallend ist freilich dabei, daß, wenn schon für iu eine besondere Type her gestellt werden sollte, das nicht gleich in ordentlicher Weise geschah. In seinen Gutenbergforschungen war denn auch Zedler der Ansicht, daß die i-Punkte und Abkürzungszeichen auf besonderen Kegel gegossen worden seien. Das erkenne man deutlich »an dem aus Mangel an genügendem Vorrat von 1 oder n für in gebrachten w mit dem i-Punkt über dem ersten Grundstrich«. Als fernerer Beweis dafür diene der Umstand, daß das Abkürzungszeichen für iu in den von xriuoexs abgeleiteten Wörtern bald über dem p, bald über dem u angebracht sei. Diese Ansicht hat er nun geändert und führt in der Typentafel des Catholicons sowohl u wie p mit Strich und Punkt darüber als besondere Ligaturen auf. Diese Tafel zeigt einen ganz überraschenden Reichtum an Typenformen und Ligaturen für Minuskeln, eine Er scheinung, meint Zedler, für die in diesem Umfange schwerlich ein Analogon in der Geschichte des Buchdrucks aufzuweisen sein werde. Wie die Durandusschrift, mit welcher Schösser 1459 das Kickiourüo cliviuoruw oküoiorruu des Canonisten Durandus (f 1296 zu Rom) gedruckt hat, so schließen sich auch die Typen des Catholicons eng an eine in der Mainzer Gegend im 15. Jahrhundert geläufige runde Buchschrift an. Das 23
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