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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1867
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1867
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- Deutsch
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schnell die Gunst des Publikums erwarb und die Bezeichnung „Schil ler-Format" noch heute trägt. Im Jahre 1853 begann die Cotta'sche Buchhandlung ein Un ternehmen eigener Art. Sie kündigte eine „Volksbibliothck deutscher Classiker" in 300 Lieferungen a 4 Sgr. an. Dieselbe enthielt die Werke von Goethe, Schiller, Klopstock, Lesstng, Wieland, Platen, Thümmel und Phrker's epische, sowie Lenau's lyrische Gedichte. Die Ausgabe erfolgte in der Art, daß aus eine Lieferung der drei Heroen stets eine Lieferung Klopstock's oder Wieland's folgte und die Werke von Goethe, Schiller und Lesstng erst mit den letzten Lieferungen abgeschlossen wurden. Auf diese Weise gelangten die Abonnenten in den Besitz einer Anzahl Werke, die sie weder wünschten, noch die sie je lesen werden, denn das Lessing'sche Wort gilt gewiß heutzutage noch weit mehr denn zur Zeit, als es geschrieben wurde: „Wer wird nicht einen Klopstock loben? - Doch wird ihn jeder lesen? — Nein. Wir wollen weniger erhoben, Und fleißiger gelesen sein." Allein was hals's? Die Subscribenten mußten einen gewissen Ballast mit in den Kauf nehmen; sie mußten, nach dem Ausspruche einer deutschen Hausfrau, die Knochenbeilage sich gefallen lassen, wenn sie das Fleisch haben wollten. Geschäftlich betrachtet war das Unternehmen Cotta's ein glück licher Gedanke; der Erfolg der 1853—1858 herausgegebenen Volks- bibliothek war glänzend und ermunterte zu Unternehmungen ähn licher Art. Eine „neue Folge" in 100 Licserungen wurde sogleich in Angriff genommen und enthielt in ähnlicher Anordnung: Hum boldts „Kosmos "und „Ansichten der Natur", Lenau's epische Dich tungen, Zedlitz, Houwald, Jffland, Hebel „Schatzkästlein", Simrock „Nibelungen", „Gudrun", „Heldenbuch", Hippel und Homer von Voß. Noch bunter gestaltete sich die Zusammenstellung einer dritten Reihe: Herder's „Werke zur schönen Literatur", Auerbach's „Dorf geschichten", Ossian, Pseffel, Riehl, Tegner, Humboldt's „Reisen", I. v. Müller „24 Bücher allgemeiner Geschichte", Simrock „Wolf ram vonEschenbach", Alringer „Bliomberis", endlich Lustspiele von Jünger und Steigentesch. Man steht, an der „Knochenbeilage" fehlt es auch hier nicht. Je näher nun der Termin heranrückte, a» welchem die Classiker Gemeingut werden, je mehr mußte sich die Speculation des neu erworbenen Terrains bemächtigen. Sehen wir nun 'zu, welche Unternehmungen dieser Art hereits begonnen sind und welche noch in Aussicht stehen. II. Da die Schutzfrist sür die Werke unserer bedeutendsten Classiker im November d. I. zu Ende geht, so versteht es sich von selbst, daß die Vorbereitungen sür neue Ausgabe» bereits seit längerer Zeit getroffen werben und daß die Concurrenz ebensowohl für wohlseile Preise sorgen, wie die deutsche Kritik sich bemühen wird, endlich Tert-Revisionen vorzunehmen und Ausgaben herzustellen, die der Würde unserer Literatur entsprechen. Beide Bedingungen sind bis her nur in ungenügender Weise erfüllt und wir sehen mit Recht einer „neuen Aera" der literarischen Production entgegen. Die erste Firma, welche dem Publicum eine wohlfeile Ausgabe von Schiller in Aussicht stellte, war A. H. Payne in Leipzig; sie verpflichtete sich, den Abonnenten ihres illustrirten „Familien-Jour- nals" eine gut gedruckte Ausgabe für I THlr. zu liefern. Wie dieselbe ausfallenwird, müssen wir abwarten; jedenfalls ist der Preis, wenn auch um die Hälfte wohlfeiler als die billigste Cotta'sche Ausgabe, kein ohne Beispiel dastehender. Vor kurzem erst sind Shakspeare's Oowploto a-arlr» sür 1 Schilling gelicsert, und was in England möglich ist, kann Deutschland bei wohlfeileren Productionskosten auch leisten. Eine umfassende Sammlung der Classiker stellt die Verlags handlung von Gustav H-mp-l in Berlin in Aussicht. Dieselbe gehört zu den unternehmendsten Geschäften in Deutschland, hat stets in großartigem Maßstabe manipulirt und große Erfolge erzielt. Mit vielem Geschick weiß sie ihren Productionen ein Gewand zu geben, welches sie für gewisse Leserkreise geradezu unwiderstehlich macht. Wer kennt nicht „Die Wunder der Urwelt von vr. W. F. A. Zim mermann?" Man betrachte nur den Umschlag und die erste, reich mit Holzschnitte» versehene Lieferung, und man wird gestehen, daß das Interesse und der Wissensdurst in mächtiger Weise gefesselt wird. Die „Wunder der Urwelt" sind in unzähligen Händen, und was auch die Männer der Wissenschaft mit Recht gegen derartige Com pilationen sagen mögen, dies Buch hat viel dazu bcigetragen, die Liebe zu den Naturwissenschaften in den weitesten Kreisen zu fördern. Die Hempel'sche Bibliothek durfte die Classiker des Cotta'sche» Verlages vorläufig nicht bringen, sie mußte sich mit den ckiis mino renn gentium begnügen und konnte ihren Abonnenten nur die Per spective eröffnen, daß die eigentlichen Matadorc zu wohlfeilen Preisen Nachfolgen würden. Bis jetzt sind (in Heften von 8—9 Bogen kleinen Formals ä 2sh Sgr.) Werke von Bürger, Seume, Jean Paul, Geliert, I. H. Voß, Hauff und Musaeus geliefert, deren Abdruck die betreffenden Verleger gegen billige Entschädigung gestalteten. Die Energie, mit welcher für die Verbreitung dieses Unter nehmens gesorgt wurde, hat einen fast beispiellosen Erfolg bewirkt; die Auslage beträgt, soviel uns bekannt, bereits 150,000 Erem- plare und beschäftigt mehr als ein Dutzend der größten Lruckereicn. Ein solches Resultat zeigt uns, welche Pietät im deutschen Volke sür seine Geistesheroen lebt, welcher Trieb der Fortbildung in allen Schichten vorhanden ist, und wie es nur der äußeren Anregung bedarf, um Kreise, welche der Literatur bisher säst ganz sein stan den , für geistige Interessen zu gewinnen. Ob aber ein großer Theil der Abnehmer sich nicht jetzt schon in seinen Erwartungen getäuscht findet? Uuzweijelhast. Der Mehrzahl wird z. B. Jea» Paul bisher nur dem Namen nach bekannt sein, und wir zweifeln, ob der brave Armcn-Advocat Siebenkäs neben seinen sonstigen trefflichen Eigen schaften die Gabe besitzt, sich den Platz eines überall gern gesehenen Hausfreundes zu erringen. Ein Prospekt über die Werke, welche die Hempel'sche Samm lung bringen wird, ist nicht vorhanden. Der Titel „National- Bibliothek sämmtlicher deutscher Classiker" ist ziemlich elastisch, und endlich werden uns Herausgeber, welche eine Garantie der Correct- heit böten, nicht genannt. Vermuthlich wird der Erfolg die Richt schnur abgeben, welche Ausdehnung das Unternehmen erhalten soll. Eine zweite Sammlung der Classiker ist vom Bibliographischen Institut in Hildburghausen in Angriff genommen. Dieselbe erscheint unter dem Titel „Bibliothek der deutschen National-Literatur, her- ausgegcben von Heinrich Kurz." Die genannte Firma, welche u. A. das bekannte große „Meyer'sche Conversations-Lcrikon" publicirte, hat den deutschen Verlegern durch Ausbeutung ihrer Verlagsartikel seit Jahren viel zu schaffen gemacht. In Form von Anthologien hat sie umfassende Sammlungen von deutschen Schriftstellern veranstaltet, welche dem Nachdruck so ähnlich sehen, wie ein Ei dem andern. Durch die Gesetzgebung ihres Heimathlandes begünstigt, war sie in ihren Freibeuterzügen durch die Gebiete der deutschen Literatur ziem lich sicher gestellt, und die Verleger der Originalwerke hatten in den meisten Fällen das Nachsehen. Die Neigung, auf fremdem Acker zu pflügen, scheint übrigens dem Bibliographischen Institut so zur andern Natur geworden zu sein, daß gleich das erste Bändchen (Heinrich v. Kleist enthaltend) mit einem offenbaren Nachdruck be ginnt. Ob der rechtmäßige Verleger, G. Reimer in Berlin, dagegen einschr-stlen wird, mag dahingestellt bleiben, notorisch ist es aber.
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