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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1900
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- Erscheinungsdatum
- 25.07.1900
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- Deutsch
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170, 25. Juli 1900. Nichtamtlicher Teil. 5549 in erster Linie, daß wir einander persönlich kennen lernen, von Angesicht zu Angesicht uns gegenseitig aussprechen und wahre internationale Freundschaft und Kameradschaft ent stehen lassen können, so daß, wenn in einem Lande geschäft liche Schwierigkeiten entstehen, die Vertreter des Verlagsbuch handels sich an ihre Berufsgenossen in anderen Ländern wenden und aus deren Rat und Erfahrung Nutzen ziehen können Und zweitens, daß wir der Oeffentlichkeit gegenüber die wahre Stellung kundgeben, die wir in der litterarischen Welt einnehmen Diese Stellung wird von den besten und hervorragendsten Schriftstellern ohne Ausnahme anerkannt; wir sind stolz darauf und behaupten, daß unsere Traditionen uns so teuer und unser Sinn für redliche Handlungsweise so scharf und wahr ist wie in irgend einem anderen Stande In allen Ländern und zu allen Zeiten hat es gewisse Autoren gegeben, die Erfolg ausschließlich sich selbst und Mißerfolg ausschließlich ihren Verlegern zuschreiben; aber dies ist ein Fehler der menschlichen Natur und nicht eine Eigen tümlichkeit irgend einer litterarischen Klasse oder einer Nation. Wir hier müssen periodische Angriffe von seiten einer kleinen Gattung von quasi-Autoren über uns ergehen lassen, die zwar eine nicht geringe Macht entfalten, uns aber nur wenig Leid zugefügt haben. Sie leiden an drei Grundfehlern: in erster Linie schießen sie über das Ziel hinaus; sie verurteilen einen ganzen Stand und bringen selten, wenn überhaupt je, einen wirklichen Mißbrauch an den Tag. Zweitens gehen sie ab sichtlich oder unabsichtlich von der Annahme aus, daß die ganze Rasse der Verleger aus unehrlichen Leuten bestehe, und endlich bekunden sie eine merkwürdige Unkenntnis dessen, worin die Thätigkeit des Verlegers eigentlich besteht. Die Verleger sind eine bescheidene Rasse; aber vielleicht wird eines Tages jemand unter Ihnen der Oeffentlichkeit sagen, wieviel Mühe und Sorge mit der Herstellung, der Ausstattung und der Verbreitung eines Buches verknüpft ist; wieviel Wachsamkeit zur Behütung und Beschützung der litterarischen Eigentumsrechte erforderlich ist. Ich will nur im Vorbeigehen erwähnen, daß der englische Verlegerverein sich genötigt gesehen hat, in ollen wichtigen Kolonieen und Unterthanenländern des britischen Weltreiches . bevollmächtigte Vertreter zu unterhalten, die die Interessen des litterarischen Eigentums zu überwachen und sie gegen Diebstahl und Uebertretung zu schützen haben. Imst, not least wird vielleicht auch eines Tages darauf hingewiesen werden, wieviel manche Bücher, nicht allein ihrer äußeren Erscheinung, sondern auch ihrem inneren Werte nach, dem Rat und der Erfahrung von Männern unseres Standes zu verdanken haben. Wenn die öffentliche Meinung, der Geschmack des Publi kums, kurzweg Popularität je auf wissenschaftlichem Wege analysiert werden könnte, so würde Ihre und meine Arbeit auf einmal eine leichte Aufgabe werden, und eine große Menge wertloses Zeug würde nicht gedruckt werden; aber wir müssen uns damit bescheiden, tastend unseren Weg im Dunkeln zu suchen, ab und zu erfreut durch einen Plan, den der Erfolg als gut erweist — öfter enttäuscht durch Mißerfolge, deren Grund uns keine der bekannten Regeln angiebt. Der Verlags buchhandel ist nicht ein Erwerbszweig, der denen, die sich mit ihm befassen, »die Möglichkeit bietet, reicher zu werden, als der Geizhals sich zu träumen vermag«; die Mühe darin ist größer, als viele Leute nur im entferntesten sich einbilden; die Anspannung von Körper und Geist ist unaufhörlich; aber das Ideal ist ein hohes, und ich hoffe, daß unsere Kongresse stets den Einfluß haben werden, daß dieses Ideal hoch und höher gehalten werde. Kleine Mitteilungen. Bahnhofslitteratur. — Die Kölnische Volkszeitung schreibt: -Die gegenwärtige Jahreszeit, die als die allgemeine Reise zeit bezeichnet werden kann, läßt es angezeigt erscheinen, einen dankenswerten Erlaß des preußischen Eisenbahnministers in Er innerung zu bringen, der im vorvorigen Jahre in betreff der auf den Bahnhöfen zum Verkauf feilgehaltenen Zeitungen, Zeitschriften und Bücher ergangen ist und die ausdrückliche Bestimmung ent hält, daß alle Schriften und Illustrationen, die den Anstand und die gute Sitte verletzen oder die Sinnlichkeit überreizen, von dem Verkaufe ausgeschlossen werden sollen. In dem Erlaß wurde gleichzeitig für die Bahnhofsbuchhändler die Einreichung eines Verzeichnisses der feilgehaltencn Schriften und Zeitschriften an geordnet. Man konnte damals mit Genugthuung wahrnehmen, daß wenigstens auf manchen Bahnhöfen die anstößigsten Illu strationen und Schriften verschwanden. Schon seit längerer Zeit aber scheint der Erlaß wieder in Vergessenheit geraten u sein, denn man findet wieder, ganz als wenn jene Bel egung der Eisenbahnverwaltung gar nicht bestände, ganze Sammlungen der anstößigsten Schriften und Bilder ausgestellt. Im Interesse derjenigen Personen, die ihre Liebhabereien an solchen Machwerken haben, ist die Verfügung nicht ergangen; allein schon im Interesse der Heranwachsenden Jugend muß ver langt werden, daß der Erlaß mehr beachtet wird, und daß, wenn dies nicht geschieht, die Eisenbahnverwaltung dafür sorgt, daß ihren Verfügungen auch die notwendige Beachtung zu teil wird. Das erfordert schon das Ansehen der Behörden. Was nützen die bestgemeinten Erlasse, wenn man sich damit begnügt, daß sie publiziert werden, aber um ihre Nachachtung und Durch führung sich nicht kümmert. Gerade jetzt zu Beginn der Ferien zeit, wo besonders die Jugend zahlreich auf den Bahnhöfen ver kehrt, ist es dringend geboten, daß solche Ausstellungen, die sich jedem geradezu aufdrängcn: Bücher mit »pikanten» Titeln, Illustrationen oft der niedrigsten Sorte u. s. w., wenigstens aus den unter amtlicher Kontrolle stehenden Verkaufsstellen der Bahn höfe verschwinden. Vielfach werden solche Sachen auch in den Coupos zurückgclassen, wo sie dann sehr leicht in die Hände von Kindern fallen. Von den Eltern und Erziehern werden über diese Mißstände bittere Klagen geführt, und in weiten Kreisen der Be völkerung herrscht tiefer und gerechter Unwille. Allein mit den bloßen Klagen ist wenig geholfen, und auch die öffentliche Rüge durch die Presse reicht allein zur Abstellung dieser Mißständc nicht hin. Es ist notwendig, daß jeder selbst handelt und da, wo er solche Anstößigkeiten findet, gestützt auf den Erlaß des Eisenbahn ministers, bei der Direktion der Bahn entschieden ihre Beseitigung fordert.- Handlungsreisende in Rußland. — Das österreichische General-Konsuial in St. Petersburg teilt mit, daß fremde Hand lungsreisende in Rußland, die keine Waren zum Verkauf, sondern nur Muster mitführc», die vvrgeschriebenen Gewerbescheine jetzt auch auf den Zollämtern ausgestellt erhalten können. Für diese Reisenden besteht die Vergünstigung, daß sie den für ihre Muster hinterlegten Zoll bei der Rückreise zurückerhalten. Das geschieht auf Grund von Zertifikaten der Eingangszollbehörde. Diese werden aber von der Zollbehörde nur gegen Vorweisung des Gewerbescheins ausgestellt, der den Nachweis der erfolgten Steuer zahlung bringt. Die gegenwärtige Einrichtung, wonach das Ein gangszollamt zugleich auch die Gewerbesteuer in Empfang nimmt und den Gewerbeschein ausfertigt, der bisher nur von der Steuerbehörde zu bekommen war, bedeutet eine namhafte Er leichterung. Pcrsonalnachrichten. ff Max Wirth. — Am 18. Juli ist in Wien der bekannte Nationalökonom Max Wirth gestorben, der 1822 in Breslau geboren war. Er war ein äußerst fruchtbarer Schriftsteller. Von seinen Werken seien hier genannt: Grundzüge der National-Oekono- mie. 4 Bde. (Köln 1855-73; 1. Bd. 5. Ausl. 1881; 2. Bd. 4. Ausl. 1882; 3. Bd.: -Handbuch des Bankwesens» 3. Ausl. 1883; 4. Bd.: -Beiträge zur sozialen Frage- 1873), — Geschichte der Handels krisen (Frankfurt a/M. 1858; 4. Ausl. 1890), —Die deutsche National- Einheit in ihrer volkswirtschaftlichen, geistigen und politischen Entwickelung (Frankfurt a/M. 1859), — Deutsche Geschichte in der Periode der germanischen Staatenbildung (Frankfurt a/M. 1862), — Allgemeine Beschreibung und Statistik der Schweiz (3 Bde. Zürich 1870—75), — Oesterreichs Wiedergeburt aus den Nachwehen der Krisis (Wien 1876), — Kultur- und Wanderskizzen (Wien 1876), — Die Krisis der Landwirthschaft (Berlin 1881), — Das Geld (Leipzig 1884), — Ungarn und seine Bodenschätze (Frankfurt a/M. 1885), — Ernste und frohe Tage aus meinen Erlebnissen und Streifzügen (Köln 1884), — Die Quellen des Reichthums (Köln 1886). 744 Siebenundsechzigßer Jahrgang.
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