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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1900
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- 1900-07-11
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1900
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- Deutsch
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5224 Nichtamtlicher Tech -V 158, 11. Juli 1900. auf die einzelnen Leistungen dieser weltberühmten Kunst anstalt einzugehen, deren Blätter durch die Treue und die Gediegenheit der Reproduktion sich vorteilhaft aus der ganzen Ausstellung hervvrhoben. Ein ebenso uneingeschränktes Lob gebührt der Schrift gießerei Genzsch L Cie., die nicht eigentlich moderne Schriften produziert, sondern mehr altdeutsche Zierschriften, die, teils von dem Maler Otto Hupp entworfen, eine prachtvolle, jedes Auge erfreuende Vollendung des Geschmacks in der An ordnung der Typen wie in der Ausführung zeigen; fast alle Schriftgattungen, die neue und alte Schwabacher Schrift, gotische, Renaissance- und Rokoko-Typen sind hier vertreten, denen eine prächtige Stilreinheit und üppige Farbensaftigkeit eigen ist. Die neu-deutschen Schriftproben von Genzsch L Cie. sind dagegen alles andere, nur nicht neu; sie gehören aus schließlich in das Gebiet retrospektiver Kunst. Besonderes Interesse in dieser Ausstellung gewährte noch eine Zusammenstellung der gegenwärtig in München erscheinenden Zeitschriften, unter denen vor allem die in München erscheinenden führenden deutschen Kunstzeitschristen zu nennen sind, die einen breiten Raum in der Ausstellung beanspruchten, da ihre Zahl gegen 40 beträgt. Konnte man hier im Saale des Alten Rathauses sich eingehend und gründlich über die Buchdruckerkunst der Gegen wart unterrichten, so war durch das Entgegenkommen der Direktion der königlichen Hof- und Staatsbibliothek Gelegen heit geboten, dort die historische Entwickelung der Buch druckerkunst kennen zu lernen, indem die Staatsbibliothek ihre herrlichen, wertvollen Schätze in chronologischer Folge zu einer übersichtlichen Ausstellung vereinigte. Die erste Abteilung umfaßt die Blockbücher oder Xzcko- graxbL, von denen der Spiegel der Erlösung (spsoulnw bu- mavas salvationis) besonderes Interesse weckt, dessen Bilder in Holztafeldruck gearbeitet sind, während der Text mit be weglichen Lettern gegen 1470 in Köln gedruckt wurde. Ferner finden sich hier drei Exemplare der Liölia paupeium, ein prächtiger Totentanz, ein Unikum seiner Art, das früher unter den farbenreichen Bildern auch einen Text in Holz tafeldruck enthielt, der aber schon im fünfzehnten Jahrhundert weggeschnitten wurde und so leider nicht auf unsere Tage gekommen ist. Insgesamt sind 22 Blockbücher ausgestellt. Die nächste Abteilung umfaßt die ältesten Mainzer und Eltviller Typendrucke, unter denen sich das aus dem Kloster Andechs ani Ammersee in Oberbayern stammende Papier- Exemplar der sogenannten 42 zeitigen Bibel in zwei Bänden befindet, das in seiner typographischen Ausführung als eine Musterleistung betrachtet werden kann; ferner das einzige Exemplar von »U/n manvunZ äsr osiristsnüsit cviääer äis clnrelwn«, das in Form eines Kalenders für 1455 einen Aufruf an die ganze Christenheit bringt, gegen die Türken zu Felde zu ziehen. Dazu kommen noch zehn Bücher aus der Werkstatt von Johann Fust und Peter Schösser in Mainz und zehn weitere Werke von Peter Schösser, die aus den Jahren 1467—1470 stammen. Wohl läßt sich über diese Werke, die nur einen Teil aus den: Besitzstände der königlichen Staatsbibliothek bilden, mancherlei Wissenswertes und für uns Anregendes sagen, wie es auch der Bibliothekssekretär Herr vr. Freys am Peter- und Paulstage vor den korporativ versammelten Angehörigen des Buchdruckgewerbes in einem feinsinnigen Vortrage aus führte; doch der Raum eines kurzen Referates erlaubt der artige Weitschweifigkeiten nicht, und so will ich mich be schränken, nur noch auf den Teil der Ausstellung einzugehen, der die Buchdruckerkunst in Bayern bis 1500 vor Augen bringt. Es läßt sich denken, daß diese Abteilung besonders reich ge staltet ist. Sechs Exemplare umfaßt die Gruppe Bamberg, in der als das Bedeutendste und historisch Wertvollste die beiden kleinen Schriften des Albrecht Pfister erscheinen, die der Presse des ersten Bamberger Typographen entstammen, zu den ältesten Druckwerken mit Metallschnitten gehören und beide einzige noch vorhandene Exemplare sind. Augsburg ist mit 11 Druckwerken vertreten; u. a. mit Lonaventura msäi- tationss, erstem zu Augsburg 1468 gedruckten Buch von Günther Zainer, dem ersten gedruckten Wappenbuch von Anton Sorg und einem Kissalo Latavisnse von Erhard Rat- dolt mit einigen sehr frühen Farbendrucken. Daran schließt sich Nürnberg mit splendiden Werken aus den Offizinen von Johann Sensenschmid und Anton Koberger; von letzterem sei ein »Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer« mit Illustrationen von Michael Wohlgemut, dem Lehrer Dürers, erwähnt. Aus München will ich nur erwähnen: Hans Schauers »Vom alten Rom«, das älteste in München ge druckte Buch, und den ältesten Münchner Einblattdruck, mit Schauerschen Typen hergestellt, die erste »Warnung vor falschem Gelde« 1482. Diese Ausstellung in der Hof- und Staatsbibliothek ist noch bis zum 15. Juli geöffnet, da sie sowohl von Seiten der Münchner wie der Fremden ein reges Interesse findet. So hat die Stadt München Gutenberg, den deutschen Geistesheros, den Vater der Buchdruckerkunst würdig zu ehren gewußt an seinem fünfhundertjährigen Geburtstage. Otto Grautoff. Kleine Mitteilungen. Zollbehandlung von Kalendern in Brasilien. — Dem Leipziger Tageblatt entnehmen wir den nachfolgenden Bericht des kaiserlich deutschen Konsuls in Joinville (Brasilien): »Nach Tarifnummer 607 des brasilianischen Zolltarifs unter liegen gedruckte Bücher und Zeitschriften, Zeitungen u. s. w. beim Eingang in Brasilien einem Eingangszoll von 300 Reis (bei jetzigem Kurs gleich etwa 20 -ß) für ein Kilogramm. -Nach Tarifnummcr 611 desselben Tarifs werden gedruckte oder lithographische Rechnungsformulare, Connossemente, Cirku- lare, Prospekte u. s. w. und auch lsolbinbas — worunter z. B. die Wandkalender zu verstehen sind —, wenn der Druck einfarbig ist, mit 4 Milreis, wenn mehrfarbig, mit 7 Milreis für ein Kilo gramm (nach Pari-Kurs etwa 9 bezw. 16 nach jetzigem Papicr- kurs etwa 2 80 bezw. 4 84 -)) verzollt. -Nach den brasilianischen Orten mit wesentlich deutschredendcr Bevölkerung werden aus Deutschland jährlich große Mengen von Volkskalendern (z. B. der Lahrer hinkende Bote, Familienkalender, Maricnkalender, Payncs und Wachenhusens Kalender, Reichsbote, Kaiscrkalender und andere) eingeführt. Diese Drucksachen sind stets nach Tarifnummer 607 verzollt worden, bis im Jahre 1899 die Zollbehörde in Sao Francisco do Sul (Staat Santa Catharina) diese Kalender als -l?oibinbas» der Tarifnummer 611 zuwies. Bei dem dadurch bedingten hohen Zollsatz — es gehen etwa fünf Kalender der obengedachten Art auf ein Kilogramm — würde der Verkaufspreis im Lande so gesteigert werden, daß an einen wesent lichen Absatz nicht niehr zu denken wäre. -Der größte Teil der für 1900 bestimmten derartigen, nach Sao Francisco do Sul verfrachteten Kalender ist mit Rücksicht hierauf von den Adressaten unverzollt gelassen und zollamtlich verbrannt worden. -lieber die Berechtigung der Franciscoer Zollbehörde zur An wendung des von ihr beliebten Zollsatzes ist seitens des Konsulats die Entscheidung der oberen Zollbehörde in Florianopolis (Santa Catharina) angerufen worden, und diese hat entschieden, daß Kalender der ihr bei der Anfrage vorgelegten Art (Vorgelegen hat ein Exemplar des Lahrer hinkenden Boten ohne die Beilagen) nach Tarifnummer 607 des Tarifs als Druckschriften zu ver zollen seien. -Damit könnte die Sache als zu gunstcn des Einfuhrhandels erledigt erscheinen, wenn nicht noch folgendes in Betracht zu ziehen wäre. -Ein großer Teil der vorerwähnten Volkskalender erhält als Beilage je einen Wandkalender. Dieser aber fällt unter den Be griff der -l?olbinllas», und diese Beilage mag das Vorgehen der Zollbehörde in Sao Francisco veranlaßt haben. -Es dürste sich daher fiir die Verleger der Kalender em pfehlen, die Beilagen an ihre Abkäufer in Brasilien in besonderen Paketen zu verschicken, und zwar unaufgezogen, damit möglichst an Gewicht gespart wird, den Lesekalendern selbst aber die Wand kalender nicht beizufügen,
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