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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1900
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- Erscheinungsdatum
- 10.07.1900
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- Deutsch
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8186 Nichtamtlicher Teil! ^ 187, 10. Juli 1900. können«. Der Inhalt dieser Worte stimmt mit unseren Ausführungen völlig überein, das osksrum oensso ist und bleibt eben die Notwendigkeit, die Anschaffungsfonds sämt licher Universitätsbibliotheken unter gleicher Berücksichtigung der kleineren zu erhöhen. Es handelt sich nicht um übertriebene Forderungen oder bibliothekarische Liebhabereien, es verlangt niemand, dies sei hier nachdrücklich betont, daß die Universitätsbibliotheken alles anschaffen sollen, was irgendwie wissenschaftlichen oder litterarischen Wert hat oder doch Anspruch darauf macht, denn dazu brauchte jede Bibliothek jährlich Hunderttausende; was gefordert wird, beschränkt sich lediglich auf das unbedingt Notwendige. Gewiß, es ist nicht so einfach und leicht, dies Notwendigste und Unentbehrliche genau festzustellen und demgemäß die Höhe des Anschaffungsfonds auf Heller und Pfennig zu bestimmen; der Bedarf löst sich in eine Unmenge kleiner Bruchstücke auf, er macht sich nicht in der greifbaren, dringenden und zwingenden Weise gellend, wie andere Be dürfnisse der Universitäten, und so wird eine schlagende, unbedingt überzeugende Beweisführung zu gunsten der Bibliothek nahezu unmöglich. Allein, mit einiger Sicherheit läßt sich doch auch hier das Bedürfnis ermitteln, und wenn von sachverständiger Seite nach den allersorgfältigsten und gewissenhaftesten Untersuchungen die Summe von 50 000 bis 60 000 als Mindestausstattung für eine Universitäts bibliothek berechnet ist, dann soll man diese Rechnung auch anerkennen und begleichen oder ihre Unrichtigkeit Nachweisen. So lange das letztere nicht geschieht, und es wird niemals geschehen, weil anderweitige Erhebungen und die Erfahrungen aller Bibliotheken das Resultat in vollem Umfange bestätigen, dürfen die Bibliotheken um so mehr die Anerkennung des nachgewiesenen Bedürfnisses und der sich daraus ergebenden Forderungen erwarten, als es allen anderen Bedürfnissen der Universitäten viel leichter gemacht ist, sich Beachtung zu verschaffen und, wenn nötig, sogar zu erzwingen. Wie sehr die Bibliotheken gerade in den beiden letzten Jahrzehnten gegen die anderen Universitäts-Institute und -Sammlungen zurückgesetzt sind, ersieht man daraus, daß für sämtliche Universitäts-Institute in Preußen während des Etatsjahres 1880 rund 3 103 700 1899 dagegen rund 6 402 810 verausgabt wurden, wovon auf die Bibliotheken 373 575 und 542 795 ^ (darunter 177 876 und 241 500 zum Ankauf und Binden von Büchern) entfielen, daß also einer Erhöhung des Gesamtetats um 106 Prozent eine Steigerung sämtlicher Bibliotheksausgaben um 45 Prozent und der Vermehrungssonds um nur 36 Prozent gegenübersteht. Bedenkt man, daß in dem gleichen Zeiträume allein die deutsche Bücherproduktion um 70 Prozent zu genommen hat, dann erklärt sich sofort und ist es ganz natürlich, daß die Bibliotheken um die Hälfte und teilweise sogar um zwei Drittel hinter dem notwendigen Bedarf zurück geblieben sind*), daß wichtige Zeitschriften oft nicht an geschafft werden können und ganze große Wissenschaftsgebiete vernachlässigt werden müssen, daß man sich kostbaren und besonders teuren Werken gegenüber die allergrößte Be schränkung auferlegen muß und in das ungeheure Gebiet der außerdeutschen Litteratur, wenn man von den wichtigsten Zeitschriften absieht, nur ganz selten mal — und dann auch nur strichweise — vordringt. Die Literaturen Rußlands und Nordamerikas, von denen namentlich die letztere nicht nur an Zahl, sondern auch an innerem Werte in ungeahntem Maße zunimmt, und die allein schon um der politischen Be deutung beider Länder willen besondere Beachtung verdienen, *) Es ist eine bekannte Thatsache, die auf den Bücherkenner allemal einen traurigen und niederschlagendcn Eindruck macht, daß selbst in den großen Bibliotheken die ältere Litteratur viel vollzähliger vertreten ist als die neue. sind für die meisten Bibliotheken überhaupt nicht vorhanden; aber auch die englische, französische und italienische, von den übrigen ganz zu schweigen, können nur noch in ganz mini maler Weise berücksichtigt werden. Diese Absperrung von der ausländischen Litteratur an den Brennpunkten unseres wissenschaftlichen und geistigen Lebens ist sehr gefährlich und schädigt uns auf alle Fälle in der schwersten Weise, wir berauben uns dadurch der Möglichkeit, die wichtigen und beachtenswerten Erscheinungen der ausländischen Litteratur und ihre Ergebnisse sogleich aus eigener Anschauung kennen zu lernen und zu weiterem Fortschritte für uns auszunntzen,. wir schneiden uns einen großen und wertvollen Zufluß von Geist und Stoff, neuen Gedanken und Entdeckungen ab und schmälern den Einfluß, den wir auf die Litteratur und das Geistesleben des Auslandes ausüben sollten: die deutsche Wissenschaft läuft Gefahr, in Einseitigkeit und Stagnation zu verfallen und zurückzubleiben. Mag man sich über die größere oder geringere Be dürftigkeit der einzelnen Bibliotheken und die Höhe der für sie anfzuwendenden Summen streiten, das steht fest: die Universitätsbibliotheken und namentlich die kleineren unter ihnen sind heute außer stände, den gesteigerten Anforderungen gerecht zu werden und ihre Aufgabe zu erfüllen. Die THal sache, daß an einzelnen Bibliotheken jedes fünfte Werk, das gebraucht wird, nicht vorhanden ist, läßt darüber gar keinen Zweifel, sie enthält zugleich die ein dringlichste Mahnung, daß es so nicht weiter gehen kann, wenn nicht der Zustand schließlich unerträglich werden soll. Ein derartiges Mißverhältnis zwischen Büchervorrat und Nachfrage wirkt geradezu abschreckend, denn wie eine reich ausgestattete Bibliothek zum Besuch anregt und einer stetig steigenden Benutzung sicher sein kann, weil mit der Wahrscheinlichkeit der Befriedigung die Zahl der Besucher wächst und die Benutzung des Einzelnen intensiver wird, so wird umgekehrt da, wo wenig ist, noch weniger gesucht und verlangt, die Bibliothek kommt in schlechten Ruf, man hört immer nur: »es ist ja doch nichts da!« Die Unzulänglichkeit der kleineren, schlechter aus gestatteten Bibliotheken ist viel öfter, als man denkt, der Anlaß,, daß Studenten eine andere Universität mit reichhaltigerer: Bibliothek aufsuchen, die ihre Bedürfnisse besser befriedigt, fa ste zwingt die fleißigeren und begabteren vielfach direkt dazu. Die kleinen Universitäten haben aber so schon in hohem Grade unter dem Wettbewerb der großen zu leiden, es wird ihnen aus leicht erkennbaren Gründen selbst bei völlig gleichen Leistungen immer schwerer, die Studenten an sich zu ziehen und zu erhalten, man hat also alle Ursache, ihnen ihre schwierige Stellung zu erleichtern, anstatt sie durch unbillige Zurücksetzung*) ihrer Institute noch gar zu schädigen. Wir sind ja jetzt schon glücklich so weit, daß Berliner Privat dozenten ordentliche Professuren an kleineren Universitäten ausschlagen, weil sie in Berlin aus ihren Kollegienhonoraren Einnahmen erzielen, die Gehalt und Kollegiengelder der Professoren an einer kleinen Universität weit übersteigen. Eins zieht eben das andere nach sich, und wohin das am Ende führen muß, liegt auf der Hand. Uns erscheint eine Entwickelung, die auf eine stärkere *) Dafür hier noch ein recht lehrreiches Beispiel: Den Univer sitäts-Bibliotheken sind in den letzten Jahren einmalig Summen zur Schaffung von Handbibliotheken bewilligt worden. Diese Handbibliotheken sollen die vielgebrauchten Bücher in einer beson deren Sammlung zum steten Handgebrauch vereinigen. Da es sich hier zweifellos ausschließlich um Bücher handelte, die jede Biblio thek besitzen muß, deren Erwerb also den Bibliotheken die gleichen Ausgaben verursacht, so war die Gewährung gleicher Mittel damit eigentlich von selbst gegeben. Das ist nun aber nicht geschehen, sondern man hat es für richtig gehalten, den größeren und reicheren Bibliotheken auch mehr für ihre Handbibliotheken zu geben, näm lich Güttingen 10000 ^6, Bonn, Breslau und Halle je 8000 und Greifswald, Kiel, Marburg je 6000
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