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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1900
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- 09.07.1900
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5158 Nichtamtlicher Teil. 156, 9. Juli 1900. Für die Art und den Umfang der anzuschaffenden Werke und die Höhe der Dotierung ist es ganz gleich, ob eine Universität unter ihren Studenten 200 oder 2000 Juristen zählt, denn für die 200 Kieler oder 600 Bonner Juristen können und dürfen die dortigen Bibliotheken auch nicht ein einziges Buch über das Bürgerliche Recht, das wissenschaft lichen Wert hat, weniger anschaffen, als die Berliner für ihre 2100. Oder glaubt Herr Erman wirklich, daß die Anschaffung wichtiger Bücher seitens einer Universitätsbiblio thek unterbleiben kann, weil das Studium des Faches oder Wissensgebietes, dem die Werke angehören, an der betreffen den Universität in dem Augenblicke nur von einigen Dutzend Studenten statt von hundert oder mehreren Hunderten be trieben wird? Was von den 2100 Juristen der Berliner Universität, die Herr Erman mit solchem Nachdruck gegen die »Tägliche Rundschau« ins Feld führt, ganz allein häufiger als anderswo gebraucht und wirklich verlangt wird, das sind die üblichen Lehr- und Handbücher; diese Werke in einer größeren Anzahl von Exemplaren zum Ausleihen anzu schaffen, denn darauf läuft schließlich das Ganze hinaus, ist unseres Wissens aber nirgends üblich und wird die Berliner Universitätsbibliothek umsoweniger geneigt sein, als gerade derartige viel gebrauchte Werke in größerer Anzahl zu stetem Gebrauche in der Handbibliothek des Lesesales bereit stehen und sich außerdem meistens noch in den dortigen Seminar- uud Jnstitutsbibliotheken*) vorfiuden. Und dasselbe gilt von der starken Nachfrage nach den wohlbekannten Examentröstern seitens aller derer, die sich in Berlin auf die juristischen Prüfungen vorbereiten. Gerade der starke Zudrang dieser jungen Juristen nach Berlin (von sämtlichen im Assessor examen stehenden Referendaren des ganzen Staates darf man übrigens nicht reden, da ein Teil die Examenarbeiten in der Provinz anfcrtigt und die dortigen Universitätsbiblio theken benutzt) bestätigt ja doch in vollem Umfange die Be hauptung der »Täglichen Rundschau«, daß Berlin die studie rende und arbeitende Jugend immer stärker au sich zieht, weil sie dort in Hülle und Fülle findet, was in der Provinz fehlt. Würden denn sonst die angehenden Assessoren, die doch nur ihrer Arbeiten und des Arbeitens wegen Berlin aufsuchen und denen alles daran liegt und liegen muß, sich die nötige Litteratur für ihre Arbeiten und Prüfung mög lichst vollständig und nutzbringend zu verschaffen, dorthin gehen und nicht vielmehr, was doch zweifellos das Nächstliegende und Bequemere ist, in der Provinz oder Universitätsstadt ihres Bezirkes bleiben, wenn sie nicht ganz genau wüßten, daß sie dort ihren Zweck sicherer und besserer erreichen als hier? Das ist eben in der That der Fall! Herr Erman hat nämlich vergessen, daß diesem Bcamtennachwuchs in Berlin außer der Universitätsbibliothek und den Schätzen der König lichen Bibliothek noch juristische Fachbibliotheken zur Ver fügung stehen mit Bücherbeständen, wie sie so umfangreich und vollständig auf diesem Gebiete von allen preußischen Universitätsbibliotheken allein höchstens noch die Göttinger aufweist, so z. B. die Bibliothek des Kammergerichts, die über 70000 Bände enthält, jährlich gegen 11000 Lesesaalbcsucher zählt und über 80000 Bände — doppelt soviel als die Berliner Universitätsbibliothek — ausleiht. Hier wird, wie die intensive Benutzung zeigt, vor allem und in erster Linie der Bücherbedarf der Juristen gedeckt; was sie hier nicht er halten, läßt sich daun noch immer, wenn nicht aus anderen Fachbibliothekeu oder auf anderem Wege, aus der Königlichen Bibliothek und aus der Universitätsbibliothek beschaffen. Wie verhältnismäßig selten dieser Fall, wenigstens bei der Uni versitätsbibliothek, eintritt, das ergiebt sich aus ihrer Bcnutzer- *) Diese Bibliotheken zählten im Jahre 1897 nicht weniger denn 93000 Werke, eine Summe, die dem Bestände der Universitäts bibliothek ungefähr gleichkommcn dürfte. statistik. Unter den 500 bis 600 Nlchtangehörigen der Uni versität (Hörern und Examinanden jeder Art und aller Fächer), die die Bibliothek im Jahre 1898 benutzt haben, waren — wir wollen sehr hoch greifen — sicherlich nicht mehr als hundert Referendare. Es sind demnach von den l046 Referendaren, die im Assessorexamen standen, etwa neun Zehntel überhaupt nicht in die Lage gekommen, von ihrem Benutzungsrecht der Bibliothek gegenüber Gebrauch zu machen; in welchem Umfange dann das letzte Zehntel sie wirklich benutzt hat, entzieht sich leider der Kenntnis und jeder näheren Berechnung. Da kann doch von »ausgedehnten und dringlichen« Anforderungen, soweit wenigstens die Uni versitätsbibliothek in Frage kommt, wahrhaftig keine Rede sein; sämtliche Juristen einschließlich der Referendare in den Provinzen würden sich aber überglücklich schätzen, wenn dort für ihre litterarischen Bedürfnisse so oder nur ähnlich gesorgt wäre, wie es in Berlin der Fall ist. Und was nun endlich diejenigen Wissenschaftsgebiete anlangt, die »auf der Berliner Universität durch Dozenten vertreten sind, auf den meisten oder allen übrigen Universitäten aber ganz fehlen oder doch keine Zuhörer finden« sollen, so sind diese thatsächlich so ent legen und werden naturgemäß so selten und vereinzelt zum Gegenstand des Studiums gemacht, daß sie bei den An schaffungen von der Berliner Universitätsbibliothek ebenso gut und sogar noch eher ohne unmittelbaren Schaden vernach lässigt werden können, als von den übrigen Bibliotheken, denn in diesem Falle deckt für Berlin die Königliche Biblio thek allein vollständig den Bedarf, oder es ist, wo sich, wie beim Studium der orientalischen Sprachen, wirklich mal aus besonderen Gründen stärkere Bedürfnisse geltend machen, auch wieder durch eine besondere Fachbibliothek (die des Orien talischen Seminars) für die Befriedigung derselben gesorgt. Wäre es anders, märe vor allem die größere Studenten zahl für den Umfang des Büchervorrates und der An schaffungen und damit für die Höhe des Anschaffungsfonds einer Universitätsbibliothek von erheblichem oder entscheiden dem Einfluß, dann müßte die Zahl der mit dem Vermerk »nicht vorhanden« versehenen Bestellzettel gerade bei der Ber liner Bibliothek, deren Benutzer zu drei Viertel bis fünf Sechstel Studenten sind, ganz enorm hoch und viel größer sein, als sie thatsächlich ist, denn sie betrug 1898 14,7 v. H. und im Durchschnitt der letzten drei Jahre 14,5 v. H. aller Be stellungen, während sie sich für Königsberg auf 16,2 (15,1) v. H. und für Göttingen auf 13,4 (12,8) v. H. beziffert. Diese Zahlen — bezüglich der mit »verliehen« bezeichneten Bestellzettel lauten sie noch günstiger für Berlin — lassen von der ganz besonderen Bedürftigkeit der Berliner Univer sitätsbibliothek nichts erkennen, sie beweisen vielmehr unwider leglich, daß sie trotz der sechsfachen (unter Einrechnung der Hörer sogar elffachen) Studentenzahl und über dreimal so starken Kopfzahl der Entleiher die Wünsche ihrer Be nutzer besser zu befriedigen vermag als die Königsberger, ob wohl diese bis dahin bedeutend höher dotiert war, daß das Mißverhältnis zwischen Büchervorrat und Nachfrage dort nicht so stark ist wie hier, sondern sich dem günstigeren Prozentsätze Göttingens nähert. Die Göttinger Bibliothek ist aber nicht allein von jeher unvergleichlich reicher aus gestattet gewesen als alle übrigen, sie ist auch die höchst- dotierte preußische Universitätsbibliothek, die über einen doppelt so hohen Bücherfouds hat als Kiel, Greifswald und Marburg. Muß die Berliner Bibliothek so bittere Klagen führen über die ungewöhnlich großen und empfindlichen Lücken in ihren Beständen, obwohl sie zu deren Ausfüllung und zur Vervoll ständigung der Lesesaal-Handbibliothek seit 1889 an außer ordentlichen Zuschüssen über 30 000 ^ erhalten hat, ist die Königsberger, wie wir sahen, noch erheblich schlechter daran, obgleich ihr 1897 und 1898 zur Ausfüllung von Lücken ein
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