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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1900
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- 1900-07-05
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1900
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- Deutsch
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153, 5. Juli 1900. 5069 Nichtamtlicher Teil. bergs, Meister wie Gehilfen, aus allen Gauen Deutschlands, aber auch aus den Nachbarstaaten herbeigeeilt, — aber für den riesigen Menschenzufluß ist es charakteristisch, daß trotz der relativ großen Zahl der Buchgewerbler diese, wie man allgemein hörte, in der Menge verschwanden und nicht zu finden waren. Die Gesamtfeier begann am 23. Juni mit der Eröffnung der Gutenberg-Ausstellung im ehemaligen großherzoglichen Schloß, einem ausgedehnten Gebäude mit sehr schönen Sälen. Für den Fachmann, der die graphischen Ausstellungen der letzten Jahre aufmerksam studiert hat, fand sich in Mainz eine große Zahl alter, lieber Bekannter unter den Ausstellungs arbeiten wieder; aber auch manches Neue bot sich dem Auge. Alles in allein hatte man sehr sorgfältig vermieden, Minder wertiges zu zeigen, und das Gebotene konnte in der That als die Blüte deutscher Graphik bezeichnet werden. Es würde zu weit führen, wollte ich über jeden einzelnen Aussteller hier berichten, ja, wollte ich nur alle Namen aufführen; es sei deshalb nur aus einige besonders markante Abteilungen hingewiesen, wobei ich speziell betone, daß in der Nicht erwähnung anderer nicht etwa eine Minderwertigkeit des Gebotenen zu begreifen ist. In erster Linie gebührt cs da, der Kollektiv-Ausstellung der Mainzer Buchdruckereien zu gedenken. Der Mainzer Buchdruck wird im deutschen Buchgewerbe von jeher mit Ehren genannt und hat sich einen eigenen Charakterzug bewahrt. Wir braucheu nur die hervorragenden Arbeiten von Carl Wallau zu nennen, die seit vielen Jahren als Muster der Rokoko-Buchausstattung zu gelten haben, um dies zu beweisen. Aber auch andere tüchtige und zielbemnßte Druckereien beherbergt die Gutenbergstadt, und in einer ganzen Reihe von reizvollen Arbeiten, die alle technisch und künstlerisch auf beachtenswerter Höhe stehen, finden wir dies bestätigt. So ist z. B. die Druckerei Joh. Falk III Söhne mit herrlichen Neudrucken nach alten Mainzer Druckwerken vertreten; der oben bereits erwähnte Carl Wallau lieferte wunderbare Pergamentdrucke, ebenfalls Reproduktionen nach alten Originalen, Engen Herzog hervorragend schöne Ansichts postkarten. Bei dieser Gelegenheit sei überhaupt bemerkt, daß in Ansichtspostkarten geradezu Phänomnles hier ge leistet worden ist, und besonders ist dabei hervorznheben, daß bis auf ganz verschwindende Ausnahmen alle die unzähligen Karten in künstlerischer wie technischer Hinsicht als Meister werke bezeichnet werden müssen. Wenn die leidige Ansichts kartenmanie, wie in diesem Fall, ein derartiges Facit ergiebt, so kann man sich mit ihr beinahe versöhnen. Es wurde denn auch geschrieben, so lange noch ein Bleistift zu halten war, und die Zahl der von Mainz versandte» Karten muß in der That eine unglaubliche Höhe erreicht haben. Kehren wir zu der Ausstellung zurück, so sind außer den schon genannten noch die Mainzer Druckereien von Philipp v. Zabern, die Joh. Wirthsche Hofbuchdruckerei und die Mainzer Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. zu erwähnen, die alle vortreffliche Arbeiten bieten. Ueberaus prächtig ist ferner, die österreichische Druck kunst vertreten. Angerer L Göschl in Wien haben ihre aus gezeichneten Vierfarbendrucke, die auf eigenem Verjähren der Firma beruhen und eine besondere Modifikation des Natur farbendrucks siud, ausgestellt. Als schönste Leistung einen in großem Format ausgesührten »Schusterjungen mit kleinem Kind auf dem Arm«. Auch die Gesellschaft für verviel fältigende Kunst, Jasper, I. Löwy, sowie die Hof- und Staatsdruckerei, alle in Wien, sind mit Arbeiten in den vornehmeren Reproduktionsverfahren erschienen. Frankreich ist nur durch farbige Buchdrucke des Figaro, aus den gleichnamigen bekannten Albums, vertreten. Es Siebeiimidsechzigsier Jahrgang. sind sehr gute Arbeiten darunter; jedoch stehen sie technisch nicht auf der Höhe wie z. B. die ähnlichen Arbeiten unserer deutschen belletristischen Zeitschriften. Die Schweiz wird durch die reichhaltige und schöne Ausstellung der Schweizer Graphischen Mitteilungen in St. Gallen, des bekannten vornehm ausgestatteten und ebenso geleiteten Fachblatts, repräsentiert. Rußland ist durch die St. Petersburger Staatsdruckerei vertreten, die hochinteressante Wertpapierdrucke nach dem eigenartigen Orloffschen Verfahren ausgestellt hat. Die deutsche Abteilung zeigt die klangvollsten Name», sowohl auf dem Gebiete des Werk- wie des Accidenzdrucks. Hervorragend haben wieder Meisenbach Riffarth L Co. in Berlin ausgestellt, und technisch interessant ist dabei namentlich das neue mechanische Zurichteverfahren, das auf der Anwendung von Gelatineplatten beruht. Als gewisser maßen Mainzer Ausstellung sei noch auf die algraphischen Drucke hingewiesen, die von I. Scholz in Mainz, dem Er finder der Algraphie, ausgestellt sind. Unter Algraphie ver steht man den Druck von Aluminiumplatten, ein Ver fahren, das sich im übrigen ziemlich mit dem Zinkflachdruck deckt, zumal auch die von Scholz konstruierte Rotations maschine für Aluminiumdruck der schon vor Jahren von Fer dinand Schlotte erfundenen gleichen Maschine für Zinkdruck sehr ähnlich ist. Die vorzüglichen Drucke, die Scholz ausgestellt hat und die aus den verschiedensten Druckwerkstätten, namentlich auch in Amerika, hervorgegangen sind, beweisen, daß sich die Anwendung des algraphischen Druckes schnell ausbreitet. Eine hervorragende Leistung ist auch die in al- graphischem Druck ausgeführte offizielle Festkarte. Wunder volle Dreifarbendrucke, namentlich solche für ein größeres zoologisches Werk, das bei Martin Oldenbourg in Berlin erscheint, bietet die Ausstellung von Georg Büxenstein L Co, Berlin; ich möchte diese überaus feinen Dreifarbendruck-Repro duktionen nach Aquarellen von Kuhnert zu dem Besten zählen, was bis jetzt auf diesem Gebiete erreicht ist. Auch Leipzig, München und Stuttgart sind durch die Arbeiten ihrer bekannten Koryphäen glänzend vertreten. Nicht unerwähnt möchte ich ferner eine kleine, aber inhaltreiche Abteilung lassen, die, in einem Schaukasten vereinigt, die buchgewerb lichen, bis jetzt erschienenen Werke Theodor Goebels in Stutt gart umfaßt. Die deutschen Schriftgießereien sind in einer besonderen Abteilung vereinigt und bieten durchweg Hervorragendes, so daß auch dieser wichtige Zweig des deutschen Buchgewerbes würdig repräsentiert wird. Was in den letzten Jahren an künstlerischem Buchschmuck in Deutschland geleistet und welche rührige Arbeit unsere Gießereien gethan haben, dafür spricht deutlich das hier Ausgestellte. Hervvrheben möchte ich u. a. die geschmackvoll arrangierte Ausstellung von Wilhelm Woellmer, Berlin, die einen aus Linien sauber zusammengesetzten Adler zeigt; ferner die ungemein reich haltige Ausstellring der Rudhardschen Gießerei in Offen bach a/M, die in neuerer Zeit auf dem Gebiete des modernen Buchschmucks so Hervorragendes geschaffen hat. Mit zwei ganz neuen Schriften erscheint sie in Mainz, nämlich der »Eckmann« und der »Walthari«. Beide wollen als kraft volle dekorativ wirkende Buchschrift verstanden sein; aber wie weit ihre Schöpfer Professor Eckmann und Heinz König in ihren: Können auseinander gehen, das erweisen so recht die nebeneinander gestellten Resultate. Aehnliche Ziele wie die »Walthari« erstrebt die »Neudeutsche Schrift« von Genzsch L Heyse in Hamburg, die diese ausge zeichnete Gießerei mit vielen anderen ihrer Er zeugnisse ausgestellt hat. Die »Neudeutsche Schrift« mit zugehörigen Ornamenten ist von Otto Hupp in München gezeichnet und muß als ganz hervorragende Schöpfung be- 680
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