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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1900
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- Erscheinungsdatum
- 23.06.1900
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- Deutsch
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4763 143, 23. Juni 1900. Nichtamtlicher Teil. Wickelung des Buchhandels das unübertroffene Buch über die Nürnberger Buchdruckerfamilie der Koberger, über Buch drucker- und Verlegerdasein im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert geschenkt hat und der sich rühmen darf, der Sohn eines der ersten protestantischen Theologen unseres Jahrhunderts zu sein! Namen nannte ich Ihnen oder deutete sie an, die uns alle den innigen Zusammenhang zwischen deutschem Geistes leben und deutschem Buchgewerbe vergegenwärtigen. Ich nannte sie nicht um des bloßen Rühmens willen — ich möchte vielmehr die Frage daran knüpfen: welche andere Industrie kann einen solchen Zusammenhang mit dem geistigen Leben unseres Volkes aufweisen? — Es liegt fürwahr etwas Bedeutungsvolles darin, das Wesen dieses Buchgewerbes Be einflussendes: solche Thatsachen bedeuten nicht nur soziale Stellung, sondern notwendig auch soziale Wirkungen! Eine vorbildliche Stellung hat sich das Buchgewerbe innerhalb unserer deutschen Industrie erobert. Schweifte früher der Blick derjenigen, die das Chaos des neu gewordenen großindustriellen Lebens zu ergründen, nach neuen Maßstäben zu ordnen strebten, hinüber übers Meer nach England, um dort Bei spiele und Vorbilder zu suchen, so weisen sie heute auf das im deutschen Buchdruckgewerbe auf unserem Boden erwachsene Muster hin: neue Formen des gewerblichen Lebens, starke Organisationen der beiden um ihre Rechte kämpfenden Parteien haben sich entwickelt, haben sich im Kampfe kennen und achten gelernt und sich schließlich in der Tarifgemeinschaft zu einer Form des Friedens vereint, die gleiches Recht an erkennt, die dem Kampfe um des Kampfes willen ein Ziel setzt und die zu andern Jndustrieen weiter wandern wird, sobald auch da dasselbe Verständnis für die Gleichheit des Rechtes, das beide Parteien besitzen, sich durchgebrochen hat. Ein dankbares Wort sei hiermit den Führern im Kampfe auf beiden Seiten gewidmet! Daß in dieser Hinsicht das Buch druckgewerbe allen anderen Jndustrieen weit vorangeschritten ist — das erinnert uns von neuem daran, daß der Zu sammenhang mit dem geistigen Leben unserer Nation auch für die rein gewerblichen Verhältnisse seine Früchte getragen hat und daß ein Einfluß davon ausgeht auf die Gesamtheit der Nation. Und dies führt mich zurück zu dem Punkte, von dem ich ausging. Ein nationales Fest soll diese Feier sein! Stärken soll sich nationale Gesinnung im Hinblick auf eine große Vergangenheit! Aber was heißt nationale Gesinnung? Was heißt es anders als stetige Arbeit im Dienste des natio nalen Gedankens: Arbeit an uns selber, Arbeit in unserem nächsten Pslichtenkreise, Arbeit an den brennenden Fragen unserer Zeit! Wir können von solcher Art nationaler Ge sinnung nicht lassen: sie bedeutet Anhänglichkeit an die Scholle, auf der wir geboren wurden, Anhänglichkeit an die Sprache, die wir sprechen und in der uns Schätze menschlicher Geistes kraft gegeben wurden, Anhänglichkeit an jeden, der mit uns gemeinsam diese Sprache spricht, Anhänglichkeit an alles, was auf diesem Boden an Sitten und Empfindungen, an Worten und Einrichtungen geworden ist. Wir können davon nicht lassen! Aber wir wollen's be denken, daß solche Gesinnung tot ist, wenn sie sich nicht um setzt in Arbeit. Es wandelt sich unablässig die Zeit — sie immer von neuem wieder vorurteilsfrei zu begreifen, Hand anzulegen im rechten Sinne, für neue Aufgaben neue Lösungen zu finden, mit freiem Blick und reinem Herzen — das allein ist die rechte Bethätigung nationaler Gesinnung. Soll diese Feier nationalen Inhalt haben, so befruchte auch sie von neuem den Geist, der das deutsche Buchdruckgewerbe auf seine Höhe, zu seiner heutigen geistigen, wirtschaftlichen und sozialpolitischen Bedeutung geführt hat und der es ein Muster sein läßt in den sozialen Kämpfen unserer Zeit! Das Tiefste, was wir in feierlicher Stunde zu empfinden vermögen — wer könnte es in Worte fassen? Wer könnte mehr geben als einen unvollkommenen Ausdruck seiner Ge fühle? Was einer der großen Meister unseres Volkes aus dem Innersten deutschen Gemütes geschöpft und in seinen »Meistersingern« ausgesprochen hat, war am gestrigen Abend die weihevolle Einleitung und zugleich der vollkommenste Ausdruck dieses Festes. Soll aber auch heute mit unvoll kommenem Worte Dankbarkeit für Vergangenes, Hoffnung für die Zukunft eine Wiedergabe finden, so möchte ich in Ihrem Namen vor diesem Standbild sagen dürfen: Dein Bild, Johann Gutenberg, spricht zu uns von den großen Thaten unserer Vergangenheit, von den Helden unseres Volkes; was deutscher Geist, was deutsche Arbeit geschaffen, das bleibe uns ein teures Vermächtnis; aus Dankbarkeit werde der frohe und gerechte Mut, der die Zukunft siegreich meistert! Delegierten-Versammlung in Dresden. Dresden, 20. Juni 1900. An die Verehrlichen Vorstände der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel. Im Einverständnis mit dem Vorstand des Ver bands der Kreis- und Ortsvereine und infolge mehrfacher Anregungen aus verschiedenen Kollegen-Kreisen hat der Unter zeichnete Verein beschlossen, an die sämtlichen Kreis- und Ortsvereine — soweit sie Organe des Börsenvereins sind — Einladung zu einer Anfang September d. I. in Dresden abzu haltenden Delegierten-Versammlung ergehen zu lassen, auf welcher die Frage der Errichtung einer Sortimenterkammer, bezw. eines Sortimenterbundes, zur Verhandlung gelangen soll. Da es bekanntlich nicht möglich war, diese so überaus wichtige Angelegenheit anläßlich der Verbands-Hauptversamm lung in Leipzig zur Besprechung zu bringen, eine Vertagung bis zur nächsten Ostermesse aber unthunlich erscheint, so dürfen wir auf allseitige Beschickung der Dresdner Versammlung wohl hoffen; jedenfalls wollten wir die verehrlichen Vereins vorstände schon jetzt von unserem Vorhaben in Kenntnis setzen, damit die Herren Delegierten rechtzeitig ernannt werden können. Wir werden uns späterhin erlauben, über Tag und Stunde der Versammlung weitere Nachricht zu geben. Mit kollegialem Gruß Hochachtungsvoll Der Vorstand des Vereins Dresdner Buchhändler. Rudolf Heinze. Franz Schuffenhauer. Georg Schmidt. Ludwig Ungelenk. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. — Das Schwurgericht beim Land gerichte I in München hat am 30. April d. I. einen Buch- Handlungsgehilfen wegen Totschlages zu drei Jahren Ge fängnis verurteilt. Der Angeklagte hat in einem Restaurant einen anderen Gast, der ihn zuni Zorne gereizt hatte, getötet. Die Ge schworenen haben ihm mildernde Umstände bewilligt. — Die Re vision des Angeklagten, die sich auf die Fragestellung bezog, wurde am 21. d. M. vom Reichsgerichte als unbegründet ver worfen. — 638*
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