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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1900
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- 21.06.1900
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- Deutsch
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141, 21, Juni 190H, Nichtamtlicher Teil, 4705 unter Leitung des Herrn Fritz Schmidt mit Conradin Kreutzers herrlich erhebendem Sang »Ich suche dich«. Diese ernste Feier, die die Buchdruckerwelt Leipzigs an geweihter Stätte zusammenführte, trug einen doppelten Cha rakter: einmal sollte sie den Manen und dem Gedächtnis Gutenbergs gellen, dann der Erinnerung an die Heim gegangenen, die hier für seine Kunst gewirkt und hier ihre Begräbnisstätten gefunden haben. Ihnen wollte man den Kranz dankbarer Verehrung und nimmer vergessender Liebe auf das Grab legen, »Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an, ja, der Geist spricht, laßt sie ruhen von ihrer Arbeit, aber ihre Werke folgen ihnen nach, darum sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben« . . . mit diesen Worten gab Herr Pastor v. Hölscher in seiner Ansprache dem feierlich erhebenden Akt die Weihe. Die Er innerung an Gutenberg aufleben zu lassen, sei eine Ehren pflicht der Leipziger Buchdruckergemeinde, denn unsere Stadt sei zuni Mittelpunkte des Buchdruckes und Buchgewerbes ge worden, und das Gedächtnis an die, welche ein Vorbild der Berufstreue und des nimmer rastenden Gewerbefleißes ge geben, aufleben zu lassen, sei zur Dankesschuld geworden. Die Art und Weise, wie ein Volk seiner Führer und Berater gedenke, bilde den Höhenmesser seines sittlichen Lebens, ein Spiegel bild seiner kulturellen Entwickelung, und so dürfe man mit vollem Rechte sagen, daß ein Volk, welches seiner Vergangen heit gedenke, auch seine Zukunft habe. Der geschätzte Redner streifte dann in kurzen, aber treffenden, inhaltreichen Worten die geniale Schöpfung des großen Meisters Gntcnberg, die einen ungeheuren Wendepunkt in der Kulturgeschichte der Menschheit bezeichne, und die, den Buchdruck in den Dienst des Volkes stellend, Gutenberg selbst zu einem großen Wohl- thäter der Menschheit erhoben habe. Seinem Geiste huldigend, habe sich die Leipziger Buchdruckergemeinde an dieser Stätte zur stillen Feier versammelt. Sie gedenke zugleich der Dahin geschiedenen ini Sinne des früh verklärten, ahnungsvollen Sängers, der die Leier mit dem Schwert vertauschte: »Wenn du, mein Vaterland, bekränzt mit Glücke, vergiß der teuren Toten nicht« und lege in anerkennender Dankbarkeit und Verehrung einen Kranz auf ihr Grab zum Zeugnis, daß sie nicht vergeblich gestrebt und gearbeitet haben. Welche Fülle von glänzenden und berühmten Namen stehe da vor ihrem Geiste, welche Bewegung berühre sie, wenn sie deren Streben, Arbeiten und Ringen nach dem Idealen betrachte. Aber nicht allein der Träger der weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus anerkannten Namen großer Offizinen solle dankbar gedacht werden, sondern auch vieler anderen stillen Mitarbeiter, Helfer und Förderer der edlen Kunst. Ihr Ge dächtnis werde zu einer Mahnung dafür, daß die Arbeit zu einer sittlichen That des persönlichen Menschen werde, aus dem innersten Geistesleben heraus geboren, in Treue gepflegt und von Rechtschaffenheil getragen, Herr Pastor Hölscher wies auf die ungeheure Wirkung des Buchdrucks, auf die Entwickelung unseres Volkslebens hin, auf die Presse, die ja ebenso das Spiegelbild der öffentlichen Meinung vertrete, wie sie zugleich die mächtigste Bildnerin des Menschen sei. Und bei dem Blick auf die Verantwortung der Presse werde man dessen eingedenk, daß der Springquell des deutschen Volkes, das Gewissen und der gute Sinn, nicht versiege. In diesem Sinne solle auch die Gutenbergfeier eingeleitet werden, in solchem Geiste ge denke man dankbar der Toten und weihe ihnen, den teuren dahingeschiedenen Berufsgenossen, den Kranz der Erinnerung, in solchem Sinne: »Gott segne, Gott schütze, Gott grüße die edle Kunst.« — »All' in meinem Schmerz singe ich Dir«, mit dieser Motette von Hugo Jüngst schloß der Sängerchor die Feier, Unmittelbar darauf wurden die Gräber folgender Leipziger Siebenundlechjigsier Jahrgang, Buchdrucker auf den verschiedenen Friedhöfen mit Kränzen geschmückt: Gustav Bär, Raimund Härtel, Wilhelm Volk mann, Friedrich Arnold Brockhaus, Wilhelm Drugulin, C. Nies, Gustav Kürsten, Ferdinand Fischer, Christian Fried rich Wittig, Friedrich Gröber, Carl Grnmbach, Julius Bern hard Hirschfeld, Earl Louis Hirschfeld, Bruno Kltnkhardt, Oskar Leiner, Robert Wittig, Fr, Metzger, Carl Gustav Naumann, Friedrich Emil Eduard Trepte, Friedrich Richter, C. G. Röder, Otto Spamer, Benedict Teubner, Alexander Waldoiv, Johann Jacob Weber, Alphons Devrient, Alphons Eduard Emanuel Devrient, C, Polz, Christian Bernhard Freiherr v, Tauchnitz, Earl Christian Philipp Tanchnitz, Philipp Meltzer, G. Kreysing, David Greßner, Johann Friedrich Becker, Gustav König, Franz Bernhard Schwabhäuser, Christian Heinrich Heinlein, Louis Sommerlatte, Julius Gasterstädt, Hermann Moritz Böhme, Robert Trettin, Adolf Franke, Friedrich Georg Bez, August Julius Mehlig, — In der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehanses vor dem gewaltigen Standbild Gutenbergs, das Adolf Lehnerts Meisterhand geschaffen, vollzog sich darauf der eigentliche Festakt der Gutenbergfeier. Ihm wohnten außer der stattlichen, aus Vertretern der Prinzipalität und Gehilfen schaft gebildeten typographischen Festgemeinde als Ehrengäste u, a, die Herren Reichsgerichtspräsident Kaiserlicher Wirklicher Geheimrat l)r, von Oehlschläger Excelleuz, Ooerpostdirektor Rührig, Geheimer Hofrat Professor De. Kirchner, Oberbürger meister vr, Tröndlin, Bürgermeister vi-, Dittrich, Stadtverord netenvorsteher Mayer, Polizeidirektor Bretschneider, Geheimer Rat Oberbürgermeister I)r. Georgi und v>-, Oskar von Hase bei. Eingcleitet wurde der erhebende Festakt durch ein in glänzender Schönheit des Klanges vorgetragvnes Orgelvorspiel des Leipziger Meisters Paul Homeyer (»Die Himmel erzählen die Ehre Gottes«) und gesanglich gekrönt durch eine von dem Gesangverein Typographia zu Leipzig unter Leitung des Herrn Fritz Schmidt mit packender Innerlichkeit vorgetragene Festkantate »Gott grüß' die Kunst«. Ein Jünger Gutenbergs, Buchdruckereibesitzer Arthur Schönfeld in Dresden, war ihr Dichter und Komponist zugleich, und dies im edelsten Sinne: Altmeister Gutenberg! Ruhm dir und Preis! Siegreich durchbrachst du den bannenden Kreis, Sprengtest die Fesseln des Geistes mit Macht — Morgenrot strahlte nach finsterer Nacht! — Flügel verlieh'st du dem Worte und Bild, Formtest die Schriften zum ehernen Schild, Schutz fand die Welt gegen Irrwahn und Dunst! Gott grüß' die Kunst! Gott grüß' die Kunst! Tausendgcstaltig, beherrschend die Zeit, Stehen Milliarden von Lettern bereit, Wissenschaft, Weisheit und Recht zu verkünden — Göttliche Gnade für menschliche Sünden! Herrliche Schöpfung, pflanz' ewig dich fort, Bleibe der Zukunft Waffe und Hort! Gütige Vorsehung; himmlische Gunst! Gott grüß' die Kunst!! Gott grüß' die Kunst! Vor dem mächtigen marmornen Standbild Gutenbergs, in dieser seinem Andenken geweihten Halle, vor den Jüngern seiner Kunst und so vielen schaffenden Männern derselben, hielt darauf Herr Privatdozent v>, Goetz die Festrede. Wir beschränken uns für heute auf eine knappe Skizze ihres reichen Inhalts: Ein wahrhaft nationales Fest, wie dieses, führte Redner in seiner geistvollen Ansprache aus, gebe ein Recht zum Sammeln und zum Ausruhen zu kommender all gemeiner Pflichterfüllung, Wir wissen es, daß die Er findung Gutenbergs unser ganzes Volk und die nach Kultur strebende Menschheit erfaßte, wir wissen, wie Handel und Industrie von ihr beeinflußt worden sind. Das Buchdruckergewerbe darf seiner Dankbarkeit mit be rechtigtem Selbstgefühl Ausdruck geben. Es hat dies schon 630
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