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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1900
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- 12.06.1900
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- Deutsch
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Das Jubiläum der Firma F, Soennecken in Bonn.— Von der Thatsache des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Firma F. Soenneckens Verlag in Bonn und deren großartiger Entwickelung innerhalb dieses Zeitraums haben wir an dieser Stelle bereits Mitteilung gemacht (vgl. Nr. 121 d. Bl. vom 28. Mai). Wie wir aus persönlichen Mitteilungen von Teilnehmern und aus den dortigen Zeitungen entnehmen, hat das Fest, dessen Haupttag der 26. Mai war, einen prächtigen Verlauf genommen. — Dem Generalanzeiger für Bonn und Umgegend sei hier zunächst folgendes über den Lebens- und Bildungsgang des Jubilars entnommen: -Soennecken ist ein Sohn der roten Erde. In Dröschede bei Iserlohn stand seine Wiege. Sein Vater stellte kleine Eisenwaren her, die in den benachbarten Städten zum Absatz gelangten. 1853 siedelte jener nach Iserlohn über. Bei seinem Eintritt in die dortige Schule fand Soennecken einen väterlichen Freund in dem Lehrer Rahlenbcck, dessen Unterricht für ihn von tiefstem Einflüsse wurde. Soennecken sollte ursprünglich Theologie studieren. Aber auf den Rat eines wohlmeinenden Gönners, des Kaufmanns Sudhaus, der die Fähigkeiten des jungen Mannes richtig erkannt hatte, verließ Soennecken die damalige Rektoratschule von Iser lohn, um als Lehrling ins Fabrikgeschäft cinzutreten. 1872 wurde er dann Buchhalter und Kassierer in einem großen Eisenwaren geschäfte zu Köln. Ein Jahr später trat er als Prokurist in die Werkzcugfabrik seines älteren Bruders Gustav Soennecken in Rem scheid ein. Aber mitten in der nüchternen Alltäglichkeit des kauf männischen Lebens hatte er fcstgehalten an den Licblingsideen seiner frühesten Jugend, der Pflege schöner Schriftform, deren ein gehendem Studium er seine Mußestunden widmete. Vor allem fesselte ihn die Rundschrift, deren Formen ihm zuerst auf einem Wechsel zu Gesicht gekommen waren. Die Rundschrift hatte ihre erste Ausgestaltung in Frankreich erhalten; aber sie war noch mit großer Willkür und Regellosigkeit umkleidet. Soenneckens Ver dienst ist es, daß er sie von diesen Mängeln befreite und in ein brauchbares Lehrsystem goß, das in der wahren Erkenntnis ihres Wesens fußte. Der Erfolg dieser Neuerung übertraf alles Er warten. Nachdem Soennecken zunächst im kleineren Kreise in Iserlohn und Köln seine Rundschrift verbreitet hatte, wurde der Letter der Königlichen Gewerbe-Akademie zu Berlin, Geheimrat Professor Rculeaux, auf sie aufmerksam. Sofort erkannte er den hohen Wert der in neue Formen und Regeln gebrachten Schrift. Er veranlaßte Soennecken, sein System in einem Lehrbuche nieder zulegen. Zu diesem Buche verfaßte er selbst ein Vorwort, das dem System bald überall die Pforten und Wege öffnete. Zunächst wurde Soenneckens Rundschrift-System an der Gewerbe-Akademie zu Berlin eingeführt, dann am Königlichen Polytechnikum zu Aachen. Mit der Herausgabe der Rundschrift-Lehrbücher begann denn auch die eigene Geschäftstätigkeit Soenneckens. Er gründete 1875 die Firma F. Soenneckens Verlag in Remscheid und siedelte ein Jahr später nach Bonn-Poppelsdorf über, wo seine zuerst auf die Herstellung von Rundschriftfedern gerichtete Thätigkeit sich bald zu der Schreibwaren-Jndustrie entwickelte, die heute viele Hunderte von Arbeitern beschäftigt und in ihrem Absatzgebiete die ganze Welt umspannt.« — Am Vorabend des Festes brachten die Arbeiter und An gestellten des Hauses ihrem Prinzipal einen prächtigen Fackclzug. Er wurde durch die Freiwillige Feuerwehr und deren Musikcorps eröffnet; hinter dieser schritt der Poppelsdorfer Liederkranz. Diesem folgten die selbständigen Handwerksmeister, die für Soenneckens Fabrik thätig sind, die kaufmännischen Angestellten, die Betriebsbeamten und zum Schluß hinter einem zweiten Musik corps die lange Reihe der mannigfachen Gewerke des Hauses. Die einzelnen Betriebszweige waren durch hübsche Transparente als Kopierpresse, Löscher, Federhalter, Schreibfeder re. kenntlich gemacht. Nach Instrumental- und Gesangvorträgen brachte Herr Betriebsführer Ohrmann in herzlichen Worten die Glückwünsche der Beamten und Arbeiter zum Ausdruck. Er dankte besonders im Namen der Arbeiter für die ihnen im Laufe der Jahre er wiesenen Wohlthaten, besonders der Kranken, sür die überaus reich gesorgt wurde. Er gab seitens der gesamten Arbeiterschaft das Versprechen ab, auch fernerhin treu zum Geschäft zu halten und dessen weiteres Blühen und Gedeihen mit allen Kräften fördern zu helfen. Sein jubelnd ausgenommenes Hoch galt dem Jubilar. Herr Sonnecken dankte bewegt für die Ehrungen, die ihm zu teil geworden, versprach, wie bisher, so auch fernerhin bemüht zu sein, für das Wohl seiner Arbeiter zu sorgen, sowie auch unentwegt die Interessen der Gemeinde Poppelsdorf zu fördern. Er schloß mit einem Hoch auf die Arbeiterschaft und aus die Bürger von Poppelsdorf. Am Hauptfcsttage, dem 26. Mai, brachte die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 160 dem Jubilar und seiner Gemahlin eine Morgenmusik. Eine Abordnung der Arbeiter brachte mit deren Glückwünschen ein prächtig ausgestattetes Album mit 50 großen Ansichten vom Aeußeren und Inneren des mächtigen Fabrikgebäudes. Die Angestellten widmeten eine kostbare Bronze tafel mit dem Reliefportrait des Jubilars. Der Handels- und Gewerbeverein hatte seine Glückwünsche in einem Diplom nicder- gelegt, das der Vorstand überreichte. Auch die Gemeinde-Ver tretung von Poppelsdorf war zur Gratulation erschienen. Am Nachmittage des Festtages brachte ein Dampfer den Jubilar mit den Seinen und seinen Gästen, sowie dem gesamten Personal des Hauses zunächst nach Remagen. Auf der Rückkehr wurde in Königswinter Halt gemacht, wo die Gesellschaft, etwa 500 an Zahl, ein ungemein fröhliches Fest feierte. Gegen Abend brach sich die Feststimmung auch in Reden Bahn. Der Vertreter der Berliner Filiale, Herr K. Jubelt, widmete dem Chef des Hauses einen herzlichen Trinkspruch. Er verglich den Verlag mit einem Schiff, auf dessen Kommandobrücke Herr Soennecken stehe, während sein Schwager, Herr Cltzbacher, das Steuer führe. Landrat vr. v. Sankt knüpfte an diesen Vergleich an und sagte, das -stolze Schiff- ver danke seinen erfolgreichen Kurs wesentlich auch den Hohenzolleru, die ihm die Segel schwellten zur Fahrt, indem sie ihm durch so lange Jahre hindurch den Frieden wahrten, ohne den in der Industrie eine gedeihliche Entwickelung unmöglich sei. Begeistert stimmte alles ein in das Kaiserhoch, in dem der Landrat seine Rede ausklingen ließ. Herr Soennecken hob in seinem Dankes wort hervor, wie sehr es ihn freue, so viele glückliche Menschen an seinem Ehrentage um sich zu sehen. Glücklich könne ja jeder sein, ob er im Palast oder in der Hütte wohne. Ob man viel oder wenig verdiene, darauf komme es nicht so sehr an, als daß man für seine Arbeit auch Anerkennung finde. -Ich-, so schloß Herr Soennecken, -habe stets das Glück gehabt, gute Menschen anzutrcffen, die in die Speichen meines Rades eingriffen und ihm vorwärts halfen bis auf den Berg, wo ich Lust hatte. Das alles weckt das Gefühl der Dankbarkeit für das Geschick und Ihre treue Mitarbeit!« Bürgermeister Bennauer pries das schöne Ver hältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Trinksprüche aus Herrn Eltzbacher und Frau Soennecken beschlossen das Fest. Bei der Rückfahrt erstrahlten die schönsten Punkte am Rhein in glänzendem Feuerwerk. An dem Ehrentage der Firma nahm, wie uns als besonders charakteristisch hervorgehoben wurde, die Bürgerschaft allenthalben, am Festorte selbst und an den Ufern des Rheins, lebhaften und freudigen Anteil. Der schon eingangs dieses Berichtes citierte Bonner General-Anzeiger bemerkt dazu, daß diese spontane Huldigung weitester Kreise wohlbegründet sei. -Die Bürgerschaft betrachtet den schaffensfrohen Mann als einen der Ihrigen." Und das mit gutem Rechte. Wohl ist er ein Sohn Westfalens, aber seine ganze Wirksamkeit wurzelt doch im Boden von Bonn. Von hier aus hat er auch den Ruf deutschen Gewerbefleißes hinaus getragen in alle Welt. Als Soennecken 1876 in Bonn sich nieder ließ, beherrschte das Ausland den Schreibwarcnmarkt. Das deutsche Erzeugnis galt als minderwertig. In dem allgemeinen Aufschwünge von Handel und Industrie, der dem Siege der deutschen Waffen in den siebziger Jahren folgte, setzte auch Soennecken seine volle Kraft ein, um auf seinem engeren Felde im friedlichen Wettbewerb deutsche Arbeit zu Ehren zu bringen. Das Geheimnis seines Erfolges lag darin, daß er sich nie von dem Streben leiten ließ, lediglich einen neuen Artikel auf den Markt zu bringen; sondern der Gegenstand mußte vor allen Dingen brauchbar, zweckmäßig und gediegen sein. Zugleich trug er dafür Sorge, daß jedes neue Erzeugnis sich in einer schönen äußeren Form dem Auge darbot. Zur Eigenart Soenneckens gehört eben ein sorgsames Eingehen auch auf scheinbar Unbedeutendes. Nie war der herrschende Geschmack für ihn die Richtschnur. Was er aufgriff, davon legte er auch die Wurzel bloß. So schuf er sich eine gründliche Kenntnis alles dessen, was in das Gebiet seiner Thätigkeit fiel, so allein gelangte er von kleinen Anfängen zu großen Erfolgen.- — Als ein ehrendes Zeugnis der Fürsorge des Jubilars für seine Mitarbeiter sei zum Schluß noch die Stiftung einer Summe von 25000 ^ erwähnt, die aus Anlaß des Jubeltagcs erfolgte und deren Zinsen für außergewöhnliche gelegentliche Unterstützungen von Arbeitern und Angestellten der Firma Soennecken bestimmt sind. Aus dem Gehilfenleben in Südwestdeutschland. — Der Allgemeine deutsche Buchhandlungsgehilfcn-Verband, Kreis Baden, wird am Sonntag den 17. d. M. eine Kreisversammlung im Palmengarten zu Karlsruhe abhalten. Für Mitte Juli ist, wie wir hören, eine Zusammenkunft von Vuchhandlungsgehilfen aus Württemberg, Baden, Bayern und der Schweiz auf dem Hohentwiel in Aussicht genommen. Personalnachrichten. Ordensverleihung. — Herr Buchhändler Josef Feiler in Chemnitz wurde aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums des Vereins der Bayern in Chemnitz durch Verleihung des Verdienstkreuzes des kgl. bayerischen Ordens vom heiligen Michael ausgezeichnet.
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