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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1900
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- 11.06.1900
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- Deutsch
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132, 11. Juni 1900. Nichtamtlicher Teil; 4435 regung nachkamen, den aufrichtigen Dank im Namen der deutschen Jugend. Auch um ihretwillen freut es uns, daß das Unternehmen unsere Hoffnungen rechtfertigte: Von »Pole Poppenspäler« (Verlag G. Westermann) ist vor Weihnachten das 15.—20. Tausend im Buchhandel vertrieben; und von Rosegger »Als ich noch der Waldbauernbub' war« (Verlag L. Staackmann, Leipzig), sowie von Liliencron »Kriegsnovellen« (Verlag Schuster L Loeffler, Berlin), sind in weniger als einem Monat 14000 (davon 5000 in Hamburg) bzw. 5000 abgesetzt worden. Wir glauben, das muß doch auch im Sinne des Hamburg-Altonaer Buchhändlervereins sein, der in seinem letzten Jahresbericht ausdrücklich hervorhebt, »daß Bazare und Warenhäuser sich zu einer schweren Konkurrenz des Buchhandels herausbilden, namentlich auf dem Gebiete der Jugendschrift«. Und wenn die beiden letzten Bücher vom Hamburg-Altonar Buchhändlerverein einer scharfen pädagogischen und litterarischen Beurteilung unterzogen werden, so wollen wir dazu persönlich nichts sagen, sondern ihn in betreff des Rosegger-Buches nur auf die Abfertigung Hinweisen, die der Licentiat H. Vollmer, den er ja an anderer Stelle des Jahresberichts für sich citiert, einem Gegner des Buches mit den Worten zu teil werden läßt: »Ich muß mich entschieden gegen seine (des Gegners) Aus führungen über die Zusammenstellung Roseggerscher Er zählungen wenden. Der Verfasser beurteilt offenbar dieses recht empfehlenswerte Büchlein nur nach einer Erzählung, und die Gesichtspunkte, die er hier aufstellt, sind so einseitig, daß ich fürchte, eine solche Kritik wird eher für als gegen die Bestrebungen des Hamburger Jugendschriften-Ausschusses einnehmen Man muß das Gute benutzen und aner kennen, auch wenn es vom Gegner kommt!« Und was die »Kriegsnovellen« angeht, so dürfte vielleicht die Thatsache interessieren, daß der preußische Kultusminister davon eine größere Anzahl hat ankaufen und an die Volks bibliotheken, die ja doch für die Familie, d. h., also auch für die Kinder bestimmt sind, verteilen lassen. — Doch auch mit der durch unser Verzeichnis bewirkten Propaganda dürfen wir bei den großen Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen, zufrieden sein, wenn wir auch nie aus dem Auge verlieren, daß der Fortschritt hier nur ganz allmählich kommen kann, weil er von zu viel anderen Faktoren abhängig ist. Nach einer Statistik, die mit Einwilligung des Herrn Schul rats durch unsere Vertrauensmänner an den Hamburger Volksschulen ausgenommen wurde, sind zu Weihnachten 1898 im ganzen an 100 Schulen ca. 18 000 Schriften für die Schüler gekauft, davon ca. 4600, d. i. 26 Prozent nach unserem Verzeichnis, während der entsprechende Prozentsatz 1897 nur 14 Prozent betrug. Die Statistik für 1899 ist noch nicht abgeschlossen; ihre Resultate stehen aber seiner Zeit dem Hamburg-Altonaer Buchhändlerverein gern zur Ver fügung. Endlich mehren sich fortdauernd die Stimmen von erlesenen Geistern der Litteratur und Wissenschaft, die brief lich oder in der Oeffentlichkeit durch längere Artikel und Rezensionen sich zu unseren Anschauungen über die Privat lektüre der Jugend und damit eben zu dem größeren Problem der Kulturausgleichung aller Stände auf dem Gebiete der Freude an der Kunst bekennen. So steht denn wohl die Prognose am Schluffe des Jahresberichts des Hamburg-Altonaer Buchhändlervereins, die der »Kunstfauatismus-Krankheit« ein baldiges Ende prophezeit, auf etwas schwachen Füßen. Wir glauben vielmehr, daß »das deutsche Gemüt wieder stark genug ist«, sich als Seele des ganzen Volkes an der Kunst seiner gottbegnadeten Söhne zu verinnerlichen, wie einst vor hundert Jahren. Dazu wollen wir mithelfen. Und daß wir Organe einer lebendigen Regung sind, die sich nicht unterdrücken läßt, beweist trotz aller Heftigkeit wieder der Jahresbericht des Hamburg- Altonaer Buchhändlervereins, wenn er resigniert bekennen muß, daß alle drei Vorstöße, die er im letzten Jahre zu unserer Bekämpfung unternahm, versagten: die Patriotische Gesellschaft, die man gegen uns mobil machte, hat uns zu gemeinsamer positiver Arbeit aufgefordert. Weitere Mit teilungen darüber werden wohl in der nächsten Zeit zur Veröffentlichung reif sein. Die Bürgerschaft ferner ging über den vom Hamburg-Altonaer Buchhändlerverein vorgeschickten Interpellanten zur Tagesordnung über, indem sie sich mit der folgenden, auch uns aus der Seele gesprochenen Erklärung des Vertreters der Oberschulbehörde begnügte: »Die Ober schulbehörde ist der Ansicht, daß es sich hier um ein litte- rarisches Unternehmen privater Art handelt und sich die Stichhaltigkeit der Grundsätze, mit denen die Lehrer Vor gehen, im Kampfe und in der Auseinandersetzung mit den anderweitig vertretenen Ansichten erweisen müsse«. Und end lich, die böse Oberschulbehörde selbst verteilte dasjenige Buch, das man als einzigen positiven Beweis unserer antinationalen Gesinnung angeführt hatte, den »Rekruten von 1813«, das aber in vielen höheren Schulen offiziell eingeführt ist, und von dem Heinrich von Treitschke sagt, daß es »durchweht sei vom humanen Geiste einer .gesunden Bildung,« auch an die Volksschulbibliotheken Hamburgs! Ja, es ist so, wie der Jahresbericht des Hamburg-Altonaer Buchhändlervereins selbst sagt: »Der geschichtliche Sinn im deutschen Volke, namentlich auch Freude und Geschmack an der Kunst nehmen zu«. Und an dieser erfreulichen Thatsache glauben wir unseren Anteil zu haben; daran ändert keine Verbissenheit etwas. Will man sie aufgeben und auch im eigenen Interesse positiv mit uns weiter bauen, uns soll es recht sein! Wir werden jederzeit, trotz allem, was gesagt und geschrieben ist, freudig in die dargebotene Hand einschlagen. Fr. von Börstel-Hamburg, Vorsitzender des Gesamtvorstandes der vereinigten deutschen Prüfungsausschüsse für Jugendschristen. Entgegnung. Auf die langen Ausführungen des Herrn von Börstel, die zum Teil des sachlichen Charakters ganz entbehren, will ich nur in einigen Punkten ganz kurz antworten. Herr von Börstel beschwert sich darüber, daß ich seine und seiner Kollegen politischen und religiösen Gesinnungen verdächtigt hätte, weshalb er mein Vorgehen »Denunziation« habe nennen müssen. Er vergißt dabei nur zu erwähnen, daß das, was er Denunziation nennt, zuerst von seiten der Lehrerschaft ausgeübt worden ist. Nachdem ohne Zuthun des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins die Streitfrage in die hiesige Tagespresse getragen war, in der einseitigen Darstellung jener Herren von der Lehrerschaft, haben wir an gleicher Stelle rein sachlich geantwortet. Darauf wurden wir sofort der Oeffentlichkeit als ein Teil der Kraft des Bösen be zichtigt. Erst auf diesen persönlichen Anfall hin beschäftigten wir uns mit der Geisteskraft unserer Gegner und wiesen deren Zusammenhang mit sozialdemokratischen Anschauungen nach, nicht nur durch die eine Stelle, die Herr von Börstel jetzt citiert, sondern durch manche andere Stellen und Symptome. Es ist lediglich eine advokatorische Taktik, wenn Herr von Börstel jetzt die Sache umgekehrt darzustellen sucht. Uebrigens sagt die hiesige Patriotische Gesellschaft, die Herr von Börstel als ihm verbündet bezeichnet, in ihrer Denk schrift wörtlich folgendes: »Die kalt feindselige Haltung gegenüber aller religiösen und national-deutschen Tendenz ruft die peinliche Besorgnis wach, daß sich hinter dem vorgewandten ästhetischen Inter esse eine religions- und vaterlandsfeindliche Ten denz verbirgt«. Also nicht wir hamburgischen Buchhändler 594*
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