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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1904
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- Deutsch
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- Saxonica
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2362 Nichtamtlicher Teil /ss 59, 12. März 1904. und daß der Kommissionär Schneider infolge eines Zirkulars zweier auswärtigen Buchhändler, die alle Buchhandlungen er mahnt hatten, mit Schneider wegen Übernahme dieser Kommissionen ferner keine Gemeinschaft zu halten und allen Handel mit ihm aufzuheben, die Kommission niederlegen wollte, zwang Reiche zu dem wichtigen Schritt, das Geschäft nach Leipzig zu verlegen, daselbst Bürger zu werden und auch außer halb der Messen einen offenen Laden zu halten. Im, fünften Stück der Berichte von 1783 wird von dieser wichtigen Änderung Auskunft mehr geben und daß auch Steinacker nicht mehr in der Buchhandlung beschäftigt sei. Dagegen sei jetzt in Leipzig seit 1. September 1782 Joh. Friedr. Haymann, »ein in Leipzig rühm lich bekannter, mit den besten Zeugnissen wohl versehener, tätiger Herrn des Rats oder Professoren oder der Kaufleute oder irgend ein Freund berechtigt sein soll, auf Ersuchen des Autors die gleichen Untersuchungen und Nachforschungen anzu^stellen, zu denen O.-M. 1781 bis O.-M. 1784 zu haben sind«. Büchner macht nähere Bahrdt, Basedow, Bernouilli, I. A. Cramer, K. F. Cramer, Gleim, Büchner nimmt in seiner Arbeit an, daß Streitigkeiten zwischen Reiche und der Aerlagskasse das Ende der Gelehrtenbuchhandlung beschleunigt und diese schließlich in Konkurs gebracht hätten; Meyer Streitigkeiten zwischen der Gelehrtcnbuchhandlung und der Berlagskasse bestanden, schließt Büchner auf Grund der von ihm mitgeteilten Prozeßakten; allein durch Meyers Forschungen ist st sw, c ft e UI ^ ^ d^aß ^ seit ^ März ^1785^ Reiche ^ nicht mehr . bei Die Gründe, d?e Meyer für ^ den Austritt Reiches anführt**) halte auch ich für die richtigen, sind es doch die gleichen, die wir auch bei andern Unternehmern dieser Art, wie Bode, Bachmann mit großer Tatkraft ins Leben gerufene Unternehmen sich einer gewissen Blüte erfreute und lebensfähig schien. Reiche war nun aber, nach Meyers Ansicht, dadurch, daß er genötigt war, sich immer mehr mit dem eigenartigen Geschäftsgänge des Buch handels vertraut zu machen, nach und nach zu der Überzeugung gelangt, daß auf die Art, wie er die Geschäftsführung ursprüng lich beabsichtigt hatte, nicht vorwärts zu kommen war, daß die Geschäftsgebräuche der Buchhändler nicht auf willkürlichen Satzungen beruhten, daß sie vielmehr durch die nicht zu ändern den Verhältnisse des ganzen Verkehrs bedingt und hervor gerufen worden waren. Cr sah immer mehr ein, daß er mit den Buchhändlern nur auf buchhändlerische Weise verkehren denn als Vertreter seiner Idee, obgleich er nicht aufhörte, nach Kräften für das Wohl seiner Autoren zu sorgen. »So hatte sich« — schließt Meycr — -in i^m eine eigentümliche Wandlung voll- gutgemeinten Ratschläge wurden nicht befolgt; man stellte ganz unerfüllbare Ansinnen an ihn und verlangte manchmal das *) Büchner, Gesch. d. Selbstverlags. S. 29. **) Meyer. S. 91 u. ff. Unmögliche. »Da gehen« — schreibt Meyer — »Hunderte von Briefen, oft sehr ausführliche, ein, die doch im Drange der Geschäfte nicht alle sogleich beantwortet werden können. Be sonders bei Beginn der Messen überfluten die Autoren Reiche mit großen Mengen von Briefen, die er bestellen, von Anfragen, auf die er Erkundigung einziehen, von Besorgungen von Büchern die er eintauschen, von Aufträgen zur Verschickung von Büchern, die er sofort erledigen soll*), und alles dies, während er mit den Buchhändlern verkehren, das Lager ordnen und in Stand halten und für den Absatz sorgen muß.« Man kann sich lebhaft vorstellen, in welch unerquickliche Lagen Reiche kommen mußte. Die Autoren wollten sich nicht überzeugen lassen, hielten ihre Privatsachen für die wichtigsten der Welt, voll geistigen Hochmuts und Eigendünkel betrachteten sic den Gründer der Handlung als ihren Untergebenen, der nach ihrer Pfeife zu tanzen habe. Aber nicht allein dieses. Ihre geschäftliche Un kenntnis gefährdete den ganzen Betrieb. Da kamen Ballen zer- schunden oder durchnäßt an, Werke, von denen dem Publikum mitgeteilt war. daß sie zur Ostermcsse erscheinen und auf Lager sein würden, trafen verspätet oder gar nicht ein oder in einer Ausgabe, die mit der angezeigten nicht übereinstimmte und zu einem höhern Preis verkauft werden mußte, als vereinbart war. Dann kam es vor, daß einer die Kupfer apart schickte oder die einzelnen Bogen für sich verpackt, so daß die Werke erst während der dringendsten Meßarbeiten zusammengcstcllt werden mußten; dann kamen Druckfehlerverzeichnisse oder Nachträge, die noch ge druckt und den Exemplaren beigelegt werden sollten rc. Sehr hatte Reiche zu kämpfen gegen pekuniäre Forderungen der Autoren. Obgleich in den Fundationsgesetzen der Gelehrten buchhandlung ausdrücklich bestimmt war, daß Zahlung erst sechs Wochen nach erfolgter Messe geschehen solle, verlangten viele Zahlung während der Messe, andere sandten Zahlungsanweisungen auf die Handlung ein, noch che die Aücherballen angelangt waren. Reiche schreibt darüber**): »sie glauben offenbar, die Bücher seien, sobald sie ankommen, auch schon abgesetzt und in Geld verwan delt. Das Vücherschreiben scheine als ein Erwerbsmittel be trachtet zu werden. Wer solle denn die vielen zu jeder Messe erscheinenden Bücher kaufen? Wer Bücher schreiben und selbst drucken lassen wolle, müsse auch die Überzeugung haben, daß sie abgehen werden. Rur Autoren, die einen großen Namen haben, die etwas Vorzügliches leisten oder doch Allgemcinnützliches, Anziehendes und Interessantes schreiben, sollen schreiben. An dern sei nichts zu versprechen. Cs sei nicht die Absicht gewesen, die .Welt mit Büchern zu überschwemmen.« »Ach andern Buchhandlungen in Kommission gaben oder solche an Buchhändler mit mehr als 33*/z Prozent Rabatt lieferten. Alles dieses schädigte die Handlung, untergrub das Ansehen ihres Gründers, schmälerte den Verdienst, und so ist es nicht zu ver wundern, wenn Reiche schließlich mißmutig sich zurückzog und die Leitung des Geschäfts andern Händen überließ. Geschäftsführer der Verlagskasse in Dessau, mit der wir uns weiter unten zu beschäftigen haben, war seit dem Gründungs jahr Georg Joachim Göschen. Auf Anregung von Vertuch in Weimar hat dieser wahrscheinlich seine jahrelang innegehabte Stellung bei Crusius in Leipzig aufgegeben und hat 1781 den Posten eines Geschäftsführers in Dessau angenommen. Wieland, Vertuch und andre Persönlichkeiten des Weimarer Kreises waren, wie wir sehen werden, Teilhaber der Verlagskasse, deren geschäft liche Leitung, insbesondere auch hinsichtlich des Drucks der zu verlegenden Werke, Göschen unterstand. Diese Stellung verschaffte Göschen sehr wertvolle Erfahrungen auf typographischem Gebiet, er fühlte sich jedoch durchaus nicht wohl darin, da er bald einsehen mußte, daß der ganze Betrieb unpraktisch sei und ihm die Macht fehlte, dagegen einzuschreiten. Aus Briefen an Vertuch, die in dem kürzlich erschienenen Lebensbild Göschens mitgcteilt sind, berichtet er über die Lage der Verlagskasse und über die verkehrten Maßnahmen. So im April 1784: »Wir müssen größern Absatz haben, das ist sicher. Aber wie? Das ist die Frage, die ich gern mit Ihnen erörtern möchte. Ich kann nur rathen. Die Seele unsers Geschäfts liegt in der Buchhandlung der Gelehrten. Diese hat sicher einen guten Absatz; aber ich kann mich nur auf der Messt davon überzeugen. Und welchen Nutzen würde das haben? Wir haben mit der Gelehrtenbuchhandlung einen so festen Vertrag, daß derselbe nicht ohne Kniffe gelöst werden kann. Alles, was ich thun kann, ist, daß ich versuche, unfern Verlag den Buch- S. 121.^^ "" charakteristisches Schreiben hierüber **) Meyer. S. 93.
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