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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1904
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1904
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- Deutsch
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2124 Nichtamtlicher Teil. 53. 5. März 1904. und den Mangel des Absatzes (die beiden Schwierigkeiten, die uns am meisten im Wege stehen), hofft er dadurch zu über winden, daß er, was^ das erste betrifft, von jedem Werke gleich angeboten werden,- und hierin liegt zugleich der große Vortheil der eigenen Druckerei. Den Absatz zu befördern, will er in Hamburg und Lübeck, woselbst noch nach Proportion unsrer Länder wenige Buchläden sind, einen öffentlichen Buchladen an- legen, und kann also, wenigstens anfänglich, einen Tausch mit den übrigen Buchhändlern eingehen. Übrigens ist er, was Sauberkeit und Verzierung des Drucks und Wahl der Schriften betrifft, mit uns von einerlei Geschmack und Meinung: das heißt, daß er es dahin zu bringen wünscht, daß der bloße Name der typographischen Gesellschaft gleichsam die Gewähr für tüe Güte ^>es Werkes ^leisten und ihm den Stempel der Voll- Mitte ^es Jahres 1768 hatten sich die Verhältnisse zwischen Gleim Ungleich bedeutungsvoller ist das Bode - Lessingsche Unter nehmen. I. I. C. Bode war 1730 in ärmlichen Verhältnissen zu Braunschweig geboren. Nach schweren Zeiten und widrigen Kämpfen gestaltete sich sein Schicksal günstiger, als er 1757 nach Hamburg kam und dort seine zweite Ehe mit einer wohlhabenden Dame schloß, durch deren Tod er in den Besitz eines erheblichen Vermögens gelangte. In seinen Wanderjahren hatte er sich eine umfassende Bildung anzueignen gewußt und tat sich als Über setzer, besonders aus dem Englischen hervor. Durch ihn sind ^orilrs Lentiwental journs^, Ltervs, Iri-Kram Lbanchv, Lolckswitb, Viear ok ^Vakeüelä, sowie manche englische Theaterstücke der Zeit dem damaligen deutschen Publikum zuerst mundgerecht gemacht worden. 1767 gründete er mit dem von seiner zweiten Frau er erbten Vermögen eine Buchdruckerei auf dem Holzdamm in Hamburg. Auch er, der sich als Schriftsteller fühlte, wollte die Klagen seiner Kollegen verstummen lassen und seine Handlung um Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Schriftsteller und Buch- ändler machen. Erich Schmidt in seiner Lessing-Bibliographie*) gibt bei Erwähnung der Gründung dieser «Buchhandlung der Gelehrten« auch ein Bild des damaligen Buchhandels. Seine Schilderung möge hier einen Platz finden, da sie im großen und ganzen richtig ist und vor allem auch der Schwierigkeiten ge denkt, die die Buchhändler zu bestehen hatten und die in erster Linie für die Lage des Schriftstellers in Betracht kamen. Gewiß, es gab glückliche Verleger, die auf Kosten der Verfasser reich wurden; aber wie viele waren es unter der großen Zahl der selben, und ebenso wenig wie sich jetzt die Herren die Mühe nehmen, nachzuforschen, wieviel einzelne Verleger bei manchen Werken zusetzen, so war es damals auch. Ein jeder Autor lebt ja — wie auch fast jeder Künstler — in dem Wahn, daß sein Erzeugnis gekauft werden muß; geschieht es nicht, so ist es nicht der Unwert der Sache, sondern Schuld des Händlers, der sich keine Mühe gegeben hat. Wieviel Zeit und Geld dabei manchmal der Vertrieb erfordert hat, erwähnt und beachtet niemand. — Doch nun zu Schmidt. Er schreibt: »Die Verhältnisse des deutschen Buchhandels entbehrten damals der Festigkeit und Einheit, die sie erst durch den rascheren Postgang und die Gründung der Leipziger Börse ge wannen. Der Meßverkehr war langsam und unvollkommen, ein selbständiges Sortimentsgeschäft fehlte, den zerfahrenen deutschen Ländern und Ländchen gebrach nicht nur jeder ge nügende Privilegienschutz, sondern manche Fürsten begünstigten sogar den räuberischen Mißbrauch geistigen Eigentums durch die Reutlinger, Karlsruher, Wiener Nachdrucker, die mit den Pressen Hollands und der Schweiz um die Wette schleuderten. Kaiser Joseph, der den Buchhandel wirklich dem Käsekram gleichstellte, und der Markgraf von Baden hätten sich, statt ihren Trattner und Macklot gefällig zu sein, ein größeres Ver dienst um die Schriftstellerwelt durch Verfügungen gegen den Schleichhandel erworben, als durch Trugbilder von Akademien und dergleichen. Auch die Sächsische Regierung, in deren Bereich die Messen stattfanden, hatte zur Zeit Bodes und Lessings ihre heilsamen Edicte noch nicht erlassen. Der Schriftsteller schalt auf den Verleger, der seinerseits über den Nachdruck jammerte. Die Honorare, zur Zeit Goethes und Schillers recht *) Schmidt, E., Lessing I. Bd. 2. Ausl. Berlin 1899. S. 675. hoch, waren in Lessings Tagen durchschnittlich noch gering; und schlug das ein für alle Mal honorirte Werk ein, so floß der Gewinn allerdings nur in die Tasche der Sosier. Geliert z. V. erhielt -einen traurigen Ducaten- für den Bogen seiner Fabeln; fluchte Herder humoristisch, -wie Sardanapal auf euren Papier schätzen mit Weib und Kindern.« Seit Leibniz spukte der Ge danke des Selbstverlages in den Köpfen. Die roheste Form war die, daß der Autor, wie Voß bei der -Odyssee-, in kleinerem Maß Goethe beim «Götz« und bei einzelnen Heftchen, etliche Ballen Papier kaufte, die Druckkosten bestritt und dann verschämt alle Mittel aufbietend, um Abnehmer zu pressen. Das Ideal aber, das so Vielen, den Wieland, Gleim, Klopstock, Lessing, vorschwebte, war ein nicht von Einzelnen, sondern von Sinne war das Lessing-Bodesche Unternehmen gemeint; nicht nur Druckerei, sondern von einem Schriftstellerbund organisierter Selbstverlag.« Soweit Schmidt. Auf einige Punkte, vor allem auf den üblen Nachdruck, werde ich später noch zurückzukommen haben. Als Lessing 1767 nach Hamburg kam, war er Feuer und Flamme für Bodes Unternehmen. Schon bei seiner Anwesenheit im Jahre vorher hatte er Bodes Bekanntschaft gemacht und sich für den Plan begeistert. Als er im Begriff stand, die ihm ange botene Stelle als offizieller Journalist für das Theater in Ham- -Kennen Sie einen gewissen Herrn Bode daselbst? Er ist ein Freund von Herrn Zachariä und wenn ich mich noch recht erinnere, hat er mir gesagt, daß er auch Ihnen bekannt zu sein die Ehre habe. Dieser Mann legt in Hamburg eine Druckerey an; und ich bin nicht übel Willens, über lang oder kurz auf eine oder die andre Weise, gemeinschaftliche Sache mit ihm zu machen. Wie wäre es, wenn Sie ihm Ihre Werke in Verlag gäben? Ich habe ihm schon vorläufig davon gesprochen. Er ist zu Allem bereit. Melden Sie mir also, ob und unter was für Bedingungen ich mich mit ihm einlassen soll. Er ist ein ehrlicher Mann.«*) Im gleichen Briefe teilt er Gleim mit, daß er seine große, an manchen Seltenheiten reiche Bibliothek (6000 Bde.) veräußern wollte. Über die Schicksale dieser Bibliothek ist näheres in dieser Briefsammlung und in Schmidts Lessingbiographie mitgeteilt. Unterm 28. März anwortet Gleim**) und teilt ihm mit, daß er bereits mit Bachmann ein ähnliches Unternehmen plane, und daß dieser auch gehofft hatte, Lessing für seine Handlung zu gewinnen, daß Bachmann über Bodes Plan bereits unterrichtet sei. Er fährt dann wörtlich fort: -Es wäre vielleicht für beide neue Handlungen sehr nützlich, wenn sie eine Verbindung eingingen, um desto besser zusammen gegen die Buchhändler zu bestehen, die sich ihrem Vorhaben widersetzen dürften.« Lessing ließ sich von Bode betören, als Teilhaber einzutreten und sogar zeitweise das Geschäft allein zu führen. Wie die Sache ausging, kann man sich denken, da weder Bode noch Lessing eine Ahnung von geschäftlichen Dingen hatten und augen scheinlich auch den Wert des Geldes nicht kannten. Am 22. Mai 1767 teilte Lessing seinem Bruder Karl***; mit, daß er sich habe überreden lassen die Druckerei von Bode zu übernehmen, der mit einem russischen Obristen auf Reisen gegangen sei. Bode selbst schreibt an Bachmann darüber-f): -Ich legte eine Druckerei an, und als Herr Lessing herkam, trat ich mit ihm in Compagnie. — — Ich mußte im Monat April eine Reise machen, von der ich erst Ende des Augusts zurück kam, und Herr Lessing übernahm bis dahin die wenigen Geschäfte allein über sich.« Also kaum in Hamburg angekommen, scheint Lessing dem Geschäft vorgestanden zu haben. Der Brief an den Bruder lautet schon etwas resigniert, und an den Vater schreibt er unterm 21. Dezember 1767-ff): «Gewisse Vorschläge lockten mich hierher nach Hamburg, aber auch aus diesen ist wenig geworden, und ich habe mich endlich entschlossen, meine Versorgung und mein Glück von mir selbst abhangen zu lassen. Ich habe nämlich Alles, was ich noch im Vermögen gehabt, bis auf den letzten Heller zusammen genommen und in Gemeinschaft mit einem Freunde, Namens *) Redlich, Briefe von Lessing S. 248. **) Redlich, Briefe an Lessing S. 211. ***) Redlich, Briefe von Lessing S. 253. -fsi) Redlich, Briefe von Lessing S.^262.
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