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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1903
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- Deutsch
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181, 7. August 1903. Nichtamtlicher Teil. 6047 warten konnten, haben solchen den Bezug ihres Verlags zu denselben Bedingungen möglich gemacht, die früher nur dem Sortimenter eingeräumt wurden. Das Schul büchergeschäft, bei dem ein Wettbewerb gegenüber dem Publikum eigentlich ganz ausgeschlossen sein sollte, hat in den letzten Jahren Formen angenommen, durch die dem Sortimentsbuchhandel große Verluste zugefügt worden sind. Daß der Absatz eines Schulbuchs nicht über die Klassen hinausgeht, in denen es eingeführt ist, bedarf für den Sachkundigen keiner Beweise. Wenn nun, je größer die Zahl der Wiederverkäufer seit Einführung der Gewerbe freiheit geworden ist, der Sortimentsbuchhändler desto weniger schätzen kann, wieviel Schüler bei ihm den Bedarf an Schulbüchern entnehmen werden, so liegt die Gefahr nahe, daß er, um auf alle Fälle bei Nachfragen mit ge nügendem Vorrat gerüstet zu fein, viel mehr Exemplare bestellt, als schließlich Käufer zu ihm kommen. Solche über zähligen Exemplare haben für den Sortimentsbuchhändler nur in seltenen Fällen mehr als Makulaturwert, denn bis zum Beginn des nächsten Schuljahres sind die Bücher meist in neuen, veränderten Auflagen erschienen. Man wird doch kaum annehmeu dürfen, daß ein Verleger darauf spekuliert, sich aus den so entstandenen Verlusten zu bereichern, und um so mehr wird es in seinem Interesse liegen, sich auf die Lieferung nur an wirkliche Sortimentsbuchhändler zu be schränken und ihnen durch Rücknahme überzählig bezogener Exemplare gefällig zu sein, als ja bei beabsichtigten Neu einführungen von Schulbüchern gerade der Sortimenter von den Schulbehörden um Vorschläge ersucht zu werden pflegt und so recht wohl einen Einfluß zu gunsten oder ungunsten eines Verlegers auszuüben in der Lage ist. Daß der Absatz wissenschaftlicher Werke dadurch ge fördert wird, daß sie auch durch Buchbinder und Kolporteure bezogen werden können, daß der Ankauf eines wissenschaft lichen Werkes unterbliebe, weil es nicht durch den nächsten Buchbinder oder Kolporteur bezogen werden kann, wird kaum nachzuweisen sein. Wenn aber auch dieser Nachweis für einzelne Exemplare erbracht werden könnte, so ist doch der Schaden, der durch die Untergrabung der Existenz wirklicher Sortimentsbuchhändler für den Verlagsbuchhandel und das Bücher kaufende Publikum, in erster Linie für die Gelehrtenwelt, angerichtet wird, so bedeutend, daß jener gern darauf verzichten sollte, Nichtsortimentern direkt oder durch Grossisten zu den für den Sortimentsbuchhandel be stimmten Preisen zu liefern. Denn wer anders ermöglicht das Erscheinen unsrer bewährten und gewiß auch vom Gelehrtenstande sehr ge schätzten Hinrichsschen und Kapserschen Bücherkataloge, als der Sortimentsbuchhandel, der durch ihren regel mäßigen Ankauf die Herstellungskosten derselben bezahlt? Wodurch werden dem Verleger die meisten Bestellungen auf ältere Verlagsartikel, wenn er für sie schon längst keine Propaganda mehr gemacht, zugeführt, wenn nicht durch die Bücherkenntnisse des Sortimenters und die Kataloge, nach denen er seinen Kunden Rat und Aus kunft erteilt? Welche Organisation aber soll an Stelle der jetzt »rück ständigen« treten, wenn nicht Verleger und Publikum ein mütig dahin wirken, die jetzige »Rückständigkeit« durch Aus schaltung der am Verdienst des Buchhandels Mitzehrenden, die nicht in gleicher Weise Mitarbeiten, in Leistungsfähigkeit zu verwandeln? Was der Sortimentsbuchhändler mit un entgeltlichen Auskünften, die nicht selten zeitraubende Arbeit erfordern, mit der Beschaffung von Büchern ohne Kaufzwang für die Besteller leistet, wird selbst von Gelehrten oft gar nicht geschätzt und als selbstverständlich betrachtet. Das Verbindlichkeitsgefühl, das Gefühl dafür, daß man für solche Ansprüche die Pflicht übernimmt, auch seinen eigenen festen Bücherbedarf an derselben Quelle zu decken und seine Pflege befohlenen, die vielleicht noch keine Veranlassung haben, Ge fälligkeiten vom Sortimentsbuchhändler zu begehren, an eben dieselbe mit ihren Büchereinkäufen zu verweisen, schwindet mehr und mehr. Wie sollte es sonst möglich sein, daß in Uni versitätsstädten, wo eine hinreichende Anzahl leistungsfähiger Sortimentsbuchhandlungen besteht, auswärtige Bücher versandhäuser durch Reisende oder Kataloge Studierende zu umfangreichen Bücherbestellungen veranlassen, die freilich oft genug zu einer auf lange Jahre ihres späteren Lebens lästigen Kette für die Besteller werden?! Wie wäre es sonst erklärlich, daß das Schulbüchergeschäft, selbst das mit den Schülern höherer Schulen, sich großenteils in den Händen oon Schreibwarenhändlern und Buchbindern befindet? Man lasse dem Schreibwarenhändler von Beruf, was in sein Ge biet gehört; aber der Lehrer gewöhne schon den Abc-Schützen daran, seine gedruckte Fibel nur in der Sortimentsbuch handlung zu verlangen; dann wird der Junge auch in den folgenden Klassen wissen, wo er seine Bischer zu kaufen oder zu bestellen hat*), er wird auch als erwachsener Mann in seinem nächsten Sortimentsbuchhändler denjenigen sehen, an den er sich bei jedem Bücherbedarf vertrauensvoll wenden kann. Es mag selbst für Gelehrte nicht immer leicht sein, Bücherangeboten in Antiquarkatalogen zu widerstehen, wenn an die Lieferung ausdrücklich oder stillschweigend die Be dingung direkter Bestellung beim Herausgeber des Katalogs geknüpft wird. Und doch sollte für jeden, der den Wert des Geschäftsverkehrs mit seinem Sortimentsbuchhändler zu schätzen weiß, der Bezug von Antiquariat nur durch die Vermittelung des Sortimenters oonäitio «ins qua von sein. Andernfalls liegt die Gefahr nahe, daß die Herausgeber von Antiquar- Katalogen den Sortimentsbuchhändlern Kunden entziehen, indem sie unter der Maske des Antiquariats und um sich den Anschein einer besonders wohlfeilen Bezugsquelle für Bücher zu geben, einzelne neue Bücher zu Preisen anbieten, bei denen sie zwar selbst eine direkte Einbuße nicht erleiden, bei denen aber die Allgemeinheit des Buchhandels nicht bestehen kann. Sind doch die Fälle leider gar nicht selten gewesen, in denen Leute, denen die Bezahlung der Rechnung bei ihrem Sortimentsbuchhändler anscheinend recht schwer wurde und nur allmählich möglich war, sich sofort Geld zu beschaffen wußten, wenn es sich darum handelte, von andrer Seite wohlfeil angebotene Bücher gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrages zu beziehen. Betätigen aber nicht einmal diejenigen Personen, die zum Verkehr mit dem Buchhändler ihren Schülern die erste Veranlassung geben, eine entschieden konservative, lokal patriotische Gesinnung in Bezug auf die Buchhandlung, aus der sie selbst ihren Bedarf an Büchern entnehmen, so darf man sich nicht wundern, wenn das Publikum, das die kulturelle Bedeutung des Sortimentsbuchhandels zu erkennen keine Gelegenheit hat, in ihm ein Geschäft wie jedes andre kaufmännische erblickt, in dem an die Stelle von Kaffee, Rosinen, Kleiderstoffen u. a. m. eben Bücher treten. So ist es denn leicht erklärlich, wenn das Publikum bei fremden Reisenden Bücherbestellungen aufgibt, die es mindestens ebenso bequem bei seinem ortsangesessenen *) Auch zur Vermeidung des bei Beginn eines Schulsemesters in den Buchhandlungen wahrnehmbaren Hastens und Drängens, wobei ein besonnenes Prüfen des Eingekauften fast unmöglich ist, und zur Beseitigung des unwürdigen Wettbewerbs selbständiger Geschäftsleute um die Kundschaft unmündiger Knaben und Mädchen könnten sich die Pädagogen hohe Verdienste erwerben, wenn den Schülern und Schülerinnen die Beschaffung neuer Bücher an gemessene Zeit, bevor sie in Gebrauch genommen werden sollen, aufgegeben würde. 803*
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