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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1903
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- Deutsch
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5300 Nichtamtlicher Teil. üss 153, 6. Juli 1903. allgemeinen für zweifellos hielten, Theologen und Juristen am bestimmtesten. Mediziner hatte ich nicht Gelegenheit zu fragen; ich vermute, daß sie sich den erstem an geschlossen hätten. In der philosophischen Fakultät wird die größte Differenzierung stattfinden; sie hat einerseits, für historische und philosophische Werke, den größten, anderseits, etwa für philologische, linguistische Untersuchungen, den engsten Leserkreis. Im ganzen, glaube ich, hat auch hier, ganz abgesehen von dem Rabatt, eine Steigerung statt gefunden, und zwar eine Steigerung, die über das Maß der Steigerung der Herstellungskosten hinausgeht. Von einem Kollegen wurde mir versichert, daß auch die antiqua rischen Preise eine entschiedene Tendenz zum Steigen zeigten. Einige Beweiskraft möchte auch den Mitteilungen zu kommen, die vr. Roquette in einer Abhandlung über »die Finanzlage der deutschen Bibliotheken« (Leipzig, 1902) macht. Er hat die Durchschnittsziffer des Ladenpreises aller buch händlerischen Erzeugnisse für die Jahre 1869 und 1900 wie folgt ermittelt: Gesamtproduktion 1869: 11 305 Werke mit einem Gesamtladenpreis von 37 276 ^ oder 3 30 H Durchschnittspreis; 1900: 24 792 Werke, Gesamtladenpreis 105 170 ^ oder 4 24 H Durchschnittspreis. Und für 30 herausgegriffene Zeitschriften berechnet er den Ladenpreis für 1869 auf 438 für 1900 auf 1187 Er begründet darauf die unzweifelhafte Notwendigkeit einer Erhöhung des Anschaffungsfonds unsrer Bibliotheken. Für uns ergibt sich aus den Ziffern eine Steigerung der Preise der Zeitschriften auf fast das Dreifache, eine Erhöhung des Durchschnitts preises der »Werke« um ungefähr ein Drittel. Ich glaube nicht, daß diese Erhöhung durch die Zunahme des durch schnittlichen Umfangs notwendig gemacht worden ist. Im Gegenteil, ich vermute eher eine Abnahme, wenigstens was die »Werke« anlangt; die Zahl der kleinen Broschüren dürfte gegen 1869 auch relativ erheblich gestiegen sein. Man vergesse auch nicht die sehr gewachsene Schulbuchliteratur*) und die Masse der wohlfeilen Sammlungen, die seit 1870 entstanden sind. Und dazu kommt noch die sehr umfang reiche und sehr billige sozialdemokratische Massenliteratur. Die Steigerung des Durchschnittspreises wird demnach wesentlich auf Rechnung der gestiegenen Preise der »wissen schaftlichen Literatur« zu setzen sein. Also, ich plädiere statt des »nachweislich unrichtig«, womit vr. Ruprecht meine Annahme zensiert hat, für ein »mutmaßlich richtig«. Ich gehe auf den zweiten Punkt, den Sortimentsbuch handel, mit einem Wort ein. Was vr. Ruprecht zu seinem Preise sagt, bin ich im ganzen zu unterschreiben bereit. Hätten die Bestrebungen des Börsenvereins die Erhaltung eines soliden und leistungsfähigen Sortimentsbuchhandels zur sichern Wirkung, dann wäre ich der letzte, der sich dagegen ausspräche; die wichtige soziale Funktion eines gebildeten, bücher- und personenkundigen Buchhändlers erkenne ich durch aus an, wie ich es auch in meinem Artikel getan habe. Aber der Börsenverein hat eine Gefahr zwar nicht übersehen — er hat sie in seinen Verhandlungen wiederholt berührt —; aber er hat bisher keine Abwehr dagegen gefunden: das ist das un gesunde Wachstum der Anzahl der Sortimentsbuchhandlungen. Ich habe einige Ziffern dafür gegeben; sie zeigen ungefähr alle zwanzig Jahre eine Verdopplung. Daß dies der wunde Punkt in den Bestrebungen des Börsenvereins ist, hat der Vorsteher des Leipziger Buchhändler-Vereins Hermann Credner in seinem Bericht über das Vereinsjahr 1901 auf der Hauptver *) Über die Schulbuchltteratur und die hier eingeschlichenen Mißstände, die schon manchem Vater Flüche abgepreßt haben, sollte einmal ein Sachkundiger eingehend handeln. Ich glaube, daß der Biicherkvnsum der gelehrten und ungelehrten Jugend sich in den letzten beiden Mcnschenaltern auf mehr als das Vierfache gesteigert hat. sammlung am 28. Januar 1902 mit aller wünschenswerten Deutlichkeit ausgesprochen. Die Klagen über nicht genügenden Verdienst würden auch nach Abschaffung des Rabatts nicht ver stummen: »Im Gegensatz zu andern kaufmännischen Erwerbs zweigen werden im Sortimentsbuchhandel nicht die kleinern Geschäfte von den großen aufgesogen, sondern die vielen kleinen Geschäfte entziehen den mühsam in langer Zeit aufgebauten großen Geschäften die Lebenskraft.« »Eins der schlimmsten Übel ist die übergroße Konkurrenz der Sortimentsbuchhändler untereinander. Die Verleger werden sich ernstlich fragen müssen, ob durch eine derartige Überzahl ihr Interesse wirklich gefördert wird, ob nicht die Zuerkennung der Eigen schaft als Buchhändler mit dem Anspruch auf den üblichen Buchhändlerrabatt einer Einschränkung bedarf.« Das ist der Punkt, auf den es ankommt, vr. Ruprecht ist nicht näher darauf eingegangen, ich weiß nicht, ob deshalb nicht, weil er den angedeuteten Weg zur Heilung des Übels nicht für gangbar hält. Ich will gestehen, daß ich es für sehr zweifelhaft halte, ob der Börsenverein imstande sein wird, eine derartige Schließung des Buchhändlergewerbes durchzuführen; es würden Schwierigkeiten mannigfachster Art, innere und äußere, hervortreten. Ist aber dies nicht erreich bar, dann sind meines Erachtens alle Bestrebungen zur Steigerung des Einkommens der Sortimenter durch Steige rung der Bücherpreise (oder Abschaffung des Kundenrabatts) vergleichbar dem Auffüllen eines Fasses, das ein Loch hat. Dann wird, um dem Bericht Herrn Credners nochmals ein Wort zu entnehmen, die »Notwendigkeit eines schöpferischen Vorgehens an Stelle von den augenblicklichen Notstand ins Auge fassenden Versuchen den gegenwärtigen Verhältnissen nicht mehr völlig gewachsene Einrichtungen aufrecht zu er halten, immer brennender.« — Die Unzulänglichkeit der bisher gesuchten Abhilfe auch weiteren Kreisen zum Bewußtsein zu bringen, war die nächste Absicht meines Artikels. Das Bücher kaufende Publikum kann auch seinerseits dazu beitragen, dem Buchhandel zur Klarheit darüber zu helfen, daß auf diesem Wege, dem Wege der beständigen Verteurung der Bücher und der gleich zeitigen raschen Vermehrung der »Bücherhandlungen«, ein erträglicher Zustand nicht zu erreichen ist, daß vielmehr die Lage immer kritischer werden muß: steigende Preise und ab nehmender Absatz, das führt schließlich zum Ruin des Buch handels und zur Aushungerung des Publikums. Dann hatte ich auch die Absicht, die Aufmerksamkeit der Autoren, vor allem der wissenschaftlichen Schriftsteller, auf diese Dinge zu lenken. Sie sind stark daran interessiert, als Konsumenten, dann aber vor allem als Produzenten: ihr ideelles Interesse, Lesern und Studierenden zugänglich zu bleiben und in die Hände zu kommen, fordert mäßige Preise. Sie haben auch Gelegenheit, an einem entscheidenden Punkt einzuwirken, nämlich bei dem Abschluß des Verlagsvertrags. Vor allem sollten sie nicht, wie es Regel ist, die Feststellung des Ladenpreises einseitig der Verlagsbuchhandlung über lassen, der Täuschung sich hingebend, daß an diesem Punkt die Interessen beider Teile die gleichen seien; sie sind es keines wegs. Vielleicht kommt es in nicht zu ferner Zeit doch ein mal zu einem Zusammenschluß der Autoren, der dem ge schlossenen Verband der Buchhändler gegenüber die Interessen der Verfasser und der Käufer der Bücher in gesammelter und wirksamer Form zur Geltung bringt. Schon eine belehrende Aufklärung über diese Interessen bei den meist nicht allzu sachkundigen Schriftstellern, vor allem den jüngeren, wäre ein nicht zu unterschätzender Gewinn. Sie könnte die ganz praktische Form von Formularen zu Verlagsverträgen in mannigfacher Gestalt haben mit sich anschließender Belehrung über alle Verhältnisse, die bei der Ausfüllung des For mulars in Betracht kommen; vielleicht würde dadurch nicht
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