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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1900
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- Deutsch
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116, 21 Mai 1900. Nichtamtlicher Teil. 3931 Chardin ungewohnten lebensgroßen Figuren mußte leider der Ausstellung fernbleiben; aber auch -Der Zeichner«, datiert 1737, ist eine der reizvollsten Einzelfiguren des Künstlers. Ganz be sondere Freude werden den die Ausstellung besuchenden Kunst freunden auch die beiden kleinen Bilder Chardins machen, die durch die 1742 erschienenen Stiche von Lspicis als -Ua Uour- voisuss» und »Ua Ratisosuss- bekannt find. Das erste Bild, datiert 1738, hat Chardin in dem 1739 datierten Exemplar des Louvre noch einmal wiederholt. -Die Bilder dieser vier Künstler bilden den wertvollsten Teil der ausgestellten Gemälde aus der Sammlung Friedrichs des Großen, neben denen eine reizvolle -Liebeserklärung» von de Troy, zwei genreartig aufgesaßte Portraits von CH. A. Cappel und die Bilder von Antoine Pesne — darunter das schöne Brustbild Friedrichs aus den Königlichen Museen — und CH. A. PH. van Loo zurücktreten. -An Skulpturwerken findet man in der Sammlung die Büste eines Neptun von L. S. Adam, eine Bronzebüste König Karls XII. von Schweden von Bouchardon, eine Bronzebüste des Kardinals Richelieu, die bisher Girardon zugeschrieben wurde, aber in Wirk lichkeit von Bernini herrühren dürfte, sowie eine kleinere Marmor figur von Tassaert. Von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich wurde dazu noch die Bronzebüste des Prinzen Heinrich von Houdon und von der Akademie der Wissenschaften in Berlin die ihr von Friedrich dem Großen geschenkte Marmorbüste Boltaires von Houdon zur Verfügung gestellt. -Von den im Besitze Seiner Majestät des Kaisers und Königs hervorragend vertretenen Werken der Manufakturen und der Gobelins von Beauvais konnten nur zwei Bildnisse der Könige Louis XVI. und Henri IV. zur Ausstellung gegeben werden, von denen namentlich das elftere durch höchste Vollendung der tech nischen Ausführung und beide durch den sehr schönen geschnitzten und vergoldeten Rahmen bemerkenswert sind. Prinz Heinrich er wähnt diese beiden Werke in einem Briefe aus Paris an seinen Königlichen Bruder als ihm überreichte Geschenke des Königs von Frankreich. -Hervorragende Stücke sind ferner einige reich mit vergoldeter Bronze verzierte Vasen aus verschiedenfarbigem Marmor und Porphyr, wie der König sie mehrfach aus den Pariser Auktionen für sich erwerben ließ. -Unter den von Friedrich dem Großen aus Paris bezogenen Möbeln spielen die Uhren eine besondere Rolle, und es sind aus der Ausstellung zwei Stücke allerersten Ranges vereinigt, die wohl in Form und Bronzen Unika sein dürften. Von den Möbeln ist der schöne -Cartonnier- (Dokumentcnschrank) aus Sanssouci, den Friedrich im Jahre 1746 für 2000 Thalcr aus Paris erworben hat, durch die Rokoko-Ausstellung in Berlin von 1893 besonders bekannt geworden. -Das Potsdamer Rokoko hat im übrigen seine eigene Ent wickelung genommen und namentlich in der Verwendung der Bronze bei Dekorierung ganzer Räume, wie des Bronzesaales im Potsdamer Stadtschlosse und der Bibliothek in Sanssouci, Leistungen hervorgebracht, die selbst in Frankreich, dem Mutterlande dieser Kunst, unerreicht dastehen. Unter den Künstlern, die auf dem Gebiet reicher Möbel aus Schildpatt oder edlen Hölzern und ver goldeten Bronzen Hervorragendes leisteten, ist an erster Stelle der Schweizer Melchior Kambly zu nennen, dessen Thätigkeit, schon nach seinen Arbeiten für den König zu schließen, einen ganz be deutenden Umfang gehabt haben muß. Die Ausstellung bietet Gelegenheit, einige seiner Möbel aus dem Neuen Palais und dem Potsdamer Stadtschlossc zu bewundern. Das in seiner und vornehmer Wirkung hervorragendste Stück aber ist wohl der anstatt mit Beschlägen aus Bronze mit solchen aus Silber reich verzierte Cedernholz-Schreibtisch aus dem Schlafzimmer Friedrichs im Potsdamer Stadtschlosse, den der Tischler Tüllmann im Verein mit dem Potsdamer Silberschmied Kelly im Jahre 1750 hergestellt hat. -Die Sitzmöbel sind fast durchweg der Wohnung Friedrichs des Großen im Potsdamer Stadtschlosse entnommen und zeigen, bis zu welcher Vollkommenheit die Holzbildhauerkunst in Potsdam und Berlin entwickelt war. -Diese reiche Sammlung mußte naturgemäß die Anregung dazu geben, die dafür bestimmten Räume zu einem passenden Hintergründe für die Kostbarkeiten auszugestalten. Wenn es auch unmöglich war, die teilweise überaus reichen Dekorationen der Potsdamer Schlösser in das Repräsentationsgebäude zu über tragen, so sind doch mannigfache Motive im Verein mit den von dem König beliebten Farbenzusammenstellungen den Vorbildern entnommen und lassen Kunstwerke und Möbel in richtiger Be leuchtung zur Geltung kommen. -So grüßen uns von der Decke des großen Salons die be kannten Motive aus dem Musikzimmer in Sanssouci, nur daß hier, im Einklänge mit den sonstigen Verzierungen und dem Mobiliar, das von Friedrich in der Dekoration seiner Wohnräume so bevorzugte Silber gewählt ist. In dem kleinen Boudoir neben dem Salon sind Motive der Bibliothek von Sanssouci verwendet, deren Kamin in einer vorzüglichen Nachbildung von Wimmel in Berlin seinen Platz im Salon gefunden hat. -Neben ihrem kunstgeschichtlichen Wert kann diese Ausstellung auch den Vorzug für sich in Anspruch nehmen, ein Zeichen des dankbaren Gedenkens zu sein, das das deutsche Volk dem fran zösischen für die Lehre und Anregung bewahrt hat, die ihm im 18. Jahrhundert von Frankreich aus zu teil wurde. - Kleine Mitteilungen. Schweizerisches Mustcrschutzgesetz. — In dem Schweize rischen Bundesblatt Nr. 16. vom 18. April d. I. ist das schweize rische Vundesgesetz, betreffend die gewerblichen Muster und Modelle, vom 30. März d. I. veröffentlicht. Nach diesem Gesetze, das erst nach Ablauf der Rcferendumsfrist (17. Juli 1900) in Wirksamkeit gesetzt werden kann, genießen die Urheber gewerb licher Muster und Modelle, sofern sie ihre Muster und Modelle gemäß den Vorschriften des Gesetzes niederlegen, den gesetz lichen Schutz. Alte Schulbücher. — Der Vorstand der Pädagogischen Centralbibliothck (Comenius-Stiftung) bereitet ein Werk vor, das für das Volksschulwcscn von Bedeutung zu werden verspricht, nämlich die Sammlung alter, in Sachsen in Gebrauch gewesener Schulbücher. Zu diesem Zwecke versendet der Vorstand der Comenius-Stiftung an die Schulen Sachsens Fragebogen. Neue Papyrusfunde. — Die bekannten englischen Forscher Crenfell und Hunt, die sich schon durch ihre kürzlich heraus gegebene Sammlung der Oxyrhynchus-Papyri ein großes Verdienst erworben haben, veröffentlichen im Athenäum den ersten ausführ lichen Bericht über ihre neuesten Ausgrabungen in Faynm. Diese Ausgrabungen, die in diesem Jahre von der Universität California veranstaltet wurden, haben zu außerordentlich wichtigen Ergeb nissen geführt. Die bemerkenswerteste Entdeckung ist die Auffin dung eines großen Kirchhofes mit ptolemäischen Mumien in Papyrushüllen. Der neueste Fund übertrifft, nachdem die Forscher eine Zeit lang weniger von Erfolg begünstigt waren, alle Erwar tungen. Cr ist für die ptolemäisch-griechische Epoche von größerer Bedeutung, als der Oxyrhynchus-Fund für die römische und byzantinische. Die Zahl der bisher vorhandenen ptolemäischen Papyri in griechischer Schrift wird durch den neuesten Fund nahezu verdoppelt. Zum Ausgrabungsgebict war Umm el Baragat, das alte Tebtunis im Süden von Fayüm, gewählt worden. Ein Londoner Auktionshaus. —Die nachfolgende inter essante Schilderung über Londoner Auktionen findet sich in der -Straßburger Post«: ...Allen Auktionsräumen voran geht das große Haus der Herren Christies, Manson L Woods, in der gesamten Kunst-und Lebewelt kurzweg als -Christies» bekannt. Dort finden wohl seit hundert Jahren Versteigerungen statt, heute Gemälde und Standbilder, morgen Cigarren, übermorgen Wein oderwassonst an wertvollenDingensolch ein reicher Bürger aus -Vanit/kair» einer begehrlichen Nachwelt hintcr- lassen hat. Zu der Besichtigung der Schätze, die sorgfältig katalogisiert werden, drängt sich dann eine bunte Menge, man lorgnettiert, man schwatzt, man giebt seinem Unterhändler ein Angebot, und kommt dann endlich der große Tag der Versteigerung, so rollt in die enge Kingstreet Wagen auf Wagen, und in den hohen Sälen des Auktionslokals schwirrt es von einer lebhaften und höchst fashionablen Gesellschaft. In dieser Saison, die soeben ihren Anfang nimmt, hat die Versteigerung der Peelschen Kunstschätze ungeheures Aufsehen erregt. Es handelte sich um wertvolle Bilder, insbesondere zwei kostbare van Dycks, deren Verkauf bisher ihre Eigenschaft als unveräußerliches Majoratsgut entgegenstand. Nach jahrelangem Prozessieren hat der oberste Gerichtshof endlich in die Versteigerung gewilligt. Handelt es sich doch darum, einem Urenkel des großen Robert Peel, einstigen Premierministers von England, die Mittel zu einer standesgemäßen Erziehung zu geben. Denn sein Vater ist erklärter Verschwender, seine Mutter, der die Erziehung des Söhnchens anvertraut worden war, hat nur ein Einkommen von 8000 im Jahr. Die Millionen des reichsten Premierministers von England sind schnell genug zerronnen; von dem Ruhm des stolzen Hauses ist nicht viel mehr als die Erinnerung übrig geblieben. Und ist doch die Erinnerung an bessere Zeiten, nach Dante, in trüben just das Schlimmste. So kam zu dieser Peel-Versteigerung noch der Zauber des Romantischen, der nicht wenige der elegantesten Schönen in die Klingstreet lockte und jedem hohen Preis, der für ein -Lot- erzielt wurde, lautes Beifallklatschen ein brachte. Die wertvollsten Gemälde der Peelschen Sammlung — dar- 52S*
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