Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-01-15
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1906
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19060115
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190601156
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19060115
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-15
- Monat1906-01
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
524 Nichtamtlicher Teil. ^ 11, 15. Januar 1906. Körner u. a: -. . . . Berlin gefällt mir und meiner Frau besser als wir erwarteten. Es ist dort eine große persönliche Frei heit und eine Ungezwungenheit im bürgerlichen Leben ..... Weniger erbaut von Berlin ist Joseph Haydn. Er schreibt am 6. Juli 1776 (Nr. 3068): «... In den camer Styl Hab ich außer denen Berlinern fast allen Nationen zu gesäten das glück gehabt . . . mich wundert nur, daß die sonst so vernünftige Herrn Berliner in ihrer Critic über meine Stücke kein Medium haben, da sie mich in jener Wochenschrift noch bis an die sterne erheben, in der andern 60 Klafter tief in die Erde schlagen . . . vielleicht wird denselben von unparthcyschen der mund mit wachs so gestopft, als es ihnen schon einmal wegen der Monotonie er gangen . . . .- Auch Felix Mendelssohn-Bartholdy ist mit seiner Stellung in Berlin nicht recht zufrieden. In seinem Schreiben an vr. A. I. Becher in Wien vom 3. Juni 1842 >Nr. 3204) heißt es: «... einer Stadt, wo es so gar schlimm mit Musik und Musikern aussieht. Am Egoismus leidet alles in Berlin, und gerade durch den ist alle Musik dort so entsetzlich undeutsch und entartet geworden . . . .- Ja, das Berliner Publikum verstand keinen Spaß. Am 2. April 1841 nötigte es den königlichen Generalmusikdirektor und ersten Hofkapellmeister Spontini bei einer Aufführung des Don Juan durch eine äußerst feindliche Kundgebung, das Dirigentenpult zu verlassen. Giac. Meyerbeer tritt in einem Briefe vom 19. April 1841 (Nr. 3110) für diesen .großen Künstler' etn.» Zum Verkauf kommt auch der berühmte Brief des erzbischöf lichen Hoftrompeters Andreas Schachtner in Salzburg an Mozarts Schwester (Madame Marie Anne de Sonnenburg St. Gilgen). Dieser 5*/^ Folioseiten lange Brief bildet eine der Hauptguellen für die Geschichte der Kindheit Mozarts und ist in Jahns Mozart biographie (I. S. 29—31) abgedruckt. Einen sehr bittern Brief richtet Richard Wagner am 22. De zember 1859 (Nr. 3205) aus Paris an den Redakteur einer musi kalischen Zeitschrift. Er sagt u. a. ..... Dies ist meine Lage. Denkt einer meiner Freunde daran, sie sich zu vergegenwärtigen, geschweige denn ihr Abhülfe zu bringen? Nein! Man vermeidet ängstlicher als je, ein Wort über die Schmach zu sagen, daß ich immer noch vom heimischen Boden zurückgehalten werde . . . Man scheut sich, diesen .bedenklichen' Gegenstand nur zu berühren, und erwartet vermutlich, daß ich nur endlich stürbe, um der Sache ein recht rührendes Ende zu machen. Dieses ehrlose und feige Ver halten meiner deutschen Kunstgenossenschaft gegen mich gibt mir dagegen jetzt die bittere Energie, auf andre Auswege für meine gehemmte Produktionskraft zu sinnen- rc. Der arme Lortzing hatte seine Liederkompositionen »wie sauer Bier, ausgeboten, ohne einen Verleger zu finden. Auch einer seiner Freunde hatte mit diesen Versuchen keinen Erfolg. An diesen Freund schreibt nun Lortzing am 23. VIII. 1834 (Nr. 3095) einen launigen Brief, der u. a die kühne Stelle enthält ..... Die Herren Verleger sind Hunde, Hunde und nochmals Hunde!- Die in der Cohnschen Sammlung vorhandenen Briefe von, an und Uber Schiller sind sehr zahlreich und kostbar, auch Wieland briefe sind hervorragend vertreten. — Von Platen ist das voll ständige eigenhändige Manuskript zum gläsernen Pantoffel vor handen. Von Hans v. Bülow befinden sich ln der Cohnschen Samm lung 33 Briefe an den Musikdirektor Max Seifriz, in denen natürlich viel von Liszt und Wagner die Rede ist. In einem Briefe vom 2. V. 1858 (Nr. 3034) schreibt Bülow: »Wagners letzte Nachrichten sind nicht erfreulich. Er fühlt sich unendlich unglück lich in diesem Augenblicke, wozu äußere wie innere traurige Ver hältnisse das ihrige beigetragen haben.-—10. IX. 1859: -Cs wird ihm (Wagner) sicher Freude machen, ein paar Zeilen von Ihnen zu erhalten, die ihn wissen lassen, daß man sich nicht bloß um seine Werke, sondern auch um seine Person kümmert — für einen zur Schande des Vaterlandes immer noch Verbannten nicht un wesentlich, wie sie mir zugestehen werden.- — 22. XI. 1865: »Wir sind entschlossen, uns nur mit einer gründlichen Reorganisation zufrieden zu geben. Auf Wagner, auf Lachner und Consorten.- — 22. XI. 1865: »Aus München die trefflichsten Nachrichten. Richard Wagner 8 Tage ganz allein mit Ludwig II. auf Hohenschwangau.» Vincenz Lachner wiederum ist nicht besonders auf Bülow und Wagner zu sprechen. Er gibt am 21. XI. 1868 (Nr. 3082) einen sehr absprechenden Bericht über eine Münchener Aufführung der Meistersinger unter Hans v. Bülow und sagt dann: ». . . Ich befinde mich nämlich grade in der dicksten Arbeit mit einem Werke, das mir zum guten Theil höchst antipathisch ist, mit einem Wort, ich studire die »Meistersinger» ein . . .- Eine ungemeine Seltenheit ist Nr. 3083, die A. M. Cohn: selbst mit 2000 ^ bezahlt hat, und zwar eine lateinische Bitt schrift des Orlando di Lasso aus dem Jahre 1581 an Kaiser Rudolf II. um Gewährung eines Privilegiums gegen Nachdruck für seine bereits erschienenen und noch herauszugebenden Kompo sitionen. Herzog Wilhelm von Bayern empfiehlt die unter tänigste Supplikation seines »Capellmeister vnnd lieben getreuen Orlandus di Lasso- angelegentlichst zur Gewährung. Die Schauspieler- und Sängerbriefe sind sehr interessant. Nr. 3305 ist ungemein charakteristisch. Die berühmte Schauspielerin und »Theaterprinzipalin- Karnline Neuber, geb. Weihenborn, wurde bekanntlich als kaum fünfzehnjähriges Mädchen von dem Studiosus Gottfried Zorn aus dem väterlichen Hause entführt und war mit Gewalt zu ihrem Vater zurückgebracht worden. Sie schreibt nun Ende 1712 heimlich an ihren Geliebten: ». . . . In was vor einen jammerstand mich itzo befinde, will ich mit kurtzcn berichten, weil zwar wohl bey dem H. Vatter wieder bin doch mit der bedingung das ich von dir mein Eintziges leben lassen soll, habe auch solches versprechen müssen doch aber bey sollchen zustand unmöglig zu halten . . . zudem bin ich auch von dir schwanger und bin bey dem H. Vatter des Lebens nicht sicher . . . Dein bis in todt getreues Hertz Friederica Carolina Weißenborn.« Unterm 15. Dezember 1808 (Nr. 3335) berichtet die Schau spielerin Friederike Unzelmann in Weimar über die unerquicklichen Verhältnisse am Weimarer Theater, dessen Direktion Goethe unterm 10. November 1808 niedergelegt hatte: ». . . Unser Geheimrath (Goethe) hat nehmlich die Direktion niedergelegt, mit der Äußerung, daß nur eine gänzliche Souveränität über das IRsatrs ihn: be wegen könte, dieselbe wieder zu nehmen . . .- Jenny Lind, die schwedische Nachtigall, lehnt am 22. VII. 1847 (Nr. 3221) in ziemlich schroffer Weise ab, eine materielle Beisteuer etwa in Form eines Konzerts, für das Denkmal Karl Maria von Webers in Dresden zu leisten. Sie habe für derartige Zwecke gegen Deutschland mehr als ihre Pflicht getan. Sie schließt: »ich finde auch, es wäre eine Schande, wenn man nicht in Deutschland und von Deutschen dieses Resultat erreichen könnte.- Die Abteilung von Autographen der Maler und Künstler ist ungemein wertvoll, da sehr viele mit Zeichnungen und Aquarellen geschmückt sind. Die seltensten Stücke, die berühmtesten Namen sind vertreten. Von den ältern Künstlern seien nur Carracci, Cranach, Giulio Romano, Jordaens, Michelangelo, Mignard, Paolo Veronese, Raffael, Rembrandt, von dem überhaupt nur sieben Briefe bekannt sind, Guido Reni, Rubens, Tizian als pxe» treten genannt. Einen Brief von Boecklip hat Lenbach fortgesetzt (Nr. 2605). — Von Kaulbach sagt der berühmte Courbet (Nr. 2629) u. a. «... Nr. Ooulbaolr (W. Kaulbach), Io xranä. 6onlt>g.oü a cksolars pudiiqusweut on vo^ant man portrait st ost sntsrrsmsvt qus iss psivtrss äs Nunioü ns savaisnt pas psinckrs vi lui non plus-. Ein höchst interessanter und künstlerisch bedeutender Brief ist von Adolf Menzel (Nr. 2807). Der Brief lautet: »Endes Unterzeichneter erklärt, den Kaufschilling für nachbenannte Maaren richtig empfangen zu haben, also für Indi viduum! Schamson v. Damaskus — Joschuah v. Damaskus — Jerntihachu — Hillel ö. Jeruschalaim — Schmuhl v. See Liberias — Moscheh v. Caesarea. Berlin, den 24. Dec. 52. A. M. (Bürger Und Seelenverkäufer). (Pardon für den Hand der Wüste, ich wollte der! Boten nicht zu lange aufhälten. MÜnschL ein frohes Fest.). Der Brief bezieht sich auf die bekannte Litho graphie »Jesus im Tempel- von Menzel. Zu jedem der genannten sechs Namen ist an den Rand des Briefs der karikierte Küpf mit köstlichem Humor gezeichnet. Obwohl Karikaturen, sind sie doch den Köpfen auf dem Bild sprechend ähnlich. Auf Seite 4 des Briefs befindet sich die Adresse des Or. E. O. Linder, Musik gelehrten und Biographen Schopenhauers. Die Zahl der Stammbücher beträgt dreißig. Man darf auf das Ergebnis dieser Auktion gespannt sein. Cs soll an dieser Stelle darüber berichtet werden. F. I. Kleemeier.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder