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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1882
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- Deutsch
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3054 Nichtamtlicher Theil. ISS, IS. Juli. werden, poussiren. Diese wenigen Artikel sollen aber „mit dem ganzen Aufwand der Lunge" an das Publicum gebracht werden. Hier erlaube ich mir die Zwischenbemerkung einzuschalten, daß jeder sachkundige und ehrenhafte Buchhändler, der gewohnt ist, dem Publicum mit Rath zur Seite zu stehen und nur das ihm Dienende zu empfehlen, mit mir der Neberzeugung sein wird, daß obige Grundsätze des modernen Antiquariats das Vertrauen des Publi- cnms täuschen, damit aber auch die Achtung und das Ansehen, so bald das Publicum dies erfährt, verloren geht. Mache man sich doch einmal klar, wie sich die Verhältnisse ge stalteten, wenn es dem modernen Antiquariat gelingen sollte, mit den Unterstützungen, die es thatsächlich in Leipzig findet, seine Rcformpläne durchzusetzen, was jedoch erst nach längeren schwe ren Kämpfen denkbar wäre, nachdem alle Sortimentsgeschäfte und ebenso der Verlag schwer geschädigt und mindestens zwei Drittel der gesammten Sortimentsgeschäfte zu Grunde gerichtet. Da nach dem „Protest" das moderne Antiquariat mit nur wenigen Verlegern arbeitet, wird es von diesen direct und zwar nur gegen baar oder Wechsel beziehen. Die kostspieligen Apparate in Leipzig und anderen Commissionsplätzen würden damit überflüssig; wozu noch Commissionäre? — wozu noch einen Börsenverein und eine Börse? — Die ganze Herrlichkeit ginge damit zu Ende. Die wenigen bevorzugten Leipziger Verleger, welche gegen besondere Vergünstigungen ihr Geschäft mit behaglicher Ruhe und ungeheurem Geldzufluß, vom modernen Antiquariat und vielleicht auch vom Postbuchhandel zuströmend, machen, wären als dann endlich von Sortimentern und allen Plagen erlöst. Die Hrn. Keppel L Müller sind in ihrem „Protest" so ungalant, selbst den jenigen Verlegern, die die rührendsten Rücksichten gegen das moderne Antiquariat und noch größere Vorsicht den Sortimentern gegenüber beobachten, nicht einmal die Fähigkeit zugestehen zu wollen, in dieser Streitfrage ein richtiges Urtheil zu haben. Die Herren werden diesen Ausspruch mit üblicher Rücksicht hinnehmen. — Die Aussicht auf die glatte, goldene Berge versprechende Zu kunft ist zu verlockend. Seit lange wird es beklagt, daß einige Leipziger Firmen unter Ausnützung der günstigen Leipziger Platzverhältnisse es sich zur Ausgabe machten, die ganze Kundschaft der Buchbinder und anderer Bücherverkäufer an sich zu ziehen und dem auswärtigen Buchhandel zu entreißen. Gesetzlich ist dagegen nichts zu sagen; aber es ist un billig und mindestens rücksichtslos. Bekannte Leipziger haben dies Geschäft so eingeleitet, daß inan Leute, die keine blasse Ahnung vom Buchhandel haben, zu Buchhändlern preßte, als ob es nur des Ein trags in Schulz' Adreßbuch und eines Commissionärs bedürfe, um Buchhändler zu sein. Dieser Mißstand ist schon häufig zur Sprache gekommen, denn es ist lächerlich, wenn ich meinen Verlag franco nach Leipzig sende und Lagergeld bezahle, damit Leipziger denselben zu billigeren Preisen an noch jetzige oder frühere Kunden von mir abgeben, als ich selbst. Dieser Umstand führte zu bitteren Klagen und hat den Gedanken „Los von Leipzig" hervorgerusen. Gelegentlich der Delegirtenversammlung kam auch diese Frage wieder zur Sprache zu dem Zwecke, diese Calamität in dem Sinne zu beseitigen oder doch so einzuschränken, daß auch in diesen Kreisen die Aufrechthaltung der Ladenpreise gesichert werde, jedoch nicht in der Absicht, irgend Jemand in dem Verkauf von Büchern zu hindern. Es macht fast einen komischen Eindruck, wenn das moderne Antiquariat in dem „Protest" für Interessen eintritt, die es gerade durch sein Gebaren ruinirt. Nicht nur die Aus rottung des Sortimentshandels, sondern die Existenz aller Büchcr- verkäuser überhaupt zu zerstören, ist Ausgabe und Folge der Be strebungen des modernen Antiquariats. Sollten diese Bestrebungen wirklich Erfolg haben, so würde — das ist meine Ueberzeugung — das moderne Antiquariat schließlich von der eigenen Gattung auf gefressen. Der Protestverfasser macht noch einige Ausfälle gegen das „solide Sortiment", indem er verkommende Ungehörigkeiten, die er in seiner Geschäftspraxis kennen gelernt haben will, mittheilt. Ob der Herr auch in solchen Geschäften thätig war, wo alle geschäft lichen Verpflichtungen, also auch diejenigen gegen die Verleger ord nungsmäßig erledigt wurden, sagt er nicht; es scheint mir daher, daß er in reellen Geschäften praktische Erfahrungen nicht gemacht hat. Daß sich der „Protest" nicht mit der Deligirtenversammlnng, die aus ca. KO Vertretern bestand, sondern mit der von ersterer ge wählten Commission befaßt, hat Hr. Lampart als Verbandsdirector schon erwähnt und komme ich nur darauf zurück, weil mir als Mit glied der Commission im „Protest" eine besondere Beachtung zutheil wird. Daß die Hrn. Keppel L Müller in ihrem vierseitigen „Pro test" der Hauptsache nur wenig Beachtung widmen, vielmehr durch Nebendinge die Aufmerksamkeit ablenken, gibt mir den Beweis, daß der „Protest" mehr als ein Nothschrei, als eine Art Galgenhumor anzusehen ist; denn was geht es den Buchhandel an, wer von uns hier in Wiesbaden Schreibmaterialien oder andere Dinge verlaust? — Wer sich dafür interessirt, findet dies bei meiner Firma, seit der Gründung meines Geschäftes, vor nahezu 25 Jahren, in Schulz' Adreßbuch. Dennoch haben die Hrn. Keppel L Müller dies in ihren Flugblättern nochmals zur Kcnntniß des Buchhandels zu bringen für zweckmäßig erachtet. In dem „Protest" haben die Hrn. Keppel L Müller dem Buch handel noch eine ganze Reihe von Dingen aufgezählt, welche von hiesigen Buch- und Schreibmatcrialienhändlern verkauft würden. Dies hätte nur einen Sinn, wenn man den Verkäufern vorwerfen könnte, daß sie aus diesem Gebiete sich als Schleuderer dem moder nen Antiquariat zugesellten. Mir scheint, der buchhändlerische Re former hatte die Absicht, uns durch seine Mittheilung bei den Collegen in unserem Ansehen zu schädigen: lassen wir ihm das kindliche Vergnügen! Ich zum Beispiel führe nicht alle die in dem „Protest" aufgesührten Artikel, sie werden nicht alle bei mir ver langt, dagegen führe ich noch eine ganze Reihe von Dingen, die nicht erwähnt sind. Auskunft zur Vervollständigung ihrer Mittheiluugen steht den Herren gern zu Diensten, kölnisches Wasser, was der „Protest" speciell betont, verkaufe ich ziemlich viel. Ich danke dies dem Rathe des Hrn Stadtrath Friedrich Fleischer zu Leipzig, welcher mich seiner Zeit darauf aufmerksam machte und mir empfahl, diesen Artikel zuzulegcn. Es dürste die Herren Keppel L Müller vielleicht interessiren, daß der nunmehr verstorbene Hr. Fleischer eine in hohem Ansehen stehende Persönlichkeit war, nicht nur als Stadtrath von Leipzig, sondern auch wegen seiner hervorragenden Verdienste um den deutschen Buchhandel, dessen Bild als ehrendes Andenken neben denjenigen anderer hervorragenden Buchhändler im großen Börsensaale aufbewahrt ist. Dieser eminent reiche, streng rechtliche und gewiegte Geschäftsmann hielt es nicht unter seiner Würde, kölnisches Wasser in seiner Buchhandlung zu verkaufen. Redlicher Erwerb und reeller Verkauf ist meines Erachtens ehrenhaft; unre ellen Erwerb und unreellen Verkauf halte ich nicht dafür. Ist es dem Protestverfasser nicht bekannt, was in dieser Beziehung alles gemacht wird und was in Leipzig und anderwärts vorgeht? — Wo verschafft man sich durch Schwindel und selbst Betrug Dinge, die auf gewöhnlichem Wege nicht zu erhalten sind? — Wo finden ge stohlene oder erschwindelte Bücher vorzugsweise ihre Abnehmer? — Wie gelangen moderne Antiquare in den Besitz von neuen Büchern, selbst bevor der Verleger solche nur gesehen hat? — Wo kommt es vor, daß Lehrlinge sich als Schreiber der Regierung ausgeben, in Geschäfte eintretcn und für das Geschäft, in dem sie thätig sind, aus anderen Namen mißbräuchlich verlangen? —
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