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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1900
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- Erscheinungsdatum
- 06.06.1900
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- Deutsch
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128, 6. Juni 1900. Nichtamtlicher Teil. 4319 von einer Darmstädter u. s. w. Richtung sprechen, sie wird eben von den ausübenden Künstlern verschieden aufgefaßt. Diese neue, namenlose Kunst hat ganz bestimmte Gesetze; da muß alles übereinstimmen. Reden wir vom Buch, so müssen Ornament, Schrift, Format in jeder Hinsicht übereinstimmen. Das Gerät, das wir benutzen, das Haus, das wir bewohnen, sie sollen in sich einheitlich gestaltet sein. Was diesen Stil aber auszeichnct, das sind die Linien, in denen sich alles bewegt. Die Kleider unserer Modeleute zeigen sie in ihren geschwungenen Formen, im Baustil finden wir wieder diesen Linienzug mit den mächtigen Bogen, die ein immer wiederkehrendes Mono bilden, dann die einfachen, aber massigen Formen, wie sie bereits in unseren modernen Denkmalbauten ausgeprägt sind. Man kann fast sagen (natürlich unter Vorbehalt), in dieser modernen Rich tung liegt ein gut Teil japanischer Kunst versteckt. Es giebt keine Säule, keinen Fuß, kein Kapitäl, keine Rahmen für Thür und Fenster, sondern nur die geschwungene Linie, die ein Merk mal dieses neuen Stils ist. Der Belgier van der Velde z. B. ver dammt geradezu die alte Kunst mit ihren Ornamenten, er wendet nur die Linie, und zwar ohne alles Beiwerk an, er vermeidet das Pflanzenmotiv und ist doch imstande, durch die wunderbare Be wegung seiner Linien gewaltiges Leben hervorzuzaubern. Wir stehen mitten in dieser Kunst, und da gilt es, die Augen offen zu halten. Es ist gewiß außerordentlich schwer, alte Kunst formen festzuhalten und doch neue zu schaffen. Leider, um be sonders vom Buchschmuck zu sprechen, müssen wir vieles verwenden, was selbst nicht einheitlich ist. Wo dies aber der Fall, da sollten speziell unsere Gießereien gute und schlechte Beispiele neben einander stellen, um so für die richtige Anwendung des geschaffenen neuen Materials zu wirken. Es crgiebt sich schließlich die Frage: Ist diese neue Stil richtung schön oder nicht? Ja, das ist schwer zu beantworten: Was der Künstler als schön befindet, scheint dem Beschauer viel leicht häßlich. Nehmen wir z. B. die Zeitschrift -Insel", die den -Pan- ablöste und ihn in seinen modernen Bestrebungen sogar übertrumpft. Da liegt Gesetz in allem: in der Type, im Ornament und der bildlichen Darstellung, im Format, ja sogar im Papier — da haben wir auch einen streng durchgeführten Stil — aber ist er schön? Was ist überhaupt schön? Schön ist, was mir gefällt. Jeder Künstler bezeichnet sein Werk so, und jede Kunstrichtung war es für ihre Epoche. Das Streben nach dem, was uns gefällt, das Bewegende in der Kunst, das ist eben das Schöne. Diese Schönheit hat in zehn Jahren vielleicht eine ganz andere Gestalt angenommen. Wir aber müssen nach einem Ziel, nach einem Ideal streben, um eine Kunst aus uns heraus zu schaffen, die uns gehört. Wir müssen auch in unserer Buchkunst darauf hinarbeiten, daß die ver schiedenen Ausstattungsweisen unserer Druckwerke abgelöst werden von einer einheitlichen. Ein Buch muß gewissermaßen aussehen wie das andere; wir müssen uns bestreben, wie in der Zeit der Er findung eine Gleichmäßigkeit im Stil und in der Anordnung zu erzielen. Und diese Kunst möge die allein herrschende sein — eine einzige, deutsche Kunst. N—r. Kleine Mitteilungen. Vom Reichstage. — Der stenographische Verhandlungsbericht über den geheime Sitzung des Reichstages am 17. März 1900 bei Gelegenheit der Beratung der -lsx Heinze- ist erst jetzt unter die Abgeordneten verteilt worden, und zwar in Briefumschlägen mit dem Aufdruck -Geheim-. Post. — Durch die Tagesblätter geht seit einigen Tagen die Nachricht, daß die Reichspost bei gleichzeitiger Cinlieferung von mindestens 500 Briefsendungen diese nicht mehr mit Marken be kleben, sondern mit einem Frankostempel bedrucken lasse. Wie die -Deutsche Verkehrs-Zeitung- meldet, ist diese Nachricht durchaus unzutreffend. Damit sind auch alle Schlußfolgerungen von einer gänzlichen Abschaffung der Briefmarken, die man in letzter Zeit in vielen Zeitungen lesen konnte, hinfällig. Konferenz für das höhere Schulwesen. — Als Mit glieder der Schulkonferenz, die auf Befehl des Kaisers in diesen Tagen zur Beratung von Verbesserungen im deutschen höheren Schulwesen in Berlin versammelt sein wird, werden genannt Abgeordneter Professor vr. Kropatscheck, Chefredakteur l)r. Friedrich Lange, Professor Paul Güßfeldt, Geheimrat Hintzpeter. Europäische Fahrplan-Konferenz. — Vom 8. bis 10. d. M. findet in Paris die europäische Eisenbahn-Fahrplan-Konferenz statt, von der der Winterfahrplan 1900/1901 festgestcllt wird. An den Beratungen nehmen etwa hundertundfünfzig höhere Beamte Deutschland, Oesteausrreich-Ungarn, Schweden, Dänemark, Italien, Rußland, Frankreich, England, der Schweiz, Rumänien, den Nieder landen, Spanien und anderen Ländern, ferner Vertreter von Dampfcrlinien, der internationalen Schlafwagengesellschaft u. a. m. teil. Die Verhandlungen finden im Ostbahnhof zu Paris statt. Was die Kinder lesen. — Im Usäago^ioal Lsminar^ ver öffentlicht Clara Vostrovskp die Ergebnisse einer interessanten Unter suchung über den Geschmack der Kinder in ihrer Lektüre. Die Unter suchung soll bei der Auswahl der Bücher in Schulbibliotheken einen Anhalt geben. Die Ermittelung wurde bei den Kindern der Schulen von Stockton in California angeftellt. Allen Kindern der ver schiedenen Schulen der Stadt wurden an demselben Tag und zu der selben Stunde einige Fragen ohne weitere Erklärung vorgelegt. Die Lpzgr. Ztg. berichtet darüber folgendcsNähere: Die Fragest lauteten: Nehmt ihr Bücher aus der öffentlichen Bibliothek? Wie oft thut ihr das? Wie hieß euer letztes Buch? Warum nahmt ihr es? Wie gefiel es euch und warum? Von 1269 Kindern, 604 Knaben und 665 Mädchen, wurden die Fragen beantwortet. 5<)o/g der Knaben und 48°/y der Mädchen benutzen die öffentliche Bibliothek. Das Alter dieser Kinder schwankt zwischen 9 bis 19 Jahren. Vor dem 16. Jahre benutzten mehr Knaben als Mädchen die Bibliothek; nach dem 16. Jahre war der Zulauf der Mädchen größer. Von 9 bis 15 Jahren bevorzugten die meisten der Knaben und Mädchen die eigentlichen Bücher für die Jugend; nach dem 15. Jahre lasen die Mädchen mit Vorliebe Erzählungen und Romane, die Knaben allgemeine litterarische Werke (Bio- graphieen, Geschichte u. a.). Die Knaben lasen mehr Bücher und waren schneller damit fertig als die Mädchen. Die hauptsächlich angeführten Gründe, warum die Kinder die Bücher nahmen, sind folgende: wegen des Titels: 38°/„ der Knaben und 29"/„ der Mädchen; wegen irgend welcher Eigenschaften, wie gut, spannend u. s. w.: 190/0 der Knaben, 23°/o der Mädchen; aus Empfehlung: 15°/„ der Knaben, 21"/„ der Mädchen. 12" ^ der Knaben liebten Bücher, weil sie von Kindern handelten, und 52°/g der Mädchen führten denselben Grund an. Bei 76°/„ der Knaben gaben die erzählten Abenteuer den Ausschlag, während nur 24°/o der Mädchen aus diesem Grunde an den Büchern Gefallen fanden. 6"/o der Knaben und 12°/„ der Mädchen liebten die Bücher, -weil sie lustig waren-; 60/g der Knaben und 12"/g der Mädchen führten noch andere, verschieden artige Gründe an. Während einige der Bücher, die von den Mädchen angegeben wurden, Geschichten waren, die nur von Knaben handelten, führte keiner der Knaben ein Buch an, das nur auf Mädchen Bezug nahm. Die Mädchen gaben 79 ver schiedene Autoren an, die Knaben 65. Nur 17 wurden von Knaben und Mädchen gemeinsam erwähnt, und Louisa M. Alcott und Horatio Alger waren die einzigen, die sich allgemeiner Gunst bei den Kindern erfreuten. Miß Alcott steht bei weitem voran auf der Liste der Mädchen, dann kommt Sophie Map, Horatio Alger u. s. w. William K. Adams (Oliver Optie) ist der Lieb lingsschriftsteller der Knaben. Er wird fast doppelt so oft genannt wie der zweite der Reihe: Henty; dann kommen Ellis, Horatio Alger und schließlich auch Miß Alcott. Von den Knaben werden mehr Musterbücher der Unterhaltungslitteratur gelesen als von den Mädchen. Deutscher Schulverein in Graz. — Der deutsche Schul verein in Graz, der sich stets mit besonderem Eifer seiner Auf gabe der Befestigung des Deutschtums an den Grenzen und im Auslande gewidmet hat, feierte am Pfingstsonntage unter bisher unerhörter Teilnahme der Bevölkerung das Fest seines zwanzig jährigen Bestehens. Der Landeshauptmann und der Bürgermeister begrüßten namens des Landes und der Stadt den Verein zu diesem Ehrentage. Für Briefmarkenhändler. — Die finländischen Brief marken sollen nur noch bis zum 13. August d. I. auf Briefen nach dem Auslande verwendet und dann durch russische Marken ersetzt werden. Gutenbergfeier in Frankfurt a. M. — Sonntag, den 17. Juni, veranstalten die Frankfurter Buchdrucker, Buchhändler und Schriftsteller eine Gutenbergfeier, zu der Einladungen an die Spitzen der Staats- und städtischen Behörden, sowie an die Ver treter der wissenschaftlichen Vereine und Kunstinstitute ergehen werden. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr mit einer aka demischen Feier im großen Saale des Saalbaues; hierauf Festzug zum geschmückten Gutenbergdenkmal, woselbst ein Huldigungsakt stattfindet. Gutenbergfeier in Mainz. — Der historische Festzug zu Ehren Gutenbergs und seiner weltbewegenden Erfindung am 25. d. M. wird allen Anzeichen nach das großartigste Bild dieser 579*
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