Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19000606
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190006065
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19000606
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-06
- Monat1900-06
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4318 Nichtamtlicher Teil. ^ 124, 6. Juni 1900. Wickelung des Verkaufs autorisierter amerikanischer Ausgaben von englischen und anderen europäischen Werken hat sich auch in Großbritannien und auf dem europäischen Kontinent eine Entwickelung des Vertriebes von autorisierten Werken amerikanischer Autoren gezeigt. Mr. Putnam sprach seine Meinung dahin aus, daß das gegenwärtige Gesetz geändert werden sollte: 1. durch Verlängerung der Schutzfrist zum mindesten auf die Lebenszeit des Autors und auf weitere dreißig Jahre nach seinem Tode und 2. dadurch, daß die NanulaoturivK olanss sdie Bedingung, daß ausländische Bücher in Amerika gesetzt und gedruckt werden müssenj aus dem Gesetz entfernt wird. Er fügte folgendes hinzu: »Da es wahrscheinlich einiger Zeit bedürfen wird, bevor irgendwelche Aenderung in betreff der Llsuukaoturwg olaurs durchgesetzt werden kann, so sollten unverzüglich Schritte gethan werden, um die ihr entstammende Verstimmung zu beseitigen, die zur Zeit bei europäischen Autoren herrscht, deren Werke die Uebersetzung fordern. Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien haben die Rechte ihrer einheimischen Autoren auf die amerikanischen Autoren ausgedehnt, während die Vereinigten Staaten den Autoren dieser Länder keine Rechte eingeräumt haben, die nur einigermaßen gleichwertig wären. So lange die Aanu- küvinriiiA olkwss und die Bedingung des gleichzeitigen Er scheinens beibehalten wird, sollte das Gesetz Bestimmung treffen, daß Ausnahmen wenigstens von der Forderung des gleich zeitigen Erscheinens gemacht werden dürfen, wenn ein Original werk in einer fremden Sprache herauskommt. Ein solches Werk sollte mit einem englischen Titelblatt und mit zwei Exemplaren des Originaltextes, die für Zwecke der Identifi zierung hinterlegt werden, für das Oop^rigbt regelrecht ein getragen werden können. Es könnte bestimmt werden, daß innerhalb einer begrenzten Zeit — sagen wir: zwölf Monate nach dem Tage der Registrierung — die Veröffentlichung in englischer Uebersetzung erfolgt, eine Auflage gedruckt sein müßte, und zwar in Gemäßheil der Ng.nnkaotur1n§ vlanss von solchem Tppensatz, der innerhalb der Vereinigten Staaten hergestellt ist. Zehn Jahre neuester Kunstrichtung. Am 30. Mai hielt Herr Hofrat Professor Schreiber, der Direktor des Leipziger Museums, in der Typographischen Gesellschaft zu Leipzig einen Vortrag, der sich in seinen Aus führungen als hochbedeutsam für unser gegenwärtiges Kunstleben erwies. Der Herr Vortragende, der ganz auf dem Boden der modernen künstlerischen Bestrebungen steht, brachte sein schwieriges und interessantes Thema in so anschaulicher, klarer und über- eugender Weise zum Vortrag, daß er den uneingeschränkten Bei all seiner zahlreichen Hörerschaft erntete. Der Herr Vortragende stellte sich auf den Standpunkt eines Kunstwarts, der einen Rückblick über unser letztvergangenes Kunst leben und einen Ausblick in die Zukunft thut, und führte etwa folgendes aus: Wir leben in einer Zeit der toten Stile. Die alten Stile der Vergangenheit bestehen nebeneinander, und daneben erblüht und lebt noch eine ganz neue, -moderne- Kunstrichtung. Das war früher nicht der Fall. Wenn ein Stil abgelöst wurde von einem neuen, so war er abgethan und vergessen. Heute sind unsere Künstler bestrebt, das Brauchbare aus den alten Stilen heraus zuschälen und entsprechend unseren neuen Anschauungen zu ver wenden. Herr vr. Jessen griff in seinen vorjährigen Vorträgen auch auf die alten Stile zurück und stellte fest, daß es eine klassische Kunst der Vergangenheit giebt — aber auch eine klassische Kunst der Gegenwart. Es giebt nicht nur eine verschiedene Aus legung der Stile, sondern diese laufen jetzt ineinander über. Cs ist von großer Bedeutung, was in den letzten Jahren im Kunstlebcn vor sich ging. Die Bestrebungen und Anschauungen, die in der großen Kunst sich Bahn gebrochen haben, sind auch Be dingung für die Spezialkunst — hier die Buchkunst. Beginnen wir mit einem Rückblick auf das vorige Jahrhundert. Am Anfang desselben haben wir das Barock, eine in ihrer Rein heit und Schönheit einzig dastehende Kunstform, die sich als selb ständiger Stil behauptete. Das Rokoko schloß die Zeit der großen Stile. Cs folgten der Zopfstil, das Empire, und in unserem Jahrhundert hatten wir die verschiedenen Wiederholungen früherer Kunstrichtungen, wie Griechisch, Romanisch, Gotisch, Renaissance. In den siebziger Jahren wird das Bestreben unserer Künstler ernsthafter. Zur Schaffung eines bestimmten Stils sucht man nach Vorbildern und kommt dabei auf die deutsche Renaissance. Aber auf die Dauer ist dies alles doch nur Nachahmung. Die Jahre 1886—88 sind von großem Einfluß auf unsere Kunstbestrebungen infolge der verschiedenen Kunstausstellungen, die während dieser Zeit veranstaltet wurden; aber was man dort an modernen Regungen sah, war keine deutsche Kunst, sondern ausländische: belgische, französische, englische. Diese fremde Kunst sah man und begann sie nachzuahmen. Seit 1890 fängt nun eine Bewegung in Deutschland an, in der sich die neuen künstlerischen Auffassungen in rascher Folge über stürzen. Der neu auftauchende Stil wird von den einen mit Be geisterung ausgenommen, während ihm die anderen mit Abneigung begegnen. Herrschte bis 1890 die Renaissance mit ihrer reichen Architektur, dem vollen Rahmenwerk, so strebt man jetzt nach Einfachheit und malerischer Wirkung. Das war und ist gewisser maßen die Grundidee der jetzigen Kunstanschauungen. An verschiedenen Plakaten über Kunstausstellungen zeigte nun der Herr Vortragende die Entwickelung nach der neuen Stil richtung. Auffällig ist neben der veränderten Malweise auch das Bestreben, die Schrift zu modernisieren. Auf diesem Gebiete geht besonders bahnbrechend Max Klinger voran. — Während also unsere Künstler 1893 noch in der Renaissance befangen waren, machte sich 1894/95 bereits eine bedeutende Bewegung nach vor wärts bemerkbar. Die jüngeren Kräfte unter den Künstlern trennten sich von den älteren; aber was sie schufen, war noch kein neuer Stil, sondern ein Nachahmen ausländischer Einflüsse, das besonders gestützt wurde durch die englische Zeitschrift -Vbs 8tuäio-, die eigentlich nichts weiter zu fördern bestrebt war, als englische Kunst im Sinne der altenglischen Kunstformen. Da beginnt auch bei uns in Deutschland 1895 ein neuer Abschnitt; es regt sich das Gefühl für einen neuen Stil. Als erstes Ergebnis dieser Bewe gung erscheint der -Pan-, der ja freilich sehr oft ganz besondere Wege ging. In München und Dresden zeigen sich die ersten Erzeugnisse dieser Art. Auch in Wien geht es mit Sturmeseile auf diesem neuen Wege vorwärts, wo besonders durch die Zeitschrift -Vor saoruw» dem neuen Evangelium der Boden bereitet wird. In Darmstadt ist es die -Deutsche Kunst und Decoration-, in München die -Decorative Kunst-, die bahnbrechend wirken. Die neue Kunst fordert nun nicht nur die kunstgemäße An wendung der Linien und Formen, sondern den Rhythmus, den Einklang der Zeichnung und der Räume zu einander. Bei einer Buchseite z. B. ist also nicht nur die Schrift, sind nicht nur die Zierstücke, die dabei Verwendung finden, zu berücksichtigen, sondern auch die Räume, die zwischen den einzelnen Gruppierungen und Zeilen liegen, genau nach künstlerischen Gesetzen abzuwägen. Auf der richtigen Verteilung des Raumes beruht jedes Kunstwerk, das Raumverteilungsgesetz aber wechselt mit jeder Epoche. Jetzt treten auch diejenigen Künstler auf den Plan, die sich -Präraffaeliten- nannten und die eine Kunst nachzuahmen suchten, die vor der Zeit Raffaels lag, die ihre Vorbilder aus alten ita lienischen Kunstwerken entnahmen. Das sind die Darstellungen, die sich in jenen eigentümlichen Frauengestalten Hervorthun mit den schmalen langen geisterhaften Gesichtern, den mächtigen Haar wülsten, dem dürren Gefüge der Leiber und den langen Gewändern. Wie man sieht, regen sich zu dieser Zeit die Geister gewaltig; es ist ein Stürmen und Drängen in der Kunst wie nie zuvor, man sucht immer aufs neue Stile zu schaffen, indem man die alten ausgiebt und neuen Ideen Thür und Thor öffnet. Aber es giebt nur wenige, die die neue Bewegung richtig begreifen. Bei dem Studium der modernen, auf alten Vorbildern auf gebauten Kunstwerke fragt es sich nun: Ist es denn notwendig, daß man den alten Stil so anwenden muß, wie er ursprünglich erfunden ist? Nein, das ist nicht der Fall. Ein Architekt kann z. B. ein Gebäude im Geschmack der Antike bauen und doch neue Züge hineinlegen, man muß eben den neuen Stil im Sinne der alten Kunst anwenden. Unser deutsches Buchgewerbehaus in Leipzig ist das glänzendste Zeugnis hierfür; es stellt eine gereinigte, veredelte Renaissance dar bei feinster Empfindung für die alte Kunst. Jede Kunst hat für ihre Zwecke eine eigene Dekorations weise, so auch unsere neue; aber es ist sehr schwer, diese zu lernen und richtig zu begreifen. Wie soll man auch den neuen Stil kennen lernen, da er nicht in den Schulen gelehrt wird? Er ist eine, wenn man so sagen darf, eigentümliche Geistesepidemie, eine Bewegung, die alle ergreift und die bei allen dieselbe Empfindung hervorruft, die aber keiner recht erklären kann. Dieser neue Stil ist auch verschieden ausgeprägt in München, in Berlin, in Darm stadt, in Wien, man kann beinahe von einer Münchner, oder
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder